Reisebericht

Roraima      zurück zum Orinocodelta      Fortsetzung Canaima

 

Dienstag, 9. Februar 2010

Beginn der Wanderung auf den Roraima.

Es regnete in der Nacht. Auch am Morgen nieselt es ab und zu. Die Wolken hängen tief und ließen nichts Gutes ahnen. Das Restaurant war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Bus stand auf dem Parkplatz. Pünktlich 8.30 Uhr holte uns Rosalba ab. Mit ihr waren unser Guide und ein Träger. Auf dem Weg zum Treck besichtigten wir noch ein Wasserfällchen. Da Trockenzeit war, sparte sogar der Fluss mit Wasser. Gegen 10.30 Uhr waren wir am Start. Für unser Gepäck, das wir nicht in den Tagesrucksack verstauen konnten (meinen großen Rucksack) heuerten wir einen Träger (120 Bolivares pro Tag) an. Das Gepäck wurde aufgeteilt, einige Männer aus dem Dorf schienen noch etwas von unserem Proviant zu tragen. Eine Stunde später marschierten wir los.

 

 

Weitere Bilder von der Fahrt

 

 

Weitere Bilder vom Dorf Paraitepui de Roraima
 

 

 

 

Die Regenwolken hatte der Wind weggeblasen, ließ aber nicht nach und machte so das Gehen etwas angenehmer unter der senkrecht stehenden Sonne. Wir verließen das Dorf. Es ging kurz bergab, danach bergauf und dann ging es mehr oder weniger auf derselben Höhe oder leicht bergab bis zu einem Halt in einer Flussniederung, in der es üppige Vegetation gab. 

 

 

Weitere Bilder vom errsten Teil der Wanderung

 

 

 

 

 

Gestärkt nach der Rast am Bach überquerten wir die Ebene immer den Roraima und links davon den beeindruckenden Kukenan vor Augen.

 

 

 

Vor der ersten Flussquerung machten wir noch ein kleines Päuschen.

Es war Niedrigwasser und eigentlich absolut kein Problem, den Fluss zu überqueren. So schien es. Toma ging voran an der Hand von Elio in Badelatschen. Ich folgte barfuss und krachte in der Mitte des etwa 10 Meter breiten Flusses ins Wasser.

  

 

 

 Die Steine waren äußert glitschig. Es krachte gewaltig, als die Wasserflasche, die an der Seite im Rucksack steckte, auf den Stein aufschlug. Die Hose war nass, die Jacke, der Rucksack mit allen Objektiven – doch der Schreck dauerte nur bis zum Öffnen des Rucksackes. Die Technik (Foto und Objektive) hatten nicht gelitten.

Noch ein kurzes Stück Weg bis zum Übernachtungscamp. Davor das zweite Hindernis, der Kukenan-Fluss. Dieser war wesentlich breiter und tiefer, obwohl auch hier Niedrigwasser war. Diesmal ging alles glatt. Gerade konnte ich den Träger noch davon abhalten, mit meinem offenen Rucksack den Fluss zu überqueren. Er war soweit offen, dass zumindest die Kamera herausgefallen wäre.    Weitere Bilder von der Flussquerung

 

 
Mittwoch, 10.02.2010 Aufstieg

Sternenklare Nacht, mal wieder Zelt. Wir wachten rechtzeitig auf, aßen reichlich und machten uns gegen 7.30 Uhr auf den Weg zum „base camp“.

Unser Camp am Fluss - Weitere Bilder

 

Dies wurde zwar so genannt, da es am Fluss des Berges lag, hatte aber mit einem richtigen Basecamp wenig gemeinsam. Es sollte etwa vier Stunden leicht und stetig bergauf gehen, Da der Berg schon fast vor uns lag, bezweifelten wir die angegebene Zeit. Wir liefen zügig los und schon bald war klar, dass wir es schneller schaffen konnten.

 

Weitere Bilder vom Weg zum Basecamp

 

 

Weitere  Bilder vom Aufstieg zum Base Camp

 

 

Da wir ja eigentlich wegen der Lost World – de sima – also auf dem Tepui selbst sein wollten und weniger im Base  Camp an ganz normaler Umgebung interessiert waren, und wie es uns schien, bereits einen Urlaubstag vergammelt hatten, kam uns in den Sinn nur eine Mittagspause im Base Camp einzulegen, danach aber den Aufstieg am selben Tag zu wagen. So ganz dagegen schien unser Guide, Elio, nicht zu sein. Wir schafften dann auch die Distanz bis zum Base camp in weniger als drei Stunden, ruhten uns aus, mussten aber lange auf unseren Träger warten, so dass sich das Mittag noch hinzog.

