Tagebuch

Der 4. Teilabschnitt unser Via/Alpina Alpenueberquerung
8. 7. 2020 - Erster Tag
Kanderstag-Doldendornhütte
Den Einstieg wählten wir in Kandersteg. Kandersteg ist ein Verladeort für PKW, die durch den Berg ins Wallis fahren. So spart man sich den Weg um die Bergkette.
Wir haben im Oktober hier eine Nacht übernachtet, als wir das Jungfrauengebiet umrundeten. Hierher kamen wir von der Griesalm und zwar auf dem Panoramaweg bei Regen und Schnee in den Bergen, der eine Passüberquerung unmöglich machte. Dadurch verpassten wir aber einen Juwel auf der Route, den Oeschinensee. Das galt es nachzuholen und so war der Einstieg logisch, zumal Kandersteg auch so ziemlich der via Alpina westlichste Ort bisher war.
Anreise mit dem Auto. Besondere Zeiten, besondere Maßnahmen. Corona bestimmt unser Leben nun schon einige Monate, obwohl wir hier in der Schweiz eigentlich wenig davon merken. Positiv fällt auf, dass die Hütten weniger belegt sind, also wir nicht so viel Mitschläfer haben.
Heute sind es zwei junge Mädchen aus der Schweiz. Die Schweizer leiden auch wirtschaftlich unter Corona. 1, 7 Millionen Chinesen werden in diesem Jahr die Schweiz nicht besuchen, sie werden nicht 300 Euro pro Tag ausgeben. Es werden Milliarden fehlen in der Touristikbranche. Wir stopfen das Loch ein wenig, aber eigentlich nicht wirklich. Obwohl die Strecke durch die Schweiz die wohl teuerste ist *pro Tag / Ausgaben.
Wir buchten also ein preiswertes Hotel in Kandersteg, wo wir auch unser Auto stehen lassen könnte. Billig ist in der Schweiz nichts, denn auch für den Parkplatz müssten wir zahlen.
Die letzte Nacht vor dem Start verbrachten wir im Hotel „Des Alpes“ am Müggesee. Der Müggesee hatte auch sein Blesshuhn, sogar eine ganze Familie mit Nachwuchs. Pünktlich um Neun Uhr nach einem reichlichen Fr[hast[ck begaben wir uns auf den Weg zum Oeschinensee, der perle von Kandersteg. Am ersten Tag hieß es warm werden. Einlaufen, da kam die Seilbahn nicht in Frage. Es waren etwa 1, 5 Stunden bis zum See. Schöner Weg durch den Wald bei sonnigen Wetter. Wir brauchten zwar etwas länger aber der Kreislauf kam in Schwung. Am See lief ich noch bis zum anderen Ende, dort wo die Wasserfälle sind. Toma wartete über eine Stunde auf mich. Ich kam mit einigen schönen Aufnahmen zurück.
Zur Doldendornhütte unserem heutigen Tagesziel mussten wir noch einmal mehr als die Hälfte absteigen und dann noch einmal fast 600 Höhenmeter machen. Aber es war ein schöner Weg, der sich erst an eine senkrechte Wand heranschlich und dann in der Wand die Passagen ausnutze, die man gehen konnte ohne zu klettern. Ein paar Passagen waren gesichert. Es ging mehrmals über Wasserfälle. Auf 1935 Metern empfing uns die erste Hütte unserer Wanderung. Die Tochter der Hüttenleute empfing uns mit einem Schwall Schweizerdeutsch, den ich nach einer Weile unterbrach, worauf sie problemlos in verständliches Deutsch wechselte. Wir bekamen ein Zimmer mit zwei Schweizer Mädchen zugewiesen. Wie bereits gesagt, die Hütten sind nicht voll belegt und die Schlafgelegenheiten recht großzügig zugeschnitten (immer mit Freiraum) Auch die Tische werden familienweise besetzt. Die Hütte liegt wie ein Adlernest am Felsen und man / wir haben einen wunderbaren Blick auf den Oeschinensee, der wie ein Smaragd, grün funkeln unter uns liegt. Die Umgebung der Hütte ist voller Blumen. Ich werde mich gleich noch einmal aufmachen und zum Sonnenuntergang ein paar Blümchen mit Bergen oder in den Bergen fotografieren.
Und schon gab es etwas zu fotografieren. Der Nebentisch sprang auf und schaute in den Himmel, wo ein Bartgeier seine Kreise zog. Majestätisch und eben als riesiger Vogel.
Ich dachte erst ein Paragleiter segelt erneut über unsere Hütte, es war ein Greif, ein großer Greif. Naturmäßig hatten wir heute eine Begegnung mit einer Kröte mit vielen Schmetterlingen, die am Ufer des Sees Mineralien tankten. Ein Tannhäher flog vorbei und viele, viele Blumen säumen unseren Weg und auf ihnen tummelten sich alle möglichen Insekten und Schmetterlinge. Die Schweizer Armee trainiert trotz Corona, naja in einem Abfangjäger sitzt man wohl auch allein.
9. 7. 2020 - 2.Tag
Doldendornhütte – Schwarenbach Hotel – kurz vor dem Gemmipass
Heute haben wir ein eigenes Zimmer, schlafen abgetrennt von allen anderen Menschen dieser Welt. Welch ein Privileg. Auch eine warme Dusche, noch ein Kriterium um sich zu den reichen, wohlhabenden Menschen dieser Welt zu zählen. Und wir sind mehr als 17 km gewandert, haben fast einen Kilometer Höhe überwunden, bei schönem Wetter, was uns zu den Privilegierten gehören lässt, die das noch in unserem Alter vermögen. Schaut man sich um in der Schweiz, sieht, wen man auf der Wanderung begegnet, so sind es jedoch vor allem Menschen in unserem Alter oder älter. Aber eben nur Schweizer. Als Ausländer sind wir eher eine Ausnahme. Auf der Hütte haben außer uns nur Schweizer übernachtet. Heute sieht es schon etwas gemischter aus.
Beginnen wir mit der vergangenen Nacht. In unserem Zimmer schliefen zwei Mädchen aus Luzern, die für eine Nacht sich aufgemacht hatten, in der Hütte zu übernachten. Sehr ruhige Zeitgenossen. Ich hatte mir den Wecker für 2 Uhr gestellt und wollte die Milchstraße fotografieren. Die Voraussetzungen waren so schlecht nicht. Klarer Himmel, fast keine Wolken, keine Lichtverschmutzung (menschlich gemachte), die Temperaturen in der Höhe nicht all zu kalt. Toma weckte mich, da ich den Uhrwecker nicht gehört hatte. Ich quälte mich aus unserer Familienkuhle (unser Nachtlager) heraus, zog mich an und verließ die Hütte, machte das Licht aus und ließ die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Perfekt. Als einzigen Luxus, den ich mir erlaubt hatte, was das Gewicht des Rucksacks betraf, war das Sony 20mm 1. 8 Objektiv. Es kam zu seinem ersten Einsatz.
Die ersten Bilder gingen daneben, da ich zwar händisch unendlich eingestellt hatte, das Objektiv aber schon davor auf Unendlich fixierte.
Ein Umstand machte mir aber einen Strich durch meine Rechnung. Der Mond. Obwohl nicht zu sehen, war er doch hinter den Bergen (im Wallis) am Himmel und die absolute Dunkelheit war dahin. Die Milchstraße wird wohl nicht geworden sein, zumal sie ja im Süden zu sehen sein soll. Viele Sterne waren zu sehen. Auch das Tal, Kandersteg unter uns war ein paar Bilder wert. Ich denke, die Stunde in der Nacht hat sich gelohnt. Später zogen dann recht schnell Wolken auf und verdeckten die Sterne, zumindest teilweise.
Da es recht warm war und ich nicht müde, war es wunderschön, allein auf fast 2000 Meter allein vor der Hütte zu sitzen und die Sterne zu bewundern.
7. 10 Uhr wachte ich auf. Es gab ein recht spärliche Frühstück, eher für Diät geeignet. Was wir aber erst später bemerkten, man konnte alles nachordern.
Also diätmäßig gesättigt, brachen wir wieder 9. 00 Uhr auf und stiegen durch herrlichen Wald, Blumen, über Blumen, die hier oben keine Kühe oder Schafe abfraßen, begleitet vom Gesang der Vögel, die so eine Umgebung natürlich zu schätzen wussten. Bergauf kamen uns schon viele Schweizer entgegen, die einfach mal so auf die Hütte wollten, denn übernachten auf der Hütte tun nur die Wenigsten.
Ach so zu den Bequemlichkeiten der Hütte: Es gab ein Lager, dass durch mehrere Türen geteilt war. Toilette, sehr sauber, außer Haus, ebenso die Waschgelegenheiten. Tee für unterwegs gab es umsonst. Das Abendbrot war nicht schlecht, auch hier gab es genug Nachschlag, falls die Diät es nicht verbot. Sogar ein vegetarisches Essen für Toma!
In zwei Stunden waren wir wieder in Kandersteg und machten eine kurze Schlemmerpause im Café. 12. 00 Uhr begann der Anstieg. Etwa 4- 4, 5 Stunden waren angegeben. Wir hielten uns daran. Zu Fuß zur Seilbahn, diese wörtlich links liegen lassen, und schon ging es sehr steil rauf. Letztes Mal im Oktober haben wir diese Erfindung genutzt. Heute hatten wir Zeit und wollten das Bergaufgehen bei Hitze voll auskosten (klingt wie auskotzen). Es lief besser als gestern. Zumindest bei mir.
Mich störte es nicht einmal, als uns die Seilbahn über unseren Köpfen schwebend, überholte. Ein wenig enttäuscht war ich dann trotz aller mentalen Vorbereitung von dem Plateau, das nach der Bergstation, begann. Im Oktober tauchten wir damals in den Winter ein, in einen sonnigen Wintertag mit Neuschnee, der die Landschaft verzaubert hatte. Der Zauber war jetzt weg. So what. Es gab als Ersatz viele schöne Blumen.
Jetzt geht es zum 4 Gänge-Menü! Ende mit Labern.
10. 9. 2020 - 3. Wandertag
Schwarenbach – Engstligenalp
Wir hatten viel Zeit im Hotel Schwarenbach. (gestern)
Vom Fenster aus sahen wir eine Hubschrauberrettung. Kein Schwerverletzter, aber der Hubschrauber musste in der Nähe einen Landeplatz finden, was gar nicht so einfach war. Irgendwie haben die beiden Rettungsassistenten den Verletzten dann in den Hubschrauber bekommen und sind davon geflogen. Ich glaube, der Patient war nicht mehr gehfähig.
