Tagebuch der gesamten Wanderung

Tagebuch der gesamten Wanderung

Via Alpina 12. 7. 2021 Montag 1. Tag

Marl-Sinsen - Mayrhofen

6.50 Uhr haben wir das Haus verlassen, nachdem wir nach alter russischer Sitte noch kurz auf der Flurbank die Gedanken zur Ruhe kommen lassen haben.
Gestern ist Italien Fußball-Europameister geworden.
Die dritte Corona Welle ist im Abklingen, die vierte kommt dann vielleicht im Herbst oder auch nicht. Ganz im Sinne wir retten unseren Planeten für unsere Enkel, gingen wir zu Fuß zum Bahnhof und nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel bei der Anreise in unseren total grünen, umweltbewussten Urlaub.
Aber wir würden auch ganz nett auf dem Bahnsteig begrüßt. "Wir freuen uns, dass Sie da sind. ", klang es da aus der Metalltüte, die den Zug nach Gelsenkirchen Hauptbahnhof ankündigte. In Gelsenkirchen stiegen wir in den Zug nach Interlaken, also fast der Ort, wo unsere letztjährliche Alpenwanderung ihren Anfang nahm.
Dieses Jahr hatten wir uns entschlossen, für die Anreise wieder den Zug zu nehmen, obwohl wir immer noch mit medizinischer Maske fahren müssen und der eigene Mundgeruch etwas die gute Laune ausbremst.
Egal, jetzt ist es endlich losgegangen, denn für etwa 10 Monate saßen wir jetzt bis auf die Fahrten nach Chemnitz und Würzburg nur zu Hause.


Fast alle Hotels / Hütten / Pensionen sind gebucht, die Drei - Zinnen - Hütte hat noch nicht geantwortet und am Ende der dreiwöchigen Wanderung müssen wir noch 3 Übernachtungen spontan buchen.
Zur Vorausbuchung habe ich mich dann doch entschlossen, als ich feststellen musste, dass auf dem kurzen Stück, wo unser Weg gemeinsam mit der Alpenüberquerung München Venedig (also unserer ersten Tour in 2017) verläuft, keine Unterkunft mehr zu bekommen war. Und das Stück, ein ziemlich großes Stück Weg, wo wir auf dem karnischen Höhenweg laufen werden, ist auch stark frequentiert und es gibt nur Hütten, keine Dörfer oder sonstige Alternativen.

Den Rucksack haben wir diesmal schon sehr zeitig gepackt, obwohl wir ja nach vier Jahren Alpenüberquerungen die Packliste bis zum letzten Gramm optimiert haben, doch so hatten wir noch Zeit, die fehlenden oder nicht mehr in bester Ordnung befindlichen Dinge nachzukaufen
Neu auf der Inhaltsliste des Rucksacks ist in diesem Jahr die DJI Air 2S, also die kürzlich gekaufte Drohne. Dafür musste das Weitwinkelobjektiv und die Action Kamera zu Hause bleiben.
Der Rucksack wiegt ziemlich genau 14 Kilo mit einem Liter Flüssigkeit, noch ist es eine Cola-Zero, in den Bergen wird es Leitungswasser sein. Toma hat es auf etwa 10 Kilogramm Wanderrucksackgewicht gebracht. Naja, die Differenz zu meinem Rucksack ist die Technik, Kamera und Drohne und Akkus und...
Die Sonne scheint und wir hoffen, dass die Pässe schneefrei sind. Bevor wir auf den ersten Pass hochkraxeln, müssen wir erst einmal ankommen, denn unser Zug hat schon 25 Minuten Verspätung wegen Bauarbeiten auf der Strecke nach Köln. Als ob keiner wüsste, dass da etwas gebaut werden muss. Egal die Zugbindung für unseren Supersparpreis ist jetzt aufgehoben und wir können einen anderen schnelleren Zug nehmen nach München. Also jetzt umsteigen in Köln und dann fahren wir auf der ganz schnellen Strecke nach Frankfurt.

Übernachtung im Hotel in Mayrhofen

Via Alpina 13. 07. 2021 2. Tag

Mayrhofen (Österreich) – Stein (Italien)


Endlich losstapfen, nicht fahren, nicht fliegen, gehen, mit beiden Füßen. Wir werden glücklich sein. Denn in der Deutschen Bahn haben wir im Bordjournal gelesen, dass es ein magisches Dreieck des Glücks gibt, jede Art von Bewegung, menschliche Kontakte, Aufenthalte in der Natur. Und jetzt kommt alles drei zu Hauf.
Nach einer knapp einstündigen Busfahrt kamen wir am Schlegeisspeicher an, dem Ausgangspunkt unserer 20-tägigen Wanderung.
Na wie soeben eine jede Reise losgeht, besser Wanderung, Toma stieg aus dem Bus aus und musste ihren Rucksack umpacken. Dann 5 Minuten gehen und Gangwechsel, Stuhlgang, wieder warten. Ja es gibt so -Rituale die halten sich ewig. 2 Stunden sagte der Wegweiser bis zu Pfitscherpass, die Wetter - App drei Stunden bis zum Gewitter.
Das war schaffbar, um sich zum Mittag während des Gewitters auf dem Pass in der Hütte zu verkriechen.
Toma erstürmte die Berge, die Angst im Nacken ins Gewitter zu kommen, doch der Blick nach oben ließ nichts Gutes erwarten. So legten wir die Strecke, die wir ja schon 2017 gelaufen waren, zügig zurück. Sogar ein wenig vor der Zeit erreichten wird den Pfitscherpass. Das Gewitter war noch nicht da und so ließ ich meine Drohne steigen, trotz ziemlichen Windes. Gestern hatte ich sie auch schon in Mayrhofen steigen lassen (obwohl das eine Helizone war, was ich aber erst danach entdeckte, weil ich dachte, dass auf der Reise keine Einschränkungen sein werden.
Der erste Drohnenfilm ist im Kasten und ich mach schon mal nen Haken, dass ich die Drohne nicht umsonst mitgenommen habe.
Toma aß eine Suppe, ich trank einen italienischen Spuma (also deutsch Schiwasser, österreichisch Almdudler, in der Schweiz Rivella). Bis nach Stein waren es noch 1 Stunde 20 Minuten im Abstieg. Die liefen wir auch und kamen auch dort noch vor dem Gewitter an und warten nun immer noch, dass es blitzt und donnert. Gestürmt hat es schon, die Glasaschenbecher hat es vom Tisch gefegt, die Sonnenschirme sind umgefallen und die Stühle haben sich auf den Weg gemacht und wollten über die Balkon Brüstung springen. Hat nicht funktioniert.

Also das Pensum des ersten Tages, immer der mit dem meisten neuen Eindrücken, ist absolviert und es ist gut, dass wir heute schon zeitig in der Hütte waren und viel Zeit für die AK (aktuelle Kamera) nun haben.
Wilde Bergbäche, schäumende Wasserfälle, liebliche Bergwiesen, das Geläut der Almkühe, die Pfiffe der Murmeltiere, die vor einem sich nähernden Hund warnten, das Gezwitscher der Vögel, alles haben wir heute schon erlebt, bergauf geschwitzt, bergrunter die Knie gespürt, geschafft angekommen, uns über ein Dach über den Kopf gefreut und dann noch in einer wunderschönen Unterkunft, vielleicht der schönsten auf der Strecke München Venedig, in Stein, bei Familie Stein, in der Gemeinde St. Jakobs.
Jetzt grummel es draußen und der Wind hat die Regenwolken herbeigeblasen, so dass es ungemütlich wurde und wir uns in die Gaststube verkrochen haben. Ja, es ist noch nicht mal 15. 00 Uhr. Doch nun kracht es richtig, der Donner rollt von einer Bergseite zur anderen und findet den Talausgang nicht und brüllt wieder und wieder.
Ob wir nun glücklich sind? Na zumindest zufrieden, die erste kleine Etappe geschafft zu haben. Doch mit ein wenig Respekt vor der morgigen, die über den Hauptkamm der Alpen führt und mit 7, 5-8 Stunden Gehzeit recht lang wird.
Ja, da haben wir Glück gehabt, jetzt ist draußen der Teufel los. Also Bewegung, Kontakte und Natur und man ist glücklich, wenn man nicht gerade in so ein natürliches Unwetter kommt und sich darin fortbewegen muss, gemeinsam.