 

Weitere Bilder vom Base Case

 

 

Gegessen, ausgeruht und gestärkt ging es aufwärts. Eigentlich 3-4 Stunden laut Beschreibung. Es wurden knapp 5 daraus, da wir jeden Meter dokumentierten (ablichteten) und uns auch die Nachmittagshitze ein wenig ausbremste.
Durch die dichte Vegetationszone musste man an die Wand gelangen und dann noch die Wand hoch. Rechts: Das letzte Stück des Aufstieges vom Basislager aus fotografiert.
 Entlang der vielen Pflanzen- unbestritten der schönste Aufstieg in meinem langen Wanderleben.  Weitere Bilder

 

 

Weitere Bilder vom Aufstieg

 

Weitere Bilder vom Aufstieg

 

Weitere Bilder vom Aufstieg

 

 

 

 

An einer der vielen Quellen, unser Träger wollte seine Flasche wieder auffüllen, entdeckte er eine Schlange – eine Mapanama – eine grüne Giftschlange. Elio machte sich in aller Ruhe einen Stock zurecht und betäubte die Schlange mit einem Schlag auf den Kopf. Dann öffnete er auch noch mit dem Stock das Maul der Schlage, sodass wir gut ihre gefährlichen Zähne sehen konnten.

 

 

Weitere Bilder vom Aufstieg

 

 

 

Es begann zu dämmern, als wir oben ankamen. Auch zogen einige Nebelschwaden über den Tepui. Wir erreichten unser Hotel Indio noch im Dämmerlicht und richteten uns ein. Drei Nächte lagen vor uns. Bei 6-Tage-Wanderungen schläft man gewöhnlich nur 2 Tage oben, so dass weniger Zeit zur Erkundung des Roraima zur Verfügung steht. Bereits der erste Sonnenuntergang war schon sehr schön. Wenige Zeit später kam auch unser Träger Harrison, und es gab Abendbrot.

 

 

Hotel Indio

 

 

Donnerstag, 11.2.2010 - Spaziergänge in der Nähe des Hotel Indios

Elio versprach, wenn das Wetter klar ist, uns etwas eher zu wecken, sodass wir vor dem Frühstück einen Spaziergang zu dem Aussichtspunkt auf den Urwald und den Kukenan machen würden.

 

Weitere Bilder vom Sonnenaufgang auf der Roraima

 

 

Das Wetter war klar. Wir überquerten quasi den Roraima. Auf der Rückseite sieht man auf den Urwald von Guyana hinab. Zu unserer Linken war der Kukenan mit seiner Wattemütze.
   
   
   

 Wir rannten an den Jaccusies vorbei und nach zwei Stunden, den Chip voll mit Aufnahmen von dem Roraima und seinem Nachbarn kehrten wir zurück an den Frühstückstisch. Ein wenig erholt, wanderten wir zur höchsten Erhebung auf dem Roraima, dem Maverik, lichteten alle endemischen Pflanzen ab. Vom Maverik ging es zu einem anderen Hotel, wo auch die Hubschrauber mit den weniger wanderbegeisterten Touristen landeten. Immer wieder gab es schöne Ausblicke in die Savana, über der aber durch die Hitze eine wenig der Dunst lag. Am Nachmittag ging es endlich baden. Leider mussten wir uns die Becken mit der französischen Gruppe teilen. Den ganzen Vormittag, nachdem zwei Gruppen am Morgen abgestiegen waren, hatten wir nämlich den Roraima exklusiv für uns. Kein anderer Tourist war außer uns auf dem Roraima.

Am Abend – Sonnenuntergang.


Freitag, 12. Februar 2010

 

Völlig erschöpft kam ich nach einer achtstündigen Wanderung auf Roraima zurück zum Hotel Indio. Frisch gewaschen und erholt, abgekühlt im Jaccusy (kleinem See), sitze ich in der äußersten Ecke eines Felsvorsprunges direkt neben unserem Zelt und versuche mich, vor der gnadenlos brennenden Sonne zu verstecken. Wenn ich den Blick vom Notizblock nehme, sehe ich die Grand Sabana, den Kekunan – unseren Nachbar-Tepui. Wäre es zum Sitzen nicht etwas unbequem- der schönste Platz auf der Welt, den man sich vorstellen kann. Es ist recht diesig, der Himmel blau und auf Augenhöhe – man ist ja schließlich 2800 Meter hoch - wunderhübsch geformte Wolken schwimmen vorbei. Zu meiner Rechten steht für Raucher sogar ein Aschenbecher.