Wir sind also in der Engstligen Alp angekommen, als letzte Übernachtungsgäste und das 14. 30 Uhr, also so früh, wie noch nie. Obwohl es heute nur 4,5 Stunden waren, gab es doch so einige Highlights. Aber davor noch der Bericht von der vergangenen Nacht. Viel besserer Abend, denn diesmal habe ich gewartet bis es ganz dunkel war, so eine Stunde nach Sonnenuntergang, besser 1,5h und dann die Milchstraße fotografiert. Die Möglichkeit bot sich direkt vor der Hütte, obwohl das Hüttenlicht etwas störte. Der Mond ging gestern erst kurz vor Mitternacht auf, sodass ein kleines Zeitfenster von völliger Dunkelheit bis zum Mondaufgang verblieb. Bis dahin übte ich schon mal, damit die Schärfe stimmte. Es war gar nicht so einfach, die Milchstraße am Himmel zu entdecken. Der Himmel war voller Sterne und ich erwartete sie direkt im Süden. Das war aber nicht der Fall. Erst als es richtig dunkel wurde schält sie sich heraus und ganz sicher war ich dann, als ein Foto die Umrisse so ziemlich deutlich zeigte. Na dann gab es aber kein Halten mehr. Fotos, Fotos, Fotos…
Und das wirklich Verwunderliche, man könnte sie ohne Bearbeitung schon auf dem Display sehen. Ein paar kleine Wolken am südlichen Himmel vervollkommnen das Bild noch, da sie von Licht der unter ihnen liegenden Stadt Leukerbad beleuchtet wurden. Ich hoffe mal, dass der erste Eindruck am kleinen Fotodisplay nicht täuscht. Oft sind dann die Aufnahmen am PC weniger gut rüber gekommen.
Vorab werde ich versuchen eine Aufnahme von der Kamera auf das Handy zu beamen. Ich war also der Letzte, der gestern im Hotel zu Bett ging. Doch gegen 23. 30 Uhr erschien Toma in der Eingangstür und suchte mich. Ich war begeistert, endlich hatten auch sie die Sterne in ihren Bann gezogen. Denkste. Sie war aufgewacht und das Bett neben ihr war leer. Also Mann suchen, den Verrückten, der die Sterne fotografiert. Doch als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, schien auch ihr der Himmel zu gefallen. Er war wirklich sternenübersät. Und es war auf über 2000 Meter nicht kalt. Die Sonne hatte tagsüber das Tal aufgeheizt. Man könnte noch viel über die Sterne schreiben, wie die Satelliten über den Himmel ziehen oder die Sternbilder sich bewegen, was in den Bergen schön zu sehen ist, da man horizontal und vertikal Bezugspunkte hat…
Das Frühstück war dazu gedacht, die gestrigen Kaloriendefizite aufzufüllen. War gut. 9. 00 Uhr, Punkt 9. 00 Uhr, gingen wir los. Der Anstieg begann gleich neben dem Hotel über einen blumenreichen Hang bei herrlichem Sonnenschein, der aber noch nicht so stark war, dass die Hitze uns zu schaffen machte. Heute gab es noch steilere Passagen beim Aufstieg als gestern. Nach 2 Stunden stetigem Anstieg machten wir eine kleine Pause. Kurz danach kam der erste Pass, der erste Pass im Urlaub. Es sollte aber nur ein ganz kleiner Grat werden, den wir sofort wieder verließen und uns an einer Steilwand, an deren Ende, wo die Wand, der Fels in einen steilen Abhang überging, entlanghangelten, an Stahlseilen festhaltend, da der Pfad sehr schmal war, der Abgrund dafür umso tiefer, in den man gestürzt wäre, hätte man den Fuß zu weit nach rechts gesetzt. Nach diesem Nervenkitzel quetschen wir uns zwischen Schneefeld und Wand durch. Das Schneefeld bedeckte den Abhang, der steil zu unserer Rechten ins Tal abfiel. Als ich die Seilsicherungen sah, wollte ich verbal schon umkehren, doch es war halbwegs ertragbar. Als wir von der Steilwand etwas weggekommen waren, begannen die Schneefelder unseren Weg zu versperren. Umgehungen oder Überquerung waren angesagt. Es ging immer noch bergauf. Im Tal, übrigens ein sehr schönes menschenleeres Tal, pfiffen die Murmeltiere ohne dass wir sie sahen.
An uns vorbei, besser über uns hinweg, huschten die Alpendohlen, perfekt die Thermik nutzen. Es war ein riesiger Schwarm. Na und dann unter den Füßen krabbelten die Käfer und Bienen auf den Alpenblumen. Wir wanderten in einem von drei Seiten geschlossener Talkessel auch einen kleinen See gab es. Doch wir mussten an einer der Seiten hoch, aus dem Kessel heraus über eine der begrenzenden Wände. Am Wegweiser stand dann 45 Minuten zum Engstligrat. Wir quälten uns etwa eine Stunde nach oben, machten kurz vor dem Grat eine Pause und erreichten dann überglücklich die Kante, den Grat, von wo wir auch unser Tagesziel sehen konnten. Es war ein sehr breiter, sehr bequemer Grat der auf eine Felsformation zulief, die die nähere Umgebung dominierte und die wir von unserem ersten kleinen Pass bereits in der Ferne gesehen hatten.
Eigentlich alles perfekt. Doch in der Ferne und zwar in welche Richtung wir auch schauten, brüten sich Wolken zusammen. Mir fiel der Wetterbericht ein, der für 13. 00 Uhr ein Blitz angezeigt hatte, also Gewitter. Das ist im Gebirge und speziell auf dem Grad nicht so angenehm. Eine der nicht zu unterschätzende Gefahren. Aber wir hatten es ja noch nicht um 13. 00 Uhr. Wir erreichten den Fels, gingen links an ihm vorbei zu Beginn einen Schutthang entlang, der steil war und kaum einen Fuß breit. Jeder falsch gesetzte Schritt konnte eine sehr unangenehme Rutschpartie einleiten, mit ungewissen Ausgang, wenn man zum Stehen kam. Gut das wir zwei Stöcke hatten, die sehr hilfreich waren auf diesem kaum befestigten Weg. Auch das schafften wir. Die Gefahr war überstanden, als es schon zu grommeln begann. Das Gewitter war auf dem Weg zu uns. Den Regen konnten wir schon in der Ferne sehen. Wir machten kurz Halt, um die Regenjacke anzuziehen, den Fotoapparat im Rucksack zu verstauen. Punkt 13. 00 Uhr, wie der Schweizer Wetterbericht es angekündigt hatte, fielen die ersten Tropfen. Man hätte die Uhr danach stellen können. Es war kein starker Regen, aber besser vorsorgen als nass ankommen. Wir liefen immer noch auf dem Grat, zwar schon weiter unten, aber für den Blitz wären wir noch immer der höchste Punkt. Also hieß es ganz schnell weiter absteigen und weg vom Grat. Da tauchten sie auf. Die größte Gefahren in den Alpen. Jedes Jahr gibt es mehrere tödliche Unfälle beim Aufeinandertreffen der Wanderer mit ihnen. Und sie tauchten auf, und versperren uns den Weg. Auf dem Grat. Also wo es nicht viel links noch rechts Platz gab, um vorbei zu gehen. (Was ja so einen Grat auszeichnet.)
Oben der liebe Gott, vor uns die Hörner, viele Hörner, die uns alle entgegen gerichtet waren. Doch wir mussten vorbei, einen anderen Weg gab es nicht. Links am Zaun lagen die Kälber, auf dem Weg die Hörner und rechts der Abgrund. Ich entschloss mich rechts vorbeizuschleichen und vertraute auf die Intelligenz der Kühe, da sie sich ja selbst nicht in den Abgrund stürzen würden, und wenn, würden wir beide draufgehen. Toma hatte Panik und ich könnte sie nicht überreden, die Umgehung mit mir zu wagen. Wahrscheinlich schauten die Kühe mich zu furchterregend an. Geschafft. Es war gezeigt, wie es geht. Doch Toma war es immer noch ungeheuerlich. Es galt sich also zu entscheiden, welchen Tod man sterben wollte. Den Gewittertod oder vom Tritt der Kuh oder dem Sturz in die Tiefe. Wie Frauen so sind, sie können sich nicht entscheiden. Letztendlich ging sie an der rechten Seite vorbei und war völlig aufgelöst, als sie die Kühe passiert hatte. Immer noch donnerte der Zeus über uns und Toma sah sogar Blitze. Ich hätte was gegeben dafür, sie zu sehen. Nach einem kurzen Endspurt hatten wir auch den Grat passiert und liefen am Hang zur Hütte runter.
Eine kurze intensive Wanderung. Wunderschön ist es in den Bergen. Jetzt ziehen die Wolken an meinen Augen vorbei, über den Grat, den wir überschritten hatten und hüllen ihn ab und zu in feuchten Nebel.
Wir übernachten heute an den zweitmächtigsten Wasserfällen der Schweiz. Nach dem Abendbrot müssen wir sie uns anschauen!

11. Juli 2020 - 4. Wandertag
Engstligenalp – Lenk
Wieder übernachteten wir auf etwa 2000 Meter Höhe. Davor unternahmen wir noch einen gemütlichen Abendspaziergang, um uns den oberen Teil der Engstlinger Wasserfälle anzuschauen. Der Spaziergang wurde nur eingetrübt von den Begegnungen mit den (blöden) Kühen. An Sterne war nicht zu denken. Die Wolken wurden immer dichter und sanken in den Talkessel, wo wir uns im Hotel befanden. Der darauffolgende Regen störte unseren Schlaf nicht, Sterne gab es nur im Traum zu sehen. Obwohl wir schon 7.30 Uhr im Restaurant am nächsten Morgen erschienen, Frühstück gab es erst ab 8.00 Uhr. Man konnte sich sogar etwas mitnehmen. Wir machten ganz bescheiden Gebrauch davon. 9. 00 Uhr, wie nun schon gute Tradition, waren wir abmarschbereit, wären da nicht Tomas Stöcke noch im Zimmer gewesen. Vor uns liefen die zwei Schweizer, die auch gestern schon denselben Weg gemacht hatten. Es ging die ersten Kilometer flach im Talkessel entlang eines mit Milchkannen markierten Weges, ein sehr origineller Einfall. Dann aber 550 Meter unerbittlich bergauf. Bereits beim Losgehen mussten wir die Regenbekleidung anziehen, da noch etwas Restregen aus den Wolken tröpfelte. Genug, um gut nass zu werden. Bergauf störte die Pelle dann aber, denn wir kamen dadurch ins Schwitzen und die Wärme konnte nicht so einfach abgeführt werden. Also Schwitzen im kühlen Regen. Toma wollte unbedingt den Schweizern auf den Fersen bleiben, damit sie sich bei einer Begegnung von Kühen, die hier auf der Hochebene zu Hauf rumliefen, hinter drei Männer verstecken könnte. Doch die Schweizer hielten den Abstand zu uns, den sie vor uns losgegangen waren. Da sie aber nicht einholbar waren, blieb nur ich. Und hinter mir kann man sich nicht richtig gut verstecken. Durch Tomas hohes Tempo kamen wir gut voran. Ab und zu musste ich ein paar Fotos machen, was uns so unter den Füßen herumkrauchte. Alpensalamander, kleine schwarze Tierchen, krabbelten unentwegt auf unserem Weg herum. Ich habe 16 Exemplare während des Aufstiegs gezählt. Wir rannten also den Berg ohne Pause hoch und unterboten die angegebene Zeit mit 10 Minuten. Wow. Oben auf dem Grat bot sich uns ein phantastischer Blick zurück in den Kessel der Engstligenalp, nach vorn auf die schneebedeckten 3000ender mit ihren Gletschern und ins Ammertental. Wir standen auf dem Ammertenpass nicht lange, da es noch nieselte, aber auch die Sonne schaute ab und zu durch einige Wolkenlücken. Der Abstieg war als ein Bergwanderweg ausgezeichnet. Der Prospekt heute im Hotel schreibt dazu: „Alpine Route für geübte, trittsichere und schwindelfreie Berggänger. Abstieg durchs wildromatische Ammertental. Hundeverbot“. Gut das der Weg nicht wusste, dass ich nicht schwindelfrei bin. Merkt man doch an meinen Berichten. Die Schweizer hatten gesagt, dass wir den Weg gehen könnten, da wir ja gestern die schmale Stelle auf der abschüssigen Schutthalde gemeistert hätten. Ja, es waren einige Stellen, wo wir den Popo zu Hilfe nahmen, zusätzlich zu den Stöcken, die an manchen Stellen auch störten, wenn man sich besser abstützen oder klettern wollte. Aber Stöcke in den Rucksack, Stöcke aus dem Rucksack ist auch zeitraubend. Wir schlichen uns also über die schwierigen Stellen hinweg, die für den Aufsteigenden bestimmt kaum schwierig gewesen wären, aber der Abstieg hat eben immer wieder seine Tücken. Nach drei Stunden machen wir die erste kleine Pause im Ammertental. Ein wirklich schönes Tal, mit Wasserfällen und tosenden Gebirgsbächen, die aufgrund des nächtlichen Regens ordentlich Wasser führten und tosend, lärmend sich ins Tal stürzten. Heute hatte ich das Mikro eh nicht drauf, da es regnete und ich das Mikro nicht dem Regen aussetzen wollte. Aber es war ja laut genug, bzw. leise Geräusche hätte das rauschende Wasser sowieso geschluckt. Kühe gab es beim Abstieg nicht, aber ein paar eingezäunte Schafe gab es dann doch. Und vor denen hatte Toma keine Angst. Obwohl wir an vielen Murmeltierehöhlen vorbeikamen, blieben doch die Pfiffe aus und wir sahen auch keine. Aber Blumen säumen wieder unseren Weg, viele schöne Blumen.
