Fortsetzung Reisebericht Tag 4

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Mittwoch 30.09.2009

Chavin

 

Wieder im Hotel nach einem noch erlebnisreicheren Tag. Sony sei Dank, 800 Bilder werden mir viel Text ersparen. Es ging nach einer wärmeren Nacht mit einer zusätzlichen Decke, dem kontinentalen Frühstück, unserem Jonny und Maritza in Richtung Süden. Der erste Höhepunkt war das 60 jährige Dorffest in Requay. Spielmannszüge der Schüler vor dem Rathaus, wahrscheinlich aus allen umliegenden Dörfern kamen die Menschen auf LKWs  auf den Dorfplatz. Alle hatten sich herausgeputzt. Es war mitten in der Woche und man feierte. Die Peruaner lieben das Feiern. Das sollten wir im Laufe der Reise noch mehrfach bestätigt bekommen.

Weitere Bilder aus Recuay

 

Nach einem kurzen Stopp ging es weiter vorbei an Polizeipatroullien, Abraumhalden von mehreren Bleiminen und den Aufarbeitungsanlagen, oder das was von ihnen noch nach jahrelangem Freilagern noch übrig war. Ein Rückbau oder eine Sanierung der genutzten Flächen ist hier noch nicht an der Tagesordnung. An einem Aussichtspunkt fotografierten wir die Cordillera blanca und wie vom Winde dahergeweht, sahen wir auch drei Greifvögel (Karakara).
Wasser wird aus den Bergen ins Tal geleitet. Abraumhalde von ehemaligen Bleiminen.

 

Es ging aufwärts an einem schönen See vorbei über eine Hochebene, wo wir erneut einige Karakara sahen.
Es ging hinauf auf den Pass 4510 Meter über N.N. Hier kochte der Motor und die Fußbremse funktionierte nicht mehr. Jonny, unser Fahrer, gerade mal 21, mit noch wenig Fahrpraxis meisterte die Abfahrt mit kleinen Gängen und der Handbremse (in seltenen Fällen mit der Hupe).

Auf dem Pass

Wir kamen an Kohleschächten vorbei, die direkt von der Straße aus in den Fels getrieben wurden und aus denen schwarze Männer mit Schubkarren kohle aus den Stollen herausschafften.

 

 Einen ganz cleveren Trick hatten zwei kleine Kinder drauf. Sie standen mit Schaufeln an einer Stelle mit Schlaglöchern (deren es reichlich gab) und versperrten die Straße, so dass wir anhalten mussten. Als wir hielten, wollten so einen Obolus. Maritza fand das gar nicht gut, und wir fuhren ohne zu löhnen weiter.

An den Hängen waren Felder  angelegt, die wenigsten mit dem Fahrzeug erreichbar, geschweige denn bestellbar.

 

In Chavin angekommen, hielt Jimmy nach einer Werkstatt Ausschau, während wir die Ruinen der Chavín de Huántar Kultur besichtigten.

Aus der Wikipedia:

Chavín de Huántar hat einer Kultur den Namen gegeben, die sich zeitlich zwischen 850 v. Chr. bis 200 v. Chr. erstreckte, aber niemals ein geographisches Zentrum bildete. Viel eher ist es wahrscheinlich, dass dieser Ort am Schnittpunkt zwischen der Verbindung vom Bergland zur Küste und der Route von Norden nach Süden lag. Die Stätte liegt unweit der Stadt Huaraz, etwa 500 km von Lima entfernt, im Norden Perus. Die Kultur breitete sich sowohl im Hochland als auch entlang des Küstengebietes aus und hat viele der nachfolgenden Kulturen beeinflusst.

Was Chavín tatsächlich war, ist bis heute unbekannt. Die Anlage gilt als das älteste Steinbauwerk in Peru. Die Steinklötze aus Granit stammen vom Kahuish-Pass und wurden zur Regenzeit herangeflößt. Sie umfasst zahlreiche Gebäude mit diversen Plattformen und Innenhöfen, die zum Teil durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Das Hauptbauwerk, von den Spaniern irrtümlicherweise „Castillo“ genannt, ist eine dreistöckige, quadratische Pyramide, mit einer Seitenlänge von 70 m und einer Höhe von etwa 15 m. Zum Schutz vor Erdbeben sind die Seitenwände um 7 Grad geneigt. Im Inneren befindet sich ein Labyrinth von kleinen Kammern, Treppen und Rampen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind und waagrechte Ventilationskanäle aufweisen.

Die Mauern waren mit steinernen Köpfen verziert, die teilweise gut erhalten bzw. restauriert sind. Archäologen meinen, dass es sich um Darstellungen von Opfern oder gefangener Feinde handelt. Die Steinreliefs zeigen Raubkatzen (evtl. Jaguare) in Verbindung mit Schlangen und Kondoren.

Diese Kultur kannte einfache Techniken zur Goldbearbeitung. Schlangenförmige Schmuckstücke und Goldplättchen in Form von stilisierten Raubkatzenmotiven wurden gefunden. Keramiken und Textilprodukte weisen ebenfalls Raubtiermotive auf.

