Reise nach Tibet vom 8. Mai bis 2. Juni 2013

11. Mai Samstag 2013 Lhasa

Die Paläste des Dalai Lamas - Der Potala und der Sommerpalast

 Die Nacht war schon wesentlich besser als die vorangegangene. Heute stand der Potala auf dem Programm, wofür uns Penpa gestern erst noch anmelden musste. Mit einer Rikscha fuhren wir zur Post und deckten uns mit Karten und Briefmarken ein - einige davon waren 3- D-Ansichten vom Potala. Und dann ging es zur Hauptattraktion von Lhasa, dem Potala.

Obwohl ich erst am 13. Mai mit den Aufzeichnungen in meinem Reisetagebuch fortfuhr, versuche ich mich aus dem Gedächtnis, an die Ereignisse und Eindrücke zu erinnern.

Es war nicht wie an einer vergleichbaren Sehenswürdigkeit in Deutschland, nehmen wir mal das Schloss Schwanstein, dass vielleicht aufgrund seiner Lage in den Bergen und seiner Märchenhaftigkeit am besten mit dem Potala vergleichbar ist, es waren so gut wie keine Besucher da. In Schwanstein heißt es an langen Schlangen anstehen, und dann zur auf dem Ticket angegebenen Zeit erscheinen. Und das kann in Stunden dauern.

Vor dem Potala gab es keine Schlangen. Wir passierten die Sicherheitsschleuse und waren drin. Auf einem riesigen Gelände, vor einem gewaltigen Bauwerk auf einem Hügel (vielleicht sollten man Berg sagen in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns auf einer Höhe von über 3600 Meter über N.N. befanden), von der Sonne angestahlt im grellen Weiß, abgesetzt mit Karminrot. Wenn meine Vorstellung von Lhasa und dem Potala war eher düster, verraucht und altertümlich war, blickten wir auf ein protziges, sich in einem hervorragenden Zustand befindlichen Bauwerk. Mit einigen wenigen Tibetern liefen wir den Weg zum Eingang empor. Es war anstrengend. Die Höhe machte sich bemerkbar. Je höher man kam, desto mehr sah man von der Stadt, wenn man sich umschaute, einer Stadt, die gewachsen war, deren Vergangenheit nur noch einen kleinen Teil ausmachte, die sich, wenn man den Potala im Rücken vergaß, eine ganz gewöhnliche (asiatische, chinesische - wir hatten erst eine gesehen) Stadt sein könnte.

Wir passierten den oberen Palast-Eingang, bewacht von Geistern und behangen mit einem schweren Vorhang und betraten den Vorhof des Palastes. Es war wie in einem Dzong, einem Bauwerk, das wir in Bhutan schon mehrfach besichtigt hatten, nur das der Dzong, der Potala wesentlich größer war, als alles, was wir in Bhutan gesehen hatten.

Als wir dann die steile Treppe in den Palast hinaufstiegen, musste der Fotoapparat ausgeschalten werden. Bilder im Inneren des Potala waren nicht erlaubt. Ein Bild habe ich dann doch noch gemacht, als wir an einem Souvenierstand eine Gebetsmühle kauften, bat ich darum, dieses Ereignis fotografieren zu dürfen. Man gestattete es.  Der Souvenierstand befand sich gleich neben den ehemaligen Gemächern des Dalai Lhamas. Bei deren Anblick hatte ich den Eindruck, dass dieser sich nur einmal kurz von seinen Kissen erhoben hatte und gleich wieder auftaucht. Es schien als wäre alles so belassen worden, wie es war. Die Privatgemächer erschienen mir nicht all zu prunkvoll und ich selbst hätte hier nicht wohnen möchten. Doch natürlich war es ein gewaltiger Unterschied zu den ärmlichen Lebensbedingungen des einfachen tibetischen Volkes vor 60 Jahren. Da aber kaum Besucher im Potala unterwegs waren, da ihre Zahl begrenzt wurde und wir eine vorgegebene Zeit hatten, in der wir das Gebäude wieder verlassen mussten, entstand nicht den Eindruck einer höfischen Geschäftigkeit, die wohl hier vor 60 Jahren geherrscht haben muss und alles wirkte eher museenhaft.

Einen Großteil des Gebäude war den Gräbern der Vorgänger des heutigen Dalai Lamas vorbehalten. Die Gräber waren sehr prunkvolle "Mausoleen" und wurden von den Gläubigen natürlich besonders verehrt und mit Scheinen, Butterlampen... bedacht. Es waren wesentlich weniger Gläubige und Pilger im Palast unterwegs als gestern im Jokhang. Aber die unterwegs waren, absolvierten ihr Programm mit der selben Ernsthaftigkeit und Hingabe, wie wir die Gläubigen gestern erlebt hatten.

Am Ausgang hatten wir noch einmal einen wunderschönen Blick auf die Stadt Lhasa, jedoch von der Rückseite des Palastes. Wir stiegen mit den Pilgern hinab zum Vergnügungspark, der sich unterhalb des Palastes befand.

Am Nachmittag besuchten wir den Sommerpalast Lhasas, einen riesigen Komplex im Grünen.

Der Potala diente den Dalai Lamas bis zum Ende des 16. Jahrhunderts als ganzjähriger Sitz, danach nur noch als Winterquartier. Bei dem ganzen Prunk, der früher dem Dalai Lamas gehörte, verstehe ich schon, warum der derzeitige die Zeit zurückdrehen will.

Toma ging es schon besser aber noch nicht gut genug. Sie hatte immer noch Höhenprobleme, weswegen wir uns entschlossen, einen weiteren Akklimatisationstag in Lhasa einzuschieben.

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