Es ging bergab, bergab, und bergab.
Da es sehr viel zu Fotografieren gab, es aber auch ab und zu tröpfelte, verschlossen ich das Objektiv immer mit dem Deckel, bis er mir aus der Hand glitt und den Hang hinter rollte, rollte, rollte bis ich ihn nicht mehr sah. Weg. Mich würde schon interessieren, wie lange ein Deckel unter Versuchs-bedingungen im Gras oder über kleine Steine rollt und nicht umkippt. Wahrscheinlich wurden seine Rolleigenschaften optimiert und so ein kleines Plastikpressding ist deshalb so teuer. Es ging also bergab, leider für uns zu Fuß, nicht rollend. Als wir schon in ein Gebiet vorgestoßen waren, wo es sogar schon Häuser gab, Berghütte, zeigte der Wegweiser immer noch über 2 Stunden bis nach Lenk und wir hatten schon 1000 Meter, tausend Höhenmeter seit dem Pass hinter uns. Glücklicherweise beschwerte sich keiner, dass die Knie wehtaten. Aber die Muskeln hatten heute einiges zu leisten. Ich tippe, dass wir morgen Muskelkater haben werden. Unser Weg führte uns wieder an Wasserfällen vorbei, mal abgesehen von denen die das Ammenertal schmücken und die wir beim Abstieg an den Bergen hinuterrauschen sahen. Den Simmefällen. Eine Schweizer Attraktion. Ähnlich der des Lichtenhainer Wasserfalls in der Sächsischen Schweiz (bitte googlen, falls nicht bekannt !).
Wir bestaunen mit vielen Schweizern also, wie das Wasser fiel und hatten dann noch eine stramme Stunde zu laufen, bis wir in Lenk waren. Immer an der Simme entlang. In Booking.com hatte ich mir die Tenne als Hotel für diese Nacht herausgesucht. Wir fanden es einfach ein wenig oberhalb des Bahnhofs. Ein sehr alter Herr, der gerade die gewaschene Bettwäsche von der Leine nahm, der Besitzer des Hotels, das zum Verkauf steht, gab uns ein Zimmer und wir genossen eine heiße Dusche wie eine teure Spa-Anwendung. Leider gab es, wahrscheinlich dem Alter des Besitzers geschuldet, kein WLAN, überhaupt kein Internet.
Leistungen des Tags: 18 km gelaufen, 565 Höhenmeter, 1400 Meter im Abstieg.
Vor dem Hotel Krone, auf dem Kronenplatz, aßen wir Abendbrot, zwei vegane Vorspeisen Toma und ich ne Pizza Hawaii.
Jetzt schau ich noch mal wie die Sonne unter geht, hinter dem Berg ist sie ja schon lange verschwunden. Sterne heute Fehlanzeige.
12. 07. 2020 – 5. Wandertag
Lenk – Lauenen
Das Hotel stand zum Verkauf. Die Tenne. Der Inhaber, ein alter Herr, den wir beim Wäscheabnehmen antrafen, als wir nach einem freien Zimmer fragten, bewirtschafte sein Hotel ganz alleine, zumindest sahen wir außer ihm niemanden. Der Bericht war geschrieben und ich schaute am Abend noch einmal nach den Sternen und da schien doch etwas zu gehen. Und es ging noch etwas. Aber man muss eben Geduld haben. Am besten werden die Bilder so gegen Mitternacht. Dann weiß man wo die Milchstraße ist, die dunkelblaue Phase des Himmels ist vorbei und die Augen haben sich daran gewöhnt. Diesmal gab es doch noch einiges an menschlichem Fremdlicht und die Wolken waren auch noch zum Teil am Himmel. Ich schreibe das, mit der Hoffnung, dass es heute Abend besser wird, denn die Bedingungen sind fabelhaft. Die Aufnahmen kann ich direkt von unserem Balkon machen. Er ist nach Süden ausgerichtet, bietet einen phantastischen Panoramablick auf die Berge. Die kleine Sony läuft schon den ganzen Abend und nimmt das Dunkelwerden auf, im Zeitraffer.
Also heute ging es 9.15 Uhr los, noch immer im akademischen Viertel von 9.00 Uhr. Der Himmel war blau und fast wolkenlos. Es würde also ein wärmerer Tag werden. Ich füllte zum ersten Mal meinen Kamelsack mit Wasser. Nach einer halben Stunde Weg durch die Stadt / das Dorf Lenk, betraten wir die herrliche kleine Schlucht, ein Wanderweg für Familien mit Kindern schön hergerichtet. Entlang des die Schlucht durchschneidenden Baches, der des Öfteren als Wasserfall zu Tale stürzte quälte wir uns nach oben. 1000 Höhenmeter waren bis zum Trüblipass zu überwinden. Die Schlucht und der Wald in ihr spendeten ausreichend Schatten, so dass die Sonne uns vorerst nichts anhaben konnte. Kinder hätten ihren Spaß gehabt, denn es gab immer neue Aufgaben und Rätsel zu lösen, wirklich ein sehr kreatives Wandererlebnis. Als es dann aus dem Wald herausging, über die Almwiesen nach oben zum Pass boten sich schöne Blicke zurück, zurück auf den Weg, den wir gekommen waren. Weiter oben war sogar das Schreckhorn und der Eiger zu sehen, übrigens aus einer Perspektive, die zumindest hätte man das Schreckhorn als Matterhorn wahrnehmen können. Wir hatten also Sicht bis nach Grindelwald. Die Almenwiesen waren wieder voller Blumen, viele verschiedene und in großer Anzahl. Kühe kreuzten heute nicht unseren Weg. Aber Schafe sahen wir oben auf der Weide. Die Lämmer waren schon aus dem Gröbsten raus und fraßen schon feste mit. Vom Pass dann noch einmal neue Ausblicke, neue Perspektiven, die sich ja einem immer eröffnen, wenn man eine bestimmte Höhe oder Reife erreicht hat. Wir ließen es heute gemütlich angehen, denn es sollten nur 5, 5 Stunden Gehzeit sein, es wurden 6, 5 Stunden und natürlich wieder 18 km bei 1000 Metern nach oben, aber nur 500 wieder nach unten. Unser Hotel, im Übrigen das letzte, was wir vorgebucht hatten, war sehr schick. Das lassen sich die Schweizer bezahlen. Aber es ermöglichte uns auch die Sachen zu waschen, die schon, zumindest bei mir nach Schweiß rochen. Besonders Angstschweiß riecht unangenehm, aber vielleicht ist das nur Einbildung. Jetzt sind sie schon trocken. Abendbrot war lecker und… na ich will mal nicht jammern.
Das Hotel bot auch den Luxus eines großen TVs, wo wir heute Tatort sahen und natürlich den Sonnenuntergang oder besser das Dunkelwerden des Panoramas, auf welches wir aus unserem Fenster schauten.
Die Wolken sind weg. Die Sonne auch. Es wird immer dunkler. In einer Stunde hoffe ich, die Milchstraße auf den Chip bannen zu können.
Heute trafen wir unterwegs übrigens viele Schweizer. Zum einen war Sonntag, zum anderen scheint Lenk ein sehr beliebter Ort und Wandergebiet zu sein. Oben auf einer Almhütte sahen wir einen Thailänder Holz sägen. Die Schweizer holen sich von überall her billige Arbeitskräfte ins Land. Im Service gibt es kaum Schweizer. Österreicher, Deutsche, Slowaken, …
Also dann bis morgen – gute Nacht.
13.07.2020 - 6. Wandertag Montag
(In Russland ist der 13. Montag, wie bei uns der 13. Freitag)
Launen – Gsteig
Also werden wir mal den Tag nicht vor dem Abend loben. Doch bisher lief es ganz gut. Die Sterne in der Nacht waren ein guter Anfang. Ich hatte im Hotel gefragt, ob die Straßenbeleuchtung des Hotels ausgeschaltet wird. Sie wurde zum Teil. Der Teil auf der rechten Seite wurde so beleuchtet, was gar nicht so schlecht für die Fotografie war. Alles andere lief vom Hotelbalkon ab. Zuerst filmte ich eine halbe Stunde den Sternenhimmel und hoffe ganz stark, dass ich die Erdbewegung zu sehen bekomme, wenn ich das Material extrem schneller mache, also auf 5 Sekunden verkürze. Der Film ist okay geworden (wenn man bei ein und demselben Bild von einem Film sprechen kann). Mal sehen wie grieselig er wird. Ich hatte die ISO-Empfindlichkeit auf Automatik und der Kamera erlaubt bis zu 32 000 ISO zu nutzen. Dann noch ein paar Aufnahmen, wobei ich auch hier einige Aufnahmen mit automatischer ISO gemacht habe (bei sonst allen anderen manuellen Einstellungen). Der Vordergrund – der Talkessel des Launenen – Tals ist natürlich schon eine Bank. Ich bin gespannt, was die Nachbearbeitung alles noch ergibt, was aus der Dunkelheit noch herauszukitzeln ist und wieviel ich das Rötliche aus dem Bild herausbekomme.