Via Alpina 14.07. 2021 3. Tag

Stein - Pfunders

Da war doch noch etwas? Oder hat der erste Tag schon alles gebracht, wofür wir in die Berge gehen? Das da noch etwas war, daran wurden wir heute erinnert, und es war nicht nur etwas, es war eine ganze Menge. Und jetzt im Gasthof Brugger sitzend, ein Dach über ‘m Kopf haben und auf das Abendbrot warten, dass wir gerade bestellt haben, ist heute schon das höchste der Gefühle. Wenn bei der gestrigen 4 Stunden-Wanderung alles ideal verlief, so wurden wir heute daran erinnert, wie es auch anders sein kann. Wir standen zeitig auf, erschienen Punkt 7 Uhr zum Frühstück und verließen kurz nach halb Acht das Gasthaus Stein und den Ort Stein. Es hatte die ganze Nacht geregnet und gewittert, aber am Horizont ließ sich schon der blaue Himmel blicken, die Nebelschwaden zogen durch das Tal und die Berge, die den Talabschluss bilden waren auf den Gipfeln und Graten verzuckert, in der Nacht war Schnee gefallen. Es sah also nach einem schönen Tag aus, da auch das Wetter besser sein sollte als gestern und gestern war es ja schon optimal (zumindest während unserer Wanderung). Frohen Mutes gingen wir den schweren Tag an, denn laut Beschreibung sollten es heute zwei Gestern werden, also mehr als doppelte Wanderzeit, 1100 Höhenmeter und viele, viele Meter bergab. Während die Wolkenfetzen mit uns gemeinsam talaufwärts streben, absolvierten wir die ersten Meter bis der Waldweg, eine Abkürzung, begann. Hier konnte man schon erahnen, dass es heute nicht einfach würde. Im Gegensatz zu unserer letzten Tour lagen viele umgefallen Bäume auf dem Weg und wir mussten darüber klettern oder die Bäume weiträumig umgehen. Das Gras war nass und der Weg war oft mehr Bach als Weg, da von allen Seiten das Wasser auf den Weg lief und dies dann den Weg entlang, bis es einen Ablauf fand. Die Schuhe hatten einiges auszuhalten. Jetzt stehen sie im Trockenraum und drücken wir die Daumen, dass wir sie morgen wieder trocken anziehen können. Der erste Höhepunkt war die Überquerung der Brücke, die über einen gut gefüllten, schäumenden Bergfluss führte. Der Regen hatte ihn kräftig angefüllt. Dann kamen wir zu der eingefallenen Schäfersiedlung, wo die Natur dabei war, wieder vollständig die Kontrolle zu übernehmen. Nach erneuter Überquerung des Flusses ging es rechts bergauf und dass noch 800 Höhenmeter. Nach etwa 3 Stunden kontinuierlichen Laufen begann sich mein Kopf zu melden und ich dachte, ich hätte Probleme mit dem Gleichgewichtssinn. Wahrscheinlich war ich unterzuckert. Wir machten Pause und aßen etwas. Währenddessen begann es zu tropfen und von der Scharte, die wir schon sehen konnten, kamen uns schon die Regenwolken entgegen. Auf der gegenüberliegenden Bergseite war noch die Sonne zu sehen. Als die ersten Tropfen fielen, legten wir die Regenpelle an. Noch sahen die Wolkenschwaden recht harmlos aus. Als es aber dann donnerte und das recht laut, nahmen wir die Beine in die Hand und stiegen den Rest bis zur Scharte zügig auf. Das Gewitter schien fast über uns zu stehen, der Donner war ohrenbetäubend laut. Wir erreichten die Scharte und befanden uns im dichten Wassernebel der Wolken. Wir konnten noch den Wegweiser erahnen, an Aussicht war nicht zu denken. Jetzt, als wir aus dem Windschatten herausgetreten waren, blies der Wind auch kräftig. Nicht kräftig genug, um die Wolken zu vertreiben. Wir mussten den Abstieg finden. Auf der Scharte lag ein großes Schneefeld, dass alle Wege und Spuren unter sich begraben hatte. Wo geht es runter? Ein 50 Meter großes Schneeband lag zwischen uns und dem Weiterweg. Doch dem nicht genug, sehen konnte man gerade mal 10 - 15 Meter weit und dass nur wenn der Wind die Wolken zerstieb. Wir suchten nach Spuren im Schnee, denn vor uns waren ja schon einige Wanderer gegangen und sie hatten das Schneefelder ja auch passieren müssen. Wir fanden ein paar Abdrücke von Bergschuhen und folgten ihnen 10 Meter, dann waren sie weg und wir mitten auf dem Schneefeld, dass in Richtung Abstieg sich neigte und ganz schnell zur Rutschbahn werden konnte. Endlich sahen wir eine Markierung auf der anderen Seite und kurz danach wurde auch der Weg sichtbar. Der einen Gefahr entronnen, öffnete jetzt Petrus alle seine Schleusen, nicht nur Regen prasselte auf uns ein, sondern bohnengroße Hagelkörner trommelten auf unsere Regenkleidung nieder. Die Geräuschkulisse war angsterregend. Das Trommeln der Hagelkörner auf den Kopf, vom Wind noch beschleunigt, das Donnern, dass sich an jedem der uns umgebenden Berge brach und wieder auf uns zurückrollte, der stürmische Wind, der in jede offene Ritze eindrang und um und in unseren Ohren pfiff, es war schwer zu sagen, was am beunruhigsten war. Ich hatte nur meine Regenjacke angezogen und meine Hosen waren nach wenigen Minuten glitsch nass, der Wind tat sein Übriges und schlackerte sie mir um die Beine, die zu frieren begannen. Wir kamen gut voran oder besser die Situation trieb uns vorwärts. Als wir an dem Bergsee unterhalb der Gliederscharte ankamen, hörte es langsam auf zu regnen. Kleine Pause, ich kramte den Fotoapparat wieder hervor und machte ein paar Bilder von See mit Schnee und Eis. Der Himmel sah immer noch ungemütlich aus, doch bis zur oberen Eggeralm waren es nur 40 Minuten im Abstieg. Die Landschaft war aber überwältigend, wenn man sie denn genießen konnte. Kurzzeitig lugte auch die Sonne mal aus den Wolken hervor und wir begannen schon, das Erlebte der letzten Stunde zu verdrängen. Auf der Alm holte ich meine Drohne raus und machte ein kurzes Video. Noch 1 Stunde 20 bis nach Dun und von dort 1. 20 Stunde nach Pfunders, dem Tagesziel. Doch da war noch was. Auf dem Weg standen plötzlich Kühe, Tomas absolute Lieblingstiere. Kurz entschlossen kroch sie unter den Elektrozaun auf die Weide (wo keine Kühe waren) und umging sie, um dann wieder über den Zaun zurück auf den Weg zu steigen. Kaum hatten wir dies verarbeitet, tropfte es wieder und alles zog zu. Also schnell wieder einkleiden, diesmal vollständig. Zum Umziehen hatten wir uns einen Fels Vorsprung gleich nach einer Brücke ausgesucht. Und das war gut so, denn es begann richtig zu schütten und dann blitze und donnerte es auch noch, fast gleichzeitig, man könnte nicht mal bis zwei zählen nach dem Blitz und schon war der Donner da, das heißt, das Gewitter war direkt über uns, aber definitiv in unserem Tal. Der Fluss, der schon mächtig angeschwollen war, bullerte durch die Brücke und versuchte mit seinem Getöse den Donner zu übertönen. Ein Höllenlärm und wieder Hagel, doch den warteten wir unter dem Felsvorsprung ab. Da wir ja nicht ewig warten konnten, es waren noch 5-7 Kilometer zu gehen, mussten wir dann als der Hagel wieder in Dauerregen übergegangen war, losgehen. Bergab, die Beine schmerzen, bei Toma das Knie, auf der Fußsohle begann sich eine Blase zu entwickeln, doch die nassen Strümpfe wechseln war jetzt auch keine Alternative, denn bevor ich sie angezogen hätte, wären auch sie nass. Also aushalten und bergab. An der Stelle an der wir vor vier Jahren ins Taxi gestiegen waren, war das reinste Schilderchaos. Da Toma keine Asphaltstraße laufen wollte, gingen wir Weg 13 bis nach Pfunders und das noch einmal 1 Stunde 20 Minuten immer im Regen. Die Regenhosen waren auch nicht dicht und irgendwie lief es rein und wieder waren die Hosen nass und die Beine kalt. Wir gaben schon keine große Obacht mehr, wohin wir traten, denn alles war gut nass. Kurz vor 17 Uhr erreichten wir nach 9 1/4 Stunden, den Gasthof Brügge, checkten ein und stellten im Zimmer fest, dass der Regenschutz des Rucksacks nicht dichtgehalten hat. Fast alle Sachen mussten / müssen wir trocknen. Aber es gab eine heiße Dusche und Toma konnte gar nicht aufhören. Die Wirtsleute sagten, als sie hörten, dass wir morgen zu Chemnitzer Hütte wollten, dass dies zu weit ist, und wir dies nicht schaffen. Toma war fertig mit der Welt. Wir organisierten ein Taxi für morgen früh, das uns einige Höhenmeter hinaufschafft. Der letzte Schreck kam, als ich die Mail schrieb, also die AK und das Handy sagte, dass es sich jetzt abschalte. Und so tat es es auch und nach dem kurzen Aufladen und hochfahren, war mir meine PIN entfallen, da ich einen neuen Vertrag seit kurzem habe. Bingo!!!!!! 2 Fehlersuche und ein verzweifeltes Nachdenken, wie ich an die PIN komme. Letztendlich rief ich beim Provider an und konnte es wieder entsperren. Da war noch was, richtig? Richtig! 
Via Alpina 15.07. 2021 4. Tag

Pfunders – Chemnitzer Hütte

Ja, da war noch etwas, jeden Tag etwas Anderes. Heute hat es zum ersten Mal den ganzen Tag geregnet. Wir ließen uns bis zum letzten Hof von Pfunders mit dem Taxi fahren und ich stieg mit etwas Widerwillen aus, da es draußen regnete. Wir zogen uns noch die Regensachen, diesmal Jacke und Hose an, bevor wir den Rucksack aus dem Taxi hoben.
Der heutige Tag war informationstechnisch kompliziert. Laut Beschreibung der Via-Alpina wären wir heute 4 Stunden 5 Minuten unterwegs, Laut Wirt vom Brügge zweimal 5 Stunden. Die Wahrheit lag in etwa in der Mitte. Durch die Taxifahrt hatten wir etwa 300 Höhenmeter gespart, also ungefähr eine Stunde weniger im Regen gehen und eine Stunde weniger Gehzeit. Dann fuhr das Taxi los und ließ uns im Regen gehen. Bis zur ersten Hütte waren es fast 500 Höhenmeter, die wir in etwas mehr als einer Stunde absolvierten. Das war ein ambitionierter Anfang. Auf der Hütte trank ich eine heiße Schokolade von den Almkühen., Toma einen Tee. Auf der Alm lebt eine Familie den ganzen Sommer lang. Jeden zweiten Tag wird die Milch ins Tal gebracht, ein Teil dient zur Selbstversorgung. Toma nutze die Gelegenheit und fragte nach, wie gefährlich die Kühe wirklich sind, und wie man sich verhalten muss. Kühe sind für Wanderer nicht gefährlich, wenn keine Hunde dabei sind, dieser auch noch an der Leine und wenn man nicht zwischen Mutterkuh und Kalb gerät. Doch meisten werden diese, also Mutterkuh und Kälber getrennt gehalten. Also Entwarnung. Das neu - erworbene Wissen fand aber heute noch keine Anwendung. Die Besitzerin der Alm erklärte uns auch den Weg. Bis zur Edelrauthütte waren es noch 2 Stunden. Die bräuchten wir dann in etwa auch. Fototechnisch war heute ein schöner und ein blöder Tag, denn über den Wolken, die Berge im Hintergrund, wenn es aufzog, das sah schon wunderschön aus, aber es regnete ständig und ich musste den Foto immer in dem Zipbeutel verstecken und umständlich wieder herausholen. Wir kamen am See unterhalb der Edelrauthütte an und stiegen in einer halben Stunde über mehrere Schneefelder auf. Die Hütte ist sehr schick. Rings herum lag noch Schnee. Das Wetter war die letzten drei Wochen schlecht, also heute war es sozusagen wie immer. Die Hütte sehr modern, riesige Fenster und einen wunderschönen Schankraum verleitete uns zum Mittagessen. Das hatte ich auch dem Wirt versprochen, als ich vor einer Woche nach einer Übernachtung gefragt hatte. Wir fragten, wieviel Via-Alpina-Wanderer so vorbeikommen. Wenig, meist Wanderer, die alleine unterwegs waren, maximal zu Zweit. Und pro Woche vielleicht drei Wanderer. Macht bei etwa 10 Wochen Wanderzeit im Jahr 30 Leute, die sich auf die Via Alpina begeben. Vor kurzem war auf der Hütte ein Belgier, Karel Sabbe, der die Strecke gerannt ist. 80 - 90 km am Tag (das sind 4-5 normale Tagesetappen). Sein Lauf wurde von einem Team gefilmt. Da muss ich unbedingt mal googeln. Von der Edelrauthütte bis zur Chemniterhütte gibt es zwei Wege, den Höhenweg, 4. 45 Stunden und den Weg übers Tal 4 Stunden. Wir nahmen den schnelleren und waren noch schneller 3. 40 Stunden. Doch wer will auch schon im Regen lange laufen? Ich schreibe das in der Hüttenstube der Chemnitzer Hütte, wir sind geduscht, haben unseren Durst gestillt und wenn ich könnte Ton einfügen, wieviel schöner wäre der Bericht wohl. Schon seit mehr als einer Stunde hören wir Ziacha-Musik, zu Beginn sogar gepaart mit Gitarrenklängen. Die Musikanten wechseln auch. Es ist eine Stimmung in der Hütte, einfach gemütlich, ehrlich, die Jugend, ach so die Ziachaspieler sind ganz junge Leute, Tiroler, die halt bei jeder Gelegenheit und Nichtgelegenheit feiern und heute scheint eine von beiden zu sein. Die Ziacha ist eine Zwetschkomode, vielleicht ein wenig abgewandelt, aber der Klang ist ähnlich, vielleicht eine Abwandlung von einem Bajan, da es nur Knöpfe, keine Tasten hat. Wir haben das Glück eine Nacht in eine große Familie aufgenommen worden zu sein. Auch gestern die Gespräche mit den München-Venedig Wanderern waren sehr schön. Jetzt sind wir auch satt. Die Hälfte habe ich auf dem Teller gelassen. Die Portionen sind hier für Holzfäller. Für Toma hat der Koch sogar etwas Veganes gezaubert. Der Hüttenwirt hat mir schon den Weg für morgen erklärt und auf der Karte gezeigt. Man wird umsorgt.
Wir brachen also so kurz nach 1 Uhr nach dem Mittagessen von der Ederauthütte auf, 600 Meter bergab, ich fiel zweimal hin, Murmeltiere kreuzten unseren Weg, wenn es die Wolken zufließen, sahen wir auf dem gegenüberliegenden Berghang die Chemnitzer Hütte. Wir liefen links am See vorbei und dann ging es auch schon hoch, etwas weniger als zwei Stunden. Der Weg war ein Fahrweg bis zur Alm und dann ein breiter, gut ausgebauter Wanderweg, auf dem Toma es schaffte sich zu verlaufen und ich ihr hinterherstapfte. Aber war nur ein kurzer Abstecher, dann ging es wieder auf der richtigen Strecke weiter, bergauf, die Hütte nun schon vor Augen. Die letzten Höhenmeter am heutigen Tag fielen schwer. Wir legten heute 1500 davon zurück, 600 im Abstieg und 8 Stunden dauerte sie nun, die Wanderung von Pfunders auf die Chemnitzer Hütte. Da lag der Brugger-Wirt gar nicht so schlecht mit seiner Schätzung, denn eine Stunde hatten wir ja eingespart. Der Gitarrenspieler und der Ziacha - Spieler hatten eine identische Frisur, sehr lockig und gleich geschnitten. Ich äußerte den Verdacht, dass sie Brüder seien. Sie waren Nachbarn. Sogar der Frisör war nicht derselbe, aber der Briefträger. naja, wer weiß, wie das Leben so ist in Südtirol? Jetzt wollte ich schon Schluss machen, aber jetzt gibt es noch ein Eis, himmlisch, irre, was für eine Hütte! Was für ein Tag, jeden Tag etwas Neues!


