16. Januar 2015

Fahrt zu unserem Vulkan
Der Vulkan brach am 4.3. 2015 erneut aus!

Pünktlich 10 vor Neun, wie gestern angekündigt, holte uns Marta ab. Sie überreichte uns einen Ablaufplan der Reise bis nach Santiago de Chile. Hier stand jetzt alles drin, und klopf, klopf, klopf auf Holz, hoffentlich klappt es auch so. Das Schlimmste, die Ungewissheit, ist uns somit genommen.

Heute geht es mit dem Linienbus nach Pucon. Problemlose Fahrt, wir nicken ab und zu ein. In Pucon werden wir in Empfang genommen und zum Hotel gebracht. Kurze Instruktion für morgen. Abends gehen wir uns noch in der Agentur für die Besteigung einkleiden.

Wir beschließen in der Stadt Mittagessen zu gehen. Keine 100 Meter vom Hotel entfernt sehen wir einen Obst und Gemüseladen und gehen hinein. Toma kauft kräftig ein und das Mittagessen findet im Zimmer statt, obwohl das Zimmer sehr klein ist. Sehr lecker. Tomaten und Avocadosalat, Oliven, Kirschen, Bananen, Pfirsiche mit ein wenig Brot.

Dann gehen wir den einen Kilometer ins Zentrum und gleich in ein Restaurant Tee trinken und Kaffe und Eis essen. Alle Voraussetzungen sind erfüllt, dass wir morgen Durchfall haben werden.

Der Vulkan, unser Vulkan, der Villarrica ist wunderschön. Schneebedeckt, ab und zu versteckt sich die Spitze des Kegels in den Wolken, sehr fotogen.

Der Ort bietet alles, was Touristen wollen, Berge, dazu noch einen Vulkan, zwei Seen, einer davon mit einem großen Strand, viele Restaurants, Sonne, blauen Himmel, ...(Es war nur der eine See, wie wir am nächsten Tag von oben sehen würden, getrennt durch eine Halbinsel.)

19.30 Uhr wir fahren in die Trekkingagentur und werden eingekleidet. Helm, zwei Paar verschiedene Handschuhe, Eispickel, Steigeisen (also solche Dinger, um auf Eis zu gehen), Rutschhosen, denn es soll bergab gerutscht werden. Alles sehr seriös. Also schauen wir mal.
 

17. Januar 2015 Besteigung des Villarrica.

Klingt ja übersetzt etwas schräg, Besteigung der reichen Stadt?

Heute hieß es wieder zeitig aufstehen. Frühstück wurde vom Nachtwächter serviert. 7 Uhr wurden wir wie VIP -Gäste vom Hotel abgeholt. Wir hatten heute einen privaten Trip auf den Vulkan. Wir fuhren erst mit allen Gästen des Veranstalters zum Ausgangspunkt der Besteigung, gleich am Lift. Wir nahmen natürlich für den ersten Teil, etwa eine Stunde Aufstieg, den 10 Minuten Lift. (War zwar nicht billig, 10 Minuten 14 Euro pro Person, aber es war es wert.) Übrigens ein Lift ohne Fußstützen und ohne Sicherheitsbügel.

Als wir das erste Mal heute Morgen zum Vulkan blickten, präsentierte sich dieser ohne Wolken, nur ein Wattetüpferchen lag wie ein Pfropfen auf seinem Schlot. Wahrscheinlich war kein Wind da oben und die Gase sammelten sich alle in der Caldera und wurden nicht weggeblasen.

Jetzt blies der Wind und die Gase trieben nach unten in unsere Richtung und dann vom Berg weg. Wenn es schlimm kommt, kann es sein, dass wir den Aufstieg abbrechen müssen. Der Villarrica ist der aktivste Vulkan Chiles, und wir sind auch recht aktiv gewesen, bei seiner Besteigung.

An der Bergstation des Sesselliftes zogen wir uns die Steigeisen an. Wir waren übrigens eine der wenigen, wenn nicht einzigen, die mit Steigeisen aufstiegen.