Das Ganze ist aber etwa so wie die Nordlichter. Mit dem bloßen Auge sieht man es /sie nicht so gut und schon gar nicht so farbig. Wobei ich noch den Sonnenuntergang Modus drin hatte. Mal sehen, was die RAW-Entwicklung ergibt. (Sie ergab ein sehr schönes Bild!)
Wir sitzen im Sozialgebäude (Speisesaal /Kneipe) des Campingplatzes in Gsteig. Er heißt Heiti. Im ersten Stock ist unser Zimmer. Das Gebäude ist ein sehr geräumiges BLOCK-Haus.
Wenn die Nacht auch fototechnisch erfolgreich war, der Morgen lief schief (ah der 13. Montag) Mit dem Wecker aufgewacht, 7.45 Uhr, um uns bis 8. 00 Uhr in Ordnung zu bringen, bzw. auch das Zimmer, da wir das Frühstück auf das Zimmer bestellt hatten, ein kostenloser Service in Corona Zeiten. Wir waren fertig, das Zimmer auch, doch dann warteten wir. Packten noch die Rucksäcke, machten uns dreimal reisefertig, kein Klopfen an der Tür. Auch davor war nichts abgestellt. Jetzt stellte sich zum Hunger auch noch ein gewisser Frust ein. Gestern, bei der Ankunft und der Corona-Einweisung hat man uns dies noch ausdrücklich empfohlen und Toma hatte 8. 00 Uhr angegeben. 8. 30 Uhr gingen wir runter, etwas verärgert. Drei unterschiedliche Bedienungen fragten immer wieder nach unserer Zimmernummer, die sich doch nicht ständig änderte. An der Kaffeemaschine / Teewasserautomaten war eine Schlange und wir bräuchten vielleicht 10 Minuten, bis der Kaffee auf dem Tisch stand. Als dann auch das Frühstück kam, wir schon angenervt, entschlossen wir uns, es doch von unserem Balkon mit der fantastischen Sicht auf die Berge einzunehmen.
Frische Luft, perfekte Sicht, da besserte sich die Laune schon, obwohl ich noch Besteck von unten holen musste. Gut gesättigt machten wir uns auf den Weg. Doch es war schon 9. 30 Uhr. Wetter blendend, Sonnenschein, noch eine angenehme Morgenfrische, perfektes Wanderwetter. Es ging entlang des Flusses zum Lauenensee. Der Weg von Launen nach Gsteig führt nicht über diesen Umweg. Aber der See sollte schön sein und da heute bis Gsteig laut Tourenbeschreibung weniger als 3 Stunden veranschlagt waren, konnten wir diesen Umweg verkraften. Wir gingen den schönen Weg, geschmückt mit Schnitzereien. Am See bogen wir nach rechts ab, da Gestein nicht ausgezeichnet war. Nach kurzer Distanz kam uns eine Schweizerin entgegen und Toma sprach sie an. Es war eine ältere Dame, 75 Jahre alt, wie wir im späteren Gespräch erfuhren. Sie erklärte uns den Weg, der aber in ihre Richtung ging (wir mussten umkehren) und wir liefen also gemeinsam im Uhrzeigersinn um den Lauenen – See. Sie ging zum Schwimmen im See. Im Sommer hier – wie ich verstand - im Winter in Zürich. Als wir an einem kleinen Häuschen am See vorbeikamen, bog sie ab und wünsche uns einen schönen Tag. Das einzige Haus, das direkt am See stand, mit zwei Ruderboote (auch den einzigen) gehörte der Frau. Aber ihre Kleidung war löchrig. Von weiten sahen wir, wie sie auf den See hinauskraulte. Fit wie ein Turnschuh, mit 75 Jahren.
Wir umrundeten den See und auf der gegenüberliegenden Seite ging es dann bergauf zum Chrichlipass oder so ähnlich. Es war heiß, der Schweiß lief. Der Rucksack war schwer. Doch die größten Plagen waren die Bremsen. Eigentlich ließen sie uns eher schneller laufen, als dass sie uns bremsten.
Zurückblickend in den Talkessel sahen wir die Wasserfälle von den Steilen Wänden des Kessel herabstürzen und das Wasser speiste wohl dann den See. Heute hatte ich mit dem extra gekauften Mikrofon Vogelstimmen aufgenommen. Wenn man auf die Geräusche im Gebirge achtet, öffnet sich einem noch einmal eine neue Dimension. Ich kann mich an unsere erste Wanderung (nach Venedig) erinnern, aber auch an die zweite, als wir Übungen der Armee im Gebirge mit anhören konnten. Dann fällt es auf, der Lärm. Sonst nehmen wir ihn eher untergeordnet wahr. Hat man aber ein Mikro mit und möchte auch Tonaufnahmen mit nach Hause nehmen, steigt die Aufmerksamkeit enorm, was Geräusche betrifft.
Wassergeräusche sind sehr dominant, aber ebenso alle Geräusche, die der Mensch produziert, zum Beispiel in der Luft, Hubschrauber, Flugzeuge, Düsenjäger… aber auch die menschliche Sprache bei Wandergruppen, die man trifft, ist sehr laut. Dann kommen schon die Vögel, dann die Grillen,
Unterbrechung wegen Dinner.
Ich blieb also ab und zu mal stehen und nahm Geräusche auf. Es ging bergauf, bergauf knapp 600 Meter. Einen richtigen Pass gab es heute nicht. Irgendwann musste man sich entscheiden, wie man nach Gsteig gehen will. Wir wählten links. Die absolut richtige Entscheidung (was man bei Entscheidungen immer erst später sagen kann. Doch jetzt ist schon später.) Es ging leicht bergab, immer noch durch Wald. Viele Menschen waren unterwegs, die nicht mehr „Grüz Euch alle miteinander“ sagten sondern Bon Jour. Von uns bekamen alle ja nur ein Hallo. Ganz selten sollten wir auch den Gott grüßen. Klar machen wir. Also viele Grüße, lieber Gott. Scheint gewirkt zu haben, oder war es doch nur Zufall oder eben das neue Mikro oder die getroffenen Entscheidungen, er weiß. Ich verharrte vor einer Tanne oder zwei und nahm einen drosselartigen Gesang auf. Toma ging schon weiter. Da stehe ich nun und blicke ins Nirgendwo und nehme auf, als zwei, drei Tierchen am Hang unter den Bäumen hin und her huschten. Oh dachte ich mir, vielleicht bekomme ich jetzt ein paar Bilder von Eichhörnchen. So etwas lockert ja immer die Berichterstattung auf, diese niedlichen Tiere. (obwohl ich sie ja jetzt bei uns im Garten filmen kann). Also Aufnahme abbrechen und etwas näher herangehen und schauen, ob sie noch in der Nähe sind. Da waren sie aber schon wieder und ich drückte einfach auf den Filmknopf, was man hat, hat man. Da wurde mir bewusst, dass es keine Eichhörnchen waren. Also was tun, stehen bleiben und aus der Entfernung filmen, okay, ein Versuch, doch dann erwachte der Jagdinstinkt doch und vielleicht ließen sie sich auch von Nähe filmen. Ich schlich mich näher und sie schienen noch da zu sein
Rucksack ablegen, Fotoapparat abmontieren und weiter anschleichen. Da dämmerte mir, dass dies Marder oder Wiesel sein könnten. Ich wunderte mich nur darüber, dass sie tagsüber aktiv waren und überhaupt sich nicht verkrochen. Als ich sie wieder erblickte, fauchten sie mich an. Es waren niedliche Tierchen, etwa 5. Sie tobten auf einen Stapel von Bäume, mit ziemlicher Sicherheit ihr Bau, und schienen mich nicht zu bemerken. Ich filmte und filmte und da kam wieder dieses Gefühl, wow, so wie der Hai auf den Malediven direkt vor mir einen Fisch verspeiste, da passiert gerade etwas Tolles.
Die Hermeline, wie ich für mich entschieden hatte, diese kleinen Tierchen waren sehr agil. Doch ich hatte bei allem Glück doch ein Handicap. Die maximale Brennweite meines Objektives war nur 105 mm. Und wie dies bei solchen Situationen immer ist, man muss sich entscheiden zwischen auf Distanz bleiben, um nicht zu riskieren, dass die Tiere flüchten oder versuchen näher heranzugehen, mit der Belohnung, die Tiere in der Totale zu fotografieren, was dann aber nur ein Foto bedeuten könnte. Das Toben war nicht ganz klar, ob es nur ein Toben war, ob die Mutter unter den Tieren war und versuchte, die Jungen wieder in den Schutz des Baus zu scheuchen, ob es nur ein Spiel war. Sie hatten mich ja nun bemerkt und eine Distanz gewissermaßen akzeptiert, wo sie, halbwegs sich ungestört fühlend, rings um ihren Bau hin und her sprangen. Ich entschloss mich nach gefühlten ausreichenden Material, also einigen Sekunden, bis fast Minuten, die als Film brauchbar sein würden, die Totale zu versuchen. Man weiß ja nie, wenn das Spektakel vorbei sein würde. Mir war ja jetzt schon unheimlich vor Glück. Das Herz des Fotografen war erfüllt von Dankbarkeit. Ich musste ja noch die richtigen Verschlusszeit einstellen, da die Tierchen in der Bewegung recht schnell waren, es aber auch unter der Fichte, wo der Stapel der Bäume lag, recht dunkel war. Die ersten Fotos sind etwas verwischt, da ich beim Wechseln vom Filmen zum Fotografieren nicht die Verschlusszeit erhöht hatte. (korrekt verkürzt hatte). Und dann wuchs natürlich der moralische Druck, Toma ist weitergegangen und wird mich vermissen, zuerst vermissen, dann nervös werden, und dann klingelte auch schon das Telefon. Das störte die kleinen Hermeline aber nicht. Ich entschied, die Schelte standhaft entgegen zu nehmen und die tolle Möglichkeit vollständig auszuschöpfen. Also immer draufhalten. Mal Film, mal Foto. Das Telefon klingelte wieder. Wanderer, die mich abseits vom Weg entdeckten, riefen mir zu, dass meine Frau auf mich wartet. Als ich dachte, ich hätte genug, beschlich mich dann auch das schlechte Gewissen, dieses Abenteuer Toma vorenthalten zu haben. Also ihr hinterher und sie vielleicht zum Umkehren zu bewegen. Nach keinen 100 Metern war eine Abzweigung. Von Toma nichts zu sehen. Also anrufen, die Schweizer Telefongesellschaft wird ihre Freude haben. Sie war umgekehrt und suchte mich. Das war seltsam, denn wir hätten uns dann treffen müssen, oder sie hätte mich sehen müssen am Wegesrand. Naja, nach ein paar Bangeminuten sahen wir uns und ich konnte auch Toma diese kleinen Wiesel zeigen. Jetzt gelangen auch einige Aufnahmen außerhalb des Baus mit der herrlichen Alpenlandschaft im Hintergrund. Dazu musste man in die Hocke gehen, also richtig runter, aber nicht zu weit und dann noch Glück haben, dass die Hermeline auch an der richtigen Stelle eine kurze Weile sitzen blieben. Toma schaffte einige Aufnahmen mit dem Handy.