Ergänzung zum Tag

Kühe bei Gewitter rennen mit Augen zu herum und kommen deswegen zu Tode, Bauern müssen deshalb bei Gewitter zu den Kühen sein

Via Alpina 16.07. 2021 5. Tag

Chemnitzer Hütte – Sand in Taufers


4 Uhr 30 hätte man fast denken können der Tag beginnt mit Sonne und die Murmeltiere begrüßen uns beim Heraustreten aus der Hüttentür, so wie es uns der Hüttenwirt Roland versprochen hatte. Als der Wecker dann 6 Uhr 30 klingelte, war an Sonne nicht zu denken, Nebel, Wolken über der Hütte und es regnete. Das Wetter spielt auf der Wanderung eine große Rolle. Heute wäre doch mal ein normaler Tag dran. Auf dem Programm stand der Kellerbauer-Höhenweg. Er führt von der Chemnitzer Hütte nach Sonnklar und entfernt sich vom Alpenhauptkamm. Der Höhenweg ist schon über 100 Jahre alt, wurde also schon Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20 Jahrhunderts angelegt. Es war die Zeit, als es bei den noblen Herren (und wenigen Damen) schick war, ins Gebirge zu fahren und in die Berge zu gehen. Eine Mode, die aus England kam. Der Höhenweg ist wirklich hervorragend angelegt, in Schuss gehalten und bietet bei schönem Wetter spektakuläre Ausblicke auf die Berge, die Zillertaler Alpen, die den Alpenhauptkamm hier darstellen und aber auch auf die Berge im Süden. Doch kurz nach acht Uhr war davon nicht viel zu sehen. Frühstück hatten wir übrigens in der Sachsenstube eingenommen, ist ja schließlich die Chemnitzer Hütte. Die ehemalige Bürgermeisterin hat der Hütte eine Schwippbogen mit Chemnitzer und Karl-Marx-Städter Motiven vermacht. Dieser Schwippbogen schmückt die Sachsenstube, unseren Frühstücksraum. Als wir uns dann mehrfach verabschiedet hatten, begleitete uns Roland noch auf den Weg. 4 Stunden 30 Minuten sollten es bis zur Liftstation, die uns ins Tal bringen sollte, sein. Aber zu Beginn hieß es erst einmal mit dem Regen laufen, auf glitschigen Steinplatten, ein nicht unumstrittenes Vergnügen. Auf dem ersten Streckenabschnitt gab es einige Seilsicherungen, wenn die Stellen zu ausgesetzt waren. Insgesamt war der Weg aber nicht schwierig. Nach einer Stunde ließ der Regen nach und peu a peu klarte es auf, nicht das gesamte Panorama, aber mal war der Alpenhauptkamm zu sehen, mal die Berge in östlicher Richtung. Wir entledigen uns unserer Regenkleidung. Aber viel toller war es, dass ich den Fotoapparat aus dem Zipbeutel herausnehmen und etliche schöne Bilder machen konnte. Wir waren allein auf dem Weg, dem Höhenweg von der Hütte aus unterwegs.
Im Übrigen, sollen dieses Jahr schon mehr als 100 Wanderer auf der Via-Alpina unterwegs gewesen sein. Die Zahlen der Ederauthütte sind wohl etwas weniger aussagekräftig, da die Chemnitzer Hütte in der Beschreibung der Via-Alpina als Übernachtungsstützpunkt angegeben ist, die Edelrauthütte aber nicht. Und fast alle laufen in umgekehrter Richtung, also von Osten nach Westen. Es geht immer um die Berge herum, immer Travers und am Ende des Weges in Sonnklar, als wir die Sesselliftgondel bestiegen, waren es dann doch 600 Höhenmeter, sowohl rauf als auch runter. Ich finde da ist ganz schön ordentlich. Heute kamen wir wieder nicht mit den angegebenen Zeiten klar. Wir bräuchten deutlich länger. Ja aber der Weg war so schön, dass man wirklich jeden Meter genießen musste, viele Fotos machen und sich der Sonnenstrahlen erfreuen, die da auf uns darnieder prasselten, wie gestern der Regen. Ganz ohne Feuchtigkeit ging es dann doch nicht bis zum Ende der Strecke, ab und zu regnete es noch, aber egal, kein Vergleich mit gestern. Die Tochter vom Wirt hatte uns noch auf die schöne Flora des Weges hingewiesen, die wir aufmerksam betrachteten. Und sie war wirklich schön, und ich machte auch etliche Fotos davon. Die erste 64GB SD-Karte ist übrigens schon voll, mit sehr viel Volksmusik und Ziacha Klängen. Wie bereits gesagt, liefen wir langsamer als angegeben und jeder Wegweiser war ein Beweis unserer Schlechtleistung, unseres „Not meet expectations“. So what, letztendlich sahen auch wir den Sessellift, quälten uns die letzten Meter zur Bergstation hinauf, kauften ein Ticket bis zur Zwischenstation und begaben uns in die Hände der italienischen Seilbahn-Betreiber, mit ihrem zweifelhaften Ruf. Für 20 Euro pro Person kutschierten uns diese bis ins Tal, und aus der Gondel ausgestiegen, kam auch schon der Bus nach Sand. Wir setzten eine Maske auf und los ging die letzte Etappe des heutigen Tages. Einchecken im Hotel, Duschen, Sachen waschen, Dinge in Ordnung bringen, alle Geräte laden und Abendbrot essen in einem Restaurant gleich um die Ecke. Was für ein Glücksgriff. So leckeres Essen, nur die Portionen waren wie immer in Südtirol zu viel für uns. Tja und dann war da noch der Anruf aus Russland. Wir erfuhren, dass in Deutschland in mehreren Gebieten Hochwasserkatstrophen waren und erkundigen uns schnell, ob wir oder die Kinder betroffen sind. Zum Glück nicht. Wir können also jetzt nach einem normalen Tag beruhigt einschlafen.  
Via Alpina 17.07. 2021 6. Tag
Sand in Taufers - Rieserfernerhütte
Angekommen... Jetzt - 1545 Uhr - ist auch endlich der Adrenalinlevel wieder auf ein einigermaßen normales Niveau abgesunken. Dabei sind schon 2 Stunden vergangen. Vor zwei Stunden kamen wir also auf der Rieserfernerhütte an, nachdem wir 4, 5 Stunden im Aufstieg von der Bushaltestelle gebraucht hatten. Zum Glück hatten wir den Bus genommen, denn zu Fuß sind es von Sand/Taufers noch einmal 13 km und 700 Höhenmeter. Die haben wir gespart und es wäre zum Großteil Asphaltstraße gewesen. Direkt an der Bushaltestelle, am Einstieg zum Weg zur Rieserferner-Hütte hatte sich schon eine Gruppe versammelt und lief gerade los, auch zur Hütte.
Als wir den Bus verließen, begann es zu regnen. Kein guter Start, aber wir zogen uns gleich regenmäßig an. Kurz danach am Anstieg wurde es mir dann wieder zu warm. Es ging durch den Wald recht steil nach oben. Die Gruppe holten wir nach etwa 50 Minuten ein, obwohl sie nur mit einem Tagesrucksack unterwegs waren. Der Regen wurde mal stärker, mal schwächer, ich zog mir meine Wanderjacke (dieses Handy schreibt, was es will und ändert einfach die Wörter, die ihm besser gefallen, blöde AI) an und verpackte die Regenjacke. Nach mehr als einer Stunde kamen wir auf eine liebliche Almwiese, mit Gebirgsfluss, was wohl bei weniger Regen eher ein Bach ist und einem fantastischen Ausblick auf die kesselförmigen Berge, die den Talabschluss bildeten, auf die wir heute noch hochkraxeln mussten. Lt. Beschreibung sollten es etwas mehr als 1300 Meter Aufstieg zur Hütte sein, es wurden 1500 Höhenmeter. Das Wetter war vom Fön geprägt. Also kräftiger Wind blies uns den Regen von allen Seiten ins Gesicht, schob uns vorwärts, und drang sogar durch die Regensachen. Wir machten kontinuierlich Höhe und kamen auch gut voran, nun schon vor der Gruppe, die recht ungleichmäßig zusammengesetzt schien und weit auseinandergezogen lief. Die Natur wurde immer rauer, langsam verschwanden die letzten Krüppelkiefer, der Weg bestand immer öfters aus Felsplatten, sehr schön angelegt. Nach jeder Stunde aßen wir vorsorglich Traubenzucker, um keinen Hungerast zu bekommen. Stetig, stetig, machten wir Höhe. Und der Wind wurde immer stärker. Es kamen uns Wanderer in Turnschuhen und Leggins entgegen, wahrscheinlich sind sie umgekehrt und haben die Tour abgebrochen, denn es waren 30 Personen auf der Hütte angemeldet und wir waren die ersten, die die Hütte erreichten. Je höher wir kamen, umso stärker blies der Wind. Und Fönwind, das wissen wir, kann heftig sein und er war heftig. An einer besonders windigen Stelle kamen uns zwei Frauen mit drei Kindern entgegen und baten uns dem Hüttenwirt zu sagen, dass sie nicht kommen. Der Wind war so stark, dass er uns manchmal einen Meter zur Seite oder nach vorne schob, ohne dass wir das wollten. Die eine Frau hielt die zwei Kinder ganz fest an der Hand und stieg ab. Mit der Höhe nahm auch die Bequemlichkeit ab, der Weg wurde anspruchsvoller, steiler, manchmal mussten wir größere Schritte machen und dann nach mehr als 3 Stunden, die letzten Pflanzen waren so gut wie vom Weg verschwunden, begannen die Schneefelder. Wenn es bei manchen kleinen Flecken wohl übertrieben war, von Schneefelder zu sprechen, so gab es auch größere Abschnitte des Weges, die vom Schnee bedeckt waren. Erst hier konnte ich Toma überzeugen, ihre Stöcke zu nehmen, bis hierhin, borgte sie sich bei Flussüberquerungen, die wir alle paar Minuten hatten oder kleinen Schneeflecken eine Stock von mir. Wind, Regen, steil bergauf, Schnee, alles was einem dem Spaß am Wandern verderben könnte, im Vergleich zur Edeltour gestern, bei bestem Wetter, hatten wir auszuhalten. Die Gruppe hatte uns teilweise eingeholt und wir liefen jetzt zu viert, ein Berliner und eine Kemptenerin. Die anderen der Gruppe waren noch zurückgeblieben. Wir waren schon sehr weit oben und dachten, dass wir jeden Moment die Hütte sehen müssten, denn eine Art Pass konnte man schon erahnen und viel weiter höher als bis zu dem Grat ging es nicht. Da stand ich vor einem Schneefeld. Ich ging die letzten 5 Minuten als Erster, da der Berliner vom Weg abgekommen war und zurückmusste, wieder auf den richtigen Weg uns nach. Das Schneefeld war groß, vielleicht 100 Meter lang, steil (also abschüssig) und musste im Travers überquert werden. Ein Umgehen wäre nur mit zusätzlichem Aufstieg und anstrengender Kraxelei über ein Felsbrockenfeld möglich gewesen, was ein höheres Risiko an Verletzungen durch die scharfen Felsbrocken darstellte. Also los und drüber. Schritt für Schritt, Tritt für Tritt, Stufen treten, für die, die nach mir kamen, nicht umschauen, einfach vorwärts und hoffen, dass alles gut geht. Die Rutschpartie hätte mit Schmackes in einem Steinfeld geendet, ob ein Bremsen möglich gewesen wäre, wahrscheinlich kaum. Beide Stöcke halfen, das Gleichgewicht zu halten und nicht abzurutschen. Vier Punkte waren also fixiert, bis auf den Moment, wo einer (Stock oder Bein) bewegt wurde. Langsam kam ich vorwärts, eine Spur hinterlassen, die dem Folgenden etwas mehr Sicherheit geben würde, also ich mühte mich ab für Toma und die deutsche Truppe. Als ich drüben war, drehte ich mich zum ersten Mal um und sah, dass mir niemand gefolgt war. Toma fuchtelte mit ihren Armen in der Luft rum. Zeichen hatten wir nicht ausgemacht, da ich dachte, dass sie mir sofort folgen würde. Ich setzte den Rucksack ab und wollte, da der Wind den Regen stark gegen mich peitschte und ich langsam zu frieren begann, meine Regenjacke überziehen. Das war ein sehr schwieriges Unterfangen. Der Wind blies so stark, dass ich die Jacke nicht unter Kontrolle bekam. Dann klingelte mein Telefon, als ich mit allen Kräften mit der Jacke kämpfte. Also Etappensieg für die Jacke. Toma hat mich angerufen und ich versuchte sie zurückrufen. Keine Chance. Aus Versehen rief ich Sascha an. Auf der anderen Seite wedelte Toma noch mit ihren Armen. Zweite Runde ich gegen Jacke. Diesmal gelang es Ärmel für Ärmel und dann die Jacke anzuziehen. Ich hatte dann schon daran gedacht Toma entgegenzunehmen, aber da kam schon der Erste über das Schneefeld auf mich zu. Dann der zweite und als Fünfte Toma. Es ging alles gut. Danach waren wir ja eh schon auf der Höhe, wir machten noch ein paar Schritte und schon sahen wir die Hütte. Kälte, Aufregung, Anstrengung waren fast schon vergessen. Einen letzten Schreck bekam ich, als die Tür zur Hütte nicht aufging. Beim zweiten Versuch schaffte ich auch das. Ausziehen, dann kamen auch schon Toma und die Wanderer von der Gruppe. Mein Adrenalinspiegel hatte einen Höchststand erreicht. Quatschen, erzählen, ausziehen die nassen Klamotten und dann ging es auch schon aufs Zimmer. Ein Vierbettzimmer für uns allein, mit Waschbecken im Zimmer. Eine heiße Dusche nahm Toma sofort, ich erst etwas zu Trinken und Essen zu mir, dann die Dusche und nun sitzen wir hier mit netten Leuten aus München und quatschen. Und ich komme nicht zum Schreiben. Jetzt schicke ich die Nachricht aber erst einmal ab. Netz gibt es nur am Facebookfenster, das wohl angestrahlt wird für die Bergrettung. Jetzt aber Ende!!!!Wieder etwas total Tolles erlebt.  
Via Alpina 18.7.2021 7. Tag

Rieserfernerhütte – Pragser Wildsee

Da wacht man auf und ist alt.
Zumindest lautet so die Definition in der Wikipedia für alt, man ist es mit 65 Jahren.