Die heutige Nacht verlief wie die vorangegangenen. Wir legten uns zeitig hin, Toma begann dann mit ihrer Einwickelprozedur – alle möglichen Sachen über den Körper, den Rest unter den Schlafsack und die Wanderjacke und meinen Pullover über den Schlafsack. Ich schlief im Schlafanzug auf der Isomatte, die hatte Toma natürlich auch noch als wärmendes Utensil. Und trotzdem schaffte sie es zu frieren. (Es war etwas unter 10 Grad Celsius – vom Gefühl her.) Gegen 23.00 Uhr weckten wir wieder auf, geradeeinmal 3 Stunden geschlafen. Wir wussten nicht warum. Vielleicht waren es bei mir die Mückenstiche, die mich quälten und bei Toma die Kälte.5.30 Uhr wake up call! Es waren zum ersten Mal etwas mehr Wolken am Himmel, doch die Aussicht war klarer als die vorangegangenen Tage. Es gab Pfannekuchen (Eierkuchen) zum Frühstück. Frühstück gab es eine Etage höher. Der Essenraum oder das Indio-Restaurant hatte einige Plätze mit fantastischer Aussicht zu bieten. Zu den Eierkuchen wurde Kaffe oder Tee gereicht. Auf dem Plan stand heute eine Wanderung zum Tripplepoint. An diesem Punkt treffen sich die Grenzen von Venezuela, British Guayana und Brasilien. In unserer Ländersammlung würden heute zwei Länder dazukommen.

7.20 Uhr Aufbruch

Wirklich schnellen Schrittes bewältigten wir die erste Stunde. Die Sonne brannte noch nicht allzu sehr. Wir waren noch frisch und Fotos brauchte ich auf dieser Strecke nicht allzu viele zu machen, da wir den ersten Teil des Weges gestern bereits gelaufen waren.

   
   
   
   

Toma kommt gerade vom richtigen Jaccusi zurück (eine Art Badewanne in einem Bachlauf). Das Wasser hat an manchen Stellen tiefe Becken aus dem Bachbett gewaschen, bis zur Brust reicht das Wasser auf alle Fälle. Nach einem anstrengenden Tag ist eine Abkühlung im glasklaren Gebirgswasser eine willkommene Erfrischung. Wir waren bereits gestern dort, mussten uns aber die Becken mit einer Gruppe von 9 oder 10 Franzosen teilen.

 

Eine erste Pause machten wir etwa nach einer Stunde und 10 Minuten. Es war mehr eine verlängerte Fotopause, denn die Aussicht auf den Kukenan und auch die noch dahinter liegenden Tepuis Iwaqua, der Caroiring am Horizont gut gemischt mit dem vom Urwald Guayanas aufsteigenden Wolken, war atemberaubend. Obwohl die Landschaft nun doch schon bekannt war und sich nicht mehr dramatisch änderte, tauchten immer wieder Motive auf, die es galt, festzuhalten. An der Rast habe ich den 32 GB – Chip gewechselt mit fast 3000 Bildern von etwas mehr als einer Woche Urlaub. Der Weg war durchweg anstrengend. Er forderte ständige Aufmerksamkeit und auch Kraft, da es ständig bergab oder bergauf ging, durch Schluchten, wo ab und zu auch die Hände zu Hilfe kamen. Nicht selten musste man springen, eigentlich durchgängig Hochgebirgsgelände, natürlich ohne Schnee und mit relativ geringen Höhendifferenzen. Und in jeder Schlucht, hinter jedem Felsbrocken konnte wieder ein neuer wild-zerklüfteter Felsen zu sehen sein. Die Formen waren aber auch alles andere als gewöhnlich. In einem anderen europäischen Gebirge wäre jeder einzelne dieser vom Wind ausgehöhlten Steine eine Attraktion gewesen. Hier waren sie das Gewöhnliche. So gewöhnlich und wenig außerordentlich sie hier oben sein mochten, das Auge und das Objektiv blieb immer wieder an ihnen hängen, und der Finger ging automatisch zum Auslöser. Heutzutage kein Problem mehr im Zeitalter der GB-Chips. Wir krabbelten durch eine Felspassage und nach etwas mehr als zwei Stunden erreichten wir ein etwas weiter geöffnetes Tal, begrenzt von einer Wand, die sicherlich der Meister alle Winde geschaffen hatte.