Wenn ich mir so überlege, wie einfach es war, die Tiere im Wald in ihrer natürlichen Umgebung zu filmen, wenn man wusste, wo sie ihren Bau haben, ging mir ein wenig der Respekt vor den Tierfilmern verloren. (Aber nur ganz, ganz kurz, denn die Freude war riesig.)
Irgendwann muss einmal Schluss sein. Mit der Zeit hatten sich die Tiere in ihren Bau zurückgezogen. Ab und zu sauste mal eins herum. Wir nahmen Abschied. Ich hätte große Lust wieder zu kommen. Wie viele Faktoren zusammenkommen mussten, dass wir dieses Erlebnis hatten, unglaublich, dass so etwas dann doch passiert.
Der Abstieg war nicht schlimm. Alle fast 600 Höhenmeter mussten wir wieder absteigen. Als wir durch das Dorf kamen, standen gerade die Busse an der Haltestelle, die Fahrer waren ausgestiegen und hielten einen kurzen Plausch. Wir erfuhren von ihnen die Übernachtungsmöglichkeiten, verifizieren diese in der Touristeninfo und entschieden uns für Heiti. Heiti hatte noch ein Zimmer frei mit Etagendusche/Toilette. Wir waren heute nach 6 Stunden doch schon müde, und da fiel die Entscheidung, hier zu übernachten, leicht.
14. Juli – 7. Wandertag
Gsteig – Les Diablerets
Die Übernachtung auf dem Campingplatz war okay, obwohl das Bad auf der Etage war und nicht im Zimmer. Wir waren nur noch 2 km von der französischen Schweiz entfernt, was sich bemerkbar machte. Immer mehr Leute sprachen nur noch wenig Deutsch oder gar nicht. Das Servicepersonal., was in der deutschen Schweiz aus Osteuropa kam, stammte wohl hier eher aus anderen Ländern. Uns bediente eine Brasilianerin, mit der wir uns spanisch verständigen konnten.
Egal, wir schliefen uns wunderbar aus, aßen reichlich Frühstück und zogen 9.30 Uhr los. Der Wanderwege nach Les Diablerets ging direkt am Campingplatz vorbei. Bis dorthin waren es 3,5 Stunden. Es ging zuerst bergauf zum Col de Pont. Der Weg dorthin verlief fast durchgängig durch den Wald und wir genossen ihn, obwohl es nach oben ging. Doch das waren wir ja schon gewohnt. Der Anstieg war moderat, ab und an gab es in der Natur schöne Momente. Kurz vor 12 waren wir an der Seilbahn zum Glacier 3000. Die Attraktion hier weit und breit.
Wir fragten nach dem Preis und ich rief wieder meine Bank an. Wir standen vor der Entscheidung nur die Hälfte des Fahrpreises zu bezahlen, dafür aber erst bis nach Les Diablerets ins Touristenbüro laufen zu müssen, dort eine Übernachtung nachweisen und dann noch einmal zurückzulaufen (Der Weg bergab wären schon 1.5 Stunden gewesen). Dann wäre wohl der Tag vorbei gewesen oder zumindest es wäre später Nachmittag geworden. Die letzte Bahn nach unten fuhr aber schon 16.50 Uhr. Also tief in die Tasche greifen, Maske aufsetzen und rein in die Gondel, die alle 20 Minuten fuhr, aber nach unserem Einsteigen die Tür schloss und wir abhoben, etwa 1500 Meter nach oben (bei einmal Umsteigen) in die nächste Gondel, die schon wartete und uns ganz nach oben hievte. Die Bergstation befand sich auf 29XX Metern. Obwohl der Wetterbericht Gewitter prophezeit hatte, war hier oben das Wetter gar nicht so schlecht. Die Sonne schien und der Gipfel oder die Gipfelregion Glacier 3000, ein riesiges Skigebiet, präsentierte sich mal in den Wolken, mal rissen sie auf und gaben ein Blick auf die umliegenden Berge frei. Hier oben befindet sich eine weitbekannten Hängebrücke, die zwei Gipfel verbindet und das in einer Höhe von fast 3000 Metern. Das war natürlich die erste Aktivität, die wir hier oben machten, auf die Brücke! Es war relativ warm 7° Grad Celsius. Eine zusätzliche Jacke konnte jedoch nicht schaden. Wir überqueren die Brücke, machten jede Menge Fotos und ich filmte, wie die Wolken den Hang hoch jagten und in Sekundenschnelle die Sicht zu Nichte machten, sich dann aber wieder auflösten, damit wir in die Ferne schweifen konnten. Wir verbrachten eine ganze Weile auf dem zweiten Gipfel, dem Endpunkt der Brücke und schauten dem meteorologischem Schauspiel zu. Auch die Alpendohlen kamen zu Besuch, als sie erspäht hatten, dass jemand seine Frühstücksbrote zu sich nahm. Manchmal verschwand der andere Gipfel in den Wolken und durch den Nebel war nur ein kleines Stück der Brücke zu sehen, die Brücke endete also im Nebel und verschluckt die Menschen, die über sie gingen. Das haben wir natürlich mit Toma gefilmt. Da muss ich jetzt noch eine schaurige Musik zur Untermalung finden.
Lange genug geschaut, wie die Wolkenküche über uns, unter uns, um uns brodelt, entschlossen wir uns, über den Gletscher zu gehen. Dazu ging es mit dem Sessellift nach unten und dann etwa 30-40 Minuten auf einer gespurten Piste zum anderen Gletscherende. Auf dem Gletscher waren von oben auch Huskys zu sehen, die Urlauber in einem Kreis über den Schnee / Eis zogen. Leider waren sie schon auf dem Heimweg, als wir an der Stelle ankamen. Am anderen Ende der Piste waren auch schöne Felsen und dramatische Aussichten zu fotografieren. So getan stapften wir wieder zurück durch den Schnee. Schlimm waren die Sonne und das gleißende Licht, was von Schnee reflektiert wurde. Da ich keine Sonnenbrille hatte, lief ich den großen Teil der Strecke mit geschlossenen Augen, mich an Tomas Schritten orientieren. Auf dem Rückweg hing über der Bergstation bereits eine dunkle Regenwolke, die Toma schaurig erschien, da sie ja eine Sonnenbrille aufhatte. Wir gelangten noch im Trockenen zur Seilbahn und fuhren auch gleich bergab. Alle in Masken. Als wir aussteigen und uns am Wegweiser orientierten, wie lange es noch bis zum Ort war, kam auch schon der Postbus. Da war es natürlich schwer zu argumentieren, dass wir noch einmal 1 Stunde 20 Minuten ran hängen. Wir steigen also in den Bus ein und los ging’s.
Im Touristenbüro vermittelte uns eine hübsche Mulattin ein Hotel, was wir nach 10 Minuten Fußweg erreichten. 17.00 Uhr war der Tag zu Ende. Sehr erlebnisreich.
15. 7. 2020 - 8. Wandertag
Les Diablerets – Bex
Die Franzosen sprechen es Be aus und verzichten auf das x.
Frühstück war gut in den Teufelshörnern, was Les Diablerets auf Französisch heißt. Nachtfotografie fiel ins Wasser - in die Wolken.
Heute hatten wir weder Übernachtung geplant noch den Etappenzielort. Wir wussten nur, wir gehen zum Col de Croix (und oben auf dem Col begriff ich, dass das nicht Spitze heißt, sondern Pass. Also es ging sehr spät los. So spät wie noch nie. 10.15 Uhr verließen wir das Hotel. Wir schlafen länger. Der Körper scheint sich zu nehmen, was er braucht.
Naja und er braucht einiges, um die ersten 600 Höhenmeter des Tages bis zum Pass zu gehen. Gut das wir gestern auf dem Glacier 3000 waren. Heute lag das Massiv in den Wolken. Ab und zu nieselte es auch ein bisschen. Oben auf dem Pass waren die berühmten und weltbekannten Gipspyramiden. Von dort also, vom Col de Croix, ging es dann fast nur noch bergab. Kurz nach dem Pass machten wir einen kurzen Mittagshalt in einer sau urigen Almhütte und tranken Tee (nicht wirklich heißen) mit Gebäck. Danach besuchten wir noch ein wunderschönes Alpendorf (nach einer Stunde Trecking) und kehrten dort noch einmal ein. Dann aber nur noch bergab. Als Ziel zeichnete sich so langsam Gryon ab. An der Haltestation des Zuges, der von Les Diablerets nach Bex fuhr, schauten wir in der Touristeninfo vorbei und erkundigen uns nach Hotels. Wir waren schon ordentlich gelaufen, also das Pensum für heute war geschafft und wir entschieden uns, bis nach Bex zu fahren, mit der Bahn. Die Bahn war eine Kombination aus Straßenbahn und Zahnradbahn. Das Ticket kauften wir direkt in der Info und die Haltestelle war direkt davor. Auf den Zug mussten wir dann noch zwei Minuten warten, danach trifteten wir ins Rhonetal. Die Info hatte uns die Namen von zwei Hotels gegeben in Be(x). Wir fuhren mit der Straßenbahn bis zur Endstation, dem Bahnhof von Bex. Die Hotels lagen aber in der Stadtmitte. Also stapften wir wieder zurück ins Zentrum. Das zuerst aufgetaucht Hotel Cedre gefiel Toma nicht, also weiter. Das Hotel Ville war wegen Personalmangel geschlossen, nur das Restaurant war offen. Es sah sehr nobel aus (Stil Vintage).
Aber das half auch nichts, wir liefen zurück zum Hotel Cedre, checken dort ein und waren positiv überrascht, besser Toma. Das Dinner nahmen wir natürlich im Hotel de Ville ein. Salat für 29 Franken, wie Ute so schön zusammenfasste, wenig auf dem Teller, alles auf der Rechnung. Also am besten war der Schmackofatz oder der Gruß aus der Küche. Ein wenig Fisch mit Wasabi, sehr lecker. Er war etwas größer als eine Kreditkarte, aber hatte definitiv mehr Kalorien als das Hauptgericht von Toma, der Salatteller. Deswegen brachte der Ober auch noch eine kleine Salatschüssel und stellte diese neben den Salatteller, sozusagen, falls ein Gast zwei hohle Zähne hatte. Also bei Toma schien das der Fall gewesen zu sein, sie aß alles auf. Beim Rausgehen konnte man sich noch einen Bonbon nehmen. Ich griff tief und etwas länger in die Schüssel und erwischte wahrscheinlich genau so viele Kalorien, wie wir beide gegessen hatte. Ach Stopp, Toma aß noch ein leckeres Dessert. Wir wollen mal ehrlich bleiben.
Die Nacht schlief ich noch länger und vor allem sehr früh ein, ohne die ak geschrieben zu haben. Was ich jetzt nachgeholt habe.
16.7.2020 - 9. Wandertag
Bex- Champery
Frühstück um 9. 00 Uhr. Gut und ausreichend.