Ich habe nicht mal unruhig geschlafen, wir waren ja gut gewandert und hatten lange mit einen jungen Pärchen gequatscht.
Also aufgewacht, aus dem Fenster geschaut und weggedreht. Regen, Wolken, kein Sonnenstrahl.

Frühstück und dann ging es auch schon los, bergab, nicht wegen des Alters, nein, weil man von hier oben auch kaum noch höher gehen kann bei dem Wetter.

Wir waren immerhin auf 2800 Metern.
Der Weg nach Antholz Mitthal war eigentlich in der Via Alpina Beschreibung so angepriesen, dass ich ihn wegen Seilsicherungen und Holzstufen (ich dachte es wären Leitern) nicht gemacht hätte und wir wären wieder abgestiegen, wie wir hochgekommen wären. Da die gestrige Gruppe aber auch den Weg nach Antholz nahm und der Wirt sagte, dass es 300 Stufen und keine Leitern sind, gingen wir dann doch in Richtung Osten. Das versprach auch einen Abstieg im Windschatten und überhaupt sollte südlich des Alpenhauptkammes das Wetter schöner werden. Bis zum Ende der Stufen / Treppen liefen wir vorneweg, dann überholten uns Tobias und So.... (Die fast an demselben Tage Geburtstag hatten wie wir beide).

Der Weg war zwar mit Seilen gesichert, aber die brauchte man eigentlich nicht wirklich, höchstens für den Kopf zur Beruhigung.

Es ging ja wieder 1400-1500 Meter bergab und dafür bräuchten wir etwas mehr als 4 Stunden mit einer Pause auf der Alm.

Vor der Alm oder oberhalb der Alm standen 4 Kühe auf dem Weg rum. Wenn das auch gestern beim Aufstieg schon so war und wir ganz nah an ihnen vorbeigingen, so war heute den Kühen aber jede Möglichkeit verwehrt, auszuweichen, da der Weg schmal war und rechts der Berg und links der Abhang.
Wir mussten uns also aneinander vorbeiquetschen.

Da wir wussten, ja wir hatten es ja gesagt bekommen, von fachkundigen Personal, dass die Kühe harmlos sind, schafften wir dies ohne großen Stress.

Ganz unten zwickt es dann ein wenig in den Knien, aber halb so schlimm.
Wir verpassten den Bus 12. 47 Uhr um 10 Minuten und mussten fast 2 Stunden auf den nächsten warten. Das Taxi mit 40 Euro für 16 kmwar uns zu teuer. Gegenüber der Haltestelle war ein Gasthof, in dem wir eine Geburtstagssachartorte aßen und ich die Glückwünsche beantwortete.

Mit dem Bus zum Zug, der am Sonntag natürlich nicht so oft fuhr und auf den wir somit auch warten mussten (für eine Haltestelle) und dann wieder zum Bus, der uns zum Hotel am Pragser Wildsee bringen sollte. Naja, obwohl noch an der Haltestelle direkt neben dem Bahnhof stehend, völlig leer, nahm uns der Busfahrer nicht mit, da wir kein Online-Ticket hatten. Der leere Bus fuhr also ohne die Fahrgäste los, die aus der Bahn gerade ausgestiegen waren und zum See wollten.
Wir versuchten jetzt uns ein Online-Ticket zu kaufen. Das funktionierte insoweit gut, dass bis zum Abbuchen des Geldes alles ohne Probleme verlief, der QR - Code per -E-Mail aber nicht eintraf.
Es war schon Abfahrtzeit für den nächsten Bus, den wir gebucht hatten und noch immer war die Mail nicht da (der Bus fährt alle 30 Minuten). Zum Glück hatten wir ein Screenshot von der Bezahlung gemacht und der Busfahrer nahm uns so mit.) Die Mail erreichte uns nach 10 Minuten Busfahrt.

Der Bus hält direkt vor dem Hotel, ein ziemlich großes Teil, vor 122 Jahren erbaut.
Wir stiegen aus und badeten sofort in der Menge. Also für uns fühlte es sich so an, da die Leute auf uns zuströmten zu ihren Autos auf dem riesigen Parkplatz neben der Bushaltestelle.

Die Hoteltür war zu. Zum Glück kam gerade jemand raus und wir nutzten den Moment und traten ein. Das Hotel schützt sich gegen die Flut der Touristen, indem alle Zugänge mit Zahlencodeschlössern verriegelt sind.

Unser Zimmer war im dritten Stock, mit Ausblick auf den See, auf die Berge nur eingeschränkt, da die Dachschräge störte.

Nach ausgiebigen Waschen, meiner selbst und der schmutzigen Sachen, alles, was ich anhatte, ging es kurz einen Blick auf den See werfen und dann zum Dinner.

Großes Kino, Salatbuffet von feinsten und danach ein Dreigängemenu auf hohem Niveau.

Das Zimmer ist sehr einfach (damit wir uns nicht an Luxus gewöhnen vor der nächsten Hüttenübernachtung).
Wir waren so müde, dass wir den Tatort nicht mehr bis zu Ende schauten und momentan einschließen.

Ich war ja auch schon alt!

Via Alpina 19. 07. 2021 8.Tag

Ruhetag - Pragser Wildsee

Da hat auch der Schreiber Ruhe gehabt.

Ausgeschlafen. Aber rechtzeitig wach geworden, sodass wir als Erste frühstücken konnten.
Danach öffneten wir die Hoteltür und uns schwappte ein Strom von Touristen entgegen, die gerade ein Bus ausgespuckt hatte. Doch da wir heute nichts Anderes wollten, als erst einmal den See umrunden, half nichts, nur einreihen.
Zum Glück musste man sich keine Nummer ziehen. Es war schönes Wetter, Wetter, was wir so gar nicht mehr kannten und dass schon am Morgen. Doch da es nicht regnete, wurde auch kein Tourist abgehalten, die Topsehenswürdigkeit in Südtirol sich anzuschauen.
Wer fehlte, waren aber die Asiaten, kein Chinese, kein Japaner. Italiener, Deutsche und ganz vereinzelt andere Ausländer.
Es war keine Richtung vorgegeben, wie man den See zu umrunden hatte. Wir taten es im Uhrzeigersinn, also wie alle richtigen Buddhisten spazierten wir um das Heiligtum.
Es gab sehr viele schöne Plätze, an denen sich ein Foto lohnte. Ich weiß nicht, ob ich alle Fotos gemacht habe, die möglich waren, aber es waren sehr viele. Toma ging es nicht gut. Schmerzen. Gut getimed für den Ruhetag.
Nach der ersten Umrundung legten wir eine Pause ein und erholten uns, und ich empfand das angemessen, ich war ja jetzt alt. Das Wetter lud natürlich auch zum Drohnenfliegen ein. Es störten nur die vielen Menschen. Ich traute mich dann doch und startete gleich neben der hübschen Kapelle und als die Drohne über das Dach flog und dann der See zu sehen war, war schon geil. Ich missachtete die maximale Flughöhe und ließ sie richtig aufsteigen, um einige Panoramabilder vom See zu machen. Platz zum Fliegen war ja sehr wenig und ich hatte auch keine Sicht, da vor mir die Kapelle war und hinter mir Bäume. Also eben nur hoch direkt über mir. Ein Schreck jagte mir ein Hubschraubergeräusch ein, da die Drohne ja ziemlich weit oben war. Ging alles gut.
Die zweite Halbumrundung ging in die andere Richtung und am Seeende war Platz genug noch einmal die Drohne zu starten. Da war Sicht und Platz zum Fliegen.
Toma hatte immer noch Schmerzen. Also gingen wir zurück ins Hotel und bereiteten uns auf das Abendessen vor. Wenn der Zimmerpreis eigentlich eine Zumutung war, so war die Halbpension, also das Abendessen im Besonderen, ein Hochgenuss und rechtfertigte eigentlich völlig den Preis. Essen wie in einem Sternerestaurant. Total lecker, vielfältig, schick angerichtet und satt waren wir auch noch davon, was man ja in den Sternerestaurants nicht immer sagen kann.
Am Sonntag, also gestern (vorgestern da ich ja heute am Dienstag schreibe) sind wir kaputt ins Bett gefallen und ich habe nicht mal den Tatort zu Ende schauen können, nach einer halben Stunde fielen mir vor Müdigkeit die Augen zu. Am Ruhetag nahm ich den Fotoapparat nach dem Abendessen und ging noch mal zum See, also vor die Tür.
An den besten Plätzen waren die Stative aufgebaut, am Hang waren die Plätze auch schon besetzt. Man musste sich ducken, wenn man an den Stativen mit den darauf geschnallten Kameras vorbei ging. Ich bannte also auch noch Bilder vom See auf den Sensor und die SD-Karte.
Schön war, dass der Mond an der richtigen Stelle war und immer mit auf dem Bild landete.
Toma ging es besser.
Naja, das Abendbrot/ Dinner hätte sie ja weiß Gott nicht auslassen können. Das wäre Sünde gewesen.


Via Alpina 20. 07. 2021 9.Tag

In den Dolomiten - Pragser Wildsee - Dürrensteinhütte

Wenn der Pragser Wildsee einfach nur schön ist, die Wildheit der Dolomiten lässt er aber doch schon erahnen, wenn man noch nichts von den Dolomiten gehört haben sollte.
Vielleicht sind nicht alle Plätze in den Dolomiten so fantastisch und makellos märchenhaft schön wie der Pragser Wildsee, doch sie stechen schon hervor in ihrer Schroffheit und Mächtigkeit der Massive, die sich immer aus der Umgebung abheben und tolle Panoramen bilden.
Doch der Tag begann noch einmal am See. Da wir nun schon automatisch, also ganz von selbst kurz nach 6 Uhr wach werden, zumindest ich, nutzte ich die Gunst der frühen Stunde und ging noch einmal zum See. Der See war glatt, kein Wind kräuselte seine Oberfläche. Der Seekogel, das ist der Berg auf den man vom Hotel aus blickt, spiegelte sich ideal im Wasser. Das Herz des Fotografen klopfte schneller vor Aufregung, jetzt ein schönes Bild zu machen, obwohl es wohl vom See schon alle Fotos, die möglich sind, gibt.
Es waren zwar auch schon einige Fotografen vor Ort, eine Bloggerin, die immer wieder dasselbe Motiv von sich und dem See aufnahm und sich durch mein Zuschauen gestört fühlte, aber es waren weit weniger als am Vorabend. Ich machte also die Pflichtaufnahmen und dann sah ich wie einer seine Drohne startete und mit dem Gefilmten sich brüstete.
Ich rannte also zurück ins Hotel, holte mein Ding raus und ließ es steigen.
Na eine Aufnahme habe ich dann auch gepostet (im WhatsApp Chat), Ich bin schon gespannt, was da zuhause alles noch am PC anzuschauen sein wird.
Frühstück, Bezahlen, Anruf bei der Drei-Zinnen-Hütte, wo entweder besetzt war oder keiner abnahm. Egal, heute hatten wir ja eine Übernachtung.
Zur Dürrensteinhütte ging es am See entlang, den Weg kannten wir schon sehr gut von unseren gestrigen Runden, dann auf der rechten Seite vom Seekofel bergauf.
Einzukremen hatte ich mich vergessen, weswegen mir die Sonne nicht immer recht war. Doch der Aufstieg verlief zum großen Teil im Schatten und reduzierte so ein wenig die Schweißtropfen. An einem kleinen Gebirgssee ließ ich die Drohne steigen, der erste Flug während einer Wanderung (wenn man mal vom ersten Tag absieht).
An einer Kreuzung schon fast auf Zielhöhe, nach 900 Höhenmeter, verfehlte ich dann den geplanten Weg und wir gingen den Weg 30 ins Tal anstelle des Weges 3/4. Egal, auch dieser führte durch ein wunderschönes Tal, wieder 900 Höhenmeter bergab. Es gab einige kritische, sehr gefährliche Stellen, wo ein kleiner Fehltritt zum Abrutschen auf den Kalkschotter geführt hätte, und die Hänge waren schon extrem steil und mitunter gab es nach dem Schuttkegel noch vertikale Abschnitte, wo das Rutschen dann in den freien Fall übergegangen wäre. Doch zurück ging auch nicht, nachdem wir zwei solcher Stellen passiert hatten. Irgendwann war auch diese Gefahr vorbei und der Weg verlief sehr lieblich durch den Wald. Unser Ziel im Tal war das Brückele, wo es eine Bushaltestelle gab.
Von dort fuhren wir zur Plätzlewiese, Toma aß was, ich trank etwas, wir ließen es uns gutgehen.
Das Finish heute waren 40 Minuten auf einer Autobahn, die Fahrradfahrer, Wanderer und aber auch Rollatorfahrer sich teilten, mit den Kühen. Die Ausblicke nach rechts waren fantastisch, dann sah man auch schon am Pass die Hütte mit den Bergmassiven im Hintergrund. Die Hütte war wunderschön, tolle Zimmer, freundlich hell, großzügig, das 4-Sternehotel am Pragser Wildsee mit seinem Zimmer unterm Dach hatten wir schnell vergessen. Das Abendbrot konnte zwar nicht ganz mithalten mit der Küche von gestern Abend, aber war auch sehr lecker.
Jetzt noch eine Drohnenfahrt und dann schauen wir mal, was der Abend so bringt.  
Via Alpina 21. 07. 2021 10. Tag

