Reisebericht

Reisebericht

Australien 26.2.2023 bis 29.3.2023
Der fünfte und vorletzte Kontinent
1.Tag - Anreise
Wir sitzen in einem A380 der Qatar Airlines (der besten Fluggesellschaft der Welt) in der hintersten Sektion und haben noch 2,5 Stunden Flugzeit vor uns nach Perth. Aber auch Fliegen mit der besten Fluggesellschaft der Welt ist nicht das pure Vergnügen. Wir haben keinen Meter Platz bis zum Sitz des Vordermanns, da wir nur für Ecomony bezahlt haben, keinen Aufpreis für einen Platz an einem Notausgang hingeblättert und der Flieger gut gefüllt ist, sodass man auf freie Sitzreihen ausweichen hätte können.
Wir haben zwei Mittelplätze in der mittleren Reihe mit 4 Sitzen zugewiesen bekommen. Zum Glück ist der eine Randplatz freigeblieben und wir mussten nicht über fremde Personen steigen oder diese beunruhigen, wenn wir auf Toilette mussten.
Doch die meiste Zeit des / der Fluges / Flüge habe ich eh verschlafen oder gelesen.
Start war 8 Uhr. Katja brachte uns zum Bahnhof. Essen umsteigen, Köln umsteigen, kurz vor Frankfurt entschuldigte sich die Bundesbahn, dass sie die 15 Minuten Verspätung nicht einhalten kann und nur noch 5 Minuten hinter dem Fahrplan ist. Wir packten überstürzt unsere Sachen zusammen und sprangen in Frankfurt / Flughafen aus dem Zug.
Im Terminal 2, im Übrigen viel übersichtlicher als das Terminal 1, verbrachten wir noch 2 Stunden bis zum Abflug mit Lesen. Den 400-seitigen Ostseekrimi von Eva Almstädt (nun schon das zweite Buch von ihr) habe ich mir extra für die Fahrt gekauft. Noch vor der Landung in Doha war der Täter entlarvt (ein wenig offensichtlich der Ausgang).
Der Anschlussflug startete 0.35 Uhr MEZ und wir konnten somit gleich einschlafen. Um 4 Uhr weckte die Kabinencrew uns zum Essen. Das nahm ich gefühlt im Koma zu mir, schlief auch gleich wieder ein und kam erst gegen 10 Uhr morgens zu mir. Die Beine wachten auf, als ich die Toilette aufsuchte, dann gab es Frühstück und nun sind es noch 1,5 Stunden bis zur Ankunft in Perth.
Uns erwartet Linksverkehr, ein 40 Grad Temperaturunterschied der vorletzte Kontinent auf unserer Liste (dann fehlt nur noch die Antarktis) und hoffentlich viele spannende Begegnungen mit der Tierwelt Australiens.
Eigentlich wollten wir ja schon einen Monat eher fliegen doch zwei Umstände haben dies verhindert. Zum einen kam der zuerst gewählte Touroperator nicht aus dem Quark und wir switchten zu Tourlane, die uns ganz schnell eine ähnliche Reise anboten, billiger und extrem schnell ausgearbeitet mit Videoberatung. Ein guter Service. Der andere Umstand war, dass wir bei der ersten Planung den Auftritt von Tom in der Oper vom GIL verpasst hätten. Wie wir heute wissen, es wäre ein großer Verlust gewesen, dass nicht mitzuerleben.
Es ist mein erster Urlaub als Vollrentner. BP liegt nun endgültig hinter mir. Jetzt muss das verdiente Geld ausgegeben werden. Naja, die Zeit drängt, die Lebenszeit.
Als Vorletzte passierten wir die Passkontrolle, holten dann etwas auf bei der Sanitärkontrolle und Schwupps saßen wir im Transferauto, das uns in 25 Minuten zu unserem Hotel im Stadtzentrum brachte. Die Außentemperatur lag bei 34°C. In der Zwischenzeit war es auch schon dunkel, wir aßen also noch zu Abend, einen kleinen Snack im Restaurant des Hotels und beenden den Abend in einem geräumigen Zimmer im 4. Stock mit Ausblick auf eine autobahnähnliche Straße.
Der Urlaub kann beginnen – Morgen 7.40 Uhr sollen wir abgeholt werden zu einem Ausflug auf die Insel Rotten-Island.
2.Tag Perth Rottnest Island
Gegen 3 Uhr wurde ich wach und sah Toma Chinesisch lernen.
Der Jetlag hatte zugeschlagen. Obwohl wir die Klimaanlage ausgeschalten hatten, war der Geräuschpegel im Zimmer immer noch beträchtlich. Das erschwerte das Wieder-Einschlafen beträchtlich. Die Zeit bis 6 Uhr brachten wir so mit allen möglichen Handydingen zu. 6 Uhr erlöste uns dann das Frühstück von der Nacht. Mit Matsche im Kopf gingen wir dann auch zum Treffpunkt in der Innenstadt, direkt vor dem Hotel Hilton. Das Hotel lag in der City, der Business City, alles erinnerte hier ein wenig an die London City. Doch die Straßen waren gefühlt breiter, die Wolkenkratzer nicht so hoch und kratzten auch nicht an den Wolken, da der Himmel wolkenlos war. Viele Skulpturen lockerten das Straßenbild auf, natürlich auch die Bäume, die es auch in exotischen Ausführungen gab (Fikus). Perth kann man lieben, denn die moderne Architektur der City hatte die alten ehrwürdigen englischen Kolonialbauten würdevoll und wunderbar aufgehübscht in das Stadtbild integriert.
Wir wurden von einem Bus zur Anlegestelle gefahren und ich bemerkte, dass ich zwar den Voucher für die Überfahrt auf die Insel dabeihatte, aber den für die Tour auf der Insel nicht. Zum Glück gab es die Mail noch auf dem Handy und free Wifi auf der Fähre, sodass ich den Voucher runterladen konnte.
Obwohl die Fahrt vom Hilton schon 20 vor Acht losging, waren wir erst kurz vor 11 Uhr auf der Insel Rottnest Island. Von Perth mussten wir noch den Schwanenfluss zum Indischen Ozean hinunterfahren und hier konnten wir einen Schwarm Delfine sehen, der auf der Jagd war.
Der Treffpunkt auf der Insel war am Bahnhof. Die Insel so groß, besser so lang wie Langeoog und hatte eine Eisenbahn (wahrscheinlich der Traum eines jeden Insulaners). Diese wurde in den 30iger Jahren gebaut, als die Insel zur Verteidigung des Hafens von Fremantel ausgebaut wurde. Wir liefen am Bahnhof vorbei, obwohl wir uns das Schild, das den Bahnhof bezeichnete, genau angeschaut hatten. Wir sahen aber auch keine Gleise und außer dem Schild deutete auch nichts auf dem Bahnhof hin. Als sich aber immer mehr Menschen hier einfanden und einige davon sogar die Schienen entdeckt hatten, warteten wir im Schatten bei über 30 Grad Hitze auf das, was da auf uns zukommen würde. Pünktlich halb Zwölf kam ein Zug auf uns zu, besser ein Triebwagen, angetrieben mit einem Dieselmotor. Alle nahmen Platz und ein Rentner – Guide begrüßte uns zur Großen Inseltour. Wir tuckerten auf zwei Stahlprofilen die oft gar nicht mehr zu sehen waren über die Insel in Richtung Kanone. Eine Kanone, die auf Schiffe schießen konnte, im 2. Weltkrieg. Sie stand auf einem der Hügel der die Insel überragte. Die Reichweite der riesigen Kanone lag bei 28 km. Sie hat nie ein Schiff getroffen. Wir besuchten die Militäranlagen und nach einer Weile fragte ich mich, warum wir diesen Ausflug gebucht bekommen hatten. Die Insel ist uns als Naturparadies angepriesen worden, Tiere wollten wir sehen. Aber außer einigen Schwalben, die in den Bunkeranlagen jetzt nisteten und unsere Köpfe umkreisten, weil sie sich gestört fühlten, sahen wir nichts.
Nach gut zwei Stunden waren wir wieder am „Bahnhof“ angelangt und unser Zugführer verwandelte sich in einen Busfahrer. Im zweiten Teil des Ausfluges würden wir jetzt die Insel umrunden. Was wir auf Langeoog zu Fuß gemacht hatten, heute machten wir es mit dem Bus. Sehr schöne Strände, bilderbuchartige Buchten, blaues Meer, weißer Sand aber wenig Tiere. Am Nördlichsten Punkt der Insel befand sich auf einem Felsen im Meer ein Seeadlernest. Und als wir schon wieder in den Bus einsteigen wollten erblickte dort jemand einen Adler. Das erste brauchbare Bild heute. Direkt neben dem Bus auf einem Laternenmast brütete ein Falke, das zweite brauchbare Bild. Nun musste nur noch ein Bild von den Quokkas gelingen, die aber erst am späten Nachmittag sich zeigen sollten. Es war ihnen offensichtlich zu heiß, wofür wir sogar Verständnis hatten, da heute 37°C angesagt waren.
Unter einem Busch sahen wir die ersten aus dem Buschfenster, machten ein Foto und ein weiteres kurz vor besteigen der Fähre. Wenn immer es möglich, war machten wir die Augen zu und nahmen eine Mütze Schlaf zu uns. Die Rückfahrt mit der Fähre nach Perth verschlief ich komplett.
Im Hotel legten wir nur unsere Rucksäcke ab und gingen noch einmal durch die City, um einen Optiker für Toma zu suchen, da ihre Brille eine Schraube verloren hatte und dadurch das Glas rausgefallen war. Zu Abend aßen wir beim Japaner (Ramen-Nudelgerichte). So gegen 20 Uhr werden die Fußsteige hochgeklappt. Es ist relativ wenig los in der City, obwohl die Infrastruktur von Restaurants, Bars… eigentlich vorhanden ist.
Jetzt bin ich todmüde und gehe ins Bett.
3.Tag Beginn der Autorundreise 1. März 2023
Von Perth nach Yallingup
Der Jetlag scheint besiegt. Wir haben durchgeschlafen. Die erste Überraschung des Tages gab es beim Frühstück. Wir wurden nach der Zimmernummer gefragt, eigentlich wie gestern, und es stellte sich heraus, dass wir kein Frühstück gebucht hatten. Alternativen gab es auch nicht viele, sodass wir den Preis bezahlten. Ich schrieb eine E-Mail mit der Frage an die Reiseagentur, ob dies bei allen Hotels so ist und siehe da, ja. Frühstück ist nirgends inkludiert. Wieder eine der unschönen Überraschungen, die wir mit Tourlane erleben. Doch das Frühstück war in dem Hotel sehr gut. Da wir ja nun die Australischen Dollar abessen mussten, tut dies natürlich dem Gewicht nicht so gut.
Packen und zur AVIS-Station gehen, wo wir unser Auto in Empfang nehmen wollten. Punkt Acht Uhr waren wir vor der Station, die nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt war. Wir durften aber das Office nicht betreten, es bestand Einsturzgefahr. Mhhmmm. Wir sollten mit einem Bus zu einer anderen Station gebracht werden, die erst 5, dann 10 und zum Schluss 20 Minuten entfernt sein sollte. Ich lehnte ab. Die resolute AVIS-Mitarbeiterin gab mir zu verstehen, dass das nicht ihre Schuld wäre, irgendeine Firma hätte das Haus beschädigt. Ich stimmte Ihr zu, gab ihr aber zu verstehen, dass dies schon gar nicht mein Problem wäre und ich den Wagen hier entgegennehmen würde. Als sie meinen festen Entschluss, nicht von der Stelle zu weichen, verinnerlicht hatte, ging es dann doch irgendwie. (Alle anderen Kunden ließen sich erweichen, fuhren mit dem Bus und wurden nicht wieder gesehen). Wir erhielten ein Upgrade. Leider war das Upgrade eine Limousine und kein SUV. Ich gab den Schlüssel zurück. Was bei der ganzen Sache nicht klar war, ist, dass das Office-Gebäude beschädigt war, nicht aber das Parkhaus, wo die Fahrzeuge standen. Also hatten sie wohl wieder tricksen wollen. Da diese Praxis der Autovermieter uns aus Hawaii bekannt war, baten wir um Erfüllung des Vertrages, wie geschlossen. In einer halben Stunde sollte der Wagen bereitstehen. Wir gingen zum Hotel zurück, checkten aus und suchten noch einen Optiker auf, der Tomas Brille in Ordnung brachte, eine Schraube war verlustig und dadurch hielt das Glas nicht in der Fassung. Das klappte problemlos und als wir wieder bei AVIS auftauchten, stand ein schöner SUV, wirklich ein Upgrade, bereit. Prima. Ende gut alles gut.
Jetzt hieß es, sich konzentrieren, denn in dem belebten Morgenverkehr mussten wir zurück zum Hotel finden, das auf der falschen Seite und bei vielen Einbahnstraßen. Der SUV, ein Mitsubishi, hatte aber, dem Upgrade sei Dank, ein Navi, sodass die Orientierung vom System übernommen wurde.
Koffer ins Auto und ab zum Fotogeschäft, denn ich hatte aus Deutschland eine neue Sony RV bestellt. Nach ein wenig kreiseln (verfahren…) bis wir in der richtigen Spur auf der Autobahn stadtauswärts waren und dann klappte alles prima bis nach Midland. Wir wurden schon erwartet. Der Fotoapparat lag bereit und nach kurzem Smalltalk bezahlte ich. Toma hatte sich in der Zwischenzeit eine Ersatzukulele gekauft, da sie ihre vergessen hatte mitzunehmen. Gleich neben an war ein Einkaufszentrum, wo wir uns mit Lebensmittel beim Aldi eindeckten, ja, ja Aldi. Und das preiswert. Wie gewohnt. Völlig unerwartet. Ein sehr schönes Einkaufszentrum in dem Aldi nur einer der Läden war.
Jetzt konnte die Rundreise losgehen. Erstes Ziel Yallingup. 280 km südlich gelegen. Wir fuhren an Kwinana vorbei, einem BP-Raffineriestandort, gewöhnten uns langsam an das Auto (sehr nobel), an das Linksfahren und an die Fahrweise der Ossis, die eigentlich sehr diszipliniert war, was die Einhaltung der Geschwindigkeitsgrenzen betraf. Halb drei waren wir in Yallingup, mussten aber erst einmal fragen, bevor wir unser Hotel fanden. Das Zimmer war wunderschön, geräumig im 3. Stock gelegen, mit Balkon und Sicht über die Bäume. Yallingup liegt direkt am Meer und nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es zum Strand, Toma baden. Sandstrand, eingegrenzt von felsigen Abschnitten und wie Toma berichtet war das Wasser auch sehr angenehm.
Der erste Sonnenuntergang stand heute auf dem Programm und da das Meer ja nicht weit entfernt war, ein Sonnenuntergang am Meer. Bilder habt ihr ja schon gesehen. Ich verpasste aber leider dadurch die Ankunft der Papageien, die auf den Bäumen vor unserem Fenster ihre Nacht verbringen. Es dämmert gerade (Morgendämmerung) und die ersten der Gesellen sind schon wach und machen ein klein wenig Lärm. Hähne werden hier wahrscheinlich nicht gebraucht, um wach zu werden. In der Nacht gab es ein Trockengewitter und der Wind hat auch aufgefrischt, sodass sich die Papageien in der luftigen Höhe der Bäume ganz schön festhalten müssen. Es verbleiben mir nur noch wenige Minuten, bis es hell genug für die ersten Fotos ist.
4.Tag Yallingup
Der Tag der Vögel
Der Tag begann wie beschrieben, und obwohl ich bald feststellen musste, dass auf dem Baum, den wir vom Balkon aus sahen, nur noch ein Pärchen der Rosakakadus verblieben war. Die anderen waren schon auf Futtersuche. Also Tele draufgeschraubt und ab. Als erstes sah ich die vielen Karnickel, die den Park um das Hotel herum bevölkerten. (Fast wie bei uns zuhause auf dem Friedhof). Doch dann auf der Wiese spazierten die Rosakakadus und pickten irgendetwas vom Gras auf.
Da war der Bann gebrochen und jetzt bekam ich verschieden Vögel vor die Kamera. Sittiche, Papageien und andere exotische Exemplare (Red Wattle Bird – Roter Akazienvogel). Den Rosakakadus konnte ich eine ganze Weile zuschauen, wie sie gemeinsam mit den Karnickel im Dreck wühlten. Die Flötenvögel – auch als Monstervögel verschrien, da sie auch mitunter Menschen attackieren – war es besonders spannend zu beobachten. Sie legten sich mit den Kaninchen an. Stellten sich einfach davor, machten sich groß und dann näherten sie sich dem Gesicht des Kaninchens bis auf wenige Zentimeter. Irgendwann gaben die Kaninchen dann auf und hoppelten davon. Das Hotel befindet sich in einem großen parkähnlichen Garten, das begünstigt natürlich die Gegenwart von Vögeln. Während ich schreibe, hat es angefangen zu regnen. So ein tropischer Guss kommt vom Himmel. Die Flötenvögel verstecken sich nicht vor dem Wasser, nein, sie genießen den Regen und nehmen eine Dusche und machen alle mögliche Verrenkungen auf dem höchsten Punkt des Baumes direkt vor dem Balkon für eine perfekte Körperhygiene.
Als ich von meiner morgendlichen Vogelsafari zurückkam, war Toma gerade munter geworden. Sie hat nun den Jetlag wohl auch besiegt. Wir aßen auf dem Zimmer Frühstück, Müsli. Der Himmel war bedeckt und es sah schon ziemlich bedrohlich aus. Also entschieden wir, erst einmal Einkaufen zu fahren. Im nächsten Ort (ziemlich kleiner Ort) gab es einen sehr schönen Lebensmittelladen. Toma war ganz begeistert. Sehr gutes Obst und Gemüseangebot und auch sonst war alles vorhanden.
(An der Stelle kann ich noch nachtragen, dass unser Auto ein Mitsubishi Outlander ist.)
Zurück auspacken und ein kleines Sonnenfenster nutzen, damit Toma ein Bad im Meer genießen kann. Mittagessen. Danach schloss sich dann das Programm des heutigen Tages an: Leeuwin Naturaliste National Park. Die Sehenswürdigkeit des Parks war der Leuchtturm. Ein Leuchtturm wie eben ein Leuchtturm, rund, hoch, weiß leuchtend. Tiere sahen wir erst mal keine, ein paar Vögel, kleinere Arten gelang es aber abzulichten. Eine größere Wanderung verkniffen wir uns aber, da es schon in der Ferne blitzte und grummelte. Dafür waren die Wolken am Himmel großartig. Was wir nicht per Pedes machen konnten, machten wir mit dem Auto und so fuhren wir an die Küste, liefen einige hundert Meter (keine Höhenmeter) nach oben zum Lookout und hatten eine wunderhübsche Sicht auf das Meer. In knapp 100 Meter Entfernung sahen wir einen schwarz-weißen Vogel auf dem Baum und ich dachte, es wäre ein Flötenvogel, da die hier allgegenwärtig sind. Erst nach einer geraumen Weile, ich hatte schon etliche Landschaftsfotos gemacht, schaute ich noch einmal mit dem Tele hin und siehe da, es war ein Seeadler, der einen halben Fisch in seinen Fängen hatte. Es war ein wunderschöner Anblick, wie er würdig auf dem sehr fotogenen Baum saß, so als hätte er sich extra für die Fotografen dort hingesetzt. Vom Lookout ging es dann wieder bergab und direkt in die Bucht zum Baden. Die Bucht war malerisch. Perfekt geformte Bäume, Felsen im Wasser, Sandstrand, exotische Blumen / Gewächse am Strand und im Hintergrund Felswände und ein Gewitterhimmel. Hmmmm… Toma benässte die Füße im Meer und von oben wurde sie vom Regen nass.
Im Internet wurde angepriesen, dass man im National Park verschiedene Tiere sehen könnte, doch außer Vögel hatten wir heute noch nichts gesehen, wenn man mal von dem toten überfahrenden Känguru absah, dass auf der Straße vergammelte. Auch Schilder warnten vor Kängurus. Auf der Rückfahrt hielten wir also intensiv Ausschau nach den Beuteltieren. Und siehe da, Toma erblickte auf einer großen Weide 5 der scheuen Gesellen. Anhalten, Warnblinkanlage aktivieren und Fotografieren. Das hätten wir dann auch abgehakt, wobei die Tiere recht weit weg waren. Ich würde schon einige näher sehen wollen.
Als wir zurückkehrten, versammelten sich auch die Rosa-Kakadus in den Bäumen vor unserem Balkon. Es war also Zeit, sich auf die Nacht vorzubereiten.
5.Tag Yallingup - Pemington
Der Tag der Vögel und Kängurus
Ausgeschlafen, gegen Viertel 10 losgefahren. In das Navi hatte ich schon das Endziel eingegeben, obwohl wir unterwegs noch Bäume und Höhle anschauen wollten. Wir nahmen also die Caves Road und nicht die „Autobahn“, wofür wir jede 3-4 Kilometer vom Navi ausgemeckert wurden. Zum Schluss fand ich die Navi-Stimme schon ganz schön gereizt.
Die Gegend hier wurde durch ihre Höhlen für den Tourismus erschlossen. Wir schauten uns eine davon beispielhaft an, die Mammonhöhle. Eine typische Kalksteinhöhle mit den Stalagmiten und Stalaktiten die man mit Audioguide selbst erkunden konnte. Das kam mir wegen der Fotos sehr entgegen. Ich hatte also alle Zeit der Welt. Vom Höhlenausgang zurück zum Parkplatz ging es durch einen wunderschönen Wald mit sehr exotischen Bäumen und Pflanzen, der auch vor nicht zu langer Zeit auch mit dem Feuer in Berührung gekommen war. Grün und Schwarz an einem Baum oder einer Pflanze gingen hier zusammen.
