Reise nach Tibet vom 8. Mai bis 2. Juni 2013

25. Mai 2013 Samstag

Saga-Dawa-Festival

Wir wurden 8.00 Uhr durch Berthold geweckt. Frühstück im Restaurant. Um 9.00 Uhr ging der Bus voll mit Locals in Richtung Festplatz.

Dieser füllte sich gerade mit vielen Leuten, die fast alle per Bus oder anderem Transportmittel hierher gefunden hatten. Der Weg dorthin war schon gut von Polizei und Armee bewacht. Auch rings um den Platz gab es jede Menge Fahrzeuge der bewaffeneten Kräfte. Auffällig viele Feuerwehrleute waren anwesend, obwohl doch kein Feuerwerk vorgesehen war. Dafür gab es zwei Erklärungen: Die offizielle: Die Räucheröfen spuckten Funken aus, die irgendetwas anzünden konnten. Die inoffizielle: Bei analogen Gelegenheiten ist es in Tibet zu Selbstverbrennungen aus Protest gegen das Regime gekommen. Bevor wir das Festivalgelände betreten durften, wurden wir durch Metalldetektoren geschickt. Ehrlcih gesagt hätte ich mir den Platz voller vorgestellt. Der Maibaum, also der Mast der heute errichtet werden sollte, befand sich in der Mitte des Platzes und ein Umkreis von 30 Meter war mit Seilen abgesperrt und durfte nur von Leuten mit Erlaubnis betreten werden. Dafür sorgten die schwarz gekleideten Polizisten. Es gab auch einige tibetische Ordner. Ab und zu versuchte mal jemand in den Kreis zu gelangen, wurde aber meist sofort erwischt und zurück geschickt. Wir hatten die Order keine Armee oder Polizei zu fotografieren, was ich auch so gut es ging vermied. Eben so gut es ging. Immer ging es nicht.

Wahrscheinlich wie es immer bei solchen Großereignissen ist, das eigentliche Ereignis ist Nebensache. Das Volk und hier war es das tibetische amüsierte sich, pflegte seine Traditionen, halt unter Aufsicht der Chinesen.

Aus dem Internet:

http://www.info-tibet.de/tourismus/saga-dawa-festival.html

Das Saga-Dawa-Fest ist das wohl bedeutendste Fest in Tibet. Der Saga-Dawa Tag ist der heiligste Tag im Land, denn gleich drei bedeutende Ereignisse sind zu feiern: Die Geburt des historischen Buddhas, - Siddhartha Gautama, auch Buddha Shakyamuni genannt -, dessen Tod sowie seine Erleuchtung, der Eintritt ins Nirwana. Nach der tibetischen Zeitrechnung findet das Ereignis am 15. Tag des 4. Monats statt, was bei uns in etwa der Zeit zwischen Mai und Juni entspricht.

Bei diesem Fest wird Buddha in Form eines bestimmten Rituals angebetet. Rundgänge um den inneren Kreis – das Shianglang -, den mittleren Kreis sowie den äußeren Kreis sind bei diesen Gebeten obligatorisch. Die gesamte Zeremonie dauert den kompletten vierten Monat. Der Rundgang um den äußeren Kreis, welcher am 15. dieses Festmonats stattfindet, bietet ein besonderes Schauspiel. Alljährlich wird die Tarbucher Fahnenstange erneut errichtet. Es handelt sich dabei um einen Mast, der sich vor dem Heiligen Kailash Berg befindet. Menschen aus allen Teilen Tibets kommen, um ihre von weit her mitgebrachten Gebetsfahnen dort am Fahnenmast anzubringen, den Mast zu umringen, zu beten sowie die riesige Stange gemeinsam zu errichten. Nur wenn die Fahnenstange exakt senkrecht steht, laufen die Dinge für Tibet gut. Der Lama des in der Nähe befindlichen Klosters leitet die gesamte Zeremonie. Begleitet wird das Ganze von viel Musik.

 

Der letzte Abschnitt aus dem Internet stimmte also nur bedingt. Denn nicht jeder konnte seine mitgebrachten Gebetsfahnen an dem Mast befestigen. Es gab schon vorgefertigte Ketten, die in einer ganz bestimmten Ordnung an den Mast kamen, getragen von tibetischen Hilfskräften, bevor dieser aufgerichtet wurde. Es kamen eben auch nur ausgesuchte Tibeter an den Mast heran. Oben auf dem Mast, saß ein Tibeter, der die Fahnenketten mit dem Mast verband. Ein Job in luftiger Höhe, natürlich nicht angeseilt, wie es bei uns Vorschrift gewesen wäre.

Die anderen schauten von einem Hügel sich das Ganze an oder wieder andere umkreisten die Absperrung im Uhrzeigersinn, machten also eine Art Kora um den Masten.