Dürrensteinhütte – Drei Zinnen Hütte

Ich sehe sie vor mir in ihrer ganzen majestätischen Schönheit und entspanne mich im Schatten der Dreizinnenhütte von einem anstrengenden sonnigen Tag.
7 1/4 Stunde waren wir unterwegs. Knapp 600 Höhenmeter bergab und dann fast 950 Höhenmeter hinauf. Es war kein Zuckerschlecken.
Um 9 Uhr verließen wir die Dürrensteinhütte und schauten uns noch einmal um in Richtung Alpenhauptkamm, wo noch sehr viel Schnee lag. Bei uns schien die Sonne, Wolken absolute Mangelware. Das schlechte Wetter hat sich hinter die Alpen in den Norden verzogen. Wir nahmen den Weg 37, den für die Warmduscher, denn der steile Weg wurde als abenteuerlich, ausgesetzt, unbedingte Trittfestigkeit vorausgesetzt und gesichert beschrieben. In manchen Situationen hätte schon eins der Worte gereicht, um den Weg nicht zu gehen. Vielleicht war auch alles ganz anders und der Weg für uns problemlos gehbar. Wir können es nicht sagen. Wir glitten den Berg hinunter ins Tal, der Blick schweife ständig in die Ferne, die von den Felswänden der Dolomiten-Massive begrenzt wurde. Es war stressfrei den schönen leichten Weg nach unten zu gehen und auf den sportlichen Aspekt mit Nervenkitzel zu verzichten. Da stehen unsere Prioritäten ganz klar fest. Nach der Hälfte des Abstieges kamen uns dann auch schon die Menschen entgegen, zu Fuß und zu Rad. Die Dürrensteinhütte scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.
Gut in der Zeit erreichten wir das Hotel im Tal, gleich daneben die Bushaltestelle. Wir hatten erwogen, mit dem Bus eine Haltestelle zu fahren, suchten aber erst einmal die Fahrtrichtung des Busses und liefen zu der anderen Haltestelle etwas weiter vorn und in dem Moment fuhr unser Bus weg. Also liefen wir die eine Haltestelle zu Fuß. Die Sonne schien, das Panorama vor uns und hinter uns war traumhaft, also warum nicht laufen.
Wir erreichten den Dürrensteinsee vor dem nächsten Bus und im Restaurant machten wir Brotzeit. Jetzt ging es nur noch bergauf. Laut Ausschilderung 3 Stunden 10 Minuten. Fast zwei Stunden liefen wir gut in der Zeit, obwohl es doch sehr heiß war, die Sonne stand genau am Zenit und die schattigen Wegabschnitte waren sehr selten. Schwitzen, viel Trinken, aber gehen mussten wir ja auch noch. Das Tal war natürlich erste Sahne. Wir liefen von Westen auf die Drei Zinnen zu. Als wir dann am Talschluss waren und der Finale (so dachten wir) Anstieg begann, wurden die Ausblicke und Anblick der drei Felsbrocken märchenhaft schön. Am Ende des Aufstiegs, als wir einen Boden erreicht hatten, ließ ich meine Drohne steigen, direkt vor den Drei Zinnen in einem Bergpanorama, das seines Gleichen sucht.
Kaum war die Drohne gelandet und wir hatten unseren Weg fortgesetzt, kam eine echte Drohne, ein Hubschrauber der Bergrettung und landete ziemlich in unserer Nähe aber hinter einem Hügel, sodass der Anlass uns verborgen blieb.
Es bedurfte dann noch einmal einer Anstrengung, die letzten 150 Höhenmeter zu gehen, insbesondere darum, da ich die Hütte ja schon von der Drohne aus gesehen hatte. Die Sonne brannte nun nur noch. Sie hat uns heute ganz schön zugesetzt.
Toma ging vorweg und kam als ersten der Hütte an. Als ich eintraf, hatte sie schon ein Zimmer ganz für uns alleine besorgt. Super.
Umziehen, heute mal nicht duschen, AK schreiben, aber es gibt kein Netz.
In einer halben Stunde gibt es Dinner. Bis dahin mache ich noch ein paar Fotos, Wolken, Berge, es ist ja alles dafür da!

Via Alpina 22. 07. 2021 11.Tag
Auszug aus dem Paradies

Von den Dolomiten zum Karnischen Höhenweg.

Drei Zinnen Hütte – Sillianer Hütte

Als hätte ich es geahnt bei meinem letzten Tagesbericht. Alle Voraussetzungen für einen tollen Fotoabend waren gegeben. Doch es kam noch besser. Wunderbare Wattewölkchen krochen heran und packten die beiden markanten Bergmassive vor der Drei-Zinnen-Hütte, den Paternkofel und die Drei Zinnen, in Watte und es sah so aus, als würden die Wolken die Berge putzen. Sie schoben sich von hinten durch jede Ritze und auch oben drüber. Es fehlte nur noch, dass jemand eine Schleife drum macht und als Paket wegschickt.
Also dieses Geschenk könnte man nicht oft genug ablichten. Es gab auch einen Schreckmoment und zwar als die Batterie erschöpft war. Die Ersatzbatterien (zwei waren auch erschöpft, als ich sie reinsetzte). Es gab aber noch eine volle tief unten im Rucksack. Aufatmen. Klick, klick, klick. Das Endorphin breitete sich im gesamten Körper aus. Um einen schnellen Bericht zu geben, machte ich auch ein Handyfoto mit Panorama Funktion und war schon darüber zufrieden. Die Bilder von der großen Kamera muss ich erst zuhause zusammensetzen.
Wenn es kurz nach dem Abendessen noch sehr hell war und die Wolken die Berge nur teilweise verhüllt hatten, nahm die Sonnenuntergangsstimmung mit der Zeit immer mehr zu, rötliche Farben tauchten in den Wolken auf und der Wind drückte aus Südosten die Wolken gegen die Bergwände vor der Hütte, konnte sie jedoch nie ganz einhüllen.
Doch auch die Berge in der Ferne, gemeinsam mit den von den letzten Sonnenstrahlen durchtränkten Wolken boten herrliche Motive.
Nach der rot orangen Phase kam die hellblaue. Es wurde nun auch schon kalt und die meisten hatten sich in die warme Hütte zurückgezogen. Ich konnte mich noch nicht losreißen und wiederholte einige der Motive mit der neuen Lichtstimmung.
Viel Arbeit wartet zu Hause auf mich, alles zusammensetzen und aus den Aufnahmen dann auswählen, was für eine Qual.
Die Nacht war OK, ich wachte von allein sehr zeitig auf. Es war nicht mehr dunkel aber auch noch nicht hell. Nach einer Dösphase entschloss ich mich dann doch, mit der Kamera nach draußen zu gehen, obwohl das Wetter nach Blick aus dem Fenster nicht allzu vielversprechend war.
Die Drei Zinnen waren in den Wolken, fast durchgängig, doch man konnte sie noch erahnen.
Auf der Rückseite der Hütte, wo man den Blick nach Osten hatte, sah es etwas optimistischer aus. Zwar konnte man die Sonne nicht sehen, doch die Seen unterhalb der Hütte, erschienen mir als lohnenswerte Motiv und ich stieg hinab. Schöne Spiegelungen und die Wolken im Tal und in den Felswänden waren der Lohn des Abstiegs.


Fortsetzung 22. 07. 2021

Etwas oberhalb des Sees war eine Abbruchkante, von der man in das Fischleintal blicken konnte und in dem sich die Wolken tummelten und ab und zu Schwaden aufsteigen um sich dann in den Felsen zu verkrümeln. Die Sonne wurde noch von einer Wolke verdeckt, bis sie sich dann ihren Weg durch die Wasserschleier brach. Das war der Moment, wo es mystisch wurde und der Zeigefinger anfing auf dem Auslöseknopf zu zucken.
Alles total stimmungsvoll. Da freue ich mich schon, die Bilder auf dem großen Bildschirm anzuschauen.
Frühstück, eine Steckdose ergattern, um die leeren Lithiumteile mit Saft zu füllen und dann hieß es auch schon wieder aufbrechen, sich losreißen, das Paradies verlassen.
Gegen 9 Uhr liefen wir los und wollten doch immer noch das und das und das fotografieren. Es war eben so schön.
900 Meter Abstieg. Heute war es ein Genussabstieg. Wir achteten auf die Blumen am Wegrand und machten viele Fotos. Bei dem entspannten Gehen nimmt man viel mehr von seiner Umwelt wahr und erfreut sich an den kleinen schönen Dingen der Welt. Irgendwann kamen uns dann die ersten Wanderer entgegen, ab der Talabschlusshütte hieß es dann Slalomlaufen zwischen Italienern und ein paar ausländischen Touristen, für die das Tal an der Talabschlusshütte dann auch schon zu Ende war.
Am Taleingang kam gerade ein Bus und wieder kam unseren Mobilitätkarten, die wir vor 6 Tagen erhalten hatten, zum Einsatz, wir fuhren umsonst bis nach Sexten und sparten uns den etwas langweiligen Weg durch das Dorf. In der TOURISTENINFO erfragen wir den Weg, dann kaufte Toma in der Apotheke Medizin für die kleinen Weh-Wehchen und als Belohnung für den erfolgreichen Abstieg oder als Trost, dass wir die Dolomiten verlassen mussten, gab es zu Mittag eine Suppe.
Aufstieg mit der Kabinenbahn "Helmjet" und dann noch 1,5 Stunden vielleicht auch etwas mehr zur Sillianer Hütte. Erst war es sehr heiß, dann grummelte es auf der gegenüberliegenden Seite, das sind die Dolomiten, auf die wir zu unserer Rechten schauten. Gewitterwolken ballten sich über den Sextener Dolomiten und es gewitterte schon an einigen Stellen. Den Donner konnten wir gut aus der Ferne hören. Auch vor uns ballten sich die Wolken zusammen. Wir legten im Tempo ein wenig zu, um es trocken zur Hütte zu schaffen. Auch hier Blumen über Blumen säumen den Weg und die Hänge links und rechts.
Kurz vor der Hütte donnerte es dann auch über uns, der Wind wurde heftiger und böiger und mit Schwung ging es den letzten Berg zur Hütte hoch. Sehr schöne Hütte. Neu ausgebaut.
Wir hatten ein Zimmer für uns alleine. Duschen warm und als wir aus der Dusche kamen und aus dem Keller nach oben in den zweiten Stock, wo unser Zimmer war, war draußen schon die Hölle los. Gewitter, Regen, Wind, Wanderer suchten Schutz in der Hütte.
Wir hatten es trocken geschafft und warten nun auf den nächsten Höhepunkt im Trockenen, auf das Abendbrot.
Wir sind übrigens wieder in Österreich. Direkt vor der Hüttentür verläuft die Grenze. Es gibt sogar einen Grenzstein und zum Fotografieren gehe ich nach Italien.
Das Gewitter hängt noch über den Bergen, ab und zu macht es eine Pause, aber die Wolken sind noch dunkelblau über uns.