Im Zentrum des Bauwerks befindet sich der 4,5 m hohe Monolith „El Lanzón“, ein menschlich gestaltetes Gottesbild, das sich im Schnittpunkt kreuzförmiger Galerien befindet. Die Figur in der Form eines Messers mit dem Griff nach oben, zeigt ein Raubtiergesicht mit zahlreichen Schlangen zwischen den Zähnen. An den Haarenden und sogar vom Gürtel hängen Schlangen herab. Der Monolith ist die älteste Figur, die in dieser Gegend gefunden wurde. Weit jünger ist die Raimondi-Stele und der Tello-Obelisk, die sich heute im Archäologischen Museum in Lima befinden. Die darauf dargestellten Motive ähneln sich aber. Julio Tello, ein peruanische Archäologe, kam zur Ansicht, das Chavín verschiedene Kulturen bis zu den Inkas in einer religiösen Ideologie vereinte.

Ein beeindruckender Ort, der wahrscheinlich ausschließlich aus Kulturstätte diente. Siedlungen oder Anzeichen davon, dass die Anlage auch eine Siedlung war, wurden bisher nicht entdeckt.

 (Was nicht heißt, dass es sie nicht gegeben hat, denn Radio Jerewan behauptet ja auch, dass die Armenier schon vor 2000 Jahren die drahtlose Datenübertragung hatten und man deshalb keine Drähte finden konnte.)

Weitere Bilder von dem Tempel

 

Von den Ruinen ging es zurück in die Gegenwart, den Ort Chavin selbst. Ein wirklich schönes Städtchen, mit traditionell gekleideten Peruanern, kleinen Balkonen an bunt gestrichenen Häusern, eine Banco National, einen schnuckeligen zentralen Platz.

Weitere Bilder von Chavin

 

Maritza hatte aus den Gesprächen der Einheimischen mitbekommen, dass heute ein Dorffest mit Stier-kampf stattfindet. Wir ließen das Museum links liegen und fuhren direkt zum bereits für das Spektakel vorbereiteten Dorfacker. Zur rechten Seite ein Hang, wo sich bereits viele Dorfbewohner eingefunden hatten, am Eingang eine Kapelle, überall Händler, in der Mitte des Ackers ein kreisförmig eingezäuntes Areal, der Schauplatz des Ereignisses.

Eine aus Balken und Eisenhaken gefertigte Tribüne war der ausrichtenden Familie vorbehalten. Das Fest wurde von dieser Familie bezahlt und fand somit auch zu Ehren dieser Familie statt. Das ganze Dorf war aber eingeladen (zumindest zum Zuschauen). Diese war nur zu 2/3 besetzt, sollte sich aber noch bis auf den letzten Platz gefüllt werden.

Die Vorbereitungen waren in vollem Gange. Böllerschüsse kündigten das Ereignis an (Pyrotechnik analog unseren Silvesterraketen – aber selbst gebaut, kam zum Einsatz).

Als der Stierwagen auf den Acker fuhr, spiele die Kapelle.

Ein LKW stand schon an der Bretterwand und diente als zusätzliche Tribüne und füllte sich allmählich mit Zuschauern.

Der Hang wurde voller und weitere Autos parkten an der Arena, sodass mehr und mehr Tribünen entstanden.

 

Die Veranstalter kamen in Pickups, verkleideten sich, aber auch die Akteure Toreros verschiedener Prägung waren unter dem Spiel der Blaskapelle eingetroffen und legten ihr Festkleid /Arbeitskleidung an.
Die Dorfbewohner, die das Ganze ausrichteten, marschierten gemeinsam mit den Akteuren einige Ehrenrunden zur Musik der Dorfkappelle in der Arena umher und schmissen, wie bei unserem Karneval allerlei Süßigkeiten und kleine Geschenke in die Menge.

 

Berieselt wurden sie dabei von Sekt und als der zu Ende war, von Bier. (Selbst meine Kamera, die nicht auf Bier steht, bekam etwas ab). Als alle die Arena verlassen hatten, gab es einen Höllenlärm, die Pyrotechniker hatten die Arena mit Sprengfröschen vernebelt.
Es war wirklich Fun und kein Bisschen grausam. Der erste große Stier hatte keine richtige Lust und verließ nach einigen Attacken die Arena und verschwand wieder im Laster.

 

Mit einem jungen Stier der lange überredet werden musste, die Ladefläche des LKWs zu verlassen, gab es mehr Spaß. Ein Liliputaner, zwei Clowns, eine Toreroassitentin, ein Spiderman und der Torero selbst reizten den Stier und veranstalteten allerlei Kunststücke und witzige Einlagen.

 

Es herrschte eine tolle Atmosphäre, Alkohol floss in Strömen, das Dorf hatte seinen Spaß. Bevor der wahrscheinlich traurige Teil des Stierkampfes begann, traten wir den Heimweg an.

Weitere Bilder vom Stierkampf

 

Zurück ging  es mit dem Taxi, das Jonny organisiert hatte, da es keine Ersatzteile im Ort für unseren „Bus“ gab. Die Heimfahrt schafften wir in der Hälfte der Zeit, doch bei doppeltem Adrenalinausstoß, unangeschnallt zu dritt auf der Rückbank. Wieder am See vorbei.

Und die Anden einem fantastischem Licht der untergehenden Sonne.

 Weitere Bilder von der Fahrt nach Chavin

 

Ein älteres deutsches Ehepaar ist angekommen. Drei Zimmer sind nun belegt.                  Hier geht es zum 5. Tag