Die Falklandinseln 23.12.17—05.01.18

Endlich habe ich Zeit die Fotos zu entwickeln, die ich aus Zeitgründen nicht bearbeiten konnte. Aus dem Urlaubstagebuch: Eines der Themen, die mich in diesem Urlaub beschäftigten, oder berührten, die auch so manches Gespräch beherrschten, war die Einsamkeit. Denn die Menschen auf den Inseln lebten oft allein. In Westpoint, ganz allein, zu zweit, Mann und Frau, mit Schafen, wenigen Kühen und hunderten von Albatrossen, zahlreichen Seeelefanten, unzähligen Pinguinen. Auf Bleaker Island zwei Familien, doch einige Monate auch ganz allein. Auf Pebble-Island der Besitzer der Lodge und der Farmer mit ihren Frauen, der Farmer mit seinen Kindern. Alle 6 Wochen kommt ein Versorgungsschiff, das auch die Landwirtschaftlichen Produkte abholt (Wolle, lebende Schafe…) ein paarmal die Woche, wenn Touristen kommen, der Flieger, im Winter vielleicht einmal die Woche. Telefon gab es nicht, nur für Notfälle, die Internetverbindung war nicht berauschend und irre teuer, kein Geschäft, kein Kino, keinen Arzt, keine Werkstatt, SELFSuffcient. Und vor 50 Jahren gab es kein Telefon, kein Internet, keinen Flieger, nur das Schiff. Klar, da spricht man schon mal über Einsamkeit. Selbst für uns war es ein irgendwie erhabenes Gefühl, abgeschnitten zu sein, von der Welt. Dabei vermissten wir eigentlich nichts. Es gab Strom aus der Steckdose, fließendes Wasser aus der Mischbatterie, das Essen stand um 8 Uhr früh und um 19.00 Uhr abends auf dem Tisch und war super lecker auf Bleaker-Island (Sterneküche!). Und dann gingen wir allein über die Insel, querfeldein (obwohl Felder gab es nicht), sahen stundenlang kein Haus, querten die Insel von einer Seite zur anderen, ohne einen Menschen zu sehen, passierten nur Zäune, die uns daran erinnerten, dass es außer uns noch etwas gab. Einsamkeit gibt einem irgendwie das Gefühl mächtig zu sein, Teil der Natur, manchmal auch zu herrschen über die Natur, für sie verantwortlich, zugleich aber auch unwahrscheinlich ausgesetzt zu sein, verletzlich, hilflos. Am stärksten haben wir dieses Gefühl genossen, und es war wirklich ein Genießen, als wir den Sonnenuntergang auf dem Roraima genossen haben. Ein riesiger Berg, der Milliarden von Jahren von keinem Menschen bestiegen worden war, erst im 19 Jahrhundert bezwungen wurde und auf dem wir nun ganz allein saßen und die Sonne am Horizont verschwinden sahen. Wir hörten die Inselbewohner sagen, dass sie das Leben auf ihrer Insel genießen. Ja, ihrer Insel, denn oft waren die Insel im Eigentum der Menschen, die sie bewohnten, die sie belebten. Und für alle war die (ihre) Insel und die Natur darauf immens wichtig und unbedingt zu erhalten. Verstärkt wurde das Gefühl der Einsamkeit, was wohl auch ein Gefühl unser eigenen Größe zu tun hat, mit dem Verständnis wie klein wir sind, wie winzig, auf unserer Welt, verstärkt wurde es, als ich in der Nacht die Milchstraße fotografierte, die Millionen von Sterne, die trotz Mondschein am Himmel flimmerten. Und als dann in dieser Einsamkeit die ISS (die international Raumstation) über die Insel hinwegflog, eine Kapsel mit wenigen Kubikmetern ihre Bahn am Himmel zog, wo auch in aller Einsamkeit sich Menschen befinden, wenn auch nur wenige Kilometer entfernt von der Erde, doch nicht auf der Erde, ein Staubkorn im Universum, dann erkennt man seine eigene Unwichtigkeit, seine Endlichkeit, die Winzigkeit des Augenblicks, den man sich auf der Welt befindet, um dann für immer zu verschwinden. Doch man genießt auch den Augenblick des Glücks, diese Sterne über sich haben zu dürfen, auf einer Insel zu sein, auf der heute ein Seelöwe geboren wurde, bei dessen Erscheinen auf dieser Welt wir dabei sein und zuschauen durften, zu Weihnachten, und der Nordstern über uns strahlt.