Via Alpina 12.Tag 23.07.2021
Sillianer Hütte - Obstanerseehütte

Heute hieß es schon um 6 Uhr zum Frühstück erscheinen. Wir schafften es nicht ganz, aber Viertel Sieben waren wir unten.
Gestern Abend wettert es noch kräftig vor der Hütte und über den Dolomiten, die wir von der Hütte aus sehen konnten. Auch die Drei Zinnen waren zu sehen, in etwas abgewandter Form, da man die dritte Zinne nicht so richtig erkennt konnte.
Durch den Hagel, der mit dem Gewitter kam, wurden die Bergkuppen weiß. Die Wolken zogen schnell an der Hütte vorbei, sodass manchmal gar nichts und dann wieder das ganze Panorama zu sehen war.
Die Sonne ging in den dunklen Gewitterwolken unter, sodass nichts spektakuläres am Himmel zu sehen war.
Heute Morgen war klarer Himmel und irgendwann kam auch die Sonne hinter dem Berg hervor.
Wir marschierten schon vor acht Uhr los, zu unserer rechten Seite das beeindruckende Panorama der Sextener Dolomiten, das uns fast bis zum Schluss der Etappe begleitete.
Die Etappe hatte einige Nickligkeiten, ausgesetzt Stellen, die ich nicht haben musste, aber über die wir drüber mussten.
Es ging entlang der italienisch - österreichigen Grenze, also liefen wir mal in Italien mal in Österreich. Mal stand der Fotograf in Österreich und das Model in Italien. Hier verlief im ersten Weltkrieg die Front zwischen den beiden feindlichen Parteien. Auf dem Weg trafen wir auch einen Österreicher, der eine Stellung / oder einen Unterstand ausbesserte, nachdem die Archäologen mit ihren Arbeiten fertig waren. Es ging nach 1,5 Stunden auch vorbei an einem Soldatenfriedhof zum Andenken an die Gefallenen.
Der Weg ist ein Gratweg und man hat wirklich einen grandiosen Blick auf die Alpen, ob die Südalpen, im Speziellen die Dolomiten, oder den Alpenhauptkamm. Ich weiß gar nicht, welche Berge wir da in Österreich gesehen haben. Ja und vor uns der Karnische Höhenweg und hinter uns der Karnische Höhenweg. Nach einer Viertelstunde, den Grat hatten wir schon erreicht und genossen schon die Aussicht, als plötzlich Südamerikafeeling aufkam, Alpakas oder Lamas lagen im Gras und sonnen sich. Da sie direkt an der höchsten Stelle lagen (Aussicht nach beiden Seiten!) konnte man sie mit dem herrlichen Panorama der Sextener Dolomiten fotografieren. (Ja und so hatten wir doch noch Fotos, die mit den Drei-Zinnen-Hütte-Aufnahmen mithalten konnten, denn die 3 Zinnen waren auch mit auf dem Bild.)
Nach der Begegnung mit dem Österreicher verpassten wir die Umgehung einer der vielen Gipfel auf unseren Weg und kraxelten wieder auf ausgesetzten Wegen über den Grat.
Dann noch ein letzter Anstieg und die Obstanersee-Hütte war im Tal tief unter uns am See liegend zu sehen. Sehr romantisch und der Weg dorthin war auch einsehbar und schien unproblematisch.
Toma schlug an einem kleinen Schneefeld eine Brotzeit vor, die wir bei Sonnenschein und schöner Aussicht zu uns nahmen.
Auf dem Abstieg lief uns noch eine tief schwarze Schlange über den Weg. Es war eine Kreuzotter, die, wie wir in der Hütte erfuhren, in Gebirgslagen eine schwarze Färbung aufweisen. Als sie weg kroch und ich sie mit meinem Wanderstock etwas piekste, fauchte sie gewaltig. Am Wegesrand wieder wunderschöne Fauna.
Nach 5 Stunden 45 Minuten erreichten wir die Hütte, als Gehzeit waren 4 vorgegeben. Das Glück war uns holt, die Hütte, in der wir nur zwei Lagerplätze gebucht hatten, bot uns ein Zimmer für uns an. Es war zwar ein Lager aber eben nur für uns. Hurra!
Auch hier gab es eine Facebookstelle, die Alpenvereinsfahne vor der Hütte. Wir riefen Anne an und gratulieren ihr zum 65. - ten.
Danach setzte ich mich in den Gastraum und machte ein Nickerchen. Die Etappe hatte mich doch ganz schön geschafft.
Jetzt gab es einen Apfelstrudel mit Vanillesoße und dazu eine heiße Schokolade mit Schlagoberes. Lecker.
Gleich ist die Pflicht getan und ich werde den Abend genießen. Nur die Drohne habe ich nicht steigen lassen. Die Inspiration hat abgenommen. Aber die Akkus sind alle wieder aufgeladen.

Via Alpina 13. Tag 24. 7. 2021
Von der Obstanerseehütte zur Porze Hütte

Aufstehen, ja wie sonst, Frühstück war laut Toma lecker. Dann ging was mit dem Kamelsack schief und zwei Matratzen wurden nass. Wir schlichen uns mit einem Lunchpaket von Dannen. Die Via-Alpina Gehzeit Betrug 5 Stunden 35 Minuten, die an der Hütte auf dem Wegweiser 7 Stunden.
Gewitter war angesagt, da schwanken die Zeiten ein wenig. Meine App zeigte alle drei Stunden einen Blitz, ein Blick nach oben, der wohl zuverlässigste Wetterbericht für die nächste halbe Stunde, sagte wunderbares Wetter Sonnenschein voraus und mit dem gingen wir dann auch los.
Es ging in Richtung Scharte, die wir schon von der Hütte aus sahen. Bis auf die Querung des Schneefeldes war es ein problemloser Aufstieg. Der Blick von der Scharte, von wo sich wieder ein neues Bergpanorama uns eröffnete, war toll. Das ist auf dem karnischen Höhenweg sehr typisch. Es gibt immer wieder tolle Blicke und das in fast alle Richtungen, nur nicht wenn eine Wand den Blick nicht frei gibt.
Beim Abstieg ins nächste Tal gab es nur eine unangenehme Stelle, ansonsten war der Weg angenehm. Ich glaube, wir gingen heute auch nur rote Wege. Nachdem sich meine Anspannung auf dem Abstieg gelegt hatte, die Etappe sollte eine der schweren Etappen auf dem karnischen Höhenweg sein, machte das Wandern eigentlich Spaß. Naja, die zu machende Strecke wurde dadurch nicht kürzer, aber der Genuss wurde gesteigert.
Vor uns gingen die Jungen vom Niederrhein und aus Franken. Die Schwaben hatten die schwere Variante gewählt über den Kamm (was sich am Abend als nicht so optimal für die drei aus Schwaben herausstellte).
Nach vier Stunden Gehzeit, also genau nach Plan, erreichten wir die Standschützen-Hütte mit dem Matterhorn im Hintergrund (das kleine Matterhorn, das des Karnischen Höhenweg. Aus der richtigen Perspektive geschaut, man könnte es glatt verwechseln.)
Wir tranken etwas auf der Hütte, machten von unserem Lunchpaket bescheidenen Gebrauch und schon war die Pause vorbei, denn der Himmel zog sich zu, Wolken hüllten das Matterhorn bereits ein. Auf der Hütte vereinigten sich die Wege, die über den Grat führten und über die Schwarte (das Programm macht immer selbständig aus Scharte Schwarte). Die Schwaben hatten einen Verletzten, einen kaputten Schuh und einen mit Bluthochdruckproblemen (sie waren nur drei Mann).
Bei uns taten zwar auch die Füße weh, bei Toma heute weniger.
Die letzten drei Stunden des Weges waren ganz gemütlich, obwohl die Wolken sich zusammenschoben. Heute waren auch die Blumen am Wegrand wunderschön.
Erschöpft und müde kamen wir in der Hütte an. Leider hatten wir kein Doppelzimmer, die vier Jungs teilen mit uns das Zimmer (oder wir mit Ihnen)
Geduscht habe ich mich auch (übrigens mit „Rei aus der Tube“, das mir einer der Jungs gegeben hat, da Toma die Seife im Damenwaschraum mithatte.)
Egal, oberflächenaktiver Stoff, Tenside, die Haut ist noch dran.
Wir quatschen hier am Tisch mit einem Pärchen aus dem Bergischen Land und ich kann mich nicht mehr konzentrieren.
Ende

Via Alpina - 25. 07. 2021 14. Tag

Porze Hütte - Hochweißsteinhaus

Die Königsetappe stand bevor.
Wie schon im Reiseführer des Karnischen Höhenweg beschrieben, dreht sich in der Porze Hütte alles um den nächsten Tag.
Die Wettervorhersage, welche Route man geht, da die Route über den Kamm wohl sehr anstrengend (8,5 Stunden Gehzeit) ist und viele ausgesetzt schwierige Passagen dabei sind. Also diskutiert die ganze Hütte, was sie morgen machen, wie früh sie dementsprechend aufstehen, ob sie die nächste Hütte bis zum angesagten Gewitter erreichen werden, welche Alternativen es gibt....
Wir teilten unsere Gedanken mit den Gummersbachern, da Anna erkältet war und die Vollstrapazen nicht auf sich nehmen wollte, wir wegen der Ausgesetztheit die Route über den Kamm nicht gehen wollten, so suchten wir Alternativen. Die eine heißt über Italien gehen, ist aber 9 Stunden Gehzeit oder länger (wir mussten die nächste Hütte das Hochweißsteinhaus erreichen, da wir es vorgebucht hatten - die Gummersbacher ebenso). Neun Stunden erkältet gehen kam für die beiden aus dem Bergischen nicht in Frage. Sie schlugen also vor, ins Tal abzusteigen, mit dem Bus im Tal zu fahren und dann wieder aufzusteigen. Der Hüttenwirt bestätigte diese Möglichkeit, aber auch das waren etliche Höhenmeter runter und wieder rauf. Aber einen Tod mussten wir nun mal sterben.
Unsere Österreicher-Mädel gingen 5 Uhr 10 los und über den Grat. Wir 7. 30 Uhr um den Bus, der 10 Uhr im Tal abfuhr, zu schaffen.
Es ging moderat bergab, und das zwei Stunden. Der Ort Obertilliach ist Biathlon Leistungszentrum. Hier trainieren auch Sportler aus anderen Ländern. Kurz vor dem Dorf kamen uns russische Sportler entgegen, rennend, mit Stöcken in der Hand. Wir erreichen die Bushaltestelle mit einer halben Stunde Reserve, die ich nutzte, um zur Kirche zu gehen, die von weiten wunderbar sich aus dem Dorf abhob. Das Dorf war generell sehr schön, viele traditionelle Häuser und viel Ferienbetrieb. In der Kirche liefen die Vorbereitungen zur Sonntagspredigt, der Pfarrer war ein Schwarzer. Die Dorfbewohner kamen alle wunderschön herausgeputzt in ihren Trachten zum Beten, ihre Toten Angehörigen gedenken, die auf dem Friedhof gleich neben der Kirche lagen, also dörflichen Alpen-Idylle.
Wir waren so ziemlich die Einzigen im Bus. Kurz vor Maria Luggau stieg ein Musiker in Tiroler Tracht ein mit der Trompete unterm Arm. Im Dorf gab es einen musikalischen Frühschoppen. Kurzentschlossen stiegen wir im Dorf Maria Luggau auch aus und schauten uns das Spektakel an.
Maria Luggau ist ja bekannt im Lesachtal als Wallfahrtsort. Es gibt sogar einen Pilgerweg, der in Maria Luggau endet. Die Pilger übernachten in dem Kloster (das gleich neben der Kirche ist). Ja, und den berühmten Ort haben wir mal eben ganz kurz so mitgenommen.
(So richtig klar war uns das nicht, als wir aus dem Bus ausstiegen)