Wir hatten heute das Rhonetal zu durchqueren. Erst zum Bahnhof, dort unter die Gleise und in Richtung Autobahn und Fluss. Wenn man früher durch den Fluss aufgehalten worden wäre und man sich eine Stelle zur Überquerung gesucht haben würde, also eine Furt oder einen Fährmann, so musste man heute zusehen, wie man die Autobahn über oder unterquerte. Den Weg, den wir genommen hatten, war eine Sackgasse, er bot nicht die Möglichkeit, die Autobahn zu queren. Also zurück, fragen und erneut los in Richtung Montry. Eine ¼ Stunde Verlust und ein paar mehr Meter in den Beinen. Autobahn unterlaufen, Rhone per Brücke passiert. Und nun hieß es latschen. In der Ferne ein BASF-Werk, davor bogen wir aber nach links ab und waren bald in der Stadt. In der Info holten wir uns eine Info und eine Karte und kehrten in der Bäckerei ein, die viele leckere Teilchen hatte und stinkende Desinfektionsmittel. Ja unser Ziel war bekannt, und wir näherten uns ihm erste in dem wir durch eine romantische Schlucht mit Tunnel und riesiger Hängebrücke gingen. Es ging aber vor allen bergauf. Schwitzen, Schnaufen, Leiden. Eine Weile verlief der Weg auf der Straße, aber zum Großteil im Wald. Wir überqueren die Teufelsbrücke und der Teufel lief in Tomas Schatten.
Da erreichten wir auch schon das erste Zwischenziel Troistorrents. An der Kirche, wir hatten kaum etwas vom Ort gesehen, ging es rechts bergauf, beschildert mit einem gelben Schild und abgebildeten Wanderer. Leichtsinnig den gelben Schildern folgen, wie die Kinder dem Rattenfänger von Hameln, kreuchten wir den Hang hoch. Der Weg war verdammt steil. Irgendwann wurde es mir dann unheimlich, und zwar als wir an eine Straße kamen, die da gar nicht hätte sein sollen. Auf unserer sehr groben Karte aus der Touristeninfo war nicht zu erkennen, wo wir waren. Ich hielt also das erste Auto an, dass uns entgegenkam und fragte nach dem Weg nach Champery. Wir waren falsch. Wieder etliche Höhenmeter umsonst gemacht. Das dritte Auto, besser dessen ein wenig Deutsch sprechender Fahrer, half uns zurück auf den richtigen Weg und empfahl uns eine schöne Variante zu Fuß. Sie führte an einem schönen Wasserfall vorbei. Kurz nach 16.00 Uhr waren wir dann in Val d‘ Illiez. 6 Stunden gelaufen, reicht. Das einzige Hotel hatte aber zu. Das super nette Fräulein in der Touristinfo empfahl uns ein Hotel in Champery und kopierte uns von der richtigen Wanderkarte noch den Ausschnitt vom Col de Cou, den Pass, der uns morgen nach Frankreich führen wird.
Da war die Entscheidung dann gefallen, da der Zug auch gleich kam, in Champery zu übernachten, und dorthin mit der Straßenbahn zu fahren. Also schnell zum Bahnhof gerannt, Ticket am Automaten gekauft und in den Zug gestiegen. Es war nur eine kurze Fahrt und wir standen auf dem Bahnhofsvorplatz von Champery. Das erste Hotel, das wir auf Hauptstraße sahen, sehr belebt im Übrigen, war das Swiss Hotel, genau die Empfehlung, die wir bekommen hatten. Rein. Wir würden überaus herzlich begrüßt. Vielleicht weil wir sagten, wo wir herkamen und die junge Rezeptionisten es gar nicht fassen konnte. Das Zimmer war viel billiger als angekündigt und das Abendbrot kalorienreicher und ebenso lecker wie am Abend zuvor.
Morgen geht es nach Frankreich, das Wetter soll nicht so gut werden. Die Wolken hängen heute schon sehr tief und es nieselte auch heute Abend ab und zu.
17. 07. 2020 - 10. Wandertag
Champery - Samoen
Abschied nehmen von der Schweiz
Naja, es waren schon schöne Tage, die sich die Schweizer bezahlen lassen haben. Tolle Berge, gute Infrastruktur, meist gut markiert, und wir werden das „Grüßt Euch alle Miteinander“ nicht mehr hören, wenngleich es auch in der letzten Zeit durch Bonjour ersetzt wurde.
Wir verließen das Hotel de Swiss gegen 9.30 Uhr wissend, dass wir zum Col de Cou oder Coux gehen würden. Die Karte oder das Stück Kopie hatte nur den Schweizer Teil drauf und was genau in Frankreich auf uns zu kommt, blieb eine Überraschung. Bis zum Col de Cou waren es 3 Stunden den einen Weg und 3 Stunden 20 den anderen, wahrscheinlich der zum Col de Coux, ist ja etwas länger. Wir wählten den längeren, denn der kürzere begann schon im Ort mit einem Steilen Aufstieg, nicht der beste Start. Vor dem Start kauften wir noch leichten Marschproviant in der Bäckerei gleich nebenan und waren somit gerüstet für den Tag. Oben hingen die Wolken, die Gipfel und Pässe waren nicht zu sehen. Wir gingen also den Wolken entgegen. Diese schoben sich aber immer mehr nach oben, sodass es den Eindruck erweckte, dass sie sich nicht anfassen lassen wollten. Der Weg war relativ einfach, die überwiegende Strecke ein Fahrweg, den und das ziemlich weit oben auch die Mountain-Biker nutzten und uns fast über den Haufen fuhren. Wenn es da eine Karambolage gibt bleibt kein Auge trocken bei der Geschwindigkeit, mit der die Biker herunterpasten. Sei es drum. Es waren fast 1000 Höhenmeter zu überwinden, doch wir liefen mit gutem Tempo, für uns gesprochen, denn im Vergleich zu anderen Wanderern liefen wir fast immer langsamer. Wir blieben in der vorgeschriebenen Zeit und vielleicht nur 100 Höhenmeter unter dem Pass bekamen wir auch die Wolken zum Greifen. Das hatte fototechnisch den Vorteil, dass überall auf der Wiese Regentropfen an den Blumen und am Gras waren. Also bei den vielen Blumen, die dort standen, wo die Kühe noch nicht waren, immer eine Einladung auf den Auslöser zu drücken. Ich sehe zwar die schönen scharfen Tropfen, wenn ich die Displayansicht vergrößerte, aber der Gesamteindruck der Bilder kommt auf der kleinen Fläche nicht rüber. Wir werden es am PC sehen. Die letzten Meter durch den Nebel gestapft, ein ganz klein wenig Nieselregen war auch dabei und schon waren wir auf dem Pass. Er war um die 2000 Meter hoch aber vielleicht noch mit einem Quad befahrbar. Auf der Passhöhe stand noch ein ehemaliges Grenzhäuschen, ob nun vom Zoll oder zur Passkontrolle, wer weiß? Es war geschlossen. Aber, man staune, eine Ladestation für e-bikes befand sich auf dem Pass!!! Das erachte ich als einen Schildbürgerstreich, denn wer braucht bergab Akku-Unterstützung? Da wollten entweder die Schweizer den Franzosen zeigen wer der Größe ist oder vielleicht auch umgekehrt. Wir betraten also hier zum ersten Mal auf unserer Wanderung auf der Via-Alpina französisches Territorium. Der Wind blies kalt von französischer Seite über den Pass, sodass wir uns etwas anziehen mussten, durchgeschwitzt vom 1 km-Aufstieg wie wir waren. Wir nahmen die Orientierung auf und der Abstieg begann. Schon kurz nach dem Pass wurde das Wetter besser und man konnte sogar ab und zu die Sonne sehen. Leider hatten wir aber keine Sicht vom Pass, die wohl sehr schön sein muss, da man von hier die 3-Tausender der Gegend direkt vor sich hat. Tja man kann nicht alles haben, wir hatten den schweißtreibenden Aufstieg in den Wolken.
Man hörte im Tal die Murmeltiere pfeifen, der Weg war recht gemütlich, also wieder fast ein Fahrweg. In einer Kurve, als wir uns schon Gedanken über den Weg machten, kam uns ein Franzose entgegen, klar wir waren in Frankreich, der auf unsere Frage in Englisch in Englisch antwortete, wow. Wir waren verblüfft. Also ergab es sich, dass wir ihn fragten, wohin des Weges. Er wollte nach Slovenien und hatte 115 Etappen noch vor sich, 115 Etappen auf der Via-Alpina. Der erste Wanderer, den wir trafen, der auf der Via-Alpina unterwegs war. Foto, Video, dokumentiert. Er empfahl uns, nicht den Fahrweg, und dann die Straße zu wählen, sondern den GR 96 zu laufen. Wir hörten auf ihn, wobei das nicht so einfach war, da der GR Grand Randone 96, öfter mal in verschiedene Richtungen ging. Da fragten wir halt wieder und die Franzosen, die mit einem Zelt unterwegs waren, also viel mehr zu tragen hatten als wir und unter freien Himmel übernachteten, zeigten uns den Weg, den ihr Reiseführer nach Samoens vorsah. Hmmm aber der ging noch über einen Pass. Also noch einmal Höhe machen, wozu ich natürlich gar keine Lust hatte. Wir waren ja auch schon 5 Stunden unterwegs und unsere Kräfte nicht unerschöpflich. Naja, so entschieden, mussten wir durch. Toma hatte entschieden, als ich kurz eine Ziege fotografieren war. Das Kriterium für die Wegwahl war, da gibt es weniger Asphalstraße. Egal ob der Weg länger war, anstrengender, überhaupt zum Ziel führte…
Die Strafe folgte auf dem Fuße. Kühe, die Toma nicht zur Hütte, die auf dem Pass war, durchließen. Von dieser Passhöhe ging es aber nun nur noch bergab. Insgesamt stiegen wir 1400? Höhenmeter ab, 1000 auf und liefen über 22 km. Die Sicht in die Ferne war leider begrenzt durch die über den Gipfel hängenden Wolken. Mit der Zeit wurde dies aber nebensächlich, denn wir mussten absteigen und noch einige Kilometer bis nach Samoen gehen. Heute war unser härtester Tag. Auf dem Flachland wären dies mindestens 35 km Strecke gewesen. Gut 1,5 Stunden vor dem Ziel machten wir die erste richtige Pause, aßen die Marschverpflegung, um die Reserven zumindest ein wenig wieder aufzufüllen.
Die letzten 5 Kilometer liefen wir im strammen Tempo von 5km/h. Als wir Samoen erreichten, schauten wir, ob Deborah ihre Adresse per Mail geschickt hatte. Sie hatte. Wir gaben die Adresse in Googlemaps ein und siehe da, die Wohnung war gleich um die Ecke. Wir riefen vor dem Haus Deborah und schon stürmte Tim auf den Balkon. Großes Hallo, Wiedersehen, gemeinsames Abendbrot, wozu ich einlud, da wir ja eine Übernachtung for free hatten. Ein nettes Örtchen Samoen. Auch die Wohnung war sehr schön. Wir schliefen oben auf der Tenne, also auf einer Zwischendecke, die mit einer Steilen Leiter begehbar war.