 

Eine kleine Unterbrechung: Der letzte Sonnenuntergang auf dem Roraima. Heute haben wir Wolken. Es ist schön. Irgendwelche Eigenschaftswörter, die schön übertreffen, kommen aber lange nicht an dieses Naturschauspiel, gepaart mit den reinsten Gefühlen heran. Es ist einfach schön. Schön. Wir sitzen im Speisesaal und genießen den Panoramablick. Keine Fensterscheibe nimmt auch nur das Geringste an dem Ausblick weg. Der Petroleumkocher tuckert und gart das Abendbrot. Eine heiße Schokolade und ein heißer Salbeitee gaben uns bereits die innere Wärme. Damit wir sie nicht an den Speisesaal abgeben, hat Toma 3 Pullover / T-Shirt eine Wanderjacke, den Kopfgeschützt mit einer Ski-Zipfelmütze und den Hals (der ihr wehtut) umwickelt mit einem dicken Schal. Märchenhafte Wolkenbilder schweben immer noch an uns sehr langsam vorbei. Gegenüber auf den Kukenan regnet es (schon). Elio sagt auch als Wetterprognose für unseren Tepui – etwa einen Kilometer entfernt – Regen für die Nacht voraus. Obwohl ich im Internet beeindruckende Regenbilder gesehen habe und natürlich auch gern einige Bilder geschossen hätte, wo Regen und Sonne miteinander spielen, waren doch drei Tage Sonnenschein das ultimative Wetter.

 

Zurück in das vom Wind-Gott geschaffene Tal. Wir laufen am Rande des Tales. In der Mitte ist Sumpf und die Talmitte sich verengt bis auf den Wasserzufluss, und hier beginnt das Tal der Kristalle. Als ob die Talwände nicht bereits gereicht hätten, hat wohl ein weiterer Kollege noch eins drauf gesetzt. Kristalle- Quarzkristalle in reinster Form. Der Boden ist übersäht damit. Es sträubt sich in mir, die Füße darauf zu setzen. Doch es gibt keinen anderen Weg. Überall Steinplatten überreich besetzt mit Quarzkristallen. Ab und zu liegt ein Brocken besetzt mit Kristallen zur Ansicht am Wegrand, als ob man durch ein geologisches Museum geht. Kurze Pause, Fotos, da man ja leider oder Gott sei Dank nichts mitnehmen darf. Es tut einem schon in der Seele weh, dass man darauf tritt. Von den Kristallen bis zum Tripplepoint waren es nur noch wenige Schritte bergauf. Der Beweissicherung, dass wir nun auch Brasilen und British Guyana betreten hatten, folgte noch eine kurze Pause im Windschatten. Wir gingen nicht denselben Weg zurück. Nach etwa 15-20 Minuten erreichten wir el Fosso- ein Einbruch, in dem ein kleines Rinnsal verschwand und nicht wieder auftauchte. Der Brunnen oder das Loch stellte eine Art Höhlensystem dar, das mit Wasser gefüllt war. Hier aßen wir zu Mittag und ein kleines Schläfchen schloss sich an. Harry unser Träger war heute mitgekommen und hatte das Essen getragen. Der Rückmarsch verlief wieder zügig und bescherte uns noch die fehlende Begegnung mit dem Frosch der Roraima, der eigentlich den Regen ankündigen soll. (Da es auf der Roraima wohl sehr häufig regnet, scheint dies in der Regel zu stimmen. Bei uns sollte es nicht so sein.) Doch noch vor dem Frosch entdeckte Toma eine Tarantel auf dem Weg. Ziemlich erschöpft kamen (ich) wir am Hotel Indio nach acht Stunden Wanderung an. Toma machte sich noch auf zu den Jaccusies, ich schaffte es nur bis zu unserem Haussee (150 Meter vom Hotel entfernt). Der letzte Abend, der letzte Sonnenuntergang, die letzte Nacht.