Im Leeuwin-Naturaliste National Park gibt es die Karribäume, keine deutsche Umschreibung für Currybäume, obwohl sie auch intensiv rochen, so sind es doch Eukalyptusgewächse. Schöne große Baum-Riesen mit interessanten Stämmen / Rinde die einen intensiven Geruch verbreiten, der die Lungen in Hochstimmung versetzen. Corona hat wohl hier keine Chance, so gesund ist es hier im Wald. Der Wald ist sehr licht, da die Abstände zwischen den Bäumen größer sind und die Kronen viel weiter oben beginnen. Das Unterholz sind Farne oder ähnliche farnartige / palmenartige Pflanzen nicht allzu hoch und auch nicht dicht. Wir machten einen Stopp in Boranup Forest, gingen ein wenig spazieren und inhalierten die Eukalyptushaltige Luft.
Von hier ging es dann entspannt zum heutigen Tagesziel, nach Pemington. Auch hier gibt es große Karribäume und auf einen konnte man sogar hinaufsteigen. In den Stamm waren Eisenstifte eingeschlagen, wie eine Wendeltreppe umringten sie den Baum und schraubten sich in die Höhe, etwa 40 Meter oder vielleicht auch etwas mehr. Wir schauten zu, wie die anderen Parkbesucher in die Höhe auf eine Plattform stiegen, die wie der Feuerwachturm zur Branderkennung genutzt wird.
Dann schauten wir uns noch einen kleinen Stausee an, der mitten im Wald lag und an dessen Ufer wir auch einen Kookaburra sahen. (In der Mythologie der Aborigines haben die Jägerlieste eine besondere Rolle eingenommen. Wegen ihres frühzeitigen Gelächters am Morgen kam es zur folgenden Legende: Beim ersten Sonnenaufgang soll der gottähnliche Baiame den Kookaburras befohlen haben, laut zu lachen, damit die Menschen aufwachen und den Sonnenaufgang nicht verpassen. Eine andere Legende besagt, dass bei einer Beleidigung des Vogels der Beleidiger bestraft wird. So soll Kindern ein schiefer Zahn wachsen, wenn sie den Kookaburra beleidigen.)
Als wir zurück in der Lodge ankamen, wollten wir uns noch einmal nach Kängurus umschauen, da wir bisher mehr tote (auf der Straße) als lebende Kängurus gesehen hatten. Gleich als ich aus dem Auto ausgestiegen war, sah ich ein Pärchen am Zaun stehen und auf eine Weide schauen. Und siehe da, auf der Weide grasten Kängurus. Sehr lustige Gesellen diese Beuteltiere. Besonders lustig sind sie anzusehen, wenn sie sich kratzen, also sich aufrichten und die Vorderpfoten zur Körperpflege einsetzen. Zäune sind für sie absolut kein Hindernis. Diese überspringen sie aus dem Stand. Im Gegensatz zum Springbock in Afrika sehen die Bewegungen, die Sprünge auch sehr gleichmäßig, geschmeidig und fließend aus. Es macht schon Spaß ihnen zuzuschauen.
Wir machten noch einen Runde um den Teich, der in der ziemlich schönen Anlage der Lodge integriert war, bis die Sonne hinter den Bäumen verschwand und es Zeit für das Abendessen war.
Als ich gerade noch einmal den Nachthimmel anschauen ging, raschelte es plötzlich, dann sprangen große dunkle Gestalten an mir vorbei mit sehr seltsamen Bewegungen. Ich kam mir vor wie in Jurassic Park. Es waren Kängurus, die hier auf dem Gelände der Lodge übernachten. Wahrscheinlich hatte ich sie aufgescheucht.
6.Tag Pemington-Albany
Der Tag der großen Bäume – Karris
Ausgeschlafen und ich habe mich nicht durch den Wecker der Uhr unter Druck setzen lassen aufzustehen, und die Morgenstunde für Fotos zu nutzen. Erst nach dem Frühstück und als mein Koffer schon gepackt war, machte ich noch einen Spaziergang auf dem Hotelgelände, das einen schönen See einschloss und eine Wiese, auf der schon wieder Kängurus grasten. Hauptfokus waren heute Morgen Vögel. Eine Art australisches Rotkehlchen, ein Papagei, ein Sumpfhuhn, noch ein Papagei oder Sittich kamen mir vor die Linse. Höhepunkt war aber ein australischer Zaunkönig, irgendeine der vielen Unterarten des Fairy Wren, bzw. eine Familie davon. Zwei Jungvögel vergnügten sich auf einem Ast und als die Mutter, möglicherweise zum Füttern angeflogen kam, gab es ein Familienknuddeln. Die Vögel hüpften aufeinander herum, kuschelten sich aneinander und das ganz aufgeregt und mit schnellen Bewegungen. Einige schöne Aufnahmen sind geworden. Es sollten nicht die letzten Vogelaufnahmen des heutigen Tages gewesen sein.
Wir fuhren in Richtung Süden, nach Albany, wieder ans Meer. 240 km waren zu absolvieren. Unterwegs in Walpole wollten wir uns aber noch auf den Baumwipfelpfad begeben, die in den Prospekten wohl am meisten gelobte Touristenattraktion. Immerhin handelte es sich ja um die Riesen der Bäume die Karribäume, in deren luftige Höhen wir uns begeben wollten. Walpole lag so ziemlich genau auf der Hälfte des Weges. Doch bis dorthin kamen wir gar nicht. Schon nach 50 km etwa zeigte Schild mit einem Fotoapparat nach rechts in den Wald und lud zu einem Tree Drive ein. Wir nutzten die Gelegenheit und schauten uns in einem Karriwald noch einige schöne Exemplare von riesen Karribäumen an. Schon beim Durchfahren, durch die geschlossenen Autofenster strömte der erfrischende Duft von Eukalyptus ins Auto. Australien roch definitiv besser als Amerika. Vielleicht waren die Nationalparks nicht so spektakulär, doch mit dem Duft von Australien kann Amerika nicht konkurrieren. Gegen Mittag erreichten wir Walpole und machten an der Touristeninfo halt. Toma besuchte den Wochenmarkt, kaufte ein wenig Obst und Gemüse ein, ich erfrug in der Information den Weg zum Baumwipfelpfad und wurde mit noch zwei weiteren Ausflugzielen belohnt. Das erste zusätzliche Ziel der Scenic Drive gleich hinter dem Ort war nichts Besonderes. Wir drivden also durch die Szenerie und waren ziemlich schnell damit fertig. Gleich im Anschluss auf der anderen Seite der Fernstraße Nummer 1 ging es zu den Giganten des Waldes. Ein etwa halbstündiger Spaziergang führte uns durch einen wunderschönen Karriwald gepickt mit vielen großen außergewöhnlichen Karribäumen. Wenn die ersten heute Morgen sehr hoch waren, so waren die in der Nähe von Walpole dick und besonders geformt und auch ziemlich hoch.
Von hier aus sollte es zum Pfad gehen, doch die vielen Einbahnstraßen im Wald ließen uns erst zum Pool fahren. Wir nahmen also im Vorübergehen noch eine Sehenswürdigkeit mit. Und es war wirklich sehenswert die Seen und der Gebirgsbachder in die Seen mündete nachdem er sich durch ein felsiges Flussbett hindurchgezwängt hatte. Ich fand dies die schönste landschaftliche Stelle, die wir bisher gesehen hatten. Auf dem Rückweg nach Walpole kamen wir an einer Weide vorbei, auf dem nicht nur Kühe grasten, sondern auf der sich auch sehr viele Vögel tummelten. Ich dachte erst es wären Flötenvögel, doch beim genaueren Hinsehen erkannte ich die Ibisse. Wir hielten an und hatten gerade die große Linse draufgeschraubt, als ein Kalb auf die Ibisse zu hoppelte und sie aufscheuchte. Prima dachte ich, bekomme ich einige Aufnahmen im Flug. Die machen mehr her als die Fotos der Vögel, wenn sie nur auf der Wiese stehen. Als sich kurz danach aber die ganze Herde in Richtung von 10-15 Ibisse aufmachte, Flogen diese auf und plötzlich flatterten von der gesamten Weide hunderte Kraniche in die Luft, drehten Kreise, umrundeten die Weide und schraubten sich dann in die Höhe. Der Himmel vor uns war schwarz, nur ein paar weiße Exemplare waren darunter, die aber kaum ins Gewicht fielen. Das Fotografenherz lachte. Genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Ich filmte auch das Geschehen, obwohl dies mit der 600 mm Linse nicht einfach war, das wackelfrei hinzubekommen, bzw. ich hatte noch den Cropmodus eingeschaltet, sodass es ja effektiv 900 mm waren, die da austariert werden mussten.
Den Baumwipfelpfad erreichten wir nachdem wir die Ibisse am Horizont verloren hatten und 20 km in Richtung Albany gefahren waren. Wir bezahlten den Senioren Preis und gingen auf einer ziemlich wackeligen Metallkonstruktion hinauf in Richtung Baumkronen der Karribäume. Der Baumwipfelpfad war relativ kurz, doch die Höhe (40 Meter über Grund) bei ständigem Schwanken auf einem wenig Vertrauen einflößenden Konstrukt waren schon beeindruckend.
Toma kaufte sich im Souvenirladen – der den Rundgang abschloss - einen Hut aus Känguru – Leder. Das wäre also auch erledigt. Jeder hat sein Mitbringsel.
Die verbliebenen 120 km bis zum Ziel schafften wir in knapp 1,5 Stunden, wobei wir wegen falscher Zieleingabe im Albany noch eine Ehrenrunde drehten. Das Sleep-Well-Hotel befand sich in einem Vorort inmitten von Wohnhäusern. Das Zimmer, als Familienzimmer angepriesen, war ein Familienzimmer, weil es neben dem Ehebett noch ein Doppelstockbett hatte, was wir natürlich nicht benötigten. Nach dem Eintreten ins Zimmer kam ich mir vor wie in einem türkischen Taxi, in dem am Spiegele in desinfizierender Weihnachtsbaum hängt. Die Teppiche, Möbel und Wände gut abgenutzt, alles vom allerbilligsten und nur minimal küchenmäßig ausgestattet. Duschen werden wir wohl nur mit Überwindung können. Wenn man die Tür aufmacht, schaut man auf die parkenden Autos und die anderen Räume des Hinterhofs. Die Fenster gehen zur selben Seite hin, sind aber verstellt durch das Etagenbett. Urlaub geht anders. Doch man kann nicht einfach nach draußen gehen und sich vergnügen, dazu muss man in die Stadt fahren. Werden wir dann morgen auch tun, den ganzen Tag nicht hier zubringen. Tourlane scheint wahrscheinlich gespart zu haben, wo es nur ging, auf Kosten zufriedener Kunden. Dann wurde uns noch im Gespräch gesagt, dass Tourlane einen besonders hohen Qualitätsstandard hat und die Hotels alle prüft.
7.Tag Albany und Umgebung
10 Uhr verließen wir unser Zimmer und atmeten wieder frische Luft. Wir fuhren die 2 km in die Stadt und erkundigten uns in der Touristeninformation, was man an einem Tag optimal in Albany unternehmen kann. Wir erhielten eine Karte mit markierten Straßen und Highlights der Umgebung, die es nun abzuarbeiten galt. Erstes Ziel war The Gap und The Bridge, zwei Sehenswürdigkeiten an der Küste. The Bridge ist ein vom Meer ausgewaschener Bogen, der immer noch vom Meer unterspült wird. Als wir uns dem Parkplatz der Sehenswürdigkeit näherten, begann es gerade zu regnen. Und ich hatte nichts mit, nichts Warmes zum Anziehen, kein Regenzeug und keinen Schirm. Wir setzen hier einfach schönes Wetter voraus, obwohl wir alles im Koffer haben, um wettergerecht gekleidet zu sein. Mit dem Regen ging noch einmal alles gut, denn bis zum Parkplatz staute sich eine Schlange von Autos, die alle einen Parkplatz suchten. Als wir unseren hatten, hatte es so gut wie aufgehört zu regnen. Das Gap oder die Lücke war eine Plattform, die von einem Felsen aus über einen Felseinschnitt gebaut wurde. Sie ragte über das tosende Meer, das unter einem mit Schmackes an die Felswand klatschte und die Wellen als Millionen von Tropfen nach oben spritzten. Nichts für Menschen mit Höhenangst, denn auch die Plattform schwankte ein wenig, wenn sich etwas kräftigere Menschen darauf bewegten. Alle Sehenswürdigkeiten sind rollstuhlgerecht ausgebaut. Sehr vorbildlich. Nach einer halben Stunde, nicht mehr, hatten wir genug gesehen und verließen den von Menschen überfüllten Platz. Mit Bussen wurden die Touristen hierher gefahren. Da das Wochenende ein verlängertes ist (der 6. März ist Tag der Arbeit in Westaustralien), waren besonders viele Menschen unterwegs, sodass auch der Parkplatz des Walfangmuseums gut gefüllt war. Das Museum mit einem kleinen Zoo und einem botanischen Garten war unser nächstes Ziel. Der kleine Zoo bescherte uns ein neues Tier, den Wombat. Sonst gab es an Tieren nicht viel zu sehen. Die Begeisterung über den botanischen Garten hielt sich auch stark in Grenzen. Beeindruckend war die Geschichte des Walfangs und die Ausmaße der Tiere, die der Mensch gejagt hat. In Albany wurden von der Fabrik/ dem Unternehmen 14600 Pottwale getötet. Die Pottwale, die größten Jäger, fressen Riesenkraken. In einem Wal wurde ein 8 Meter langer Krake gefunden, noch unversehrt, da er ihn wohl gerade gefressen hatte, als er harpuniert wurde. Im Jahre 1978 erst wurde die Tätigkeit wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt. Viel schwere Arbeit, die aber auch viele Familien ernährten. In der letzte Halle, wo die Skelette der Meeresriesen ausgestellt waren, sahen wir auf dem Boden eine Echse, die wahrscheinlich aus dem Zoo ausgebüchst war, auf alle Fälle kein europäisches Fabrikat/Exemplar.
Weiter in unserem Tagesprogramm ging es zu einem Aussichtspunkt, alles im Torrdirrup Park etwa 20 km vom Stadtzentrum Albanys entfernt. Da Toma zu müde war und einen Nap im Auto machte, schaute ich mir diesen Lookout alleine an, kletterte ein wenig auf den Felsen herum und war ganz begeistert von der unwahrscheinlich vielfältigen Fauna. Ein wenig erinnerte mich die Faune an Südafrika. Auch hier in Westafrika ist ein biologischer Hotspot, der also eine große Vielfalt aufweist, aber die Existenz der Vielfalt auch gefährdet ist. Bei einem unserer Spaziergänge heute entdeckten wir auch Geranien, die wir rings zum ersten Mal rings um Kapstadt in einer großen Zahl gesehen haben. Den nächsten Spaziergang zu den Blowholes, also Öffnungen im Felsgestein, aus denen Meereswasser bei hohem Wellengang mit gewaltigem Druck heraus und meterhoch in die Luft gedrückt wird. Leider war am heutigen Tag das Meer zu ruhig und die Kraft der Wellen zu schwach, dass wir die Löcher in Aktion sehen konnten. Aber der Spaziergang entlang der Küste durch eine Vielfalt unbekannter exotischer Pflanzen hatte auch so seinen Reiz, wenn man denn sich bemühte die Natur rings um einen auch intensiv wahrzunehmen. Wir nahmen immer wieder Geruchsproben von den Pflanzen und nicht wenige rochen sehr intensiv. Darunter waren auch Geranien mit ihrem spezifischen, starken Geruch.
Zum Abschluss des Tages in Albany fuhren wir zum Windpark. Der Windpark sind Windräder, etwa 20, die auf einer Anhöhe entlang der Küste stehen. Ein Lehrpfad über die Tiere und Pflanzen der Gegend wurde hier erst vor Kurzem angelegt. Der Spaziergang über den Pfad eröffnete spektakuläre Blicke auf und entlang der Küste. Es war schon nach 18 Uhr und so begann sich die Sonne zu verabschieden und es entstanden schöne Lichteffekte, wenn die Sonne durch die Wolkendecke brach und Lichtkegel auf das Meer projizierte.
Als es begann zu dämmern, ließen wir es gut sein und fuhren zurück in unser Zimmer. Ein wunderschöner Tag ging mit indischem Take-Away Massala zu Ende.
8.Tag - Von Albany nach Esperance
Schreck oh Schreck (oder ein Unglück kommt selten allein)
Wir kamen gut weg, tankten noch einmal auf, was sich als sehr weise erwies und starteten zu einer Fahrt in den Osten parallel zur Küste, die wir aber nie zu sehen bekamen. Laut Navi waren es genau 478 km, die wir bis Esperance zurückzulegen hatten. Und als wir Albany verließen regnete es. Das Wetter ist überhaupt bis auf den Tag in Perth recht kühl und es regnet auch täglich. Der Regen hat uns zwar noch nicht zu sehr gestört und irgendwelche Pläne durchkreuzt, aber der erhoffte blaue Himmel bei strahlender Sonne war wohl nur ein Traum im verregneten Deutschland. Heute waren es nur 18 Grad und wir benötigten keine Klimaanlage im Auto, eher die Heizung.
Als wir Albany verließen kamen wir an einer großen Weide vorbei und überall grasten Kängurus recht gemischter Größe. Gestern auf der letzten Fahrt zum Windpark hatten wir drei sehr große Exemplare gesehen, die größer als ein Mensch waren. Wir hielten auch da an, gingen näher ran und all die Zeit beobachteten uns die Kängurus sehr aufmerksam. Wenn ich durch meine 600 mm Linse schaute, sah ich in Gesichter die sehr fragend ausschauten. Was wollt ihr hier ihr Menschen? Warum baut ihr überall diese Stolperfallen (Zäune) für uns, wir springen doch eh drüber? Wir haben hier schon Jahrtausende ohne Euch gut gelebt und nun fahrt ihr uns über den Haufen mit Euren Autos. Ja tote Kängurus sieht man immer wieder auf den Straßen. Wobei ich mich bis heute (jetzt nicht mehr) immer gefragt habe, wie kann es sein, dass auf einer Straße, wo nur ab und zu mal ein Auto fährt und weit und breit kein Känguru zu sehen ist, dann doch ein Tier überfahren wird. Die Wahrscheinlichkeit geht doch gegen Null. Tja, solche Gedanken hat man, wenn man hunderte Kilometer auf ein und derselben Straße, dem South Coast High Way fährt, minutenlang geradeaus, man das Lenkrad eigentlich loslassen könnte, wenn die A1-Stattsstraße denn eben wäre. Der Scheibenwischer war die einzige Ablenkung, die uns zum Glück der Regen bescherte. Irgendwann nach über 150 Kilometer, vielleicht waren es auch 200, kam das erste Dorf, also zumindest eine Raststätte mit Tankstelle. Da wir aber vollgetankt waren, fuhren wir vorbei ohne anzuhalten.
Irgendwann sahen wir dann entlang der Straße verbrannte Wälder und Felder. Es hatte im Sommer größere Waldbrände in diesem Gebiet gegeben. Das Gebiet ist geprägt von riesigen landwirtschaftliche Flächen, die als Weideflächen oder zum Anbau von Getreide genutzt werden. Die Flächen reichten oft bis an den Horizont und die Kühe waren oft nur kleine schwarze Punkte auf gelben Untergrund.
An Parkplätzen, die als kleine Haltebuchten gestaltet waren, stiegen wir ab und zu mal aus. Ein solcher Halt gegen Mittag, wir hatten noch fast genau 200 km zu fahren, wäre uns fast zum Verhängnis geworden. Keine Angst, passiert ist nichts Schlimmes. Als ich nach der Notdurft zum Auto zurückkehrte ließ sich meine Tür nicht öffnen. Ok, Schlüssel rausholen noch einmal drücken. Getan, die Tür blieb zu. Die hinteren Türen und die Beifahrertür ließen sich öffnen. Also versuchte ich den Wagen von innen zu entriegeln. Fehlanzeige. Ich nahm den Schlüssel auseinander und ein mechanischer Schlüssel kam zum Vorschein. Reinstecken, schließen. Nichts. Ich kletterte also über den Beifahrersitz auf den Fahrersitz, kippte dabei die Flasche in der Mittekonsole um, die auf meinem Sessel auslief, was ich aber erst bemerkte, als ich etwas Kaltes am Gesäß verspürte. Doch auch von innen ließ sich die Tür nicht öffnen. Der Grund für die Misere war der eingeklemmte Gurt in der Tür. Ok dachte ich, dann muss ich halt ohne Gurt weiterfahren und das penetrante Hupen ertragen, dass der Wagen von sich gab, wenn man nicht angeschnallt war. Ich ließ den Motor an, legte den Gang ein, löste die Bremse und NICHTS. Er fuhr nicht, weil seiner (des SUVs) Meinung nach die Tür offen war. Schön wär’s gewesen. Also versuchte ich mit Gewalt den Sicherheitsgurt aus der Tür zu befreien. Vergeblich.