Die Kapelle, der der Trompeter angehörte, marschierte von dem Kirchenvorplatz zum Fest und Musikpavillion und spielte zum Frühschoppen für die versammelten Dörfler auf. Diese waren übrigens genau wie die Musikanten schön in Trachten gekleidet. Also so ein Mini-Mini-Oktoberfest. Ich nahm ein Lied auf und dann verflachte unser Interesse ziemlich schnell. Wir gingen etwas Trinken und warteten so auf den nächsten Bus, der nach knapp zwei Stunden uns nach St. Lorenz mitnahm. Von der Haltestelle bis zur Hütte waren drei Stunden angeschlagen. Der Weg begann auf einer Asphaltstraße und uns graute schon. Nach kaum 100 Meter trafen wir auf ein Ehepaar aus Soest, die hier im Urlaub waren. Sie boten uns an, uns bis nach Frohn mitzunehmen. Das kam völlig unerwartet und wir willigte sofort ein. Die Mitnahme endete am Ende der Asphaltstraße, wo diese in einen Waldweg überging. Wir hatten eine Stunde gespart. Der Weg zog sich, allmählich bergauf. Es kamen uns immer wieder Autos entgegen, Berliner, Wolfsburger, Frankfurter Kennzeichen. Am Wegesrand gab es äußerst leckere Walderdbeeren, total süß und relativ groß. Kühe, Pferde...
Über uns braute und braute es sich zusammen. Obwohl es erst gegen 16 Uhr regnen sollte und wir nach unserer Rechnung um 15 Uhr in der Hütte sein sollten, so richtig glaubten wir nicht dran. An der Almhütte Ingrid machten wir eine kleine Verschnauf-Stärkungspause und da fielen auch schon ein paar Tropfen.
Von hier konnte man schon die Hütte sehen. Es verblieben noch 30 Minuten bis zum Hochweißsteinhaus.
Gesättigt brachen wir auf, und schon nach 5 Minuten begann es dann richtig zu regnen.
Ich schaffte es nicht mehr ganz, mich umzuziehen, den Fotoapparat wegzupacken, den Rucksack zu covern, ohne nass zu werden.
Es ging aber auch ziemlich schnell zur Sache. Kein Nieselregen, ein Platzregen, ohne langes Einregnen grollte es auch schon und dann der erste Blitz. Der Donner noch ein paar Sekunden danach, das Gewitter war zwar schon nah, aber noch nicht über uns. Es vergingen keine 5 Minuten und Blitz und Donner waren fast zeitgleich, das Licht natürlich einen Augenblick eher als der Schall. Es stand also direkt über uns, das Gewitter, und entlud sich.
Mir wurde schon komisch. Obwohl wir nicht die höchsten Punkte in der Umgebung bildeten. Der Donner krachte ohrenbetäubend und hallte dann noch nach, wenn sich der Schall an den Tal Wänden brach. Vier fünf Blitze schienen direkt neben uns einzuschlagen, dann zog es doch ab, das Gewitter, und die Zeit zwischen Blitz und Donner nahm zu. Da waren es dann aber auch noch nur ein paar 100 Meter bis zur Hütte. Den letzten Hang gingen wir im Hagel, der mit dem Donner eingesetzt hatte und auch böigen Wind mit sich brachte. Der Weg war ein Bach.
Dann war sie da die rettende Hütte. Das erste was uns die Hüttenwirtin sagte, unser Schuhraum ist da draußen, zieht dort eure nassen Sachen aus. Wir waren froh dem Blitz entronnen zu sein und da "krachte" es in der Hütte. (Der Empfang war nicht wirklich freundlich.)
Die Gummersbacher und die Österreicher Mädel waren bereits eingetroffen. Als wir den Impfpass und den Alpenvereinsausweis vorgezeigt hatten, bekamen wir ein Zimmer, Lager.
Das Lager war schon ganz schön belagert, vier Bergkameraden(innen) schliefen schon. Als ich auf unsere Buchung schaute, fiel mir auf, dass wir ein Mehrbettzimmer statt ein Lager hatten. Ich intervenierte an der Rezeption (Theke) und wir bekamen unser Mehrbettzimmer. Was für eine Freude.
Duschen, warm, sehr kurz, aber wieder sauber, frische Sachen. Und das Mehrbettzimmer war viel geräumiger. Jetzt mache ich Schluss, da das Abendessen bevorsteht.
Draußen ist die Hölle los. Starkregen, Windböen, Nebel jetzt gerade gar keine Sicht, Weltuntergangsstimmung und wir in der warmen trockenen Hütte.


Via Alpina 15. Tag 26. 7. 2021

Hochweißsteinhaus- Wolayersee Hütte

Ein schöner entspannter Wandertag versprach der Reiseführer. 6 Stunden von A nach B.
So in der Theorie. Wir liefen 7.45 Uhr los, da es wie gestern wieder gegen 16.00 Uhr gewittern sollte.
Es ging sofort bergauf, die Scharte war wieder von der Hütte zu sehen, auch die Gummersbacher und die Österreicher Mädel sahen wir vor uns gehen.
Noch.
Der Weg war sehr schön, doch über uns brauten sich schon die Wolken zusammen, mit Regen war ja bestimmt schon eher zu rechnen.
Die Landschaft war schon großartig. Jedes Mal wenn wir einen Pass erreichten, eröffneten sich atemberaubende Perspektiven und das, obwohl die Wolken tief hingen.
Abstieg 550 Meter und dann ging es durch den Wald und ein erneuter Aufstieg schloss sich an. Jetzt fielen die ersten Tropfen und es war noch nicht um 9 Uhr. Wir zogen die Regensachen vorsorglich an. Dann konnte der Himmel es nicht mehr halten und es ging richtig los. Uns kamen die Wassermassen von oben und auf den Wegen entgegen. Ich hatte die Regenjacke in die Regenhosen gesteckt und das Wasser lief in die Hosen hinein. 30-40 Minuten gab der Himmel alles. Dann ließ es nach und es war unglaublich, wir drehten uns um und hinter uns war blauer Himmel. Das Wetter schlug so schnell um, leider war kein Regenbogen zu sehen. Nun war es fast wieder zu warm unter den Regenklamotten. Oben angekommen auf dem Pass, eine unglaublich spektakuläre Sicht, fast alle Wolken waren abgeregnet, hier zogen wir uns aus und machten nach drei Stunden unsere Brotzeit.
Also hochjauchzend und zu Tode betrübt lagen heute ganz nah beieinander.
Bis zum Ziel waren es noch drei Stunden Gehzeit.
Es ging bergab zum See, an Kühen vorbei und dann auf die schiefe Ebene (ein sehr langer Schotterhang mit einer Neigung, die bei einem Fehltritt eine unangenehme Rutschpartie ausgelöst hätte, kaum überlebbar. Dafür braucht man wohl die beschriebene Trittsicherheit.
Nach dem Schutthang, der nächste Pass und dann wieder bergab. Kurz nach dem Pass beobachteten wir ein Murmeltier vor seinem Bau.
Der Abstieg auf dem folgende Wiesenhang war eine Zumutung. Plötzlich war der Weg weg und es begann eine Suche wie wir bis zur nächsten Markierung kommen, die wir weiter unten schon sahen. - Die Füße fanden kaum Tritte, es war steil und rutschig. Zum Glück regnete es nicht mehr. Alle die heute diese Passage gemacht haben, haben sie verflucht.
Wir gingen also ins Tal hinab und nach der Wegbeschreibung sollte es eine Weile eben gehen und danach ein wenig bergab und wieder bergauf.
Wenn wir ins Tal schauten sahen wir nur irre steile Felswände. Einen Pass oder wo wir hätten unser Tagesziel finden sollten, war völlig unklar. Dann bog der Weg nach rechts ab, hinein in den Wald. Wir liefen also um die Ecke. Als der Wald sich lichtete, konnten wir eine Blick in das Tal werfen und sahen einen befahrbaren Waldweg sich am gegenüberliegenden Hang empor winden. Der könnte zu unserer Hütte führen, obwohl nicht klar war, wohin der Weg führte. Aber wir sahen dann auch eine Almhütte, die auch auf einem Wegweiser ausgewiesen war. Wir schöpften Hoffnung.
Der Weg ging weiter durch den Wald, über Geröllfelder, etwas beschwerlichen Gehen, es fiel nach über 6 Stunden eh nicht leicht. Als wir aus dem Wald vor der Almhütte traten, sahen wir auf der Wiese viele Murmeltiere, die dort grasen und ziemlich ohne Scheu durch die Gegend rannten. Am Wiesenrand kam dann noch ein schönes Pferd auf mich zu und baute sich vor mir auf. Ich fasste mir ein Herz und streichelte seinen Kopf. Damit war es zufrieden.
Noch eine Stunde lag vor uns bis zur Hütte, zumindest sagte der Wegweiser dies. Aber es ging über eine Fahrstraße, der ich auch konsequent folgte. Toma nahm ab und zu die Abkürzungen, war aber nicht schneller dadurch.
Kurz vor der Hütte kamen noch ein paar Tropfen runter, die mich dazu bewegten, die Regenjacke noch einmal rauszuholen. Es waren aber nur noch ein paar Schritte bis zur Seehütte.
Die Mädels und Gummersbach waren schon da. Wir bekamen zwei Betten in einem Viererzimmer. Duschen (zwei Minuten heiß, da muss man sich sputen, damit man nicht mit eingeseiften Kopf dasteht, wenn das heiße Wasser verschwindet.
Danach geht das Schlemmen los. Trinken, trinken, nachholen, wieder einfüllen, was der Körper am Tag ausgeschwitzt hat. (Ich wundere mich manchmal, wohin das alles verschwindet, wenn man so viel auf einmal konsumiert.)
Klönen, quatschen, da wir ja schon die Leute kannten und ne Menge zu erzählen hatten.
Die Hütte war zwar von außen nicht besonders schick, aber innen komplett modernisiert und total hip.
Ja und dann nur der Vollständigkeit halber: Adler oder Bartgeier gesehen, Alpensalamander auch und Murmeltiere noch einmal direkt vor der Hütte und schöne Blumen am Wegesrand.
Netz haben wir hier nicht, kein WLAN nur echte Berge und eine sehr schöne Sicht, wenn nicht die Wolken so tief hängen würden. Der höchste Berg des Karnischen Höhenweges liegt vor uns, aber leider kann man den Gipfel nicht sehen.
Morgen soll es besser werden.

Via Alpina 27. 7. 2021 16. Tag

Wolayersee Hütte - Untere Valentinsalm

Eigentlich wäre ja nach zwei Wochen wieder ein Ruhetag angesagt gewesen. Wir ersetzten ihn durch eine kurze Etappe, die im Reiseführer als gemütlich und einfach und schöner Wanderspaziergang bezeichnet wird, auch von unserem Wirt auf der Hochweißsteinhütte.
Tja, die Erwartungen waren gesetzt.
Und das schon am Abend. Am Abend wurde das Wetter noch einmal kurz besser, gerade so zur Zeit des Sonnenunterganges, den wir aber nicht sehen konnten, da waren zu viel Berge dazwischen. Aber ich machte noch einen Spaziergang um den See mit den Gummersbachern. Und Benedikt wollte gern mal sehen, wie die Drohne fliegt. Ich versprach es für den nächsten Morgen, wenn das Wetter passt. Es passte, als wir gefrühstückt hatten, die beiden schon abmarschfertig waren und noch fast keine Wolke am Himmel zu sehen war. Kurzer Drohnenflug direkt vor der Hütte, ich hoffe auf gelungene Aufnahmen. Kaum war die Drohne gelandet, schoben sich von allen Seiten die Wolken über den See. Wir machten uns auf den Weg, als schon fast alle weg waren und das Wetter schon nichts Gutes verhieß. Der Anstieg bis zur Schwarte (die künstliche Intelligenz des Handys ersetzt grundsätzlich Scharte durch Schwarte.) Auf halber Höhe, genau vor dem Schneefeld, was eigentlich der Ausläufer eines Gletschers war hüllten uns die Wolken dann ein und wir sahen so gut wie nichts mehr. Auch nicht, wie wir über den Gletscher kommen. Ich hatte von den Österreicher Mädel gestern aufgeschnappt, dass es Spalten geben soll. Normalerweise kann man im Schnee die Spuren der Wanderer erkennen, die kurz vor einem gegangen sind. Wir fanden keine, auch keine Einstichlöcher von den Stöcken. Da wir nicht auf die andere Seite schauen konnte, wo es ganz offensichtlich zur Scharte ging, weil die Wolken das nicht zu ließen, hieß es warten, bis der Wind die Wolken auseinandertrieb. Lange dauerte es nicht und wir konnten den Weg sehen, wie er nach dem Schneefeld weiterging. Also alles auf eine Karte gesetzt und los. Der Schnee war sehr fest und man hinterließ wirklich keine Spuren.
So passierten wir den ersten Gletscher in unseren Leben selbständig. Oben auf der Scharte war es neblig, doch der Weg war gut ausgebaut.
Wir waren nur ein paar Schritte gegangen als es donnerte. Ich dachte schon, dass das in der Ferne ein Gewitter ist, doch schnell stellte sich heraus, dass in unserem Tal, wo wir hinein absteigen wollten, ein Felssturz sich abspielte. Das war natürlich beunruhigend. Wir dachten an die Gummersbacher und Österreicher(innen), die vor uns liefen, hoffentlich ist ihnen nichts passiert.
Der Nebel verzog sich, aber man konnte nichts sehen, nur erahnen, wo etwas heruntergekommen sein könnte-weiter unten/vorne waren sehr steile Felswände, von denen etwas in die Tiefe gefallen sein könnte.
Also erst einmal vorwärts, wir würden es sehen. Wanderer, die uns entgegenkamen hatten es auch gehört, verwiesen auch auf die andere Hangseite.
Der Weg war ganz okay bis wir dann tiefer kamen und durch ein Geröllfeld mussten, also durch die Steine, die von oben ins Tal gerollt sind. Durch diese Steinwüste war natürlich kein angenehmes Laufen, von gemütlicher Wanderung konnte man schon lange nicht mehr sprechen.
Aber links und rechts grüßten die Murmeltiere.
Nach dem Schotterfeld ging es an einer großen Kuhherde vorbei, für Toma die nächste Herausforderung. Doch dann sahen wir schon die obere Valentinsalm. Von hier war es noch eine Stunde gehen zur unteren, Fahrstraße - Forstweg.
Was eigentlich unromantisch klingt, gestaltete sich doch zu einem schönen entspannten Ende unserer heutigen Wanderung. Am Wegesrand gab es viele Blumen, Walderdbeeren süß, groß, lecker, in Massen.
Auch schöne Fotomotive zum Beispiel die Grüngroßaugenfliege, die sich auf den Blumen tummelten, Käfer, Grillen... So schlichen wir uns den Berg hinab und waren dann irgendwann vor der Unteren Valentinsalm.
Wir waren nur 4 Stunden 15 Minuten gewandert.
Toma hatte schon einen Tee und eine Cola bestellt. Nach den Getränken und einer Suppe ging es ins Zimmer. Wir hatten ein eigenes Zimmer, zwar ohne Toilette, aber mit einem Waschbecken ohne Wasser, dafür die Dusche gleich gegenüber auf der Etage, was für ein Luxus. Ein doppelter Luxus, denn das warme Wasser lief und lief und lief und lief immer noch, als ich nicht mehr duschte und meine gesamten Sachen gewaschen hatte. Auf der Hütte oben, schaltet sich das Wasser nach 3 Minuten ab und man muss auch noch dafür extra bezahlen. Bei den letzten zwei Hütten war schon nach 2 Minuten Ende mit wollig warmen Wasser, da kommt dann kaltes und das muss ja wirklich nicht sein.
Also genoss ich ausgiebig das warme Wasser, nutzte das Tensid, das an dem Wandspender unerschöpflich zu entnehmen war (für die Wäsche der Kleidung und des Körpers).
Wir sind also wieder frisch. Danach gab es Vesper, Apfelstrudel mit Vanillesoße und Schlagoberes und Cappuccino. Der Wohlstand schien ausgebrochen zu sein. Tja und dann bestellten wir ein Taxi für morgen, dass uns den Weg zum Zollnerseehütte verkürzen wird.
Und dann gibt es hier sogar ab und zu Netz. Wie das funktioniert, ist nicht ganz klar, da manchmal das Internet gar nicht funktioniert, WhatsApp - Nachrichten aber problemlos übermittelt werden, Outlook aber nicht funktioniert. Draußen ist es nicht so richtig gemütlich. Windig, frisch (oder nenn es kalt), jetzt regnet es heftig, obwohl weiter hinten die Sonne scheint.
Sommer hatten wir nur als unsere Begleiter, wenn die Gummersbacher bei uns waren (sie hießen mit Familiennamen Sommer).