Dann ging die Besteigung los. Ein netter Chilene, Alexandro, ein sehr erfahrener Bergsteiger, war unser Führer. Wir gingen als zweite oder dritte Gruppe. Es ging die ganze Zeit auf Schnee und Eis aufwärts.

Wir mieden die wenigen Stellen, die man im Vulkangeröll gehen konnte, da wir ja schon die Steigeisen untergeschnallt hatten. Es gab übrigens eine zweiminütige Sicherheitseinweisung im Umgang mit dem Eispickel.

Wenn es steiler wurde, war er eine echte Hilfe beim Aufsteig. Wir hatten trotz Liftbenutzung noch über 1000 Höhenmeter zu gehen. Blickten wir zur Talseite so hatten wir schon seit der Talstation einen weiten Blick auf die Landschaft Chiles und etwas weiter auch auf die Argentiniens.

Und wir blickten auf andere Vulkane, von denen es in der Umgebung noch mehrere gab. Auf der Bergseite war nun nur noch Eis und Schnee. Wir stapften auch über den Gletscher, der aber nur kleine, flache Spalten hatte. Ich setzte mir die Skibrille auf, damit die Augen nicht beschädigt wurden.

Nach einer Stunde machten wir die erste Pause. Essen trinken. Manchmal machte sich schon der Geruch der Gase, die Vulkan oben von sich gab, bemerkbar. Es roch wie Schwefeldioxid. Also so wie es im PCK roch, wenn die Fahne des Kraftwerkes zu den Zeiten, als es noch keine Rauchgasentschweflung gab, direkt auf der Baracke (Doba) stand und wir die Fenster zumachen mussten.

Hier sieht man gut die Steilheit, Berg mit Winkel zum Horizont.

Unser Guide schien diesen Gasgeruch auch schwer zu ertragen und hielt sich sehr weit links, im Gegensatz zu den anderen Gruppen. Wir kamen gut voran. Es war das erste Mal, dass wir einen solchen Aufstieg die ganze Zeit mit Steigeisen machten. Wir, naja Alechandro, bahnte sich für uns den Weg und nutzte so gut wie nicht die ausgetretenen Pfade. Wir machten weitere kleine Pausen. Im letzten Drittel wurde es dann verdammt steil. Alechandro meinte zwischen 45 und 50° Steigung.

Jetzt machte der Eispickel richtig Sinn, da wir uns jetzt auf ihn stützen konnten. Die letzten hundert der 1000 Höhenmeter waren schwer. Aber die Steigung war nicht mehr ganz so extrem.

Gegen Zwölf langten wir auf dem Gipfel an. Gipfel ist eindeutig zu viel gesagt. Der letzte Ausbruch im Jahr .... Hatte den steilen Gipfel weggesprengt und nun ist es noch ein ziemlich breiter Rand, die Begrenzung der Caldera. Aus dieser dampfte das Schwefeldioxid, wer weiß, was noch. Der Schlot war sehr tief und man konnte nicht bis zum Grund blicken.

Also das Magma sahen wir nicht. Da auch ein sehr heftiger und manchmal böiger Wind blies, empfahl uns unser Guide genügend, 1-2 Meter, Abstand bis zum äußersten Rand zu halten. Von hier oben hatte man etwa einen 270° View, da der eine Teil des Kraterrandes noch etwas höher war, als wo wir uns befanden. Und in diesem Blickfeld gab es natürlich weitere Vulkane, die wir von der Aufstiegsseite nicht gesehen hatten. Wir machten die obligatorischen Gipfelfotos, tranken und aßen eine Kleinigkeit und dann ging es zum Einstieg für den Abstieg.