Wir waren also in the Middle of Nowhere und kamen nicht weiter. Also Hilfe rufen und AVIS kontaktieren. In den Reiseunterlagen fand ich nach langem Suchen eine Nummer von AVIS. Den Touroperator anzurufen hat ja eh keinen Sinn, da sie sich immer noch nicht wegen des Quartiers gemeldet haben und die Mail hatte ich vor zwei Tagen abgeschickt. Der erste Anruf ging daneben, beim dritten hatte ich dann Glück und landete in einer Warteschleife. Die Minute kostet so etwa 5 australische Dollar. Naja, das muss ja auch AVIS oder Tourlane nicht bezahlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und schlechter Musik vernahm ich dann eine Stimme. Welch Glück, denn der Balken am Telefon, dass überhaupt ein Signal durchkommt, war nur zu erahnen. Die Verbindung stand und die Frauenstimme am anderen Ende begann nun mit ihren Fragen, wie sie es wohl von Avis vorgegeben bekommen hatte. Erste Frage war, ob ich den Verkehr blockiere. Ich verneinte (ich hatte bereits gesagt, dass ich auf einem Parkplatz stehe). Zweite Frage, ob ich in Sicherheit bin. Ich bejahte, da ich, wie gesagt, auf einem Parkplatz mich befand. Wir klärten also erst einmal den Namen ab. Vorname Frank, sie sprach mich schon mit Frank an, aber ich musste Frank noch einmal für sie buchstabieren und sie wiederholte dann noch alles zweimal. Mit dem Nachnamen dasselbe Spiel, worauf die Telefonnummer folgte. Diese habe ich 6-7 Mal angesagt, und zwar so +49 Pause 152 Pause 26 Pause 36 Pause 23 Pause 70. Das Plus 49 dauerte eine Weile, bis sie es verstanden hatte und dann wiederholte sie die Zahlen so 15 Pause, 22 Pause 63 Pause 37 Pause fertig. Ich hatte meine Nummer noch nie so gehört und es verlangte höchste Konzentration um zu verifizieren, ob sie die Nummer richtig verstanden hatte. Auf alle Fälle fehlte am Ende die Null. Als wir dies ausgiebig geübt hatten, fragte sie mich nach einer australischen Nummer. Die hatte ich leider nicht. Die Reaktion am anderen Ende ließ mich zweifeln, dass wenn ich auflege, ich je noch einmal etwas von Avis hören würde. Als ich sagte, dass wir langsam zur Sache kommen müssen, da ich pro Minute 5 Dollar bezahle, sagte sie, dass die Verbindung schlecht wäre, wobei ich sie ausgezeichnet verstehen konnte. Dann fragte sie mich nach der Autonummer. Ich atmete auf, denn im Vertrag war ja eigentlich alles angegeben, Telefonnummer, Name, Vorname, Autotyp…. Alles! So dachte ich. Dann fragte sie ob das Auto mit Diesel oder Petrol betankt wird. (Ich raufte mir die Haare, denn wir waren vollgetankt. Als ich dies erwähnte, bekam ich wieder zu hören, die Verbindung sei schlecht, worauf ich brav antwortete mit Petrol.) Die nächste Frage ließ mich nun schon verzweifeln – welche Farbe hat das Auto? Grau. (Das ist kein Scherz oder irgendwie übertrieben, um den Bericht lustiger zu machen) Die nächste Frage: „Ist es ein Automatikauto oder ein Schaltwagen?“, ich wurde wieder etwas grauer, da der Wagen ja stand und die Tür nicht zu ging, nicht aber schalten wollte, aber davon wollte die Frau am anderen Ende nichts wissen. Irgendwann fragte sie mich, wo wir uns denn befinden. Nun begann ein wunderbares Spiel. Auf dem South Costal High Way Straßennummer A1 zwischen Albany und Esperance. Jetzt musste ich Albany wieder buchstabieren. Wahrscheinlich war die Hotline in Amerika angesiedelt oder die Frau war gerade nach Australien eingewandert und suchte verzweifelt auf der Karte des Kontinentes nach Westaustralien, dass ich ihr als Suchhilfe gegeben hatte. Sie fand Westaustralien nicht und bat mich zu warten. Aus dem Telefon kam wieder nervige Musik. Hier kam ich mir schon langsam vor wie in „Verstehen sie Spaß?“ Ich sah das Fragezeichen tanzen. Nach 10 Dollar meldete sich die Stimme wieder. Wir spielten das Spiel weiter. Das wurde mir dann zu bunt und ich fragte sie nach ihren Namen. Das war der Moment, als die Verbindung wieder sehr schlecht war, auf ihrer Seite. Ich bat sie dann mal einfach zuzuhören und mich nicht nach zwei Wörtern zu unterbrechen, es half alles nicht, sie nahm wie beim Volleyball ihre zweite Auszeit. Musik. Als sie wieder da war, die weibliche Stimme von Avis, wusste die Dame dann doch, dass ich in Westaustralien war. Heureka.
Zwischendurch hatte ich versucht ihr zu erklären, was unser Problem war, das war aber im Prozess noch nicht vorgesehen und als ich ihr erklärte, dass die Tür zu war und wir sie nicht aufbekommen, aber das Auto nicht fuhr, weil die Tür auf war, da war sie wohl völlig verwirrt oder überzeugt, dass am anderen Ende ein Idiot sitzen musste. (Vielleicht dachte auch sie das ist „Verstehen sie Spaß“ – obwohl wohl keinem zum Lachen zu Mute war.
Während wir so telefonierten und ich vor Augen meine nächste Telefonrechnung in vierstelliger Höhe sah, rechnete ich mir aus, dass wir wohl nicht vor Mitternacht in Esperance eintreffen würden, wenn das so weitergeht.
Doch dann erschein der weiße Ritter. Ein Australier kam aus dem Busch und wollte direkt vom Parkplatz auf die A1 fahren. Als Toma dies bemerkte, stürzte sie aus dem Auto, gestikulierte mit den Armen und rief:“We need your help“. Ich winkte auch durch das Fenster der festgeklemmten Tür und er hielt an. Ich erklärte ihm kurz das Problem und er übernahm das Telefon. Obwohl er gewaltig nuschelte, schien die Frau ihn am anderen Ende zu verstehen. Doch dann nahm sie sich wieder eine Auszeit. Diese nutzten wir und versuchten die Tür aufzubekommen. Als wir alles wiederholt hatten, was wir auch schon selbst ausprobiert hatten, rief er seinen Sohn und wir versuchten es mit Gewalt. Die beiden kräftigen Männer rüttelten an der Tür (die sich bei mir keinen Millimeter bewegt hatte, als ich es allein versucht hatte) und ich versuchte, den Anschnallgurt herauszuziehen. Der große SUV schwankte und gab dann auf. Nach zehn Sekunden war das Problem gelöst, der Gurt war befreit und die Verbindung mit AVIS nach 35 Minuten abgebrochen.
Probestart – Erfolgreich – Aufatmen.
Wir bedankten uns überschwänglich vor Freude und verabschiedeten uns. Er brachte seine Kinder (u.a. seinen kräftigen Sohn) in die Boarding Scholl 3,5 Stunden Fahrt vom Ort des Geschehens entfernt. Wow!
Rings um seine Farm hatte es auch in diesem australischen Sommer gebrannt. Zum Glück hatten Mensch und Tier keinen Schaden genommen.
Nach der einstündigen etwas nervenaufreibenden Mittagspause ging es weiter gen Osten. Wir besuchten noch den Stokes Nationalpark, damit der Tag nicht nur mit Fahrerei gefüllt war. Schon bei der Zufahrt zum Park sahen wir wieder Kängurus. Kurzer Spaziergang im Park und das Beeindruckende heute war wieder die Flora. Wir sahen aber auch Raupennester auf den Blättern von einem exotischen Baum. Am Ufer flog direkt bei unserer Ankunft ein Seeadler mit einem Fisch in seinen Fängen vorbei. Den Fotoapparat hatte ich zwar relativ schnell zur Hand, aber nach 5 Sekunden war der Adler schon weg und ich verlor ihn aus den Augen. Als wir auf dem Rückweg um eine Kurve fuhren sprangen zwei Kängurus vom Straßenrand auf die Straße. Vollbremsung.
--- Ich hatte einige Zehntelsekunden an einen zweiten Anruf bei AVIS gedacht, die sich nach dem Abbruch unseres Gespräches vor über einer Stunde noch nicht zurückgemeldet hatten. Wahrscheinlich hatte die Frau meine Telefonnummer doch falsch aufgeschrieben oder die Vorschriften erlaubten keine Anrufe an eine ausländische Nummer. ---
Das Känguru schaffte es gerade noch auf die andere Straßenseite. Um Haaresbreite, wirklich um Haaresbreite hätte ich auch ein Tier zumindest angefahren. Kängurus scheinen wie Rehe Fluchttiere zu sein.
Angekommen, schnell noch einen Strandspaziergang gemacht und ein Abendbrot von Aldi – Red Curry und Peking Duck gegessen. Die Telefonrechnung muss ja jetzt irgendwie kompensiert werden.
9.Tag – Esperance
Traumstrände
Nach dem Frühstück im Zimmer gingen wir zu Fuß zur Touristeninformation keine 5 Minuten vom Hotel entfernt und ließen uns unsere Aufgaben für den heutigen Tag geben. Zwei Highlights, der Scenic-Drive entlang der Küste westlich von Esperance und der Cape La Grand Nationalpark im Osten davon. Davor suchten wir aber die French Hot Bakery auf, ganz in der Nähe auch. Hier machten wir gleich das zweite Frühstück und kauften einen Snack zum Mitnehmen als Mittagsessen ein. Dann ging es los, die wunderschönen Sandstrände in reizvollen Buchten gelegen, sich anzuschauen. Erster Stopp oben auf dem Rotary Lookout. Da ahnten wir, was uns heute erwarten würde. Zweiter Stopp den Berg wieder runter am West Beach. Sehr schön, so schön, dass wir uns entschlossen hinabzusteigen und Einige sogar die Füße mit Meereswasser benetzen wollten. Das Wasser war intensiv Grün direkt am Strand und ging in Richtung Horizont in ein tiefes Blau über. Toma zog die Schuhe aus und genoss das Salzwasser, ich ließ sie an, da ich die Wellen, wie sie sich am linken Ende der Bucht an vorgelagerten Felsen brachen und in Fontänen in die Luft schossen, die Felsen einrahmend und sich über sie ergossen. Doch das perfekte Foto gab die Perspektive vor Ort nicht her, erst auf dem Rückweg mit dem Tele war ich zufrieden mit den Aufnahmen. Etwa 45 Minuten verbrachten wir am West Beach. Danach folgten noch viele Strände, an denen wir anhielten und sie nur fotografierten oder zu denen wir auch hinabstiegen, um sie dann dort zu fotografieren. Sehr, sehr schöne Strände, eine Landschaft zum Verlieben.
Das nahm natürlich viel Zeit in Anspruch und sie uns davonlief für das zweite Highlight, dem Nationalpark. Nach dem Strand am Kilometer Nummer neun brachen wir ab und ließen den Strand am Kilometer 10 oder Mile Nummer 10 und 11 weg, fuhren zum neuen Etappenziel. Auf dem Weg dahin passierten wir den pinken See, der schon 15 Jahre nicht mehr pink ist, weil die Algen, die die Farbe hervorgezaubert hatten, abgestorben waren. In unserem Reiseprogramm wird er aber immer noch angepriesen. Ich hatte mich wegen eines tollen Fotos schon darauf gefreut. Egal. Nach einer knappen Stunde erreichten wir den Park, bzw. den schönsten Strand (Cape La Grande), zumindest den weißesten von ganz Australien, der aus Quarzkristallen bestand, nicht aus Kalkstein (also zerriebenen Muscheln) sondern zerriebenen Granit und Quarz der Berge ringsum. Wir parkten erst auf dem normalen Parkplatz und gingen mit unseren Sachen zu Strand, kamen an einem im Schatten liegenden Känguru vorbei, das da abhing, sich gar nicht um uns scherte und sahen am Strand einige Autos. Da der Strand ziemlich fest war, es war wirklich ein anderes Feeling als normaler Sand, fragte ich, wo die Zufahrt zu Strand wäre. Keine 20 Meter entfernt und ich holte das Auto auch, sodass wir im Auto Picknick machen konnten, bevor wir ins Meer baden gingen. Toma ganz, ich bis Badehose-Unterkante. Das Wasser war mir einfach zu kalt, obwohl die Sonne schien und es im Schatten über 20 °C waren. Ich nutzte die Zeit, in der Toma badete, indem ich ein paar Fotos von den Vögeln am Strand machte. Eine Raubmöwe, die auch nicht wegflog als ich schon auf weniger als 2 Meter ihr mich genähert hatte, war mein erstes Motiv. Danach schlenderte ich den Strand entlang und kam genau in dem Moment an einem Pickup vorbei, als die Angler dort ihre Fische an die Möwen verfütterten. Also habe ich jetzt etliche Großaufnahmen Möwen mit Fisch im Schnabel. Zwei Kängurus kamen dann auch zum Strand und um sie herum bildete sich ein Kreis Menschen, ohne dass sich die Kängurus daran störten. Naja, sie hätten ja einfach darüber hinwegspringen können. Es ging auf 5 Uhr zu und wir wollten noch einen weiteren Strand anschauen. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Frenchman Peak vorbei. Er sah schon beeindruckend von unten aus und Toma schlug vor, ihn zu besteigen, was ich mit großer Freude aufnahm (eigentlich war ich ein wenig erstaunt darüber). Wir orientierten uns also an der Tafel am Eingang des Weges und waren ein wenig enttäuscht, denn hier war eine Zeit von 3 Stunden angegeben, in meinem Booklet aber nur 1,5 Stunden für die 3 km und 260 Höhenmeter. Also beschlossen wir, weil es ja in etwa 1,5 bis 2 Stunden dunkel wurde maximal 45 Minuten hin zugehen und dann, egal wo wir gerade sein würden, umzukehren. Da kamen uns die ersten Wanderer entgegen und wir fragten sie, wie lange sie benötigt hätten. 1,5 bis 2 Stunden waren die junge Franzosen unterwegs. Es war ja auch der Frenchman Peak. Wir stürmten also los, waren nach gut 10 Minuten auf der anderen Seite und mussten nun nur noch hinauf. Der Weg war gut markiert. Natürlich wurde im Booklet und auf der Tafel am Eingang gewarnt, wie schwierig der Weg ist,… Der Aufstieg verlief auf Granit- Untergrund, der eine perfekte Haftung für unsere Bergschuhe war. Auch steilere Abschnitte konnten wir ohne die Hände zu verwenden, „mit Reibung“ überwinden. Nach 35 Minuten waren wir auf dem Gipfel. Etwas unerwartet schnell. 10 Minuten für die Gipfelfotos. Die Aussicht war wirklich sehr schön. 360 Grad Rundumsicht und im Westen schien die Sonne durch die Wolken mit wunderschönen Strahlen, die das Meer beleuchteten. 35 Minuten brauchten wir dann auch wieder bergab, was wir einerseits entspannter angingen, da die Zeitfrage nicht mehr akut war, doch anderseits wir vorsichtiger gehen mussten, da der Abstieg doch recht steil war. Als wir am Auto ankamen, dämmerte es schon.
Die Rückfahrt begann noch im Nationalpark mit Kängurus, die vor das Auto liefen. Die ersten beiden Male konnte ich noch bremsen und fuhr daraufhin noch langsamer, also so etwa 50 km/h, obwohl 80 und dann sogar 110 km/h erlaubt waren. Die dritte Begegnung mit Kängurus endete für das Känguru mit einem Zusammenstoß. Trotz Vollbremsung, die ich nun schon zweimal geübt hatte, bumste das Känguru gegen die linke Vorderseite. Soweit wir das am Abend gesehen haben, ist nichts am Auto kaputt. Was mit dem Känguru ist, wissen wir nicht. Beim Zusammenstoß hatte ich nur noch Schrittgeschwindigkeit und stand auch zwei Meter nach dem Aufprall. Hoffen wir, dass das Känguru sich vielleicht nur etwas wehgetan hat und nicht verletzt wurde. Trotz Fernlicht und langsamen Fahren war der Zusammenprall nicht vermeidbar gewesen. Während ich also mit 55 km/h dahinzuckelte, überholten mich Autos mit einer Geschwindigkeit, bei der kein Auge trocken bleibt, wenn das Auto das Känguru erwischt. Oder vielleicht kommt es dann nicht zu solchen Zusammenstößen, vielleicht springen die Tiere ja auch in den Lichtkegel hinein. Und sie sind verdammt langsam. Denn nach 5 – 6 Kilometer musste ich wieder eine Vollbremsung hinlegen, und das Känguru schaffte es gerade noch in den Busch. Wir standen wieder mitten auf der Straße, denn zur Sicherheit fuhr ich mittig, um mehr Möglichkeiten beim plötzlichen Auftauchen eines Kängurus zu haben. Das Auto fuhr mit Tempomat 55 oder bei engen Passagen sogar noch darunter und ich hatte immer den Fuß auf der Bremse (Gas gab der Wagen ja sich selbst). Gut, dass wir ein großes Auto hatten und noch viel besser, dass Tourlane uns eine Versicherung mit 0 Euro Selbstbeteiligung verkauft hat. Eins werden wir aber nicht mehr machen, in der Dunkelheit oder Dämmerung Auto fahren. Jetzt verstehe ich voll und ganz, wie es zu den vielen toten Kängurus am Straßenrand kommt.
Nassgeschwitzt kam ich im Hotel an. Wir beendeten Abend im Restaurant mit tasmanischen Lachs. Lecker.
10.Tag – Esperance – Kaalgorie
Eine Fahrt durch den Busch – 8. März – Internationaler Frauentag
Toma begann den Tag mit einem Bad im Meer, gut beschützt von aufmerksamen Haisichtern vom Boot und aus der Luft. Bevor wir uns auf den Weg nach Kaalgorie machten, kauften wir noch bei Woolworth ein. Ein guter Edeka hätte Probleme mit dem Angebot von Woolworth mitzuhalten. An der Kasse dauerte es ein wenig länger, da die Einkäufe wahrscheinlich für eine Woche getätigt wurden oder noch länger, wenn man extra aus dem Busch / von seiner Farm in die Stadt gekommen war. Und dann machte man auch noch einen Schwatz mit dem Kassierer, doch die Schlange nahm dies gelassen hin. Die Aussie sind doch sehr entspannt, wir Deutsche doch eher das Gegenteil.
Dann noch tanken bei einer Landwirtschafts-Tankstelle, mit Vorabwählen der Tanksumme. Da die Aussies ja vom Land nur selten in der Stadt sind, große Pickups fahren und dann auch noch drei 20 Liter-Kanister vollmachen, war die kleinste vorwählbare Summe 100 $. Zum Glück passten die so gerade in den Tank unseres SUVs. Im Übrigen die Überprüfung des Autos ergab am Morgen, dass kein Schaden, kein Blut oder irgendetwas von dem Zusammenstoß mit dem Känguru zu sehen war. Das lässt uns hoffen, dass es das Tier vielleicht überlebt hat.
Als wir aus der Stadt fuhren wurden wir aber wieder per Verkehrsschild gewarnt, dass die nächsten 25 km Kängurus aus dem Busch kommen können und über die Straße hüpfen werden. Zum Glück passierte das heute nicht. Die Schilder variierten im Laufe des Tages. Känguru, Kühe, Kühe und Känguru, Vögel, Traktoren und sogar vor einem Emu wurden wir gewarnt. Selbst vor einer Mutter mit Kind, obwohl wir auf den 380 km Kilometern kaum durch eine Ortschaft fuhren. Die erste Ortschaft kam nach fast 200 km. Bis dahin nur Busch. Und ab und zu mal ein ausgetrockneter See, der weiß in der Sonne glänzte. An einem hielten wir an und überzeugten uns davon, dass das Weiß von Salz stammt, dass nach dem Verdampfen des Wassers übriggeblieben war. Also Salzseen in Australien und es gab viele davon. Wahrscheinlich sind sie im Winter mit Wasser gefüllt. Ohne Wasser sind es aber die schöneren Fotos.
Interessant war auch, dass in kleinen Senken Metermaße standen, die die Wasserhöhe bei Starkregen anzeigten, also wenn Wasser in diesen Senken stand. Die Metermaße/Pfahle zeigten bis zu zwei Meter Wasserhöhe an. Woher das Wasser kommen sollte, war nicht ganz klar, da es kaum Höhenunterschiede in der Landschaft gab, sie war fast durchgehend flach. Ich stellte den Tempomat ein, der auch automatisch Abstand hielt, wenn mal ein Fahrzeug vor uns auftauchen sollte, was fast nie vorkam. Wir waren ziemlich allein unterwegs, so schien es, denn überholt hat uns beim Fahren niemand. Wenn wir anhielten um ein Päuschen zu machen, kamen schon ab und zu Fahrzeuge vorbei, auch Road Trains mit bis zu drei Anhängern. Ein Road Train mit drei Anhängern hat hundert Reifen!!! Jeder Anhänger vorne drei Räderreihen (doppelt) und hinten drei Räderreihen (doppelt) also 24 pro Anhänger und 28 das Triebfahrzeug. Aber so schlimm wie im Netz beschrieben, dass man höllisch aufpassen muss, ist es nicht. Ich bin eine lange Zeit hinter einem superlangen LKW (kein Train) hinterhergefahren (da brauchte ich nichts machen, da der SUV ja alles alleine regelte). Das war ganz entspannt.
Entlang der Strecke sind viele Minen. Es begann mit Nickelminen und später kamen Goldminen hinzu. Wahrscheinlich transportieren die Trains Abbauprodukte aus den Minen zum Ort der Aufarbeitung.
