Reisebericht Tunesien - Wüstentour vom 2.10.2012 bis 4.10.2012

Vielen Dank an unseren Guide Abdallah und Ahmed

Link zum Tour Operator --> www.sahara-individual.com

 

Wüste

 

Vom 1. Oktober bis 8. Oktober buchten wir recht kurzfristig einen Urlaub nach Tunesien. Bei Neckermann. Ich musste noch 15 Urlaubstage bis zum Jahresende verbrauchen und da mussten wir kurzfristig etwas unternehmen. Da uns im Februar, in Ägypten, die Wüste gefallen hatte, und ich unbedingt noch einmal für längere Zeit und über Nacht in die Wüste wollte, bot sich Tunesien an. Tunesien, das vor etwa anderthalb Jahren den "arabischen Frühling" einläutete, schien gut geeignet für einen kurzfristige Reise. Der Plan war, von einem Hotel einen mehrtägigen Ausflug in die Wüste zu unternehmen.

Parallel zu den Recherchen für ein Hotel mit Flug auf den Urlaubs-/ Reiseportalen der großen Reiseagenturen suchte ich einen Veranstalter für individuelle Reisen in die Wüste. Ich fand ihn mit Abdallah Ferjani. (www.sahara-individual.com)

Sein deutscher Freund hatte eine Webseite für ihn gemacht und meine erste Anfrage wurde postwendend beantwortet. Leider verstand ich sehr wenig von der Antwort und griff einfach zum Telefon und wählte die angegebene Nummer. Abdallah spricht verständlich deutsch, sodass wir uns schnell einig waren. Schreiben ist nicht so sein Ding. Also ruft an, wenn ihr eine Reise mit ihm unternehmen wollt. (Wir können es empfehlen.)

Die Wüstentour war also geplant, brauchten wir nur noch ein Hotel, möglichst im Süden (Djerba oder Zarzis), damit die Anreise nach Douz, wo Abdallah wohnt, von wo es in die Wüste geht, nicht so weit war.

 

 

Die Auswahl ist groß, obwohl es nicht die absoluten Schnäppchenpreise von Aldi oder NETTO bei Neckermann waren. Ein Nettoprospekt hatte uns erst auf die Idee mit Tunesien gebracht. Am 1. Oktober brachte uns Katja zum Düsseldorfer Flughafen und nach gut 3 Stunden Flug landeten wir auf Djerba, transferierten nach Zarzis, checkten ein und gingen Abendbrot essen.

Es dauerte nicht lange als der Metre des Restaurants uns ansprach und fragte, ob wir die "319" wären (unsere Zimmernummer) und morgen mit Abdallah in die Wüste gingen. Unsere Überraschung war uns anzusehen. Der Chef des Restaurants erklärte uns, dass Abdallah sein Schwager ist und heute bei ihm übernachtet, bevor er morgen uns nach Douz fährt. Ich glaube, das beruhigte Toma. Sie war doch sehr nervös, allein, also nur mit mir und einem Guide in die Wüste zu gehen.

Wir packten am Abend im Hotel unsere Sachen, jeder seinen kleinen Tagesrucksack und ein Reisetäschchen für beide mit den Übernachtungsutensilien.

In der vergangenen Woche gab es verstärkt Unruhen in den arabischen Ländern, da ein Schmähvideo über Allah eines amerikanischen Kopten im Internet veröffentlicht wurde. Botschaften wurden gestürmt und in vielen muslimischen Staaten gingen die Menschen auf die Straße und protestierten gegen die die Verunglimpfung ihres Gottes. Und es gab auch Gewalt. Dies alles war keine gute Zeit, sich in die Wüste zu begeben, die nicht weit weg war von Libyen, wo es auch noch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, Entführungen... kommen konnte.

Pünktlich um 8.00 Uhr ging es am nächsten Tag mit dem KIA in Richtung Wüste. Der Himmel war bedeckt, kein blauer Fleck und es regnete.

Die Regenwolken erstreckten sich bis zum Horizont. Seit Februar (und wir schreiben den 2. Oktober) sollte es nicht mehr geregnet haben. Ich bin mir nicht sicher, ob man dem glauben darf.

 

Egal, wir fuhren vorbei an Olivenplantagen, die sich, so weit das Auge sehen konnte, links und rechts der Straße erstreckten. Die Straßen waren in einem guten Zustand. An den Eingängen zu größeren Ortschaften gab es Kontrollposten, die uns gewöhnlich weiter winkten. Auch nach 60-70 km regnete es noch, und nur weit hinten am Horizont sahen wir eine blauen Streifen, der das Ende der Wolkenschicht erahnen ließ. Es ging in die Berge und nach knapp 2 Stunden machten wir eine kurze Pause in einem Bergdorf. Der Regen hatte zwar kurz aufgehört, aber der Himmel war wolkenverhangen.

Toujane Berberdorf

Am Ortseingang, eingelassen in den Hügel, befand sich eine Herberge, eine alte Ölmühle mit mehreren in das Gestein gehauener Gewölben, die als Nachtlager dienten. Es war frisch hier. Wir vertraten uns die Beine, schauten uns an, wie früher Öl produziert wurde, tranken schmackhaften grünen Tee mit Pfefferminze und viel Zucker.

Eigentlich befanden wir uns bereits in der Wüste, in den Bergen, dem Zuhause der Berber. Viele der Häuser des Bergdorfes waren zerfallen. Die Bewohner hatten sie verlassen und waren in die Stadt gezogen.