 

Elio unser Guide aus Guyana erzählt:

In seinem Dorf im Dschungel wurde er als Kind mehrmals von Fledermäusen gebissen. Obwohl sein Haus Wände hatte und über dem Bett ein Moskitonetz war. Die Vampir-Fledermäuse kriechen nachts unter dem Moskitonetz durch und beißen in den großen Zeh oder in den Kopf. Sie haben zwei sehr scharfe Zähne und der Bis selbst ist nicht schmerzhaft, aber wenn sie dann Blut saugen und einen kräftigen Zug zum Ende hin entwickeln, dann fühlt es sich plötzlich schmerzhaft an und man wacht auf. Elio wurde desöfteren gebissen und musste mit Wunden am Kopf zur Schule gehen. Er wuchs in einem streng gläubigen Elternhaus auf.

Aus jungen Heuschrecken kann man ein sehr leckeres Essen zubereiten. Zuerst grillt man sie, danach kocht man eine dicke Suppe daraus. Die Suppe wird dann gegessen, indem man sie mit Manjokbrot auftunkt. Das geht aber nur mit jungen Heuschrecken, da die ausgewachsenen bitter schmecken.

 

Samstag, 13.02.2010

 

Die Nacht war eine Katastrophe. Unruhiger, kaum erholsamer Schlaf. Der gestrige Tag scheint alle Reserven verbraucht zu haben. Packen, Frühstück, Toilette, Vorbereitung zum Abmarsch. Mein Verdauungssystem schien angegriffen zu sein. Bereits nach weinigen Minuten bergab, erneutes Aufsuchen der Toilette. Keine fünf Minuten danach dann der Kreislaufzusammenbruch. Ich legte mich einfach auf den Weg die Füße hoch, gerade noch rechtzeitig, um nicht ohnmächtig zu werden. Man deckte mich mit dem Schlafsack von Elio zu. Ich bekam Elektrolyt und eine Analgin. Nach 15-20 Minuten ging es wieder. Elio trug meinen Rucksack und schleppte mich vorwärts, langsam und vorsichtig. Zum Glück liefen wir noch im Schatten und die Sonne brannte nicht so wie beim Aufstieg. Langsam erholte ich mich wieder, und wir kamen noch vor 12.00 Uhr im Basislager an, Mittagessen, kurzer Schlaf und wieder stiegen wir ab zum Kukenanlager. Jetzt brannte die Sonne aber so richtig, und es gab kein Ausweichen. Im Übrigen kamen uns sehr viele Gruppen aus Venezuela, Russen, Tschechen, Australier... entgegen. Die Ferien hatten in Venezuela begonnen und viele Venezulaner nutzten sie, um ihr Naturwunder mit eigenen Augen zu sehen. Wir quälten uns bis zum Flusslager, was bereits bedeutend voller war, als wir hier vor dem Aufstieg übernachteten.

 

Rosenmontag 15.02. 2010

 

Kein Rosenmontagsumzug. Hitze. Blauer Himmel ohne ein Wölkchen. Blick auf die Grand Sabana, Palmen, Hügel und ganz in der Ferne ein Tafelberg. Über uns das Dach des Restaurant der Ecolodge von Manfred Fleischeisen. Vor mir eine Cola. Und auf dem Programm steht NICHTS. Bei etwa 30°C im Schatten das ideale Programm, besonders nach dem gestrigen Tag. Tagebuch schreiben.

 

Sonntag, Valentinstag 14.02.2010

 