Die Landschaft änderte sich kaum. Wir fuhren durch den Busch. Keine Steppe, kein Wald wie bei uns, ein gutes Gemisch aus Unterholz und höheren Bäumen, das aber immer noch genügend Platz lässt, damit man durch den Busch laufen kann. Tiere heute Fehlanzeige, ein totes Känguru und ein paar Vögel waren die Ausbeute auf fast 400 km Weg. Da hätten wir in Deutschland wesentlich mehr gesehen. Der Wald war häufig von Bränden gezeichnet, verkohlte Landschaften, wie wir sie aber auf der Fahrt von Albany nach Esperance gesehen hatten, gab es nicht, Die Natur hatte sich schon wieder von den Bränden erholt, so schien es.
Nur einmal gab es einen sehr kurzen Tourist – Drive, 1,3 km zu einem „Rock“ im Busch auf unbefestigter Straße, an dem wir aufgrund seiner mickrigen Größe vorbeifuhren und nach 2 km kurz ausstiegen, den Wald fotografierten und dann wieder umkehrten. Auf dem Rückweg sahen wir ihnen dann. Nicht der Rede wert. Diese Fahrten zu Sehenswürdigkeiten unterwegs sind für mich immer eine willkommene Abwechslung. Es passiert ja nichts (zumindest am Tage) und der Adrenalinspiegel ist schon sehr niedrig. Man wird müde. In dieser Gegend, wenn man nach Norden kommt (aber immer noch im Süden ist) gibt es auch wenig Landwirtschaft, die wir noch zu Anfang mit riesigen Feldern / Weideflächen gesehen haben.
Wir kamen gegen 16 Uhr im Hotel an. Sehr schönes Zimmer, geräumig. Völlig andere Kategorie als in Albany. Wir gönnten uns eine Kaffeepause und schauten uns danach den alten Teil der Stadt Kalgoorie an oder sagen wir den historischen, durch den wir gerade hindurchgefahren waren. Das war ein wenig erschreckend. Es sah aus, als sei dieser Teil der Stadt ausgestorben, Obwohl er oberflächlich einen sogar fotogenen Eindruck machte, war das Gefühl beim näheren Hinschauen doch eher ein morbider Zustand, den wir da vor uns hatten. Naja, die größte Sehenswürdigkeit hier war wohl auch weniger die Stadt, als die Goldmine. Die Goldmine ist die größte Australiens und eine der größten der Welt.
Der Lookout über dem Super Pit ist nur wenige hunderte Meter von der Fernstraße, die die Stadt umgeht, entfernt. Der Pit ist wirklich ein Super-Pit. Man schaut von oben hinab in eine Grube und muss genau hinschauen, um den Grund zu sehen und die andere Seite ist vielleicht einen Kilometer weit entfernt. Ein sehr, sehr tiefes Loch in das serpentinartig Straßen für übergroße Kipper hinabführen. Lauter Lärm ist vernehmbar von der anderen Seite, wo die großen Kipper, mit Reifendurchmessern von geschätzten 3 Metern goldhaltigen Abraum, der zwischengelagert wurde, nun zur Verarbeitung bringen. Die Verarbeitungsanlage ist auch auf der anderen Seite und nur noch schemenhaft zu erkennen. Das Gold wird nach dem mehrmaligen Zermahlen mit Natriumzyanid versetzt, reagiert mit den Zyaniden und wird mittels Aktivkohle absorbiert, die dann wieder eluiert wird. Das erinnerte mich natürlich an die ersten Jahre meines Berufslebens, als wir (als DDR) eine Lizenz nach Australien verkauften zur Erzeugung von Natriumzyanid, einen Prozess, der auch im VEB PCK Anwendung fand.
Schon etwas spät fuhren wir noch in den Karlkurla Bushland Park, der angelegt wurde, um die Flora des Westaustralischen Busches zu dokumentieren. Ein sehr schöner Park mit vielen Rosakakadus, die viel Spektakel machten und wo wir den Sonnenuntergang genossen. So schön wie im Park war der Busch natürlich nicht.
11.Tag – Kaalgorie – Hyden
Ein langer Tag auf der Straße
Ausschlafen und gerade noch rechtzeitig um 10 Uhr ausgecheckt. Aufgetankt und uns auf den Weg begeben. Als wir die Stadt verließen, wurden wir auf die Gefährlichkeit des Weges eingestimmt. Als erstes sahen wir ein totes Känguru am rechten Straßenrand, wenige Meter weiter war ein Cabrio ausgestellt, der bei einem Überholversuch zusammengefaltet wurde und nach weiteren hundert Meter zeigte ein Schild nach Links zum Friedhof.
Heute waren etwa 380 km zurückzulegen, zumindest so sagte es Google-Map. Die Straße 94 führte von Kaalgorie nach Perth und war recht gut befahren. Viele Road-Trains mit drei Anhänger waren unterwegs, und da sie am Berg doch etwas langsamer wurden, traute ich mir auch zu, sie zu überholen. Ein langer Überholvorgang.
Die Straße führte durch den Busch. Die Landschaft ähnelte der von gestern. Nach zweihundert Kilometer sollten wir nach links abbiegen, um nach Hyden zu kommen. Als wir an der Kreuzung waren und links abbogen und uns orientierten, las Toma ein Schild, dass die Straße nur für 4WD Fahrzeuge geeignet wäre. Damit war dieser Weg für uns versperrt. Obwohl ich sogar einen Road-Train Fahrer fragte, ob wir die Straße fahren können und der bejahte, was auch von einem anderen Pickupfahrer bestätigt wurde, Toma wollte nicht. Als Konsequenz hatten wir 170 km mehr zu fahren, also fast zwei Stunden mehr. Auf den letzten 80 km machten wir zum ersten Mal Fahrerwechsel und Toma setzte sich ans Steuer. Zu Beginn ganz schön aufregend für mich, zumindest an Einschlafen war nicht zu denken. Wir waren ¾ Vier in Hyden, ein kleiner Ort, eigentlich gar nicht zu sehen. Die Orte sind sowieso nicht wahrnehmbar, da die Häuser ja alle einstöckig und irgendwo im Busch versteckt sind. Auch die größeren Ortschaften haben keine oder nur ganz vereinzelt mehrstöckige Gebäude.
Das Zimmer war in Ordnung und die Hauptattraktion nur 5 Autominuten vom Hotel entfernt, Die Welle oder „The Wave Rock“. Nach einer kurzen Zu-Uns-Kommen-Phase statteten wir dem Rock einen Besuch ab. Naja, die Welle kennt man vielleicht aus dem Internet oder Instagram oder TikTok… und die beeindruckenden Fotos sind bei der Wahl dieser Lokation nicht spurlos an mir vorbeigegangen und das im Besonderen, da ich The Wave in Amerika ja nicht ablichten konnte, da wir kein Permit hatten und alternativ den Slot Canyon besucht hatten. Wie im Canyon, die Bilder geben mehr her als die Wirklichkeit. Mal sehen, ob bei mir auch ein brauchbares Bild entsteht, denn das bedarf noch Nacharbeit in Luminar.
Den Sonnenuntergang wollte ich am Magic See verbringen und den angepriesenen unvergesslichen Augenblick fotografisch festhalten. Toma hatte aber Angst den Rückweg nicht wiederzufinden und so kehrten wir 200 Meter vor dem See um und fuhren zurück zum Hotel. Das hatte zumindest etwas Gutes. Wir waren rechtzeitig zurück zum Abendbrot und konnten uns alles in Ruhe vom Buffet aussuchen. 15 Minuten später kamen etwa 30 Chinesen, die eine lange Schlange vor dem Buffet bildeten. Die Desserts waren besonders lecker und zum Glück hatten wir kein Mittag gegessen.
12.Tag – Hyden
Heute Morgen hieß es den ausgefallenen Sonnenuntergang nachholen. Ich stellte mir also den Wecker für 5 Uhr und stand auch auf. Bis zum Magic See konnte man mit dem Auto fahren, sagte Google Maps, weshalb ich mir kein Zeitpolster zurechtlegte für das rechtzeitige Erscheinen am See. Als ich dann in der Dunkelheit die Abzweigung zum See erreichte, versperrte mir eine Schranke den Weg ins Magic Lake Resort. Also schnell zurück zum Zugangsweg, der vom Wave Rock zum See führt. Ich parkte das Auto am Straßenrand, bestimmt nicht formgerecht und sputete mich zum See, obwohl ich nach einem Blick nach oben kaum Hoffnungen hatte, schöne Bilder zu machen. Der Himmel war grau und komplett mit Wolken bedeckt. Es gab zwar eine Dämmerung aber das Licht färbte sich nicht blau, pink, rosa, rot… es blieb grau. 15 Minuten verblieben bis zum Sonnenaufgang hinter den Wolken, als ich am See eintraf. Der See war am Ende des Sommers geschrumpft und an Baden, wie beschrieben war auch nicht zu denken. Magie Fehlanzeige. Es gab zwar Spiegelungen aber kaum Vordergründe. Ich fand dann einige gewachsene Salzkristalle am Seeufer und nutzte sie als Vordergrund. Keine gute Ausbeute. Nach zwei Stunden war ich wieder zurück, war aßen gemeinsam Frühstück und ich legte mich noch einmal hin. Ich holte die etwa zwei Stunden zu frühen Aufstehens nach. In allerlei Prospekten hatten wir uns informiert, was man an einem Tag hier unternehmen kann. Ich wollte Koalas sehen, die im Tierpark neben dem Rock angepriesen wurden. Als wir in der Information kurz vor dem Auflegen der Kreditkarte noch einmal nachfragten, ob denn auch die Koalas zu sehen wären, erhielten wir zur Antwort, dass sie verstorben wären. Eine traurige Nachricht. Wir gingen nicht in den Zoo und schauten uns dafür das gähnende Hippo an, ein Stein mit einer großen Öffnung. Von hier begaben wir uns noch einmal auf großen Granitstein (2,5 Milliarden Jahre alt) analog dem großen Uluru Ayers-Rock. Super Rundumsicht (so knapp 100 Meter über der Ebene) , da alles andere ja ziemlich flach ist. Auf dem Spaziergang zum Hippo sahen wir auch Dragon- Echsen auf/über den Wave Rock flitzen, also wir würden Eidechsen sagen. Der Spaziergang nahm fast zwei Stunden in Anspruch und wir hatten es bis zum Mittag geschafft. Es waren jetzt auch schon über 30 °C und eine Pause in der Hitze bot sich an. Toma zauberte ein Mittagessen unter kreativer Verwendung der Mikrowelle. Für den Rest des Tages hatten wir uns die anderen Rocks, es sind insgesamt 4, vorgenommen. Der erste Rock ist auch eine Höhle, wo die Aborigines ihre kreative Ader ausgelassen haben. Es sind Felszeichnungen der Art, dass Handabdrücke farbig an den Wänden/Decken der Höhle zu sehen sind. Bestiegen haben wir ihn nicht. Das Thermometer im Auto zeigte nun schon 34 Grad an. Auf dem Weg zum dritten Rock flogen zwei grüne Papageien parallel zur Straße und überholten uns sogar. Wir fuhren mit einer Geschwindigkeit von über 60 km/h. Und zum Spaß flogen die Papageien mal durch die Bäume mal vor uns mal neben uns. Eine weitere Begegnung mit der Vogelwelt hatten wir kurz bevor wir den dritten Rock erreichten, mit einem Keilschwanzadler. Ein Pärchen saß auf einen Baum und auf Grund der schieren Größe war klar, es waren keine Raben, Ich hielt sofort an, doch irgendwie hatte der eine Vogel mich erspäht und fühlte sich offensichtlich gestört. Sie flogen auf und dank neuer Technik gelangen schöne Aufnahmen in der Luft. Der Zugang zum dritten Rock war für Fahrzeuge nicht erlaubt. Wir standen vor einem verschlossenen Tor. Zum Laufen war es zu weit und wir fuhren zum vierten, dem letzten noch verbliebenen. An diesem fuhren wir vorbei ohne ihn gesehen zu haben. Bevor wir nach Hause fuhren, wollte ich mir noch einen Fotospot anschauen, einen Doppelsee – der noch Wasser hatte. Er war 5 Kilometer von Hyden entfernt. Auf dem Weg dorthin sahen wir vor uns eine gigantische Rauchwolke am Horizont. Der Busch brannte. Toma wollte sofort umkehren. Wir fuhren aber nun doch noch zum See, da es weniger als 1 Kilometer war und ich machte einige Probeaufnahmen. Während ich dies tat, erlosch das Feuer und am Himmel verblieb eine riesige Rauchwolke, die sich wunderbar im See spiegelte. Ich brachte Toma ins Hotel und fuhr allein zum See zurück, den Sonnenuntergang fotografieren. In der Zwischenzeit bereitete uns Toma ein leckeres Abendbrot. Der Sonnenuntergang war eine Wiedergutmachung der Natur für den verkorksten Sonnenaufgang.
13.Tag – Hyden –Cervantes
Quer durch Westaustralien
Über mehr als 500 km ging es heute durch Westaustralien. Und wir konnten uns wieder von der Richtigkeit der Bezeichnung roter Kontinent überzeugen. Die Erde ist wirklich rot. Sichtbar wird das überall dort, wo nichts wächst und das ist am Straßenrand, wo der Asphalt aufhört oder auf ungeteerten Straßen. Da wir uns entschlossen, nicht stur Autobahn zu fahren, von der A40 auf die A2 und in den Norden, sondern nach 100 km querfeldein über weniger befahrene Straßen, sahen wir viel rote Erde. Die Landschaft ist recht einseitig, Felder, Weiden und fast immer eine Straße, die sich wie eine Allee anfühlt, denn rechts und links sind Bäume gepflanzt oder nicht abgeholzt worden.
Man konnte mitunter 15 Minuten fahren, ohne dass ein Auto entgegenkam. Die Straßen waren insgesamt in einem guten Zustand. Manchmal waren am Asphaltrand einige tiefere Löcher, die aufgrund der Schatten, die die Bäume warfen, kaum zu sehen waren und in die ich auch einmal bei Gegenverkehr hineingeriet. Es krachte ganz schön, doch der SUV steckte es weg. Ich erinnere mich an nur eine größere Stadt, die wir passierten, sonst Kühe, Schafe und riesige Anbauflächen. Ich denke, dass da ein Hof so etwa 25-100 km² groß sein kann. Schaue ich jetzt gleich mal nach.
Anna Creek Station ist die größte Rinderranch der Welt. Sie liegt im australischen Bundesstaat South Australia und umfasst 23.677 km²[(zum Vergleich: dies entspricht etwa der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns, Slowenien hat 20.273 km², Belgien 30.528 km²).
Tja da hammer’s. Da war meine Schätzung ja extrem vorsichtig.
Wir tankten einmal kurz, sonst fuhren wir durch. Das Auto-Eigene Navi nervte ein wenig, denn es hatte schon seine eigene Meinung zu unserer Routenwahl. Sobald wir seinem Vorschlag nicht folgten, wollte es ständig wenden oder uns zurück lotsen. Das ist schon die Verselbständigung der künstlichen Intelligenz, da das Auto entschied, dass ihm Autobahnen besser gefallen als Outback-Roads. Man kann sich da hineinversetzen.
Kurz vor 16 Uhr, nach fast 6 Stunden Überlandfahrt, kamen wir in Cervantes an. Das Motel war ok, das Zimmer in der letzten Ecke, ohne Sicht und wieder mit Desinfektionsgeruch, der auch im vorherigen Zimmer vorherrschte. Wer weiß, wer das eingeführt hat. Wir packten aus und gingen in den Generell Store auf der anderen Straßenseite. Wahrscheinlich der Platzhirsch (besser der Monopolist im Ort). Teuer und unappetitlich. Er hätte keine Hygiene – Inspektion in Deutschland überstanden. Der Prüfer wäre wohl gar nicht erst reingegangen. Danach aß Toma schnell etwas, bevor ich sie zum Strand fahren sollte, ich wollte zum Pinnacle Park. Der Strand war Toma dann zu weit weg und zu einsam, also kam sie mit in den Park. 20 Km Anfahrt in die Richtung aus der wir gekommen waren. Schöner Park, den man auf Ami-Art durchfahren konnte. Es war ja eine Sanddüne, auf der die Pinnacles wuchsen und die Wege durch den Park für SUV wie gemacht. Die Wegränder waren mit Steinen ausgelegt, recht eng und plötzlich krachte es fürchterlich. Ich dachte ich wäre gegen ein Pinnacle gefahren. Hielt an, stieg aus. Nichts zu sehen, und auch ´nicht erklärbar, wo ich denn rangefahren sein könnte. Zweites Mal Glück gehabt. Ab und zu stiegen wir aus, liefen ein paar Meter, fotografierten und weiter ging es. Plötzlich lief –stolzierte, passt besser - ein Emu über das Pinnacle-Feld. Anhalten, Tele drauf und abdrücken. Ein paar Bilder gelangen, bevor er in den Büschen des Parks verschwand. Super, jetzt brauche ich nur den Echidna, den Ameisenigel und den Koala.
Die Sonne senkte sich hernieder und die Schatten der Pinnacles wurden immer länger. Die goldene Stunde war wirklich goldig, das Licht fabelhaft. Als die Sonne dann weg war gab es auf der anderen Seite dann die rosa und blau-Töne der blauen Stunde. Wir mussten aber bei Dunkelheit den Park verlassen haben und begaben uns auf dem Heimweg. Der führte gen Westen. Der Himmel im Westen war einfach großartig. Gelb Violette Töne so intensiv, dass Pawels marmeladisierte Bilder geradezu blass ausgesehen hätten. Ich machte kein Foto, denn wie Toma treffend bemerkte, das glaubt dir doch eh keiner, dass die Farben echt sind.
Abendbrot abgespeckt im Zimmer.
14.Tag – Cervantes
Ich wachte früh auf, schaute aus dem Fenster und sah am Horizont ein ähnliches Rot wie gestern beim Sonnenuntergang. Schnell anziehen und den Fotorucksack geschnappt in der Hoffnung, dass vielleicht die Morgenstunde Gold im Munde hat. Leider nein. Die Farben waren bei weitem nicht so eindrucksvoll wie beim Sonnenuntergang. Wahrscheinlich muss im Himmel eine bestimmte Menge Dunst sein (Wassertropfen), um das rot / orange Licht zu erzeugen. Das war im Westen, wo das Meer ist, wohl eher gegeben, als im Osten über dem Land, wo die Feuchtigkeit über Nacht kondensiert ist. Und in der Stadt vernüftige Vordergründe zu finden, ist auch nicht immer einfach. Ich fand einen Basketballplatz, der mit Wasser besprüht wurde und einen Wasserfilm als Spiegel ausgebildet hat ganz fotogen. Im Anschluss an das Frühstück ging ich noch einmal auf Vogeljagd mit mäßiger Ausbeute.
Bevor wir irgendetwas unternehmen konnten, mussten wir ins Meer. Schnell ins Auto, nur den Autoschlüssel und die Zimmerkarte mitgenommen und ab ging es die 1,5 km bis zum Strand. Das Wasser schien mir nicht so kalt zu sein, laut Internet ist die Wassertemperatur heute in Perth zwischen 23-24 °C (wir sind aber noch zweihundert Kilometer weiter nördlich, dem Äquator näher). Gute 5 Minuten hielt ich es aus, vielleicht auch ein wenig mehr. Keine Wellen, klares Wasser, aber nichts zu sehen, ein paar Schwalben umkreisten uns. Als ich mich schon abgetrocknet hatte, kamen dann zwei oder drei Delphine, um sich Toma etwas genauer anzuschauen. Man sah nur die Rückenflossen. Und dann waren sie auch schon wieder weg.
Toma hatte gestern im Hotelbuch den Lake Thetis, als Sehenswürdigkeit rings um Cervantes entdeckt. Seine Stromatolithen wurden angepriesen. Er war keine 2 km entfernt. Ein wunderschöner blauer See, der uns ein weiteres Weltwunder neben den Pinncles zeigen sollte. Die Stromatolithen, sie werden durch Zyanidbakterien, eine Gattung der ältesten Lebensformen auf der Erde, die unseren Sauerstoff produziert haben, geschaffen. Die Gebilde sehen aus wie runde Steine, die ein wenig aus dem Wasser ragen. Nichts Spektakuläres. Wir sahen am See, auf den Stromatolithen sitzend, einen Kormoran und eine Tern (Seeschwalbe) und weiter entfernt einen grauen Reiher (Elsterreiher). Nach zwei drei Aufnahmen von der Sehenswürdigkeit spazierten wir noch um den See herum und beließen es dabei.
Nun wollten wir die Dünen sehen, die es hier gibt, mitten in der Landschaft zwischen den Bäumen und am Meer. Von der Ozean Drive Road nahmen wir also jede Abzweigung und fuhren zum Meer, um möglichst eine schöne Dünenlandschaft zu erhaschen. Die Dünen sind zwar von der Straße aus gut zu sehen, wie sie aus der Buschlandschaft herausragen, aber durch den dazwischenliegenden Busch nicht so einfach zugänglich. Wir klapperten also alles an Straßen und Wegen ab und landeten wieder an einem schönen Strand, den Toma zum erneuten Baden nutzte. Wir fuhren auch zu den Siedlungen, die am Meer liegen, wo Fischer leb(t)en, in ganz einfachen Hütten, ohne Wasser, ohne Strom. Australien wie vor 15-20 Jahren. Eine Düne schien doch zugängig zu sein. Wir sahen ein Auto am Straßenrand und die Leute auf der Düne. Stelle markiert: 18 km von Cervantes entfernt. Denn gleich anhalten und hinlaufen ging nicht, da Tomas Mittagsgefühl sich gemeldet hatte und heute gab es zu Mittag Lobster, auf den sie sich schon seit gestern freute. Cervantes ist ein Zentrum des Lobsterfangs. Von der Anlegestelle und den Lagerhallen werden die frischen Lobster landesweit verteilt. Toma genoss das tote Tier.