Es waren jede Menge Typen zu sehen, jede Menge interessante Sachen passierten, nicht unbedingt in der Mitte des Festplatzes. Hinter einer Gebetsflaggenwand, die auf der linken Seite des Platzes erichtet war und an die viele Tibeter ihre Mitgebrachten Gebetsfahnen dazuhingen, hatten sich mehrere Mönche versammelt und heiligten die Besucher des Festes. Natürlich zu der Musik ihrere Nationalinstrumente. Ein Rimpoche aus dem entfernten Osttibet hatte sich hier eingefunden und heiligte die Pilger. Dazu musste man sich in eine lange Schlange anstellen, bis man dann dran war, dem Rimpoche seinen Schal überreiche, der ihn entgegennahm oder einem umband und dann mit einer Metallglocke, die sich am Ende eines Stockes befand eine über den Kopf gebrummt bekam. Wahrscheinlich sollte es nach dem offiziellen Zeremoniell nur eine kurze Berührung sein, doch dem Mönchen machte es einen riesen Spaß, bei manchen Pilgern richtig draufzuhauen, dass diese das Gesicht verzogen, und dabei zu lachen.

Am Rande des Kreises lagen die alten Gebetsfahen, die vom Mast des vergangenen Jahres entfernt wurden. Diese Gebetsfahen nehmen die Tibeter gern für alle mögliche Zwecke. Da sie ja am Mast vor dem Kailash hingen, wird ihnen heilende Wirkung zugeschrieben. Wenn Tiere, Yaks oder Pferde eine Wunde haben, oder auch ein anderes Wehwehchen, dann wird den Tieren eine Flagge auf den Rücken gebunden.

Einige Tibeter hatten sich Essen mitgebracht und dies wurde auf Yakdungfeuern zubereitet. In den heiligen Öfen wurden Kräuter verbrannt, nicht nur wegen des guten Geruchs, sondern auch als Gabe an die Götter.

Irgendwann stand dann der Mast, der mit Hilfe eines LKWs hochgezogen wurde und nicht mehr von Muskelkraft wie früher. Ich hatte den letzten Akt verpasst. Aber dass er stand, konnte man nicht verpassen, denn jetzt ging ein Getöse los und Tsampa wurde in die Luft geworfen und Papierzettel mit Buddhabildern darauf. Wenn der Mast schief stand war dies schlecht für Tibet.

Auf dem Bild - Mann betet mit Familie

Nachdem der Lärm abgeebbt war, verließen auch viele Tibeter das Areal.

Jetzt wurde den Mönchen Zutritt zum Mast gewährt. In einer länglichen Zeremonie segneten sie den Pfahl. Das war dann auch die Zeit als die Polizei und Armee immer relaxter wurden und irgendwie die Anspannung von ihnen wich.

Gruppen, die zusammen zum Fest gekommen waren, spielten jetzt noch das Tsampa Spiel. Oft geschah dies in der Nähe der Polizei, aber vielleciht schien mir das nur so. Alle stellten sich in eine Reihe auf, nahmen Tsampa (Gerstenmehl) in die Hand, bewegten diese auf und ab zu Gesängen und plötzlich flog das Mehl durch die Luft, wenn Uniformierte in der Nähe waren in derne Richtung. Mein Fotoapparat bekam auch etwas ab, was der Wind so herüber wehte. Die Mönche zelebrierten nun an verschiedenen Stellen des Festplatzes ihre Rituale, machten Musik mit Muscheln und großen Hörnern, aber immer begleitet von einem Zeremonienmeister und einem Armeepressefotograf, der alles auf Bild bannte. Manche Gruppen tanzten auch nur an den Schultern gefasst in einem Halbkreis, die Füße immer abwechselnd voreinander setzend.

Als wir uns dann auch auf dem Heimweg machten, sahen wir noch viele Tibeter die ihr Mittag im Freie in der Nähe des Festplatzes zu sich nahmen.

Ich hätte eigentlich eine Ganztagaktion erwartet. Es war unerwartet schnell zu ende gegangen. Zum Schluss waren schon fast mehr Touristen auf dem Platz als Einheimische. Doch obwohl wir eine ganze Menge Touristen sahen, war ihre Zahl doch begrenzt.

Zum Abendbrot im russischen Restaurant trafen wir auf eine Gruppe Tibeter, die eigenentlich alles mit hatten: Eigene Tsampa, eigenes Fleisch, eigene Butter für den Tee und se machten dann auch ein Bild von uns.

Ah das Baby wäre noch erwähnenswert und zwar die Hose mit einer Öffnung am Popo, sodass es ruck zuck sein Geschäft verrcihten konnte, ohne dass die Hosen ausgezogen werden mussten. Nicht unwichtig in der Kälte. Manchmal schaute auch eine Windel aus dem hinteren Hosenschlitz.

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