Rinnen zum Runterrutschen

Doch zuvor hieß es noch Ausrüstung zum Gleiten anlegen. Hosen, bergmännischer Lendenschurz, Plastikrutschteil, Fotoausrüstung verstauen...Da wir ja die Steilheit des Aufstieges noch gut vor Augen hatten, wurde es mir schon ein wenig mulmig, wenn ich daran dachte, dass wir das jetzt herunterrutschen sollen, auf dem Allerwertesten. Alechandro gab uns eine genaue Einweisung, wie wir uns in die Tiefe stürzen sollten. Wir rutschten in einer Art Rinne auf dem Lendenschurz ohne irgendeine andere Vorrichtung hinunter. Bremsen mit dem Eispickel. Es ging ab wie eine Lawine, vor uns schob sich in der Rinne eine mehrere Meter lange Eis-Schnee-Matschmasse durch die Rinne, die immer länger wurde. Also als ob eine Lawine sich durch die Rinne in Richtung Tal bewegt. Nur die Lawine waren wir. Dieses Gleiten über den Gletscher ohne jegliche Hilfsmittel funktionierte solange gut, solange die nötige Steilheit vorhanden war. Kamen flachere Abschnitte, schoben wir uns ein Plastikteil unter den Popo und schon nahmen wir wieder Geschwindigkeit auf. Wir waren ruck zuck unten und zu guter Letzt mache es auch noch Spaß. An der Bergstation des Liftes wurden wir dann gestoppt durch Vulkangestein, denn hier endete der Schnee. Alles wieder ausziehen. Mit Vergnügen, denn wir waren ziemlich nass. Wegpacken und dann Lift fahren. Leider nein. Der Lift war abgestellt und wir mussten zu Fuß zu den Fahrzeugen laufen. Es ging über Vulkangestein, zerbröselt, das uns ziemlich tief einsacken ließ, bergab.  Hier wendeten wir wieder eine Art Gleittechnik an, und rannten, schlitterten, rutschten durch die Vulkanasche, was natürlich viel Staub aufwirbelte und uns gut einsaute. Doch dafür ging es schnell vorwärts. Nach 15-20 Minuten waren wir bei den Fahrzeugen, die uns zurück in die Stadt brachten. Nicht alle hatten den Vulkan geschafft. Eine Gruppe, die mit uns im Minibus fuhr, hatte auf der Hälfte abgebrochen. Dank an Werner Silberstein, dass wir diese Tour privat gemacht haben!!! Weil einige Mädchen recht langsam unterwegs waren, musste die Gruppe ohne den Gipfel gesehen zu haben, umkehren. Eine Frau bat mich inständig darum, dass ich ihr die Bilder vom Gipfel zeige. Mit Vergnügen.

In der Agentur gaben wir die geliehene Ausrüstung ab und wurden vom Chef wieder persönlich ins Hotel gebracht. Wir bestellten schnell eine Suppe, da die Mittagsküche in 10 Minuten schloss, sagten aber Bescheid, dass wir uns erst umziehen werden. Raus aus den Sachen!!!, duschen, frische Kleidung auf den Leib, denn heute hatte ich noch einmal die stinkigen Wandersachen von der letzten Wanderung angezogen. Welch ein guter Gefühl frisch eingekleidet zu sein.

Wir ließen uns die Suppe schmecken, Toma ging dann noch im Hotelbad sich abkühlen, ich schrieb Bericht und schaute mir die Bilder am Hotelcomputer an. Leider ist das leidige Fleckproblem immer noch nicht gelöst. Also noch einmal, und nun mit Wattestäbchen, ran an den Chip. Vergebens. Aber beim Testfotografieren fiel mir auf, dass die Flecke nur bis zu einer bestimmten Brennweite auftreten. Also anderes (Tele) objektiv drauf und hiermit testen. Eindeutig, es liegt am Objektiv. Ärgerlich, aber zumindest ist die Ursache geklärt und ich kann mich darauf einstellen.

Also ein Tag voller positiver Emotionen, Wetter gut, Tour hervorragend, etwas geschafft, etwas gesehen, etwas erlebt, wieder sauber, und in neuen Kleidern!

Als wir uns erholt hatten, mischten wir uns noch einmal unter die vielen Touristen in der Stadt und aßen eine Kleinigkeit.

Weiter mit dem Bericht                                                       Zurück zur Übersicht