Tja und was nun folgte habt Ihr ja direkt miterlebt. Wir fuhren noch mal zum Strand, damit Toma das Meer voll auskosten konnte. Ich blieb im Auto sitzen. Dem routineartigen Hin- und Hergehen am Strand zum Gewöhnen an die Wassertemperatur folgte jedoch diesmal ein rekordverdächtiger 50 Metersprint zum Auto. Ich dachte mir nur, na soweit wird wohl ein Hai nicht springen, doch Haie waren auch weit und breit nicht zu sehen. Angekommen am Auto musste ich Ihren Fuß anschauen. Etwas Graues, Geleeartiges etwa 4 cm lang hing an ihrer Ferse. Ich wischte es mit der Hand weg. Ein Überbleibsel einer Qualle hatte Toma einen Stich/Verätzung zugefügt. Das Bein brannte und die Stelle wurde rot und schwoll ein wenig an. Wir fuhren zurück ins Hotel, wo man Toma an der Rezeption etwas Essig verabreichte und mit der Hoffnung entließ, dass dies nicht tödlich ist. Ich musste trotzdem noch in den Generell Store rennen, um ein Antidepressivum (Antiquallum) zu erstehen, doch der Store hatte geschlossen (obwohl er 7 Tage die Woche aufhatte – vielleicht hat die Woche in Australien 8 Tage. Wir verfolgen das nicht so genau, da wir ja im Urlaub sind). Und nun sitze ich hier und weiß nicht, ob die Wohnung nach Desinfektionsmittel oder aber nach Essig riecht. Egal, beides schrecklich.
15.Tag Cervantes – Kangaroo Island
Der Wecker klingelte 2 Uhr mitten in der Nacht. Die Koffer waren gepackt und nach dem Zähneputzen konnte es losgehen – zum Flughafen. Ich hatte die Fahrt nach Perth, laut Navi 2 ¼ Stunden mit etwas Reserve geplant, da ich in der Dunkelheit nicht so schnell fahren wollte. Bestätigt wurde ich sogleich, als wir die zweite Abbiegung keine 200 Meter vom Hotel entfernt nahmen, da hoppelte schon das erste Känguru vor dem Auto davon. Schon etwas gefährlicher wurde es bei der Abbiegung zum Nationalpark Pinnacles, da ich dort von 95 km/h eine Vollbremsung hinlegen musste, um ein niedliches Beuteltier nicht auf dem Kühlergrill zu haben. Es war enorm anstrengend mit Fernlicht zu fahren und die Straßenränder zu screenen, damit wir keinen Wildunfall bauen. Eigentlich hatte ich mit gewünscht, dass ich warte, bis ich hinter einem Auto, am besten einem LKW hinterherfahren könnte. Doch in der ersten Stunde kamen uns auf dem Weg nur zwei Autos entgegen. Im Rückspiegel tauchte erst ein Licht auf, als wir schon im Einzugsgebiet von Perth waren. Die Autobahnen von Perth waren dann schon wieder anstrengend, da der Berufsverkehr schon eingesetzt hatte und kurz vor dem Airport staute es sich dann sogar. Jetzt wurde es aber dringend, dass wir eine Tankstelle fanden, denn über 200 km sind wir an keiner vorbeigekommen, doch das Auto musste vollgetankt zurückgegeben werden. Toma managte dies mit Googlemaps und direkt vor dem Airport war die gewünschte Tankstelle, an der wir dann auch gleich unseren kleinen Frühmorgen-Hunger stillten. Die Zeitreserve (ich wollte 2 Stunden vor Abflug da sein) war fast aufgebraucht, als wir den Schlüssel in die Schlüsselbox der Autovermietung warfen. Es war noch keiner da.
Einchecken nur am Automaten. Wie ich das nicht mag. Doch zwei Fräulein von der Airline Virgine Australia standen uns hilfreich zur Seite und eigentlich war es auch ganz einfach. Baggage drop war ebenso ein Automat und auch das war machbar. Ach, wie wünsche ich mir die schönen alten Zeiten wieder herbei, am besten die mit Gold-Card Lufthansa und den Check-in-Schalter.
Ich hatte noch eine Stunde Zeit zum Schlafen vor dem Boarding und 2,5 im Flieger.
Wir flogen nur bis Adelaide, also bewegten uns auf dem Domestic Airport, und ich war ein wenig erstaunt, dass Zweidrittel der Flugreisenden in Arbeits-/ Sicherheitskleidung unterwegs waren. Auch in unserem Flieger saß eine große Anzahl von so gekleideten Passagieren. Man hatte den Eindruck, dass sie nach dem Aussteigen sofort auf die Baustelle gehen würden. Dass das nicht sein konnte merkten wir aber erst, als wir in Adelaide ankamen und mit dem neuen (leider kein Upgrade und es passte nur ein Koffer in den Kofferraum) SUV auf der Suche nach einem Restaurant und einem Supermarkt waren. Mit Hurra begrüßten wir Aldi am Wegesrand, waren dann aber arg enttäuscht, als er wegen eines Feiertags (Adelaide Cup Day) geschlossen war. Also Baustelle und Feiertag passt auch nicht zusammen. Ein offenes Geschäft war aber schnell gefunden, und ein indisches Restaurant fand sich sogar auf dem Weg. Es war ein wirklich indisches Restaurant, nur indisches Personal und Gäste, gleich neben einem indischen Supermarkt, wo Toma sich vorkam wie in Delhi. Wir aßen lecker und viel zu Mittag. Ja es war schon nach 14 Uhr. Wir hatten im Fluge 5 Stunden verloren, 2,5 beim Fliegen und 2,5 für die Zeitumstellung. Die gebuchte Fähre nach Kangaroo Island fuhr von Cap Jervis um 19 Uhr ab. Die 150 Kilometer dorthin war schon eher Autobahnfahren von Marl nach Bochum, gespickt mit Baustellen, reduzierter Geschwindigkeit, regem Verkehr, doch zum Ende hin mit schönen Blicken auf den indischen Ozean. Leider nahm uns die 18 Uhr-Fähre nicht mit, sie war voll. Unsere Fähre fuhr dann 10 Minuten eher ab, und wir waren noch im Hellen am anderen Ufer. Schöner Sonnenuntergang, doch jetzt setzte die Dämmerung ein und wir wurden noch auf der Fähre gewarnt, vorsichtig auf der Insel zu fahren. Dieser Eindruck wurde nach den ersten 5 Kilometern durch die hohe Zahl an toten Tieren am Straßenrand verstärkt. Der letzte Kraftakt am heutigen Tag. Wir erreichten nach 40 Minuten Fahrt die Lodge über eine Abkürzung, von Googlemap ausgesucht, die uns gehörig durchschüttelte (unsurfaced road). In der Lodge war niemand da an der Rezeption. Im Restaurant neben an, sagte man uns, dass die Rezeption nur bis 19.30 Uhr besetzt wäre und wir unsere E-Mails überprüfen sollten. Getan. Nichts. Was nun? Tourlane anrufen (Frau Seidel kümmert sich immer noch um die Ereignisse vor einer Woche – Antwort ausstehend)? Ich schaute in die Papiere, die wir erhalten hatten, im amerikanischen Stil gehalten, alles juristisch einwandfrei formuliert. Wir hätten uns einen Tag vorher melden und unsere Ankunft nach 19.30 Uhr mitteilen müssen. Habe ich in den 400-500 Seiten Unterlagen wohl übersehen. Es gab noch zwei Telefonnummer, die man anrufen konnte. Die eine sagte, dass die Rezeption nur bis 19.30 Uhr geöffnet hat, die andere half uns dann mit einem Code, der einen Safe öffnete und wir unseren Zimmerschlüssel darin fanden. Halleluja! Es war Montag der 13. -in Russland der absolute Pechstag. Das Zimmer war schön groß, aber wieder mit Aufbettung. Ich glaube, wir hatten bisher nur Zimmer mit Aufbettungen, was die Zimmer immer unwohnlicher und voller aussehen lässt. Aber eigentlich hatten wir doch nur für 2 Personen gebucht.
Doch ein Positives hatte der Tag – Tomas Quallen-Schmerzen sind weg. Und es riecht nicht nach Essig (und erfreulicherweise auch nicht nach Desinfektionsmittel) im Zimmer.
16.Tag Kangaroo Island
Was für ein Tag!!!
Ausgeschlafen und beim Hellen zum ersten Mal aus dem Fenster geschaut, direkt auf die gerade aufgegangene Sonne. Da die Wolken ein wenig die Grelligkeit wegnahmen und wunderschöne Bäume vor dem Meer als Kontrast für das fast weiche Licht dienten, und das alles direkt aus dem Hotelzimmerfenster, vor dem noch ein Balkon befand, war dies der perfekte Beginn eines wunderschönen Tages. Nach dem Frühstück im Zimmer meldeten wir uns nachträglich bei der Rezeption an, erhielten einige Hinweise zum hoteleigenen Naturpfad, den wir auch gleich ausprobierten (15 Minuten Gehzeit). Danach gingen wir über die Straße und waren am Strand, besser am Wasser, denn es gab keinen Strand. Es war windstill und das Wasser spiegelglatt. Schwarze Schwäne, Ibisse, Austernfischer, Lapwings und Pelikane direkt vor uns. Wir bewegten uns langsam und vorsichtig am Ufer entlang. Die Fluchtdistanz mancher Vögel war erstaunlich gering. Mit dem 600 mm Tele waren die Vögel alle bildfüllend. Als wir eine Stelle mit relativ bequemen Sitzgelegenheiten erreicht hatten, setzten wir uns hin und schauten den Vögel bei ihrer morgendlichen Mahlzeit zu. Die Vögel im flachen Wasser spiegelten sich wunderschön und das Fotoherz hüpfte vor Freude. Nach einer Weile flogen drei Pelikane direkt auf uns zu und landeten zu unseren Füßen. Wahrscheinlich konnten sie doch noch nicht zwischen Teleobjektiv und Angelroute unterscheiden. Mir war es recht. Von vorne im Anflug Bilder und beim Landen gelangen format-füllende Fotos und manchmal waren die 200 mm Brennweite, die das Tele als kleinste Brennweite hatte, noch zu groß, so nah landeten sie vor uns. Gelandet, begannen sie mit der Federpflege und warteten, dass ich mit dem Tele Fische fing. Ich fing noch die eine oder andere Situation / Aktion der Ibisse ein oder wie ein Reiher seine zwei Konkurrenten der Reihe nach verscheuchte und ihnen noch hinterherflog, damit sie sich nicht in seiner Nähe niederließen. Doch heute wollten wir unbedingt Koalas sehen. Wir fragten einen türkischen jungen Mann, der in der Bar arbeitete und er gab uns den Tipp, es in der Duck Lagoon zu versuchen. Koalas gab es nicht wie Sand am Meer, man musste schon Glück haben, um sie zu sehen. Durch den Brand vor zwei Jahren, bei dem fast 50 % der Insel betroffen waren, wurde der Bestand stark reduziert. Ich verlor jegliche Illusionen, doch mit ein wenig Hoffnung machten wir uns auf zur Lagune. Die Lagune war eine gute halbe Stunde Autofahrt entfernt. Es war ein See mit schönen großen Bäumen, die im See befindlichen, schon abgestorben, aber trotzdem sehr fotogen. Am Ufer waren zur Beobachtung der Vögel Unterstände gebaut. Wir stiegen am Campingplatz aus und suchten auf die Eukalyptusbäume am Ufer nach Koalas. Leider sahen wir nichts. Am See trafen wir auf zwei Australier, die auch noch keine Koalas gesichtet hatten und sogar nach Kängurus Ausschau hielten, die mir persönlich schon so ziemlich egal waren. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass sie auf Känguru Island zwei Wochen Urlaub verbringen, wir leider nur zwei Tage. Im Unterstand am See angekommen und Position bezogen, ließen sich im Teleobjektiv langsam alle Vögel erkennen. Viele Ibisse, einige Kormorane, ein paar Reiher aber auch Löffler, die das flache Wasser durchquirlten mit ihrem Löffel und einige kleinere Wasservögel.
Die Gegend sah nach einer verlassenen Farm aus. Alte Autos und Geräte waren im Boden eingegraben und ragten zur Hälfte daraus hervor. Reste von Zäunen waren noch vorhanden, auf denen ein blauer Fairy Tail Vogel einen Brauttanz für seine Verehrerinnen aufführte und dabei seinen blauen Kragen aufstellte. Mir gelang ein Video, auch viele Fotos, aber im Video kommt es wohl besser rüber das Werben.
Gerade beim Filmen der Szene, winkte Toma hektisch, dass ich zu ihr kommen soll. Wahrscheinlich war ein Koala aufgetaucht. Die Australier hatten in dem Baum neben der Toilette des Campingplatzes zwei Exemplare entdeckt. Da Koalas ja 20 Stunden am Tag schliefen, war ich mir ziemlich sicher, dass sie nicht wegliefen. Zwei stattliche Exemplare, die Australierin sprach von einer Mutter mit ihrem Jugendlichen, saßen auf einem Eukalyptusbaum. Der Jugendliche war zumindest wach. Die Mutter schlief. Wir hatten also alle Zeit der Welt, die beiden Hübschen zu fotografieren. Die einzige Aktivität war aber, dass der Jugendliche sich kratzte und dann sich wieder zur Ruhe begab. Damit war der Tag ja schon fast gelaufen. Das eine oder andere Vögelchen kam noch auf den Chip bis wir zu unserer gebuchten Aktivität, einem Bootsausflug aufbrachen. Ein schnelles Boot, bereits gefüllt mit 25 meist reiferen Passagieren, wartete schon auf uns. Vorbei an den Kormoranen am Fähranleger schipperte der Steuermann uns in die Delphinbucht, in der sich regelmäßig Delphine ausruhten. So war es auch heute. Die Delphine schwammen ganz entspannt in der Bucht hin und her oder im Kreis, also immer wieder am Boot vorbei, in nur ein paar Meter Entfernung. So schön haben wir das noch nicht gesehen, wenn man mal von Kuba absieht, wo wir mit ihnen geschwommen sind, aber in einer abgegrenzten Bucht. Nach ausgiebigen Schauen ging es weiter zu den Seehunden, die sich auf einem Felsen lümmelten und langweilten. Das war es dann auch schon die knapp anderthalbstündige Tour, die mit einem Vollspeed Slalom endete. Der Steuermann hatte wahrscheinlich am meisten Spaß dabei.
Ganz entspannter Rückweg mit zwei Abstechern zum Strand. Am ersten sah Toma einen Rochen direkt vom Ufer aus (baden war ja wohl noch nicht, die quallige Erinnerung war noch zu frisch und ein Vollschutz – Neoprenanzug war auch noch nicht angeschafft). Am Morgen hatten wir auf dem Weg zur Lagune noch in der Austerfarm am American River nachgefragt, ob es Lobster gäbe. Dabei hatte ich weiße Kakadus gesehen, die ich hoffte, fotografieren zu können. Als wir an die gleiche Stelle kamen, sahen hunderte der weißen Vögel auf den Stromleitungen und machten Krach. Auch dieser Wunsch wurde mir heute erfüllt.
Während Toma das Abendbrot zubereitete, suchte ich nach der Echidna, dem Ameisenigel, rings um die Lodge auf dem Naturpfad, denn wir hatten am Morgen viele Spuren von Aktivitäten der Echidna gesehen, leider aber das Tier selbst nicht.
Fehlanzeige. Abendbrot und dann dachte ich mir, ein schöner Sonnenuntergang könnte den eh schon perfekten Tag noch perfekter machen (da gibt es wohl doch keine Steigerungsform). Also fuhren wir zu den Red Banks am Meer mit Blick nach Westen. Die Red Banks sind rötliche Klippen. Der Weg führte durch eine wunderbare Allee, ähnlich der in Nordirland (Dark Hedge). Wir kamen noch rechtzeitig an, die Sonne schickte ihre Strahlen die letzten 5 Minuten über die Wasseroberfläche, was vom Rand der Klippen ein fantastisches Bild ergab. Auf der entgegengesetzten Seite, wo das Licht schon ins rosa-blau abdriftete, befanden sich die roten fotogenen Klippen.
Der Tag war äußerst gelungen. Zum vollständigen Glück fehlte Beiden nur eins: Toma ein Lobster, mir ein Bild vom Echidna.
17.Tag Kangaroo Island
Noch einmal Kangaroo Island. Ein voller Tag. Der Morgen hatte wieder sprichwörtlich und wirklich Gold im Munde. Schöne Farben, eine glatte Bucht und eine Stunde Fotosafari. Bevor wir dann aber loskamen, wurde es aber doch gegen 10 Uhr. Da wir gestern kein Echidna gesehen hatten, wollten wir es uns heute im Tierpark anschauen. Der Wildlife Park öffnete um 9.30 Uhr seine Pforten. Auf dem Weg dahin besuchten wir noch einmal die Duck Lagoon, um nach unseren gestrigen Koalas zu schauen. Es war nur ein Umweg von 5 Minuten. Leider waren weit und breit keine Koalas mehr zu sehen. Die gab es umso mehr im Wildlife Park. Der Park hat viele Koalas nach den verheerenden Buschfeuern in den Jahren 2019 und 2020 aufgenommen. Kranke und junge Koalas werden hier auch aufgepäppelt. Wir erfuhren viel von den Koalas beim Koala Talk, der halb Zwölf begann und bei dem man ein Gehege betreten durfte. Sogar streicheln war möglich. Also Bilder habe ich jetzt genug. Auf den Bäumen um den Park ringsum sahen wir auch Koalas. Gleich neben den 4 Koalas-Gehegen war auch ein Echidna untergebracht. Ein sehr agiler Bursche, obwohl wir das Geschlecht eigentlich gar nicht bestimmen konnten. Er wackelte durch sein Gehege und kam nie so richtig zur Ruhe. Es war ein etwas größerer Igel, der Ameisen frisst und Eier legt, um sich fortzupflanzen. Nur das Schnabeltier ist noch ein Säugetier, dass seine Jungen nicht lebend gebärt. Obwohl der Echidna wie ein Igel aussieht, ist er nicht mit ihm verwandt, sein Verhalten zum Beispiel bei Schutz vor feindlichen Angriffen doch identisch mit dem unseren Igels. Im Tierpark ging auch Tomas sehnlichster Wunsch in Erfüllung, sie wollte ein Bild, wie sie Kägurus füttert. Es wurden dann zwar nur Wallabys, dann war das Futter alle, aber das Bild ist im Kasten, wenn auch dreiste Hühner sich immer wieder in das Bild hineindrängelten. Ich habe sie mit Kängurumist beworfen und verjagt.
Es gab noch ein kleines Vogelhaus, dass man betreten konnte, mit nur wenigen Spezies ein Terrarium mit Waranen und sonstigen Kriechtieren. Wir hatten alles gesehen, was wir nur sehen wollten. Die Erwartungen waren voll erfüllt. Für den Nachmittag hatten wir uns den Besuch der Raptorschau vorgenommen. Diese befand sich eine halbe Autostunde vom Park entfernt. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine Tigerschlange auf der Straße liegen (überfahren /tot). Sie ist eine der giftigsten Schlangen Australiens, wie wir gerade im Tierpark gelernt hatten. Angekommen bei der Raptors-Show hatten wir noch Zeit, unseren angewachsenen großen Hunger mit Salat und leckerem Brot zu stillen, was Toma vorbereitet hatte.
In einer ziemlich großen Arena nahmen 3 Gruppen platz, insgesamt 7 Personen. Wohl auch für die Vorführenden eine sehr geringe Zahl an Zuschauern. Die einstündige Flugschau mit einheimischen Greifvögel begann mit zwei Schleiereulen, die in einem großen Astloch versteckt, auf ihren Auftritt warteten. Die Vögel kamen meist durch unglückliche Umstände in die Show, in dem sie verletzt aufgefunden wurden oder ihre Eltern verloren hatten, oder sie von einem privaten Halter abgegeben wurden. Wir machten Bekanntschaft mit Eulen, Falken, einem Sperber, einem long Tail Adler, die jeder, der wollte, auch einmal auf die Hand nehmen durfte. Am Schluss flogen auch noch Papageien, große schwarzen Papageien, die auch ein begehrtes Fotoobjekt für Birder darstellen, in die Arena. Ich war überwältigt vor Glück. Wir hatten viel, viel mehr gesehen, als ich zu hoffen geglaubt hatte.
Was die Tierwelt betraf, so hatten wir jetzt doch eine ganze Menge von Australien gesehen. Känguru Island ist für jeden, der sich die Tiere Australiens anschauen will, eine sehr zu empfehlende Destination. Der Abend klang aus in dem hoteleigenen Restaurant, dass im Netz hochgelobt wurde. Das Essen war lecker und die Menge recht übersichtlich, wie eben in einem guten Restaurant üblich, damit man noch ein Dessert nimmt, was wir auch taten. Zwei Pawlowa gab es als süße, leckere Zugabe.