18. Juli 2020 - 11. Wandertag
Samoen – Flaine
Unsere Destination ist Chamonix. Ich hatte den Weg eigentlich nicht mehr richtig vorbereitet, da ich nicht sicher war, wie die Hütten in Frankreich benutzbar sind unter Covid-19-Bedingungen. Wir prüfen am Abend, ob eine der Hütten, die auf dem Weg nach Chamonix lag, noch freie Plätze hatte. Das war nicht der Fall. Also hieß es eine Alternativroute zu finden. Und wie der Zufall so will Deborah und Tim hatten für heute eine Wanderung mit ihrer Nachbarin Christin geplant, Richtung Sixt an einen Gebirgssee zum Mittagessen. Die Hütte lag etwas abseits vom Weg nach Chamonix, war aber eine Möglichkeit in etwa die Richtung zu gehen. Da wir auf dem direkten Weg keine Chance hatten, die Hütten waren nicht verfügbar für uns (voll belegt), entschieden wir uns mitzugeben und dann zu entscheiden, ob wir in dieser Hütte übernachten oder weiter gehen. Wir quetschten uns alle in den Ford – Fokus und los ging die Fahrt. Wir sparten etwa 500 Höhenmeter und auch ein paar Kilometer durch die Mitnahme. Dann eine gemütliche Wanderung bergauf, zur Hütte, wobei wir so gut wie nicht ins Schwitzen kamen, da wir langsam gingen. In der Hütte einen Trunk zu uns nehmen und an den Wegweiser, die an der Hütte standen, fiel dann die Entscheidung. Es waren keine 4 Stunden mehr bis nach Flaine, einem bekannten Skiresort mit DEM Charme der 1970-80 Jahre und riesen Hotelanlagen. Egal. Booking. Com zeigte verfügbare Zimmer. Der Weg führte wieder über einen Col dorthin. Es waren noch etwa 800 Höhenmeter, die wir bei brütender Hitze, im Gegensatz zu gestern schien die Sonne und die Wolken verdeckten nur die Spitzen und Gipfel der Berge, der Schweiß lief aber um so doller. Wir waren auch fast ganz allein auf diesem Weg zum Pass. Bis zur Hütte war Massentourismus, danach, Individualwandern. Am Pass auf 2300 Meter Höhe angekommen, sahen wir schon, worauf wir uns eingelassen hatten. Eine Betonburg im Tal und ein Skigebiet, dass es bergab ging. Autobahnbreite Wege, Skiliftanlagen, wir liefen im Übrigen den ganzen Berg von der Hütte, besser einen großen Teil, unter dem Schlepplift nach oben. Ätzend und sehr steil. Ab dem Pass trafen wir dann auf viele Franzosen, die mit ihren Kindern hier oben wandern waren. Das Wetter war angenehm, der Weg breit und übersichtlich, also latschen, latschen, bis man im Skiresort war. Im ersten Hotel fragten wir nach unserem vorab ausgewählten Hotel La Piaz oder so ähnlich und es war nicht weit entfernt. Ein Zimmer war frei, das Abendessen ruck zuck dazugebucht (Menü für 28 Euro pro Person und 3 Gänge- haha Schnäppchen!). Seltsam war nur, dass wir das Hotel nicht bezahlen konnten. Wir mussten es im Internet buchen. Eigentlich kein Problem, wenn da nicht die französische Tastatur gewesen wäre. Ein Spaß. Ich gewöhnt mit 10 Finger zu schreiben kam völlig durcheinander. Nach einem fabelhaften Abendbrot, fabelhaft ist booking.com entlehnt, gingen wir noch in die Privatsauna- Covid 19!, die keine drei Schritte von unserem Zimmer entfernt war. Wie durch Zufall wachte ich in der Nacht auf und fotografiert auch noch die Sterne, also die Milchstraße mit dem bergigen Hintergrund. Wie es morgen weiter geht war nicht klar.
19. 07. 2020 - 12. Wandertag
Flaine – tja wo sind wir eigentlich. Hotel Orangerie.
Frühstücken 9. 15 Uhr Abmarsch. Hinunter zur Seilbahn Station, gleich unterhalb des Hauses, wo es eine Information geben sollte.
Unten angekommen, stellte Toma fest, dass sie die Masken im Hotel vergessen hatte, tja die brauchten wir ja in der Bahn. Also zurück, Toma. Ich erkundigte mich nach dem Weg, den kannte aber keiner, denn eine Information gab es hier nicht. Also kaufte ich wenigsten Tickets und schaute mir die Schautafeln an.
Also mit der Bahn nach oben erschien mir schon als super Idee. Wir fuhren also, mit Masken, nur die schniefende hustende Französin mit uns in der Kabine hatte keine, nach oben, etwa 900 Meter für 16 Euro, what a bargain.
Oben angekommen, das war schon überwältigend. Man verließ das Gebäude und schaute auf den Weißen Berg! Er zog die Blicke magisch an. Ein wunderschönes Panorama lag vor uns. Das ganze Massiv präsentierte sich fast wolkenfrei, mit einigen Foto Wölkchen, einfach fantastisch. Fotos, Fotos, Videos, Weg fragen. Chamonix – oh nein, drei Tage nach Chamonix, von hier geht es nicht nach Chamonix. So, wieder unter fahren? Ein älteres Ehepaar beriet uns an Hand ihrer Karte. Die zeigte, was sich schon bei meinen Recherchen abgezeichnet hatte, wir waren nicht so falsch, musste die andere Seite des Berges wieder runter (also nicht die wir hochgefahren waren).
Wir mussten über den Pass de Colonnel oder so ähnlich. Es ging oben auf fast 2500 Meter Höhe über Steinfelder, gut markiert. Die Sicht war wie gesagt großartig, man hätte jeden Meter in Richtung Mt. Blanc Fotos machen können. Die angegeben 20 Minuten zum Pass waren bestimmt 40, doch dann ging es bergab, recht gemütlich. Was wir bei all unserem Glück leider verpasst hatten, war eine Herde von Steinböcken. Nur ein fettes Murmeltiere sah ich über die Steine und Almwiesen davonhoppeln.
Dann kam auch schon die Hütte. Die Option hier zu übernachten verwarfen wir sofort. Aber es gab eine kleine Zwischenmahlzeit. Sehr leckere Tapas oder so etwas ähnliche. Dann kam der beschwerlich Abstieg, der auch einen Adrenalinfaktor in sich barg. Steile Abhängen, schiefriges rutschiges Gestein, schmale Passagen und zu einer Seite immer der Abgrund. Doch immer noch konnte man links den Weißen Berg sehen. Umwerfend. Als wir dachten, wir hätten die Zivilisation erreicht, ein Hotel ist nur noch eine Sache von Minuten, zumal auch welche in googlemaps eingezeichnet waren, begann das wirkliche Drama des Tages. 2,5 Stunden Suchen und Laufen zu einem Hotel. Als wir dann den Weg hatten (gezeigt bekommen von einer alten Französin) und dann auch noch eine jüngere uns ein Hotel genau beschrieb, war es immer noch eine Stunde zu gehen, bis wir einchecken konnten. Ein Schritt vor dem Hotel rammelte sich Toma – Ergebnis ein gewaltiger Bluterguss. Das Hotel war 2017, 2018, 2019 im Michelin-Führer vermerkt und der Speichel lief uns schon im Munde zusammen, das es ja schon Abendbrot Zeit war, als wir ankamen 18.40 Uhr. Fehlanzeige. Das Restaurant hatte geschlossen. Ein Pizzaservice sprang ein. Ein gemütliches Abendbrot auf dem Balkon.
Ich verschwand noch, um den Sonnenuntergang am Mont Blanc oder mit dem Mont Blanc im Abendsonnenlicht zu fotografieren. Ende, jetzt werden Sterne fotografiert, es ist 5 von Mitternacht.
20. 07. 2020 - 13. Tag
Von Sallanches Combloux – Megeve nach Chamonix
Nur Tag, denn Wandertag kann man ihn nicht nennen.
Damit wäre ja schon alles gesagt. Und dass ich die ak um 16. 45 Uhr schreibe, daraus lässt sich der Rest zusammenreimen. Wir waren wirklich in einem Michelin Restaurant gestrandet. Also gestern. Es hat aber nur bis Sonntagmittag auf und Montag zu. Die Angestellten, deren viele, müssen einen freien Tag erhalten, wir sind ja schließlich im Land der Unions. Warum komme ich darauf zurück? Das Frühstück gab es im Restaurant im Nebengebäude. Als ich das Frühstückbuffet sah, traute ich meinen Augen nicht. Eine Leckerei neben der anderen. Manchmal zweifelte ich, dass man einfach ein ganzes Glas mit frischen Himbeeren sich nehmen konnte. Der Orangensaft wurde vor den Augen frisch gepresst. Doch was alles übertraf, war Tomas gekochtes Ei, zubereitet von einem Michelin-Koch, aber eben nicht nur gekocht, sondern serviert, komponiert, verziert, kreativ hergerichtet, so dass man es nicht mal mit den Augen verspeisen konnte, sondern sich nur daran satt sehen. Einfach genial. Ich könnte jetzt noch von sehr schmackhaften Konfitüren, Jougurts, Gebackene… berichten, aber das ist ja eher Tomas Spezialgebiet und sie wird noch Jahre von dem Frühstück schwärmen, bin ich mir sicher.
Ihr merkt schon, es gibt nichts Wesentliches zu berichten, sodass ich die kleinen Highlights aufbauschen muss. Vom Frühstückstisch aus sahen wir drei Heißluftballon aus Richtung Bergen auf uns zukommen und dann sehr schnell landen. Die Chefin bot uns beim Bezahlen an, uns zum Bahnhof zu fahren. Wir lehnten nicht ab, die 2 Kilometer bergab gestern, der Schlussspurt auf der Asphaltstraße, ohne Fußweg, saßen noch in den Knochen. Also wurden wir vom Personal zum Bahnhof (gare) chauffiert, verpassten aber den Zug, weil die Schranke sich schloss, als wir schon auf den Schienen waren, unsere Fahrerin aber den Rückwärtsgang einlegte und zurückfuhr. Wir kauften ein Ticket in Masken und warteten auf dem Bahnsteig eine knappe Stunde auf den nächsten Zug. Der Blick dabei auf das Mt. Blanc Massiv gerichtet. Ja wir wollten heute einfach mit dem Zug nach Chamonix fahren, denn alles andere wäre ein sinnloses Latschen durch Industriegebiete und entlang von Straße gewesen. Wir waren ja schon viel tiefer als Chamonix und hätten sogar 500 Höhenmeter vor uns gehabt.
Mit einmal Umsteigen ging es dann nach Chamonix und es war eine Bilderbuchlandschaft, durch die wir fuhren, immer am Mt. Blanc Massiv entlang. Das Tal ist sehr eng und die Berge gehen dementsprechend steil in die Höhe. Man sieht die Gletscher, wie sie am Hang liegen.
Aussteigen, Hotel suchen. Toma hatte sich gestern schon gut vorbereitet. Das erste Hotel war direkt am Bahnhof. Sehr wuseliger Platz. Wir wollten aber erst in die Tourist Information, um den 3 Tage-Aufenthalt zu planen. Kurz vor dem Office kamen wir am Hotel Chamonix vorbei, Tomas Favorit und recht preiswert. Wir schauten rein und fragten nach einem Zimmer. Sie hatten eins, gaben uns ein 4-Mannzimmer zum Preis für ein Zweimannzimmer mit Blick auf den Berg. Großes Badezimmer und toller Blick auf den Platz de Cummunal und die Berge. Das Zweisternehotel hatte zwar kein Frühstück, das gibt es aber im Haus in einem Café zur Selbstverpflegung. Tre bien!