Via Alpina 28. 7. 2021 17. Tag

Untere Valentinsalm – Zollnerseehütte

Heute habe ich mich irgendwie nicht so richtig gefühlt. Wir hatten ja schon gestern beschlossen, mit dem Taxi die Etappe zu verkürzen. Wir bekamen noch zwei Zusteiger und fuhren zu viert zum Zustieg zur Zollnerseehütte. Von dort sollte es 3,5 Stunden bis zur Hütte sein, eine Stunde bis zur Alm, zur unteren Alm, Bischofsalm.
Also hatten wir den ganzen Tag für ne ziemlich kurze Tour, dachten wir.
Also bummelten wir los auf der Forststraße und jede einigermaßen ansehnliche Blume fotografiert ich, besonders, wenn da Insekten, Schmetterlinge oder Käfer darauf herumkrochen. Die Schmetterlinge waren heute zutraulich und ließen sich ablichten. Nach einer Stunde war nichts von einer Hütte zu sehen, nicht nach 1, 5 Stunden, wir bräuchten zwei Stunden bis wir auf der Bischofsalm ankamen. Hier wird Käse gemacht.
Erst einmal machten wir eine Jause mit Buttermilch und Holunderspritz als Getränke.
Nach dem Essen durften wir in die Räume der Käserei schauen.
Vier Sennerinnen hingen in einem Kupferkessel aus den 30ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und putzen ihn. Man sah nur ihre Rücken und von manchen nur die Beine, die gerade den Boden des Kessels nach der Käsung (Erwärmung der Milch) säuberten.
Geheizt wurde in einen mit Holz gefeuerten Ofen, der dann den Kessel aufheizte. Der Almchef war gerade mit dem Pressen der Käsekuchen fertig. Die Sennerin, die uns bedient hatte, zeigte uns den Lagerraum, wo die Käseleiber reifen. Diese werden ab und zu abgewischt, wenn sich zu viel Schimmel gebildet hat. Butter stellten sie auch her.
Die Alm ist nur im Sommer offen, weil im Winter der Schnee einen Zugang nicht ermöglicht.
Der Käse ist nach etwa 6 Wochen fertig. Er kann dann aber auch noch weiter reifen. Die Käserei hatte eine Spezialität, Käsekugeln in Leinensäckchen, etwa so groß wie eine Kugelstoßkugel (nur leichter).
Auf der Alm lebten 5 Schweine, die mit der Molke und den Essenabfällen gefüttert wurden.
Die Kühe waren zurzeit auf der oberen Alm. Die zwei Männer und 5 Sennerinnen (kein Ausbildungsberuf- man kann das machen in dem man sich freiwillig meldet und dann angelehnt wird), zwei aus Deutschland und drei aus dem Tal, mussten jeden Tag zur oberen Alm fahren und dort zu jeder Kuh gehen und diese melken (und bis zur oberen Alm liefen wir fast zwei Stunden und es waren sehr, sehr viele Kühe und sehr weit verteilt auf den Hängen. Ein verdammt harter Job.

Es ging ja schon seit Anfang an nur berghoch. Und wir machten auch ordentlich Höhenmeter (1002 laut meiner Uhr). Und nach der Hütte ging es weiter nur bergauf. Einmal wären wir fast falsch abgebogen, weil keine Beschilderung da war.
Die obere Alm war geschlossen, nur ein Pferdedoktorversuchte einem Pferd die Schmerzen am Fuß zu nehmen. Nach der oberen Alm wieder nur bergauf und die Fahrstraße ging nun in einen Bergweg über.
Oben am Himmel kreiste wieder ein sehr großer Vogel, ich glaube ein Bartgeier.
Irgendwie hatte ich heute keine Lust auf Aufstieg, doch wir mussten nun mal zur Hütte, da half nichts.
Am Ende des Anstieges befanden wir uns auf einer kleinen Hochebene, es ging nun ein wenig quer und ein bisschen bergab und wir sahen die Hütte.
Mehrbettzimmer gemeinsam mit den beiden, die mit uns im Taxi gefahren waren. Duschen heiß, durch Einwurf kleiner Münzen (1 Euromünze für eine Minute) das fand ich ne gute Lösung. Zwei Minuten waren eh verdammt knapp bemessen, und wenn Du nicht fertig bist, kannst ne Münze nachlegen.
Die Hütte ist schön warm und ich bekam sogar eine Decke umsonst. Noch 12 Minuten bis zum Abendbrot. Jetzt geht es zum Facebookstein Verbindung mit der Welt aufnehmen.
Morgen wird ein harter Tag. Das Tagesziel ist am Wegweiser vor der Hütte mit ca. 7,5 Stunden angegeben. Und da steht wirklich "ca.".
Keine Sorgen auf Vorschuss sagte Dr. Hautkappe immer.
Ach so, ich hatte vergessen über das Bergbohnenkraut zu berichten. Ich schicke mal ein Foto, wenn es mit dem Internet klappt.

Via Alpina - letzte Berichterstattung 29. / 30./ 31.7.2021 - 18. 19. und 20. Tag

31.07.2021 Heimfahrt
Wir rasen mit dem Zug durch Österreich. Draußen regnet es heftig. Gestern hatte der Wetterbericht schwere Unwetter angekündigt.
Er hatte Recht.
Das Unwetter begann 5 Minuten vor der Abfahrt unseres Zuges nach Hause in Villach. Die Berge sind eingehüllt in Wolken. Toma schlürft einen Kaffee. Ich verrenke mir die Finger auf der Handyeingabe, da meine Bluetooth Tastatur nicht mehr funktioniert.
Die Nacht verbrachten wir im Palais 26 einem Hotel im Zentrum von Villach.
Aber der Reihe nach.

29.7.2021 Zollnerseehütte - Nassfeld

Der letzte Wandertag am 29.7. war unser längster Tag. Von der Zollnerseehütte ging es früh morgens los. Am Abend davor hatte es kräftig gewittert, kurz vor dem Sonnenuntergang und die Wolken schmückten den Abendhimmel prächtig danach. Am Himmel ging die goldene Stunde nahtlos in die blaue Stunde über, fototechnisch der zweitbeste Sonnenuntergang im Urlaub.
Wir starteten kurz vor 8. Das Wetter war erste Sahne, Sonne pur, keine Wolken am Himmel, und durch die Höhe war es auch nicht so heiß.
Wir stapften also los, zuerst zum Zollnersee, sehr schön gelegen. Heute war die Schwierigkeit nicht in Kuhdung zu treten, sonst war der Weg zu Beginn ganz angenehm. Nach dem See gelangten wir an eine Abzweigung, die uns irritierte, da in unserer Laufrichtung ein Verbotsschild stand. Wir bogen nach links ab und mussten nach einer halben Stunde feststellen, dass wir falsch waren. Also zurück, so weh es tat. Nach einer verlorenen Stunde, also extra obendrauf gelaufen (ohne Sinn und Verstand), und das obwohl die Laufzeit heute schon 7,5 Stunden ca. sein sollte, waren wir wieder an derselben Stelle. Wir gingen nun besonders zügig, um die verlorene Zeit auszugleichen. Gegen 11 Uhr kamen wir an der einzigen Hütte an, die direkt auf unserem Weg lag und machten Brotzeit. Wetter war noch top, obwohl schon die ersten Wolken am Himmel waren.
Von der Almhütte ging es dann bergauf, bequemer Weg, bis wir uns wieder entsprechend hoch in den Bergen befanden, und der Weg zu einem Pfad mutierte. Nach mehr als 5 Stunden gelangten wir an ein Schild, dass die Laufzeit bis Nassfeld mit 3-4 Stunden angab und uns einlud, auf der Alm unterhalb des Passes zu übernachten. Wir lehnten ab und gingen weiter. Der Weg war sehr schön, fantastische Aussichten zu beiden Seiten. Wir liefen wieder auf der Grenze Österreich mit Italien.
Vor uns türmte sich ein großer Berg auf, der..., den wir umgehen mussten. Der Weg war steinig und rechts abschüssig, sodass wir uns ständig konzentrieren mussten. Schon ein wenig erschöpft machten wir am Anstieg Pause und aßen die Jausebrote von vorgestern. Der Weg zog sich, die Anspannung blieb und wir hofften, dass wir noch bis um 18 Uhr unser Ziel erreichen würden. Wir hatten zwar gehofft, den Abstieg mit der Seilbahn zu machen, aber die Hoffnung hatten wir um 14 Uhr aufgegeben, da es noch zu weit war und die letzte Bahn 15.45 Uhr nach Nassfeld fuhr. Irgendwann hieß es dann nur laufen, laufen, laufen. Die Aussicht war uns egal, der Blick nur nach unten gerichtet, dass die Füße den nächsten Tritt fanden. Meine Uhr, wo ich die Tour aufzeichnete, verabschiedete sich (Batterie leer), so keine Erinnerung, keine Zeit. Tomas Handy hatte auch keinen Saft mehr. Kurz vor 15.45 Uhr sahen wir eine Bergstation einer Seilbahn. Eine kleine Hoffnung keimte auf, dass wir die Bahn ins Tal doch noch schaffen. Aber es war leider eine Bahn die nicht in Betrieb war. Doch wir konnten jetzt das Skigebiet überblicken. Es sah alles relativ nah aus. Vor uns lag ein Grat, der erst gemütlich und dann mit ein wenig Klettern zu überwinden war, um zum nächsten Wegweiser zu kommen. Der Wegweiser wies 1 3/4 Stunden bis nach Nassfeld aus. Wir wählten die Variante 403a.
Abstieg, Aufstieg bis zur Bergstation der richtigen Bergbahn und dann noch einmal 400 Höhenmeter bergab. Da war es aber auch schon kurz vor 18 Uhr. Die Kräfte so ziemlich am Ende. Aber Nassfeld lag unter uns. Das Ziel vor Augen mobilisierte die letzten Kräfte. Im Dorf angekommen, fragten wir nach dem Hotel Plattner Hof. 1 km bergauf. Kurz nach halb sieben Uhr war es dann geschafft. 10h 40 min unterwegs.
Duschen, warm, ohne Zeitbegrenzung, Abendessen, schlafen.

30.07.2021 Nassfeld – Villach

Wir bekamen die Gästekarte, die zur kostenlosen Nutzung der Seilbahnen berechtigte. Das nutzten wir am nächsten Tag (30.7.) ausgiebig.
Wir befanden uns in einem Tourismus Hotspot. Das erforderte einige Verrenkungen beim Gipfelfoto. Als auch das im Kasten war, begann der Ausstieg aus dem Urlaub, der Abstieg vom Berg, 1000 Höhenmeter mit der Seilbahn, Bus, Eisenbahn bis nach Villach. Dort im Tourismusbüro erfragten wir eine Unterkunft und hatten Glück.
Villach ist im Zentrum sehenswert. Wir machten uns einen netten Abend. Direkt vor dem Hotel fand ein Wettkampf statt, ein Lauf durch die Stadt gesponsert von der Sparkasse. Musik. Schön geschmückt.


Und jetzt geht es mit dem Zug zurück, bis Essen ohne Essen und umsteigen.