18.Tag Kangaroo Island – Tasmanien (Hobart)
Heute hätte es eigentlich gar nichts zu berichten gegeben. Aufstehen, Frühstück, auschecken, zur Fähre fahren, mit der Fähre auf das Main Land übersetzen, nach Adelaide fahren, 2. Frühstück auf dem Weg nach Adelaide, Mietwagen abgeben, einchecken nach Melbourne, Koffer in Melbourne abholen und einchecken nach Hobart. An der Sicherheitskontrolle wurde Toma ihre 3 cm große Schere mit Schnittfläche von weniger als einem Zentimeter abgenommen. Begründung: Scheren dürfen nicht in das Flugzeug mitgenommen werden. Die Schere war Teil eines im Scheckkartenformet gestalteten schweizerischen Allzweckwerkzeuges. Diskussion zwecklos. Es war noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Boarding, Mittagessen (einen Snack) und warten bis das Boarden beginnt. Geanu zum Zeitpunkt, als das Boarden laut Ticket beginnen sollte, gab es ein Annoucment an unserem Abfluggate, dass der Flug wegen Übermüdung der Crew ausfällt. Sie sind schon zu lange im Dienst. Eine Menschenlawine rollte zurück in die Eingangshallte, die Koffer wieder zu bekommen und zum Service Desk sich eine neue Flugoption und Übernachtung und…. und … und geben zu lassen. Geschätzt über 200 Passgiere bildeten eine riesen Schlange, eine Boa Constrictor hätte dagegen wie eine Ameise ausgesehen. Bevor wir uns der Rückwärts-Bewegung anschlossen, ging ich noch einmal zum Gate und fragte, ob der Flug nach Hobart jetzt stattfindet und zwar am Gate 51 oder nicht. Die Antwort war, gehen sie zum Information Desk in der Eingangshalle. Und so taten wir auch, fügten uns dem Schicksal, ohne so recht zu begreifen, zu erfassen, was dies nun für den weiteren Ablauf des Urlaubs bedeuten würde. Ich war eigentlich ganz ruhig, obwohl das Ganze natürlich eine Unverschämtheit der Airline war.
Als erstes galt es die Koffer wieder zu erlangen, die wir abgegeben hatten. Toma setzte sich ins Café und stellte sich nicht an das Ende der Schlange zum Servicedesk, was nur unnötig die Bein- und Rückenmuskulatur beansprucht und die Nerven blank gelegt hätte. Die Koffer auf dem Band waren nach einer halben Stunde, vielleicht auch mehr, alle abgeholt worden, und ich entschied mich, beim Servicedesk der verlorenen Koffer nachzufragen, ob man da was machen kann. Ich erklärte, dass wir auf den Hobartflug 715 gebucht waren, der gestrichen wurde. Mhhhm sagte die Frau am Schalter, der Flug nach Hobart war 721. 715 boardet gerade. Noch 7 Minuten bis zum Abflug. Oh, oh,…. Ich rannte zu Toma, wir packten alles irgendwie und flogen die Treppe hinauf zur Sicherheitskontrolle, direkt nach vorne. Das Personal fragte die Schlange, ob sie gewillt wäre, uns durchzulassen, was mit Gemurmel bestätigt wurde. Alles wurde natürlich noch einmal inspiziert, der Rucksack von Toma kam ewig nicht durch und ich hatte schon Bedenken, dass diesmal die Feile dran glauben musste, die hatte immerhin eine Klinge von 2,5 cm. Eigentlich war unser Versuch die Maschine doch noch zu schaffen von vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen, denn von der Sicherheitskontrolle bis zum Gate waren es 7 Minuten laut Anzeigetafel. Ich nahm Toma den Rucksack ab, der schwerer war als ihr gewöhnlicher Trekkingrucksack, plus mein Rucksack mit kompletter Fotoausrüstung, irre schwer, und schickte Toma vorweg, vielleicht konnte sie so das Gate ein wenig früher erreichen. Ein nicht aufhören zu wollender Gang lag noch vor uns. Als ich um die Ecke bog die Rolltreppe hinuntersprintete sah ich eine Schlange und keine Toma. Ich rannte an der Schlange vorbei und Toma in die Arme, die sagte, das ist die Schlange für das Boarding von 715. Die Menschen in der Schlange schauten auf uns, als würden wir aus Europa kommen. Die zwei Rucksäcke fielen mir vom Rücken und aus der Hand, vor Erschöpfung. Geschafft.
Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre wenn…., sonst gibt es heute Nacht noch Alpträume.
Gute Nacht. Hoffentlich wird das Adrenalin bald abgebaut.
19.Tag Tasmanien (Hobart) – Strahan
Geschlafen habe ich die Nacht etwas unruhig.
Was noch nachzutragen wäre zum gestrigen Tag, er hatte noch zwei versöhnliche Momente. Zum einen bekamen wir bei Avis einen Upgrade (einen KIA Sportage) und auch im Hotel wurden wir mit einer Suite im 14. Stock verwöhnt, da kein Zimmer mehr mit Seeblick zu vergeben war. Der Blick aus dem Zimmer, das mit Abstand das bisher beste war, war schon wunderschön – auf den Hafen / die Marina von Hobart. Hobart erinnerte mich ein wenig an Tromsö. Man schaut auf das Meer, auf eine ähnliche Brücke und die bewaldeten Hügel rings um die Bucht sind besetzt mit Holzhäusern mitunter nordischer / skandinavischer Bauweise.
Am Morgen wachten wir mit diesem märchenhaften Blick auf Hobart auf und der Tag begann so schon mal gut. Frühstück nahmen wir im Hotel ein, denn aus Erfahrung wird ein gekauftes Frühstück in einem Café oder Bistro nicht billiger, eher teure und man hat nicht mal die Hälfte der Auswahl wie im Hotel.
Dem Hotel war ein Casino angeschlossen, aber vom Spielen ließen wir die Finger. Wir dachten wir hätten heute genügend Zeit die gut 300 km zu bewältigen. Die Googlemap – Voraussage waren über 4 Stunden Fahrzeit, was mich schon ein wenig stutzig machte, doch ich dachte, es hing mit dem Berufsverkehr zusammen. Wir kauften bei Woolworth noch Produkte ein, damit wir Wegzehrung und Frühstück hatten.
Bei der Reisebeschreibung nicht dabei waren Hinweise, ob man sich selbst versorgen kann in den Unterkünften und wie es überhaupt mit Restaurants in der Umgebung aussah. Es war also immer schwer einzuschätzen, was erwartete uns im nächsten Ort. Das hätte ich mir als Service von Tourlane doch gern gewünscht.
Die Straßensituation in Tasmanien ist etwas anders als in Westaustralien. In Hobart ist sehr reger Verkehr und die erwartete Autobahn nachdem Verlassen der Stadt kam nicht. Wir fuhren ganz normal Landstraße und nicht immer die beste. Das Land ist hügelig und wurde, je weiter wir von Hobart entfernten immer bergiger. Die Straßen wurden entsprechend kurvenreicher mit steilen Anstiegen und Abfahrten. Das drückte natürlich die Durchschnittsgeschwindigkeit beträchtlich unter 100 km / h. Es begann mit großen landwirtschaftlich genutzten Flächen, die später in Waldgebiete übergingen. Nach etwa 100 km kamen wir ins Hochland und nach weiteren 50-80 km waren wir in Tasmaniens Wilderness, ein in seinem ursprünglichen Zustand belassenem Gebiet. Hier hielten wir an ausgeschilderten Sehenswürdigkeiten / Naturpfaden an. Es gibt 60 großartige Kurz-Wanderungen in Tasmanien und wir machten heute drei davon. Die Zeit, die man für die Wanderungen benötigt, ist auf einem Schild auf dem dazugehörigen Parkplatz angegeben, sodass man entscheiden kann, ob man dies will oder nicht. Die Kurz-Wanderungen führten alle durch einen ursprünglichen Wald, mit vielen großen Farnen, sehr dichtem Unterholz, vermoosten Baumstämmen, zum Beispiel entlang am Franklin River oder wie unsere letzte Kurzwanderung zu den Nelson Wasserfällen.
Die Pausen taten mir gut, denn ich war nach den ersten 2-3 Stunden Fahren schon recht ermüdet. Inklusive der Wanderungen waren wir 7,5 Stunden unterwegs bevor wir in Stahan eintrudelten. Das Positive an der heutigen Fahrt war, dass wir uns kaum hätten verfahren können, denn es gibt nur ganz wenig Straßen hierzulande. Die Rezeption in der Villensiedlung (analog einer DDR-Bungalowsiedlung) war wieder nicht besetzt, doch ein Briefumschlag mit Instruktionen hing an der Tür. Diesmal hatten wir sogar 4 Betten zur Auswahl.
Der Ort Strahan sah nicht vielversprechend aus, und wir machten uns Sorgen, ob wir wohl etwas zu Essen bekamen. Da wir auf den letzten Metern einen Shop passiert hatten, stellten wir nur die Sachen in den Bungalow und fuhren zurück zum Laden, etwas für das Abendbrot einkaufen. Der Bungalow hatte eine mit allem Notwendigen ausgestattete Küche und Toma kochte, nachdem sie sich aufgewärmt hatte. Denn es war kalt hier. 12 Grad Maximum am Tage, und das auch im Bungalow. Den elektrischen Strahler hatte ich schon angeschaltet bevor wir zum Einkaufen fuhren und langsam wärmte sich das, so gut wie nicht isolierte, Gebäude auf.
20.Tag Tasmanien – Strahan
Ausgeschlafen. Lange. Das Wetter half, nicht von der Sonne geweckt zu werden. Es regnete. Und es war kalt. Die Decke war aber warm, sodass wir nachts nicht gefroren hatten. Nach einem zeitlich gestreckten Frühstück fuhren wir zur Touristeninformation, die leider zu war (Samstag), bei der wir aber einen Zettel mit Vorschlägen für Wanderungen in der näheren Umgebung abgriffen. Der wohl vielversprechendste Vorschlag war der zu den Hogarth Fällen. Wir hatten uns warm angezogen, Toma vier Lagen, ich zwei, wobei ich einen Pullover am Parkplatz zu den Fällen gleich wieder auszog, da es zwar unfreundlich und bedeckt, aber nicht allzu kalt war (vielleicht so um die 15°C). Der Weg führte in den Wald immer in Hör- oder Sichtweite eines kleinen Flusses besser Baches, durch hohe Bäume aber dichtes Unterholz, wunderschöne Baumfarne, die schon seit hunderten von Millionen Jahren (ca. 150) hier wachsen und die Landschaft prägen. Das Unterholz ist in den hiesigen Wäldern sehr dicht. Wenn immer es möglich war, zum Bach zu gehen, also ein paar Schritte ins Dickicht, tat ich das, da dort meist schöne Motive – Flora mit Wasser – warteten. Schon nach wenigen Minuten Wandern blitzte die Sonne durch die Wolken. Am Himmel zeigten sich blaue wolkenlose Flecken und der Wald wurde plötzlich viel freundlicher und die Stimmung hob sich. Es kamen Erinnerungen von unserem Neuseelandurlaub auf. Im Norden der Südinsel bin ich durch solche Wälder spazieren gegangen. Und schaut man auf die Weltkarte, dann sieht man, dass wir uns in Tasmanien in etwa auf ähnlichen Breitengraden bewegen, wie im nördlichen Teil der Südinsel Neuseelands. Wir werden dann wohl Ähnliches zu sehen bekommen wie in Neuseeland. Vielleicht wäre für uns Tasmanien gar Pflicht gewesen. Nach 10 Tagen werden wir es wissen. Ich liebe diese Farnwälder. Das ist irgendwie sowie mit dem Nachthimmel, der Milchstraße, wenn man sich seiner Winzigkeit bewusst wird, so wird einem in den Farnwäldern vergegenwärtigt, wie kurz ein Menschenleben im Kontext eines Farnwaldes ist. Das erfüllt mich mit Ehrfurcht.
An einer Stelle konnte man direkt bis in die Mitte des kleinen Baches gehen und hatte vor und hinter sich den urwüchsigen Wasserlauf, über den Bäume gefallen waren, den Farne überwucherten, das Wasser an Stufen etwas bräunlich schäumte, da es Tannin aus den Pflanzen ausgewaschen hatte und nun den Bach rötlich bis braun färbte. An manchen Stellen gelangte auch die Sonne durch das grüne Dach bis auf den Waldboden oder in den Bach und zauberte Lichtreflexe in den Wald.
Ich war noch nicht an den Fällen angekommen, als mir Toma schon entgegenkam und zum Auto zurück wollte. Ich konnte sie überreden, noch einmal mitzukommen. Es waren auch dann nur knapp 100 Meter und wir standen vor dem Wasserfall. Nicht schlecht, fotogen, mir gefielen besonders die Farne, die hier an den Abhängen standen untereinander, nicht hintereinander und sich verdeckend. Rückweg wie Hinweg. Von hier fuhren wir zum zweiten Walk, dem Ozean Beach Walk. Mit dem Auto etwa 10 Minuten entfernt einmal quer durch den Ort und dann in Richtung Meer. Dieser Weg führte vom Parkplatz in Richtung Ozean durch weniger hohe und farnreichen Wald. Er war nicht so faszinierend wie der 1. Weg heute früh. Egal, nach 2 km sahen wir das Meer, schauten es uns von Nahem an und entschieden gleich wieder zurück zu gehen. In der Zwischenzeit war es zwar wärmer geworden, aber der Himmel hatte sich zugezogen und es hatte den Eindruck, dass es jede Minute anfangen konnte zu regnen. Doch das trockene Wetter hielt bis wir am Auto waren und sogar noch bis wir im Kofferraum sitzend, auf der Ladefläche, unsere Brotzeit verzehrten. Bevor wir zurück in die Stadt fuhren, machten wir noch einen Abstecher zum Strand (mit dem Auto). Ganz schöne Wellen hier. Als wir auf der Rückfahrt im Kreisverkehr bei unserem Bungalow vorbeikamen, machten wir dort halt, aßen noch etwas und gut erholt fuhren wir in das Zentrum des Ortes und spazierten am Ufer hin und her. Als dann doch zu regnen begann, beendeten wir das Tagesprogramm heute mal sehr zeitig. Jetzt wird der Bungalow mit dem Wärmestrahler aufgeheizt, da die großen Fenster, die uns einen schönen Blick in die Natur ermöglichen nicht isolieren, da sie nur einfach verglast sind. Der Nachteil an dieser Unterkunft ist, dass das Internet nur bis Bungalow 7 funktioniert. Wir sind Bungalow 8. Was haben wir für schöne Unterkünfte im Zentrum gesehen. Egal, morgen haben wir ein gelobtes Hotel in den Cradle Mountain. Ich freue mich schon darauf.

21.Tag Cradle Mountain
Wir verließen Strahan zeitig, gegen 8 Uhr, mit der Absicht den Tag in den Cradle Mountains zu verbringen, World Heritage Site! Nach zwei Stunden kurven- und abwechslungsreicher Fahrt erreichten wir das Ziel, unseren Campingplatz mit Bungalows direkt am Eingang zum Nationalpark Cradle Mountain. Es war noch zu früh zum Einchecken, sodass wir uns direkt zum Visitorcenter begaben, dass nur 200 Meter entfernt war. Informieren, Eintritt bezahlen (für zwei Monate) und dann mit dem Park-Shuttle-Bus zum Ausgangspunkt der Wanderung fahren. Die erste Wanderung machten wir um den Dove-Lake. Der Dove See liegt unterhalb des Cradle Mountain (etwa 1500 Meter über N.N.) Die Landschaft ist hier so ein Mix zwischen Mittel und Hochgebirge, die Flora bietet Palmen, Kiefern und Sumpflandschaft mit Binsen und eingestreuten Eukalyptusgewächsen. Sehr schön anzusehen, und die abgestorbenen, silbern glänzenden Bäume sind natürlich schöne Fotomotive, wenn dann noch ein See dabei ist und im Hintergrund Berge. Die Sicht ist meist frei, wenn man nicht gerade durch ein Waldstück geht, durch das ein Bach den Hang herunterrauscht durch vermooste, umgestürzte Bäume sich seinen Weg sucht und auf seinen Weg kleine Wasserfälle bildet. Also insgesamt eine wirklich tolle Landschaft.
Im Unterschied zu vielen wunderschönen Flecken Australiens und Tasmaniens hatten sich hier sehr viele Menschen versammelt, natürlich bei Weitem nicht so viele wie auf der Bastei im Sommer, aber ausreichend viele, dass es auf den Wegen schon mal zu Staus kam, man nicht überholen konnte. Hier hörte man auch alle möglichen Sprachen und Toma sprach bei einer Rast auch gleich zwei Chinesinnen an und machte Smalltalk auf Chinesisch. Das Wetter war bombastisch, Sonne, ein paar Fotowolken und ein frischer Wind, damit man bergauf nicht schwitzte. Wir gingen einen Halbkreis um den See, ganz herum war der Weg gesperrt und stiegen dann auf in Richtung Cradle Mountain vorbei am See Lilla und am wunderschönen See Wombat Poo. Der Name war Programm, überall auf den Wegen, besonders auf den hervorragend angelegten Holzstegen um den See herum, lag Wombat – Losung. Nur Wombats waren leider nicht zu sehen. Doch der See war bilderbuchartig und ein Currawong drängte sich geradezu als Vordergrund auf. Wir stiegen bis zur Stelle, wo der Weg vom Dove Lake sich mit dem Overland Walk traf, und man einen schönen Ausblick hinab auf den Crater-Lake hatte, auf. Toma rannte vor, bergauf, und ich musste sie bremsen, denn wir mussten ja rechtzeitig zum Einchecken zurück sein. Zurück zum Bus ging es den Overland Trail, der am Kratersee vorbeiführte und durch einen wunderschönen Wald mit besagtem Bach und dann über eine Feuchtlandschaft führte, durch die sich Bäche wanden, an deren Lauf Palmen wuchsen. Die mit großen Binsenbüscheln bestückte Ebene überquerten wir wieder auf Holzstegen, die wie ein Band durch die Landschaft mäanderten. Und dem nicht genug, entdeckten wir jetzt auf der Wiese etwas größere braune Kugel, die man als Bären wahrnehmen konnte, aber Wombats waren. Sie störten sich nicht an unserer Gegenwart und grasten und tranken weiter, selbst als wir sehr nah bei ihnen vorbeiliefen.
Von hier war die Haltestelle nicht mehr weit. Wir fuhren mit dem Bus zurück und checkten gegen 16 Uhr ein. Ein Bungalow mit 6 Betten. Leider fanden wir niemand, dem wir die 4, die wir nicht benötigten, davon untervermieten konnten. Wir hatten ein Dach über dem Kopf und einen großen Heizlüfter, der die Unterkunft recht zügig aufwärmte. Na das war ja schon gehobene Unterbringung, denn 20 Meter weiter campten die Urlauber im Zelt. Ein Gutes hatte der Bungalow, eine bestens ausgestattete Küche. Hätten wir dies eher gewusst, hätten wir rechtzeitig eingekauft, sodass wir hier dann kochen konnten. Wir holten den Einkauf im Laden nach, der sich in der Rezeption befand. Apothekerpreise. Ein Beutel mit 250 Gramm Reis kostete 5,50 australische Dollar. Da werden heute Abend die Körner abgezählt. Doch bevor es dazu kam, fuhren wir noch einmal in den Park, mit dem eigenen Auto, was man erst ab 18 Uhr durfte. An der Stelle, wo wir schon einmal Wombats sahen, waren sie wieder zugegen, und wir konnten sie fast streicheln. Auch Wallabys sahen wir aus nächster Nähe.
Zurück im Bungalow riefen wir Lia an. Sie hatte heute ihren 9. Geburtstag. Das war nur an der Rezeption möglich, am Facebookstein – wie die Samen die Stelle nennen, wo sie ins Internet gehen können, weil es da ein Signal gibt. Bei uns gab es das im Umkreis von 5 Meter um die Rezeption herum. Im Bungalow haben wir leider kein Internet. Es ist wie in Amerika, an den Top-Sehenswürdigkeiten der Nationalparks sind die Unterkünfte extrem teuer, da muss man wohl mit Jugendherbergsniveau zufrieden sein. Irgendwie hätte ich eine Vorabinformation vom Tourlane erwartet. Auch die Ausstattung der Unterkünfte kann man nur erraten, gibt es eine Kochgelegenheit oder nicht, ist ein Selbstkochen möglich oder muss man Essen gehen, also wie organisiere ich meinen Urlaub, meinen Tagesablauf, das wäre nützlicher gewesen, als die genaue Wegbeschreibung, die ja heute eh ein Navigationsgerät übernimmt und die nach der ersten Umleitung sowieso nutzlos ist.
Heute habe ich selbst gekocht. In der Rezeption gab es eine Dose mit Fleischbällchen in Tomatensoße mit Makkaroni. Genau nach Anweisung wurde der Inhalt (Toma nannte es Hundefutter) in der Mikrowelle zubereitet. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, vielleicht hatte sie sogar recht. Ich verscheuche den Gedanken. Toma hat natürlich sich ihr Essen selbst bereitet, vegan versteht sich.