Begann eigentlich wie immer, nur dass ich die Nacht dank einer Entspannungstablette viel ruhiger und durchgeschlafen hatte. Packen, Frühstück und los ging es bei gleichen Bedingungen wie heute: Azurblauer Himmel, Hitze, die mit jeder Minute schlimmer wurde. Den Kukenan-Fluss überquerten wir springend von Stein zu Stein, was deutlich macht, wie wenig Regen die letzten Tage gefallen war- nämlich gar keiner. Heute gab es nicht einmal die obligatorische Wolke zwischen dem Kukenan und dem Roraima. Mein Verdauungssystem hatte sich noch nicht beruhigt, doch es ging ganz erträglich den ersten kleinen Anstieg vom Kukenan hinauf zur Kirche. Bis zur nächsten Flussüberquerung kam uns eine Gruppe nach der anderen entgegen. Uns wurde zum ersten Mal bewusst, was für ein Glück gehabt hatten, dass wir fast allein auf Roraima waren. Die Karnevallszeit ist Ferienzeit und viele Venezuelaner nutzen sie, um diesen Trip in „The lost World“ zu machen. Auch den zweiten Fluss übersprangen wir von Stein zu Stein und mir ging es schon schlechter nach gut einer halben Stunde. Kurze Pause im Camp, wo alle diese Gruppen übernachtet hatten. Und nun begann er, der nicht endenwollende Aufstieg. Es war uns überhaupt nicht aufgefallen, dass wir hinzu ständig bergab gelaufen sind. Dass es jetzt ständig bergauf ging, merkte ich mit jedem Schritt. Kurz nach der Pause gab ich meinem Rucksack Elio, der mich aufmerksamerweise daraufhin angesprochen hatte. Toma ging die ganze Zeit neben mir und reichte mir immer wieder die Wasserflasche mit Elektrolytlösung. Auf einer der vielen Anhöhen legte ich mich hin, Elio spendete Schatten mit seiner ausgebreiteten Isomatte und Toma befeuchtete meinen Kopf mit Wasser. Das wiederholte sich so alle halbe Stunde, denn die Anhöhungen hörten nicht auf, kaum hatte man sie erreicht, tat sich eine neue auf. Irgendwann erbrach ich dann den Elektrolyt, und es ging etwas besser. Es war immer noch keine Wolke am Himmel, kein Baum der Schatten spendete und eine Gesamtdistanz von 13 Kilometer zu gehen. Nach knapp drei Stunden erreichten wir ein kleines Tal mit einem Bach und schattenspendenden Bäumen. Eine Erleichterung! Bald kam ein weiteres kleines Flüsschen und auch hier legten wir wieder im Schatten des Dschungels (der zum Teil brannte- angezündet von den Indios) eine Pause ein. Ab hier waren es noch 1 ½ Stunden bis zum Ziel, wohin der Weg zum größten Teil bergauf verlief. Die gut aufgefüllten Wasserflaschen wurden immer wieder über meinen Kopf und Körper entleert, um mir zumindest ein wenig Abkühlung und damit Erleichterung zu verschaffen. Vor dem Dorf ging es erst bergab und dann folgte noch ein Aufstieg, den man normal in 15 Minuten bewältigten kann. Wir brauchten eine halbe Stunde. Es war geschafft. Ich verkroch mich in die äußerste Ecke einer Hütte und legte mich auf den Fußboden hin. Später dann auf eine viel zu kleine Bank, doch dies alles nicht bevor ich Cola und eine Flasche Gatoray getrunken hatte. Wir trafen Rosalba und Frank Kazhen, die uns gemeinsam mit Harry und Elio in gewohnter Rennfahrermanier nach St. Elena brachten. Der Valentinstag klang aus mit einer Bierfete für Frank Kazhen, Elio und Harry, für uns blieb es bei Wasser und Cola. Und dann war da noch eine heiße Dusche und ein Bett.

Bevor wir uns am Montagabend verabschiedeten, fragten wir Elio, was er denn wohl gemacht hätte, wenn wir es nicht aus eigener Kraft geschafft hätten. Ja, es gab ab dem Rivercamp am Kukenan eine Straße, und er hätte einfach ein Fahrzeug mit seinem Walki talki gerufen. Aber er hätte mir noch zugetraut, dass ich es schaffe, obwohl er einige Male kurz davor war, Hilfe anzufordern. Also für alle – ab River Kukenan geht es auch mit dem Auto. Die letzten sinnlosen 13 Kilometer kann man sich sparen (eigentlich auch die hinzu).

 

Zurück in die Gegenwart des Rosenmontags:

Zu Mittag besuchte uns Frank und Rosalba und schlugen vor, zum Barbecue nach Brasilien zu fahren. Mein Magen protestierte scharf dagegen, wurde jedoch von Toma überstimmt. Und ab ging es. Gleich hinter der Grenze, an der sich Ausländer (Nicht-Venezuelaner und Nicht-Brasilianer) bei der Grenzkontrolle melden mussten, alle anderen fuhren so durch , befand sich ein kleines Dorf mit Souvenirläden und einigen Restaurants, darunter auch unser Barbecue – All you can eat. Alle aßen, ich schaute mehr durch den Sucher der Kamera, als auf den Teller. Anschließend eine kleine Shoppingtour, danach fuhren wir zurück nach Venezuela.