(Man muss der Gerechtigkeit halber sagen, dass das Hotel etwas abgewohnt ist, als eine Renovierung nicht schaden könnte.)
Wir richteten uns häuslich ein, da wir ja eine gefühlte Ewigkeit hier verbringen werden. 3 Nächte. Die Wanderung wäre damit offiziell beendet, denn das Ziel Chamonix haben wir ja erreicht. Aber die „Outdoor“ Möglichkeiten sind ja grenzenlos hier. Das erfuhren wir dann gegen 14.00 Uhr im Touristen Office. Aber auch, dass wir, wenn wir morgen mit der Seilbahn nach oben fahren wollen, uns heute eine Reservierung holen müssen. Wow! Und das ohne asiatische Touristen. Die Frau sprach von Schlangestehen – 3 Stunden. Also war unser nächster Weg zur Seilbahn Station, ein Ticket für morgen buchen. Wir haben es gekauft, eine Zeitreservierung… und ein Ticket, mit dem wir auch noch mit dem Zug fahren können. Morgen soll es noch einmal schön werden, zumindest Vormittag dann aber regnen. Drücken wir die Daumen, dass wir auf der höchsten Seilbahn Frankreichs 38xx Meter über N. N. Das Mt. Blanc Massiv genießen können.
Danach schritten wir die Entfernung von der Seilbahn zum Zug ab, damit wir morgen gewappnet waren. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir an einem Intersport – Laden vorbei, der E-Bikes anboten zu einem Spot-Preis und fragen, ob sie die Räder auch nach Hause schicken. Noch wissen wir das nicht. Jetzt bleibt als Höhepunkt nur noch das Abendbrot. Das Massiv des weißen Berges habe ich schon so fotografiert, dass ich die Milchstraße dahinter montieren kann. In einem Fotoladen war ich völlig fasziniert von den traumhaften Bildern der Berge, untermalt mit der Musik „It’s time to say good bye“ – ich war den Tränen nah und bekam eine Gänsehaut. Ende Gelände
21. 07. 2020 – 14. Urlaubstag - 1. Fahrtag
Chamonix
Wecker gestellt. Pünktlich um 8 Uhr beim Frühstück gewesen. Dann ging es zur Seilbahn – Talstation. Wir waren etwas eher als halb Neun da, unserer reservierten Fahrzeit, und es gab weder eine Schlange noch Gedränge, wir konnten mit der nächsten Bahn nach oben fahren. In Masken natürlich. Die Bergstation lag in den Wolken. Eine kleine Hoffnung gab es, da aus Westen eine Blaue Wolke (also wolkenloser Himmel) oder ein Wolkenloch auf das Mt. Blank Massiv zusteuerte. Ob wir dann oben wären, ob es sich noch mit Wolken füllen würde, alles ungewiss.
An der Umsteigestation bestätigte sich dann alles, oben waren Wolken, Suppe. Das hinderte uns nicht in die Bergbahn einzusteigen, die uns bis über 3800 Meter in die Höhe hob, wo der Sauerstoffgehalt in der Luft nur noch 60 % des Seeniveaus hatte. Oben angekommen, mussten wir einen weiteren Fahrstuhl nehmen, um auf die Spitze des Mittelgipfels vom Mt. Blanc zu gelangen. Keine Schlange, wir waren ruck zuck oben. Oben gab es am Geländer wunderschöne Übersichtsgrafiken, was wir denn alles hätten sehen können, wir sahen aber nur Weiß (na zumindest nicht schwarz). Es war kalt und ich zog mir gleich eine Jacke an, Toma war schon eingemummelt. Ein mittelstarker Wind blies auch, was natürlich Hoffnung machte, dass er die Wolken wegpustete. Gebannt auf den Windmesser, drei Schaufeln, die sich drehten, schauend, warteten wir geduldig, ich mit der Zeit frierend, auf das Aufklären. Ich zog die zweite warme Jacke unter meine Wanderjacke, um das Warten erträglicher zu gestalten. Wir stellten uns oben auch in eine Schlange an, um zu irgendeiner Attraktion zu gelangen. Als wir kurz davor waren, war es ein Glaskasten, der über dem Abgrund hing, ein 1*1 Meter Kasten, in dem höchsten 2 Personen Platz hatten, die davor alles ablegen mussten, was nicht ihre Kleidung war, Museumsschuhe-Latschen zum Anziehen bekamen und dann in den Kasten treten durften. Also der Glaskasten hatte 5 Seiten aus Glas und eine aus Luft, wo man eintrat. Ziemlich harmlos, da ja alles volle Suppe war und man sowieso nicht den Boden unter den Füßen sah. Kurz vor uns kippte ein Mädchen um, wahrscheinlich Höhenangst oder Höhenluftprobleme. Wir beide bemerkten nicht, dass die Luft dünner ist als normal, aber wir mussten uns ja auch nicht anstrengen.
Wir verweilen vielleicht 5-10 Sekunden in dem Glaskäfig und gingen wieder an die frische, dünne Luft frieren. Als wir uns schon fast entschlossen hatten, uns hier oben weiter umzusehen, was es noch alles gab, und mit dem Lift herunter zu fahre, rissen die Wolken, Wolke, auf, ein wenig. Oh, Bewegung kam in die Menschen. Ich musste erst meine Fingerwieder geradebiegen und aufwärmen, damit ich den Auslöser drücken konnte. Ich habe viel gefilmt, da die Wolken schnell vorbeizogen. Erst schaut man natürlich in Richtung Hauptberg, doch der versteckte sein Haupt immer noch im Nebel oder bettete es auf Wolkenkissen. Dann schauten wir nach unten und sahen, dass viele Alpinisten sich der Station näherten, über sehr abenteuerliche Wege. Die einen über Felsgrate, die anderen über den Gletscher und Schneegrate. Es sah echt gefährlich aus. Klarere Phasen wechselten sich mit Phasen ab, wo uns die Wolken fast wieder gänzlich einhüllten. Aber wir bekamen einen etwaigen Eindruck von dieser wilden, zerklüfteten, eigentlich menschenfeindlichen Landschaft, die uns hier oben umgab. Wenn wir die Gebäude oder Anlagen sahen, die der Mensch mit der Zeit hier errichtet hatte, erfüllte uns ein Gefühl höchster Ehrfurcht vor diesen Leistungen, der Erbauer.
Irgendwann verließen wir dann doch die obere Plattform und fuhren mit dem Lift nach unten, schauten von dort auf die Berge, Täler, wagemutigen Alpinisten, bis wir auch hier genug gesehen hatte.
Zum Abschluss schauten wir einen kurzen (etwa 7-minütigen Film über das NT. Blanc Massiv, absolut sehenswert. Habe ich alles mitgeschnitten.
Talfahrt, dann zum Zug und wieder nach oben in die Berge zum Gletscher, zum Eismeer. Tolle Zugfahrt mit malerischen Ausblicken ins Rhonetal und auf die gegenüberliegende Seite (wir haben auch jedes Zahnrad auf der Schiene bezahlt). Dann der Gletscher. Stopp, ja den Stopp legte Toma ein, im Schicky Micky Restaurant über dem Abgrund, gleich am Nebentisch saßen die neureichen Russen, die ihren Helicopterflug planten und den Michelin Restaurant Besuch am Abend. Wir aßen Mittag. Das ist ein Satz wert. Seit wann haben wir nicht mehr Mittag gegessen? Und dann so etwas. Nicht mal vegan, nur vegetarisch. Ich entschied, dass Abendbrot fällt heute aus. Und das werden wir sehen. Nach dem Nichtstun, Fahren und Essen ging es jetzt noch bergab zur Sehenswürdigkeit, obwohl der Gletscherblick an sich schon eine Sehenswürdigkeit war. Einer der größten Gletscher Europas. Name wird nachgereicht ->Tacul. Wirklich nachdenklich machten dann die Schilder am Wegesrand nach unten zum Gletscher (Ziel war eine Eishöhle im Gletscher). Schon sehr weit oben, nicht viel weit unter dem Restaurant, sah man das erste Schild mit der Jahreszahl, wo der Gletscher einmal war. Er schmilzt immer schneller und geht immer schneller zurück. Man glaubt es kaum, die Jahreszahlen. Er verliert rasant an Eisfläche. Der Weg nach unten verläuft auf Treppen, die an dem Fels befestigt sind (aus Gitterrost und man kann unter den Füßen, den Abgrund sehen.). Die Eishöhle. ein Gang der in das Gletschereis hineingefräßt worden ist, nehme ich mal an, war für uns auch eine neue Erfahrung. Toll. Kleine Bäche fließen in dem Tunnel von oben nach unten, es ist kalt und das Eis ist blau durch die hohe Verdichtung. Zurück hieß es dann 500 Treppen hinaufsteigen. Danach gingen wir nicht wieder zu Fuß, sondern nahmen die kleine Gondel bis zum Bahnhof. Bevor wir uns in den Zug setzten, schauten wir uns noch die Hütte an, in der wir fast übernachtet hätten, uns aber der Preis für den Schlafsaal (8 Betten) für über 200 Euro, gemeinsame Dusche… dann doch überteuert schien. Denn da hätte man die Zugfahrt von keiner halben Stunde auch noch teuer bezahlen müssen. Da kam dann ein Gefühl auf, als wären wir immer noch in der Schweiz. Aber sie war ja in Sichtweite vom diesem Hotel.
Also mit dem vollen Zug zurück ins Dorf – Chamonix, Hotel, Abendbrot ausfallen lassen. Wir waren tollen, leckeren Kuchen in einem Teerestaurant essen. Abendspaziergang. Ende
22. 7. 2020 – 15. Urlaubstag 2. Fahrtag
Chamonix - Und immer noch Chamonix.
Letzte AK
Der Gletscher gestern hieß Mer de Glace – also Eismeer Tacul Gletscher. Der heute hieß Bionnassay Glacier.
Frühstücken, kurz Touristenoffice, Bus, Seilbahn, Tramway, also Straßenbahn, bis auf 2380m über dem Meeresspiegel, ein kurzer Run zum Gletscher. Fotos, Toma macht kurz Mittag mit Pausenbroten, dann wieder zurück zum Zug. Wir hatten etwa 1 ¼ Stunde Zeit um mit dem nächsten Zug wieder herunter zu fahren. Also Zug, Blumen fotografieren, Blaubeeren essen, Seilbahn runterwärts, Bus zurück nach Chamonix. Sehr zivilisiert alles. Fahrkarte lösen für die Rückfahrt morgen. Das war schon seltsam. Der Ticketverkäufer kannte unseren Zielbahnhof nicht. Wir lösten also ein Bilet bis nach Interlaken. Ich bin gespannt, wie das morgen mit den Schweizer verhandelbar ist, dass wir mit diesem Ticket nach Kandersteg fahren können.
Bummeln durch Chamonix bei ab und zu Platzregen. Rucksack packen, Käsefondue essen. Durchfall. Ich wollte eigentlich einen Film schauen, aber es gab nur französische Sender.
Gewitter, Sonnenuntergang.
Schluss, Ende. El Fin.