22.Tag Cradle Mountain – Ein Tag, als wäre es eine Woche gewesen
Die Nacht war kalt, obwohl wir warm eingeschlafen sind. Wir konnten wählen zwischen einem lauten Lüfter oder einem kalten Bungalow, da er unwahrscheinlich schnell auskühlte. Draußen war es regnerisch, windig und kalt. Da das Bett klein war und es nur eine Decke darin gab, war es nicht sehr gemütlich. Egal, wir wachten dafür rechtzeitig auf und nach dem Frühstück ging es sofort los in die Berge. Wir wollten auf dem Mount Cradle. Die Temperatur am Morgen war 3 Grad plus. Der erste Bus fuhr 8 Uhr, doch das war uns zu spät, sodass wir mit dem Auto zum Startpunkt fuhren. Vorbildlich schrieben wir uns in das Routenbuch ein und gingen los. Es war wirklich ganz schön chilli, was uns veranlasste so schnell wie möglich zu laufen. Auf der Ebene blies uns noch ein kalter Wind ins Gesicht, der dann im Wald ein wenig aufhörte. In 50 Minuten waren wir auf dem ersten Sattel oberhalb des Kratersees und peilten nun das nächste Zwischenziel den Marion-Lookout an. Ein steiles Stück war gut mit Ketten gesichert, die das Hochkommen erleichterten. Hier oben pfiff der Wind noch stärker, sodass ich durch den schnellen Aufstieg und unter dem schweren Fotorucksack geschwitzte und die zwei untersten Lagen bereits nass war und die Wanderjacke den Wind abhalten musste, was sie nur bedingt tat. Am Himmel tummelten sich noch Wolken und unser Berg war noch in eine Wolke gehüllt, bzw. immer neue Wolken blieben am Berg hängen, als sie gen Osten zogen. Die Aussicht vom Marion-Lookout war sehr schön, doch die Sonne beleuchtete noch nicht die unter uns liegenden Seen, sodass der Anblick noch nicht perfekt war. Aber wir würden ja wiederkommen. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir die Hütte, die am Fuße des Cradle Mountain als Schutzhütte dient, machten eine kleine Verschnaufpause, aßen etwas und unterhielten uns mit einem Engländer der schon wieder zurück war und oben im Nebel nichts gesehen hatte. Die Wolken hingen zwar noch ganz oben in den Gipfeln, aber ich hatte keine Bedenken, dass diese bald weggeblasen sein würden.
Die Wege waren hier wunderbar präpariert. Man lief auf Holzstegen, die noch ein dünnes Metallnetz aufgenagelt bekommen hatten, damit man bei Nässe nicht ausrutscht. Die Stege schützen die Umwelt und aber auch vor Schlangen. Die Australier, die hier auf Wanderschaft sind, mit Sack und Pack und Zelt und Kocher…. gehen alle mit Kniehohen Stiefeln oder eine Art Gamaschen. In Tasmanien gibt es ausschließlich giftige Schlangen, wurde erzählt. Doch mit den schönen Wegen war jetzt Schluss. Es ging steil bergauf. Ununterbrochen. Der Weg bog dann nach rechts ab und es ging über große Gesteinsbrocken wo man schon ab und zu mal die Hände gebrauchen konnte. Dann ging es wieder steil bergauf, auch über Gesteinsbrocken. Da waren die Hände fast ununterbrochen gefragt. Wir kamen nur langsam voran. Mein Rucksack war schwer, Tomas rechte Schulter klagte immer noch nach der OP. Es war in etwa noch eine halbe Stunde bis zum Gipfel, mein Höhenmesser hatte schon 600 Höhenmeter abgezählt, die wir hätten machen müssen, aber die Quälerei hörte nicht auf. Ich hatte keine Lust mehr und Toma puschte nicht nach oben. Also sagten wir, es ist genug, machten noch ein paar Bilder und stiegen ab. (Nach meiner Trekkinguhr haben uns etwa 100 Höhenmeter zum Gipfel gefehlt, also etwa eine halbe Stunde Geröllklettern) Das Absteigen ist in einem solchen Gelände immer langsamer als das hochklettern, da man oft nicht sieht, wo man die Füße hinstellen kann. Wenn wir bisher nur 5 Wanderer gesehen hatten, stürmten uns jetzt viele entgegen, die wahrscheinlich mit dem ersten Bus gefahren waren. Wieder an der Hütte unterhalb des Cradle Mountain angekommen, hatten wir nun Zeit die interessante Fauna näher zu betrachten. Gemütlich traten wir den Heimweg an, der bis zum Marion Look-Out keine Schwierigkeiten aufwies. Am Lookout, aber auch schon davor waren die Aussichten jetzt brillant, denn die Sonne stand nun gegen Mittag fast senkrecht am Himmel und leuchtete alles wunderbar aus. Am Lookout unter uns die Seen, der Kratersee und der Dove Lake, immer dominant der Cradle Mountain als Mountainrange und eine schöne Fauna als Sahnehäubchen. Heute waren besonders viele Trekker unterwegs, die alle den Overland- Track gingen. Man erkannte sie recht einfach an ihren schweren Rucksäcken. Sie mussten alles mitschleppen, denn ein Hüttensystem wie in den Alpen gibt es hier nicht. Beim Anblick mancher Wanderer waren wir doch nicht selten erstaunt, wer sich solch eine Tour alles zutraut. (Nicht nur vom Alter, vor allem aber vom Gewicht und auch manchmal auch von der Ausrüstung der Trekker). An der Weg-Kreuzung zum Ronny Creek und zum Wambat Poo (und es heißt nicht Pool!) bog Toma zum Poo ab, obwohl sie eigentlich den Weg, den wir gekommen waren, auch wieder zurückgehen wollte. Mir war‘ s recht. Denn da konnte ich noch ein paar schöne Aufnahmen von diesem herrlichen See machen. Der See ist nicht zu groß, war heute auch ziemlich glatt (es war weniger windig) und eingefasst mit wunderschönen abgestorbenen Bäumen, die ihm ein märchenhaftes Aussehen verliehen. Vom See ging es dann in 35 Minuten zum Parkplatz über gut ausgebaute Stege zurück. Diese Landschaft war offener und ein Feuchtgebiet mit großen Binsenballen und am Ende auch mit palmartigen Bäumen am Bachlauf. Hier konnte ich filmen, wie ein Currowang gefüttert wurde, in dem er dabei seiner Mutter wohl den letzten Nerv raubte. Auf der „Wiese“ kurz vor dem Parkplatz gab es wieder Wombats zu Hauf. Sie ließen sich nicht stören, als wir auf dem Bretterweg an ihnen in weniger als ein Meter Entfernung vorbeigingen. Nach 7,5 Stunden war unsere Wanderung zu Ende, wir saßen wieder im Auto und warteten auf den Bus, damit wir uns ihm anschließen konnten, denn alle Autos wurden so aus dem Park gelotst, da die Straße an vielen Stellen nur einspurig war und die Busfahrer über Radio sich informierten, wo sie einander ausweichen würden und wir dann mit. Zuhause angekommen verblieb eine Stunde bis zum nächsten Höhepunkt, dem Besuch bei den tasmanischen Teufeln, ein von Tourlane vorgebuchtes Programm.
Die Aufzuchtstation befand sich gleich nach dem Parkeingang. In mehreren Gehegen waren die Tierchen mit den beeindruckenden Zähnen untergebracht. Das Licht war noch gut für Fotos mit dem Teleobjektiv. In einer sehr großen Gruppe lauschten wir den Ausführungen einer Mitarbeiterin der Zuchtstation, die 90 Minuten ununterbrochen sprach und viele interessante Dinge über die Teufel uns vermittelte. (Ich war nicht so ganz aufmerksam, da ich ja auch wegen der Fotos hier war. Werde ich später im Internet nachlesen.) Das Zähnefletschen ist eine Geste, um sich selbst Mut zu machen. Die selbstbewussten Teufel machen dies so gut wie nicht, sie haben das nicht nötig, es machen eher die schüchternen. Viele Fotos am heutigen Tag gemacht (638 und 54 GB!) – sehr produktiv.

23.Tag Aus den Cradle Mountain nach Launceston
Heute Nacht haben wir den kleinen Heißlüfter angehabt, er ist etwas leiser und macht es auch nicht so bullig warm. Irgendwann in der Nacht habe ich ihn dann ausgeschaltet. Temperaturen um den Gefrierpunkt lassen die Hütte schnell auskühlen. Natürlich ist so eine Unterkunft nicht gemütlich und vermittelt eher ein Trekkinggefühl, als das Gefühl sich in einem Hotelurlaub zu befinden. Wenn wir gestern oder heute früh noch ein Zimmer mit Tisch und Stuhl hatten, so haben wir jetzt ein warmes Zimmer aber ohne Tisch und wir sitzen beide auf dem Bett und sind mit unseren Medien unterwegs, denn es gibt nach zwei Tagen ohne, wieder Internet. Toma checkt die Neuigkeiten, ich schreibe an der Aktuellen Kamera.
Da wir ja aus den Koffer leben, waren wir auch recht schnell fertig zur Abfahrt. Bevor wir nach Lanuceston aufbrechen würden, wollten wir noch einige der kleinen Wege / Trails am Parkeingang ablaufen. Es war wieder kalt draußen, hinzu kam, dass der Himmel völlig bedeckt war und ein kalter Wind blies. Eine Haltestelle mit dem Bus und schon waren wir am Ausgangspunkt der Trails. Obwohl sie nicht allzu lang waren, waren sie doch sehr schön. Die Wege führten durch einen ursprünglichen Wald, zwei davon entlang am Fluss und boten viele schöne Fotomotive. Umgestürzte Bäume, abgestorbene Bäume mit silbrigen Aussehen, moosbewachsene Stämme sehr urig, da schon sehr alt. Jahrtausende hat sich der Wald entwickelt, gleich nachdem sich die Gletscher der Eiszeit zurückgezogen hatten und das Grün wieder über die Insel die Herrschaft erlangt hatte. Ich habe immer viel Spaß und gehe mit Andacht durch diese Wälder. Am Ende des ersten Weges schauten wir kurz im Rangerzentrum vorbei und sahen einen Film über die Cradle Mountain. Es schloss sich der Enchanted Trail an, der auch entlang des Flusslaufes verlief, ihn dann überquerte und wieder zurück, wo der Kings Billy Walk begann. Am Ende des King Billy Walks, als wir schon das Territorium der Lodge betraten, sahen wir im Gebüsch sich aneinander kauernde und kuschelnde Wallabys, die ihren Tagschlaf zwei Meter neben dem Weg hielten. Aber auch auf dem Gelände der Lodge versteckten sich Kängurus oder Wallabys im Dickicht.
Nach zwei Portionen Pommes fuhren wir los. 2,5 Stunden Fahrt. Unterwegs nahmen wir einen Australier per Anhalte mit. Der 74ig-Jährige erzählte uns seine Lebensgeschichte. Er hat in 54 Ländern gearbeitet, seinen Vater mit acht Jahren verloren, zeitig Verantwortung übernommen und wir brachten ihn bis zur nächsten größeren Stadt. Nach regem Verkehr auf den letzten 60 Kilometern erreichten wir Launeston, eine größere Stadt im Norden der Insel. Es ist ein schöner Ort. Englisches Flair charakterisiert die Stadt, der manchmal zum Kitsch abgleitet (schöner viktorianischer Stil), aber im Zentrum toll herausgeputzt. Auch der Stadt-Park ist wunderschön angelegt. Das haben die Engländer prima gemacht. Das war auch unsere Rettung, denn im Zimmer konnte man sich nicht aufhalten, wenn man nicht depressiv werden wollte. Die Unzufriedenheit, der Groll mit Tourlane stieg wieder. Wir sind doch keine Dienstreisenden, die in dem Hotel, es ist ein Motel, nichts anders wollen als Schlafen. Kein Blick aus dem Fenster, kein Grün, nicht einmal zwei Stühle (nur einer) und kein Tisch, an dem man zu zweit sitzen konnte. Warum wurden wir hier eingebucht. Billig? Mindestrendite für den Tourlane Shareholder muss erreicht werden? Das Business Modell von Torulane kann aus unserer Sicht nur so sein, einmal dem Kunden richtig das Geld aus der Tasche ziehen, ein zweites Mal wird er eh nicht bei „uns“ buchen. Jetzt habe ich mich in Rage geschrieben. Es waren aber schon zu viele Ausrutscher. Wenn unsere fast beste Unterkunft (die auf Känguru Island und sie hat uns wirklich gefallen) ein anderer Hotelgast im Internet die Unterkunft so bewertet: „Es war die schlimmste Unterkunft in 4 Wochen Australien“, dann sagt dies schon Einiges über Tourlane aus. Egal. Es kommt darauf an, was man aus den Gegebenen macht. Wir geben uns Mühe. Mir ist auch nicht ganz klar, was man hier außer einem Stadtrundgang nach einer Überfahrt machen soll, wenn man den nächsten Tag wieder los muss. Das habe ich aber verpennt und dies nicht im Vorfeld reklamiert/angemerkt. Es musste halt alles schnell gehen. Wir hätten auch liebend gern einen Tag mehr in den Bergen verbracht und Strahan hätte auch nicht sein müssen. Hinterher ist man schlauer.
24.Tag Von Launceston nach Bichero
Frühstück auf dem Zimmer. Dann fuhren wir los in Richtung Nord-Küste, doch bevor es nach Bichero (an die Ostküste) ging, wollten wir uns noch das Schnabeltier anschauen, das auch Australiens Symboltier ist, weil es sehr speziell ist. Es ist ein Säugetier, doch es legt Eier und gebärt seine Jungen nicht lebend, hat einen Schnabel und ein Fell, lebt auf dem Land und im Wasser, sehr diverse. Mein Vorschlag, es könnte auch das Wappentier der BP werden. Bevor wir aus der Stadt herauskamen, mussten wir 15-20 Minuten im Stau stehen. Es ging so gut wie gar nichts mehr in Launceston. Danach drückte ich auf die Tube, da die erste Vorstellung um 10 Uhr begann und das Navi die Ankunft für 9.56 Uhr anzeigte. Wir wollten unbedingt die erste Tour schaffen, damit wir dann entspannt nach Bichero fahren konnten. Wir waren 5 vor 10 da, Toma sprang aus dem Auto, organisierte die Tickets und ich parkte das Auto. Das Platypus Haus war eine große Lagerhalle direkt über dem Wasser im Tamar-River (in dessen Mündung in die Tasmanische See). In großen Becken wurden die Platypus gehalten, ein männliches Tier und mehrere Weibchen. Das Platypus Haus ist eine Art Forschungs- und Auffangstation für gestrandete Tiere. Der Platypus gilt nicht als bedrohte Art, obwohl ihn nur 2% der Australier jemals in der freien Natur gesehen haben. In der zweiten halben Stunde gingen wir in einen Nebenraum, wo sich die Echidnas befanden. Wir standen als Gruppe in einem Kreis. Die drei Tiere wackelten um uns herum. Jeder erhielt seinen Napf zum Fressen und danach schauten sie in den Napf des Nebenmanns, dann flitzten sie wieder durch unsere Beine. Platypus und Echidna- Haken.
Zurück nach Launceston fuhren wir auf der anderen Seite des Tamar- Flusses, nachdem wir über die Batman-Brücke auf das andere Ufer übergesetzt hatten. Doch durch Launceston mussten wir noch einmal. Die Verkehrslage hatte sich in der Zwischenzeit beruhigt und wir kamen gut durch, wollten aber, es war bereits Mittagszeit, hier noch etwas Essen und tanken. Getankt habe ich bei BP und gleich nebenan war ein asiatisches Restaurant. Toma genehmigte die Speisekarte und für mich gab es eine halbe Ente, fast wie Pekingente, viel Fleisch und lecker. Toma machte Small Talk auf Chinesisch, aber ganz ohne Englisch klappte die Bestellung noch nicht. Mit vollem Magen und einem Blutabfluss in dieselbe Gegend fuhren wir los und jetzt wirklich nach Bicheron. Ich war ganz schön müde auf der Fahrt. Aber heute hielten sich die Kurven in Grenzen. Toma hat ja ein neues Mittel gegen ihre Reisekrankheit gekauft. Eine Empfehlung einer Australierin, die das Akkupressurarmband wie folgt anpries: Das Antiübelkeitsarmband hilft garantiert, ich habe es auf der Schiffsreise genutzt, mir zur Sicherheit noch zwei Tabletten reingeworfen und mir war nicht übel. Als ich dies hörte (ich fand es total lustig), glaubte ich aber, dass die Chemie ihr geholfen hat, weniger der Hokuspokus des Armbandes. Doch ich muss mich wohl geirrt haben. Die kurvigen Strecken, die sonst bei Toma garantiert zu Übelkeit führen, sodass wir dann besonders langsam und vorsichtig fahren müssen, überstand sie problemlos und Toma hatte keine Tabletten. Das wäre ja eine gute Nachricht. Nach einer weiteren Pause verflog die Müdigkeit. 3.30 Uhr einchecken in einer Hotel-Bungalow-Anlage. Wir hatten Pool- nicht Meeresblick. Aber das Zimmer war geräumig und es fühlte sich an wie Urlaub. Wir ließen erst einmal alles stehen und liegen, durchstreiften die Stadt (sorry das Dorf oder Örtchen), befanden die Versorgungslage in Ordnung, kauften in der Apotheke zur Sicherheit Tabletten gegen Tomas Reisekrankheit – da bahnt sich wahrscheinlich eine Schiffsreise an – ich mag es noch gar nicht glauben und gingen dann zum Strand. Toma ging mit den Füßen ins Wasser, als sie sah, wie drei Rettungsschwimmer im Meer schwammen, ihr Training absolvierten. Hart, hart, hart. Ich dachte erst, es wären Triathleten, aber dann wurde klar, dass ein Mann zwei Frauen zu Rettungsschwimmer ausbildete. (zu Profis). Auf den Geschmack gekommen, wollte Toma jetzt ins Wasser, denn auch Mütter mit ihren Kindern badeten am örtlichen Strand. Nach Hause umziehen und wieder zurück (mit dem Auto). Aber viel mehr als bis zu den Knien ging Toma das Wasser auch beim zweiten Mal nicht. (Wo war bloß die Angst vor den Quallen geblieben? Altersvergessenheit?)
Die Rezeptionistin hatte uns erklärt, dass man an einigen Stellen am Abend Pinguine sehen kann, wie sie aus dem Wasser kommen. Das war also heute das letzte Ziel. Wir fuhren mit dem Wagen an die angegebene Stelle am Meer (man hätte auch gehen können – 2 km) und warteten darauf, dass es dunkel wird. Das wird es, wenn die Sonne untergeht. Die konnte man schon nicht mehr sehen, da sie hinter den Wolken und dann hinter den Bergen schon einige Zeit vor dem offiziellen Sonnenuntergang nicht mehr da war. Aber die Wolken, rot angestrahlt von der untergehenden Sonne, harmonierten wunderschön mit den roten Felsen im Vordergrund. Die rote Farbe stammt von Algen, die sich auf dem Felsen niedergelassen hatten. Die satten Farben einen roten Vordergrund, ein sich rötlich spiegelndes Meer und einen rötlichen Hintergrund wird mir wieder keiner glauben.
Es gibt 60 km nördlich die Bay of Fire, wo ich eigentlich heute vorbeifahren wollte, weil dort diese Erscheinung sehr spektakulär sein soll. Doch hier war der Effekt auch völlig ausreichend. Vom Strand aus war auch ein weißer Felsen (eine kleine Insel) im Meer zu sehen, weiß, weil viele Vögel sich dort tummelten und zwischen ihnen drei Seelöwen, die man brüllen hörte. Da werden wir wohl morgen noch einmal vorbeischauen. Ich kam also mit dem Fotografieren voll auf meine Kosten. Jetzt mussten nur noch die Pinguine an der richtigen Stelle das Wasser verlassen. Wir saßen ruhig und warteten, was die Mücken zu ihrem Vorteil ausnutzten. Sie stachen sogar durch die Hosen. Mehrere Schilder wiesen auf das Verhalten hin, was man beachten sollte, damit die Pinguine auch wirklich aus dem Wasser kamen. Still sitzen möglichst alle zusammen. Wir waren die Einzigen, die sich daran hielten. Die anderen Strandbesucher gingen zum Wasser, hielten Ausschau und die rumrennenden Kinder nervten laut ihre Eltern. Pinguine sahen wir heute Abend leider keine. Aber der Tag war insgesamt voll mit schönen Erlebnissen.
25.Tag Bichero
Ausgeschlafen, lange. Als erstes wollten wir heute noch einmal an die Stelle, von der man die vorgelagerte Insel mit den Seelöwen sehen konnte. Die Sonne gab ihr bestes, es schien wieder Sommer auf dem Plan zustehen, die kalten Tage scheinen vorbei zu sein. Wir parkten vor dem Restaurant Lobster Shack und liefen den Cost Walk in Richtung Blow Hole. Schon von hier sahen wir im Fernglas, was die Seelöwen so auf der Insel trieben. Nichts. Sie lagen faul herum und verscheuchten nur ab und zu die Kormorane, wenn die ihnen zu nah kamen.
Hier ist auch der Strandabschnitt mit den vielen roten Steinen, die im Sonnenlicht natürlich noch röter aussahen. Der Pfad verschwand ab und zu im Wald, der den Strand begrenzte und es ergaben sich durch die Bäume wunderbare Blicke auf die Bucht(en). Am Blowhole hatten sich bereits viele Menschen versammelt und schauten dem Naturschauspiel, wie das Meerwasser aus einem Loch in die Luft gepresst wurde und fontänenartig herausspritzte, wenn eine große Welle das Ufer erreichte, zu. Der Felsen hat einen unterirdischen Kanal bis zum Loch durch das sich das Wasser einen Ausgang verschafft, wenn der Druck zu groß ist, und es nicht zurück ins Meer abfließen konnte. Wir hatten kein Ziel für den Vormittag und alle Zeit der Welt das Schauspiel zu fotografieren. Neben dem Loch befand sich ein Felsen, der ganz gut zur Deckung diente, wenn das Wasser herausspritzte. Hinter dem Felsen lief eine Möwe hin und her. Ich ging näher und schaute mir an, was sie da machte. Tausende von Mücken umkreisten den Felsen. Niemand hatte das bemerkt und alle fotografierten die Fontäne. Die Möwe lief mit offenem Schnabel herum und ihr flogen die Mücken von selbst dort hinein. Ab und zu schnappe sie auch noch zu, doch es waren so viele Mücken, dass obwohl die Mücken ja einzeln nur wenig Futter darstellten, aber die schiere Masse doch eine Mahlzeit ergab. In den Felsritzen versteckten sich die Krebse, die ab und zu mal den Kopf oder ihre Schären heraussteckten, meist aber gleich wieder im Schatten verschwanden, wenn man näherkam. Also hinreichend zu fotografieren wir vorhanden.
Auf dem Rückweg zum Auto bekam Toma Hunger und wir prüften, was die Lobster Hütte so zu bieten hatte. Für Toma ein Volltreffer, denn Nomen est Omen. Damit war der Tag ja schon gelaufen. Wir hatten einen wunderschönen Platz auf zwei Plastikhockern mit Blick auf das Meer. Nur Vorsicht war geboten, denn Möwen waren über uns, vor uns und unter uns und erpicht, von unserem Mal etwas zu erhaschen. Fluchtdistanz war ihnen ein Fremdwort. Es war eher eine Fluchdistanz, wenn sie uns zu nahekamen.
Kurz zurück ins Hotel, das ja nur 5 Autominuten entfernt war, ein wenig erholt und überlegt, was wir am Nachmittag machen konnten. 12 km entfernt war ein Nationalpark – der Douglas Apsley Nationalpark. Aufsatteln und los. Hier gab es einen Shortwalk, eine der berühmten 60. Kurz vor 16 Uhr ließen wir das Auto stehen und wanderten los. Vom Parkplatzbis zum Waterhole und von dort bis zur Apsley Gorge waren es laut Wegweiser 2-3 Stunden hin und zurück. Toma war etwas nervös, dass wir das nicht schaffen würden, was sich auf dem Rückweg aber legte. Eine sehr schöne Wanderung durch einen sehr angenehm riechenden Wald, gespickt mit exotischen Pflanzen, besonders die Grasbäume (XANTHORRHOEA) hatten es mir angetan, aber auch die Blumen am Wegesrand. Wir machten 300 Höhenmeter und insgesamt etwa 7 km. Die Schlucht war das Ziel, und wie es in den tropischen Gebieten so üblich ist, der Fluss rechts und links von dichtem Wald umgeben. Man kann entweder über die Steine klettern und vorwärtskommen oder wie wir einen kurzen Blick in die Schlucht werfen und Fotos machen und dann den selben Weg wieder zurückgehen. Nach 2,5 Stunden mit vielen Fotopausen waren wir wieder am Auto und hatte noch Zeit genug, um an unseren Strand zu fahren, damit Toma sich die Füße waschen konnte (das Meerwasser genießen-eine Kneippkur zu machen oder sich einem Quallenangriff auszusetzen).
Pinguine oder Sonnenuntergang heute nicht. Abendbrot und Feierabend. Irgendwann muss der Urlaub ja auch mal beginnen.
26.Tag Bichero – Freychinet Nationalpark
Ausschlafen. Es fühlt sich wie Urlaub an. Heute ging es in den Freychinet Nationalpark. Tolle Buchten, schöne Strände zeigt das Internet, wenn man nach diesem Nationalpark sucht. Wir hatten uns angeschaut, was man in der Umgebung von Bicheron unternehmen könnte und waren auf Freychinet gestoßen, was prickelnd wie die ähnlich klingende Sektmarke werden könnte. Nach einer guten halben Stunde Autofahrt waren wir am Visitor-Center des Parks und ließen uns erklären, was man an einem Tag alles sehen kann. Die Hauptattraktion war die Weinglasbucht. Da scheint ja wohl doch ein Zusammenhang mit dem Sekt zu bestehen. Die Optionen waren, nur Lookout auf die Weinglasbucht (400 Treppen bergauf –und ab) , Zur Bucht hinüber und denselben Weg zurück (2-3 Stunden – zu den 400 Treppen kamen noch einmal 100 Treppen nach unten plus Rückweg), einen Rundweg – 5 Stunden. Unsere Wahl fiel auf den Rundweg. Bevor wir zum Ausgangspunkt fuhren, schauten wir noch hinunter zum Strand auf die Cole-Bucht. Ein roter Robin (Pacific Robin genannt) hüpfte mir vor die Linse und auf der Bucht startete gerade ein Wasserflugzeug, was wahrscheinlich zahlungskräftige Gäste aus der Lodge nach Hobart bringt. Uns trug keiner die 5 Stunden durch den Park, wir durften selbst gehen und hatten dabei meist Spaß dabei. Die erste tolle Aussicht gab es vom Cole Bay View zurück auf die Bucht. Die Sonne schien und das Wasser war hellblau bis smaragdgrün. Sehr satte Farben. Der Wanderweg war schön ausgebaut und gut frequentiert. Viele Australier im Rentenalter waren unterwegs, aber auch Touristen, die heute von Hobart einen Tagesausflug in den Park gemacht hatten. Nach 40 Minuten waren wir auf dem Pass und nach 100 Metern auch auf einer mondänen Aussichtsplattform, fast schon ein Skywalk mit Blick auf die auf der anderen Seite des Kammes liegenden Weinglasbucht. Blauer Himmel, blaueres Wasser, Berge links und Berge rechts, Wald vor uns unter uns, Sehr schön. Es folgte der Abstieg zur Bucht. Die 1000 Treppen merkte man fast gar nicht. Wir sahen mehrere Fairy Tails und Salamander und die drolligen Rufe der Raben begleiteten uns bergab. Das Wasser war glasklar, einige Ausflugsboote ankerten in der Bucht, aber niemand ging baden. Wir machten hier an diesem wunderschönen Ort eine kleine Pause und aßen auch etwas Kleines zu Mittag.
Der Wegweiser für den Rückweg zeigte 3,5 Stunden für 8 km. Was sollte da noch kommen? Wir brachen auf und keine 200 Meter gegangen, standen wir neben einem Känguru, das stehend am Wegesrande schlief. Als wir die Kamera herausholten und filmten, hüpfte es dann doch ins Dickicht. Der Rückweg verlief entlang der Küste und bevor wir eine Treppe zum Strand hinuntergingen, sahen wir einen Kookaburra im Baum sitzen. Schade, etwas weit für schöne Bilder. Dann eine halbe Stunde durch den Sand am Strand stapfen. Das war in der Mittagssonne ziemlich anstrengend, doch am Ende des Strandes ging es wieder in den schattigen Wald. Hier zwitscherte es ordentlich. Toma entdeckte sie zuerst, die grünen Papageien. Sie suchten auf dem Waldboden nach Futter. Tele drauf und klick. Gut getroffen. Obwohl der Weg uns überwiegend durch angenehmen Schatten führte, kam er mir doch recht anstrengend vor. Das Alter lässt grüßen. Nach 4 ¾ lag der Parkplatz vor uns. Ich ging ziemlich sicher auf unser Auto zu. Vor dem Auto saß ein Känguru. Ich wunderte mich, wieso das Auto auf war? Auf und keine Sachen mehr drin, Mist. Der Schreck verflog aber schnell, denn wir waren am falschen Auto. Unser Auto stand eine Reihe abgetrennt durch Büsche weiter unten. Ja, die Autos sehen alle ziemlich gleich aus, SUVs, weiß, dieselbe Größe. Es gab noch zwei Sehenswürdigkeiten die Sleeping Bay und der Leuchtturm. Ich fuhr also dort hin, doch Toma wollte nicht mal aus dem Auto aussteigen, sodass wir jetzt wissen, wo die Sehenswürdigkeiten sind, aber nicht wie sie aussehen, obwohl den Leuchtturm sahen wir von weitem. Egal, zurück zum Lobster Shack, Essen. Auf dem Rückweg war ich so müde, dass mir die Augen zufielen. Ich hielt an und machte ein Nickerchen. Essen wie gestern.
Jetzt sitze ich hier ziemlich müde und hacke die AK in den PC. Wieder kein Sonnenuntergang, wieder keine Pinguine. Urlaub.
Heute habe ich mal erste Bilanz gezogen, was wir alles an Tieren Australiens gesehen haben:
Säugetiere in Australien (laut Internet – nicht klar, wie der Autor auf diese Auswahl gekommen ist.)
1. Känguru – Mehr als genug
2. Wallaby – Viele
3. Koala –Ausreichend viele
4. Wombat – Mehr als genug
5. Tasmanischer Teufel (Tasmanian Devil) – In Gefangenschaft - Asuzuchtstation
6. Kurzschwanzkänguru (Quokka) – Auf Rottnest Island viele
7. Kusus (Brush-Tailed-Possum) – wie sie spazieren geführt wurden
8. Dingo – nein
9. Dromeda – nein (ist aber doch kein australisch spezifisches Tier – wurde von Europäern eingeführt)
10. Ameisenigel (Echidna) – ja im Zoo
11. Schnabeltier (Platypus) – ja im Platypushaus
12. Flughund (Flying Fox) – ja in Massen, aber nicht in Australien

Vögel in Australien (laut Internet)
13. Kasuar (Cassowary) – leider nein
14. Emu – ja
15. Buschhuhn (Brush Turkey, Bush Turkey) – könnte sein, dass wir Weibchen gesehen haben
16. Brolga – nein
17. Kakadu – ja
18. Jägerliest (Kookaburra) - gesehen
19. Allfarblori (Rainbow Lorikeet) - Aber viele andere Arten
20. Pinguin – ja

27.Tag Bicheno und nur Bicheno
Fast 12 Stunden ausschlafen. Wahrscheinlich hat es der Körper gebraucht. Ausgeruht gingen wir einkaufen, zu Fuß! Zu Fuß ging es dann auch zum Wale-Lookout, einem Hügel, der den Ort überragte und früher den Walfangspähern als Aussichtspunkt diente. Von dort sahen wir, wie ein Glasboot – in Prospekten angepriesen - auch bis zur Krokodilsinsel fuhr, der Insel, wo die Seelöwen oder Australien Seals, wie sie hier genannt werden, herumlungerten. Das weckte unser Interesse und da wir eh nichts Anderes vorhatten, gingen wir zum Anleger und fragten nach, ob es noch eine Tour heute geben würde. Die nächste und letzte startete um 2 Uhr. Wir hatten also noch eine Stunde Zeit für Toma, die Füße im Wasser zu benetzen und ein paar warme Sachen zu holen, falls es kalt würde. So taten wir dann auch, waren rechtzeitig um 14 Uhr da und schipperten los. Große Erwartungen an das eigentliche Highlight / den Zweck des Bootes, die Unterwasserwelt zu sehen, hatte ich nicht, da wir schon einen Reinfall mit einem Glasboot erlebt hatten. Es waren Fische zu sehen, doch die Erklärungen in australischem Genuschel verstanden wir beide nicht oder nur sehr oberflächlich. Es waren die Fischnamen und viele spezifische Worte, die wir nicht verstanden bzw. konnten wir sie aus dem Gemisch des Wortschwalls nicht herausfiltern. Zu sehen waren kleinere Haie, doch die meisten Fische oder Kreaturen hatten sich in dem Dickicht der Wasserpflanzen versteckt und kommen erst in der Nacht heraus, wie uns der Bootsführer erklärte. Wir sahen einige größere Fische, einen Fischschwarm, den der Bootsführer über die Jahre angefüttert hatte und der auch direkt unter dem Boot daher schwamm, sowie eine Qualle.
Der Höhepunkt, auf den ich wartete, war die Inseln mit den Seals, Seelöwen. Wir fuhren sehr nah heran, aber die Konstruktion des Bootes erlaubte es immer nur einer Seite, etwas zu sehen / zu fotografieren. Aber die Gelegenheit dazu bekamen wir. Natürlich hätte ich noch eine halbe Stunde länger bleiben können. Jungtiere schwammen direkt neben dem Boot, Kormorane landeten und starteten zu ihren Fischzügen, ein reges Leben.
Auf der Rückfahrt (die Entfernung war in Metern zu messen, also die Insel war vielleicht 400 Meter vom Ufer entfernt) gab es nichts groß Neues. Angekommen im Gulsch (ein Kanal zwischen einer anderen Insel und dem Festland) wiederholten sich die ersten 5-10 Minuten und als wir schon ans Ende dachten, sah ein Junge einen Hai und wir stoppten kurz und plötzlich tauchte ein Rochen auf. Wow, was für ein Tier. riesig groß, größer als die Sichtfläche des Bootes. Die Bewegungen geschmeidig, ein langer Stachel, es war einfach faszinierend so einer gewaltigen Kreatur zuzuschauen. 100 Punkte für diese Bootsfahrt und Toma wurde es dank der Armbänder nicht schlecht, obwohl das Boot ziemlich schaukelte und wenn man bei der Schaukelei nach unten schaute, kribbelte es schon bei mir im Magen.
Essen wie gestern und dabei schauten wir hinab in die Bucht, wo wir gerade mit dem Boot gefahren waren. Plötzlich sah ich am Strand von oben, in etwa 60-80 Meter Entfernung, einen Rochen auftauchen (also sichtbar werden über dem Sand). Schnell hinunter um ein Foto zu machen, doch er war schon weg. Wir versuchten unser Glück nach dem Essen noch einmal, standen am Bootssteg und warteten auf den Rochen. Er kam, man sah zuerst nur einen Schatten, dann den Rochen selbst und dann entfernte er sich und löste sich recht schnell im Wasser auf, seine gewellte Oberfläche ließ die Konturen irgendwie verwischen und es sah aus, als würde er sich im Wasser auflösen. Ein paar Fotos waren im Kasten. Das schöne Wetter ausnutzend gingen wir noch zum Blowhole und machten dort noch ein paar Aufnahmen. Letztes Mal waren die Krabben etwas kurz gekommen, deswegen hielt ich heute Ausschau nach ihnen, erfolgreich. Auf dem Heimweg wusch sich Toma ihre Füße wieder (nicht um danach zu beten….) im Meer. Keine Pinguine, kein Sonnenuntergang – Urlaub.
28.Tag - Von Bicheno nach Port Arthur
Und noch weiter nach Süden ging es heute entlang der Küste. Etwas verwunderlich war es schon, dass Googlemaps die 170 km mit 2,5 Stunden angab. Naja, erst mal fuhren wir auf der A3 (nein nicht Richtung Oberhausen) sondern entlang der Küste und hielten auch an, wenn es etwas zu sehen gab. Mal eine Brücke, die die Gefangenen errichtet hatten, mal ein schöner Strand. Der Grund warum es so lange dauern würde, ergab sich als wir von der A3 auf eine Straße abbogen, deren erster Buchstabe C war. Also ein Klasse C-Straße, und das hieß Gravel Road. Die Straße war zwar nicht die beste, führte aber durch einen schönen Wald und vor unseren SUV hoppelten auch zwei Wallabys, schafften es aber noch der Stoßstange zu entkommen. Nach gefühlten 10 km kam ein Schild: „Nur für 4X4 Autos“ und Toma sagte, wir kehren um. Zum Glück kam gerade in diesem Moment uns ein Auto entgegen, dessen Fahrer sagte, dass wir ohne Probleme weiterfahren können. So taten wir auch und kürzten zwar durch die Gravel-Road-Route etliche Kilometer ab, ob wir aber schneller waren, das glaube ich nicht. Kurz vor der Tasman-Halbinsel kamen wir durch einen Ort, pünktlich zur Mittagszeit und hielten erst einmal an einer Bäckerei an, um unseren Hunger zu stillen. Die Bäckerei hatte alles, aber kein Brot. Ich wählte das bunteste Teilchen mit viel Sahne, Toma nahm eine Sandwich–Packung. Mir hat es zumindest geschmeckt, wobei Toma meinte, dass mein Teilchen wohl eher aus dem Chemiebaukasten gezaubert worden war, als in einer Bäckerei zubereitet. Vor der Insel schauten wir uns noch das Tessellated Pavement an. (Heißt so viel wir Mosaikfußboden laut Wörterbuch) Für die ganz Wissbegierigen hier die englische Erklärung: In geology and geomorphology, a tessellated pavement is a relatively flat rock surface that is subdivided into more or less regular rectangles, blocks approaching rectangles, or irregular or regular polygons by fractures, frequently systematic joints, within the rock. This type of rock pavement bears this name because it is fractured into polygonal blocks that resemble tiles of a mosaic floor.)
Bei dieser Gelegenheit kamen mir auch zwei Austernfischer vor die Kamera, eine Mutter mit Jungtier, die diesem beibrachte, wo es etwas zu Essen gab und dabei mehrmals richtig nass wurden. Ein paar schöne Fotos und Videoaufnahmen waren die Ausbeute. Dieser Mosaikfußboden ist in unmittelbarer Nähe des Eaglehwk Necks, der engsten Stelle / Landverbindung der Tasman Halbinsel, der Stelle, die früher von Wachhunden bewacht wurde, damit die Gefangenen, die auf der Insel festgehalten wurden, die Halbinsel nicht verlassen konnten. Eine ziemlich effektive Maßnahme mit wenig Aufwand. Gleich nach der Überfahrt auf die Halbinsel befinden sich drei Sehenswürdigkeiten, das Blowhole, dem heute die Luft ausgegangen war, Devils Kitchen, eine tiefe Schlucht / enge, enge Bucht mit hohen Felswänden und der Arch, ein Bogen, der sich über einen Einschnitt in die Felsküste spannte. Wir waren also wie auf einer Bustour und klapperten alle Highlights am Wege ab, nur dass wir selbst fahren mussten, aber auch selbst entscheiden, wenn wir fuhren. Gegen 16.00 Uhr trafen wir in unserem Quartier in Port Arthur ein. Ein Viersterne-Hotel. Ein fantastischer View aus dem geräumigen Zimmer auf den See oder besser die tasmanische See. Urlaubsgefühl. Da wir doch noch ausreichend Zeit bis zum Dunkelwerden hatten, fuhren wir noch nach Port Arthur. Ein großer Parkplatz und dann ging es nicht weiter, wir landeten im Visitorcenter. Hier sagte man uns, dass es sich heute nicht mehr lohne, Port Arthur anzuschauen, da die Schranke zum Parkplatz um 17 Uhr geschlossen würde. Mhhhhm Das war das historische Port Arthus. Wir fragten, wie wir in die Stadt kämen, worauf wir unverständliche Blicke ernteten, was für eine Stadt? Port Arthur, das sind die historischen Gebäude einer Gefangenensiedlung, also wo die Verbrecher aus England anno dazumal hingeschafft wurden. Uns wurde ans Herz gelegt besser morgen wieder zu kommen, da wir heute nicht alles sehen würden. Der Eintritt kostete pro Person 47 $, um ins Gefängnis zu kommen. Eine Stadt zum Bummeln gab es auch nicht, sodass wir an der Tanke ein paar Früchte einkauften und uns zur Remarkable Cave begaben. Das war dann auch die letzte Sehenswürdigkeit für heute, denn wir wollten noch ein wenig den Ausblick aus unserem Zimmer genießen. Ob wir für fast 100 Dollar einen englischen und dazu noch historischen Knast aufsuchen werden, ich glaube nicht. Den Tower in London haben wir uns ja schon ausführlich angeschaut, und da gibt es für weniger Geld, sogar noch die Kronjuwelen zu sehen.
29.Tag - Von Port Arthur zurück nach Hobart
Eigentlich wollte ich in der Nacht Sterne fotografieren, aber der Himmel zog zu. So zeigte er sich auch am Morgen. Kein Sonnenaufgang, bedeckter Himmel. Unser Enthusiasmus, heute noch einen 10 km Walk hinzulegen, verschwand schnell. Wir fuhren also den Scenic Drive entlang, ohne dass wir ausstiegen und eine Sehenswürdigkeit sahen. Nur zur Waterfall Bay wollte ich dann doch noch und anstelle des Walks fuhren wir 7-8 km Dirty Road und Toma schimpfte wieder mit mir. Das war dann auch die letzte schöne Sehenswürdigkeit. Zurück nach Hobart mit unterwegs tanken und einen Stopp für ein Possum (Fuchskusu). Die meisten Tiere kann man in Australien eh nicht im Busch oder Zoo sehen, man sieht sie tot auf der Straße. Und ein Possum hatten wir noch nicht gesehen. Es lag tot am Straßenrand und man konnte nicht sehen, warum, es hatte keine Verletzungen, bewegte sich aber nicht mehr. Ein schönes Tier mit wuscheligem Fell – ich machte aber kein Foto.
In Hobart kauften wir erst ein wenig Obst ein und checkten dann gerade noch rechtzeitig vor einem großen Reisebus ein. Wir hatten das Zimmer 403 nicht 1403 wie beim letzten Mal. Aber es war auch sehr schön mit herrlichem Blick auf die Tasmanische See und diesmal konnten wir das schöne Zimmer auch genießen. Es hieß noch die Koffer vorbereiten für den morgigen Rückflug. Hoffentlich überstehen es die Cookies im Koffer, denn im Handgepäck ist kein Platz mehr frei. So gegen 16 Uhr ging ich noch einmal hinunter, um auf der grünen Wiese vor dem Hotel Vögel zu fotografieren. Eine Stunde Tierfotografie, Kakadus – Gelbhaubenkakadus, Rosakakadu, Maskenkiebitze, Enten, Gänse, Möwen, Kormorane, Raubmöwen, Flötenkrähenstars und das alles auf einer Wiese am Ufer in der Größe eines Handballfeldes, vielleicht auch noch kleiner. Es war ein Heidenlärm auf dem Rasen. Besonders die Möwen zankten untereinander. Die schon ausgewachsenen Jungvögel wollten noch gefüttert werden und manche mimten die Halbstarken.
Abschiedsessen beim Thai, oh wie lecker. Und jetzt ist es dunkel. Der Urlaub vorbei.