Alte Ölmühle

Abdallah sagt uns, dass früher zwei Ziegen ausreichend waren, um ein Jahr ein Auskommen zu haben, heute jedoch die Jungen Handy, Fernsehen, Internet nicht missen möchten. Das ist für zwei Ziegen nicht mehr zu haben. Sie wandern also ab in die Städte, um dort ihr Glück zu suchen. Es gibt auch keine Industrie in den Bergen, keine Arbeit und kaum Landwirtschaft (Viehzucht).
Weiter ging es nach Westen ins Landesinnere. Es gab kaum Verkehr auf den Straßen. Nur ab und zu kam uns ein Wagen entgegen. Ich las Simon Beckett "Leichenblässe". Die Landschaft bot nur wenig Abwechslung. Gegen 1.00 Uhr passierten wir die Stadtgrenze von Douz, einer Oase in der Wüste.

Quelle im unteren Teil von Toujane

Die Stadt wirkte wie ausgestorben. In einem Restaurant in der Nähe des Marktes, der nur einmal in der Woche war, aßen wir etwas. In einem Hotelzimmer erholten wir uns eine Stunde von der Fahrt. Mit dem Taxi ging es danach zum einen Kilometer entfernten Haus von Abdallah, wo Ahmed, sein Cousin, mit drei Kamelen (Dromedars) auf uns wartete.
Es war heiß. Kaum noch eine Wolke am Himmel. Die Sonne knallte und prasselte auf uns herab. Auf dem Weg zu Abdallahs Haus hatten wir uns noch je ein Tuch gekauft, dass wir uns nun um den Kopf wickelten, um die Sonne ein wenig daran zu hindern das Wasser im Kopf zu verdampfen.
Leinen los. Bye, bye und bis bald, die Karawane, bestehend aus drei Dromedaren, drei Menschen setzte sich um 3 Uhr für drei Tage in Bewegung. Langsam. Es schien nur so. Behutsam. Behutsam setzen die Dromedare ihre Zehen auf. Irgendwie haben sie ein Gelenk mehr als wir. Das muss ich in der Wikipedia nachlesen. Es sieht faszinieren aus, wie die riesigen Tiere ihre schlanken, schmalen Beine bewegen und bei JEDEM Schritt behutsamst die Zehen auf den Sand setzen und ihr eigenes Gewicht und das ihnen aufgeladenen abfedern. Bereits wo ich sah, wieviel sie bereits zu tragen hatten, bekam ich ein schlechtes Gewissen, auf ihnen zu reiten. Doch innerhalb von Douz liefen wir neben ihnen her, bestaunten die Dattelpalmen, die voller Früchte hingen, die Granatäpfelbäume in den Dattelplantagen.
 

Hier ging sie los, unsere Reise in die Wüste.

Abdallah erzählte uns, dass es deren nur noch wenige gibt, da die Erde für Granatäpfelbäume zu salzig ist. Dattelpalmen benötigen 50 Jahre bis sie Früchte tragen. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen, die zusammen gepflanzt werden. Im Frühjahr erfolgt die Bestäubung und in wenigen Tagen werden die Datteln geerntet.

Als die Dromedare und wir aus den Palmenplantagen heraustraten, standen wir vor einem riesigen Stadium, dessen Tribünen der Wüste zugewandt waren. Unscheinbar und kaum wahrnehmbar waren im Sand zwei Fußballtore eingelassen. Obwohl wir Ahmed nicht fragten, denn es war auch schwer ihn etwas zu fragen, da er nur arabisch und ein wenig französisch sprach, dies zwar mehr als wir, aber die Schnittmenge der Worte, die wir drei gemeinsam hatten, verdammt begrenzt war, schien Fußball nicht das Hauptereignis zu sein, was von den Tribünen verfolgt wurde. Wahrscheinlich Kamel / Dromedarrennen. Oder Sonnenuntergänge in der Wüste. Denn vor der Tribüne breitete sich das aus, was wir in den nächsten drei Tagen und zwei Nächten erfahren, erlaufen sollten, die Wüste.
Die Tribünen waren eine zusätzliche Grenze zwischen der Zivilisation, der Geschützheit der Oase und dem Ausgesetztsein, dem Unbekannten, was uns die nächsten Stunden aufnehmen sollte. Auf dem Fußballfeld machte Ahmed kurz halt und schlug uns vor, zureiten. Etwas unentschlossen, stimmten wir zu. Das Aufsitzen auf den Dromedar ist das Schwierigste beim Reiten. Ahmed ließ die Tiere mit Zick-, Klick- und Ächtzlauten vor uns niederknien.

Ich hatte gerade die Beine über den Kamelrücken geschwungen, die Kamera aus dem Rucksack geholt, der mir über den Rücken hing, um Toma beim Aufsteigen zu fotografieren, als es mich nach hinten schmiss. Da ich die Kamera in den Händen hatte, also mich nicht fest hielt, konnte ich nur ein wenig mit den Beinen den Impuls abfedern. Doch in der nächsten Sekunde flog ich in die andere, entgegengesetzte Richtung, nach vorne. Ich bekam den Griff des Sattels nicht zu fassen, saß aber jetzt 2 Meter über dem Wüstensand auf dem Wüstenschiff, das ein recht dynamisches Ablegemanöver hingelegt hatte.
Toma wurde ebenso durchgeschüttelt, obwohl sie sich am Griff festgehalten hatte. Mir wurde klar, dass hier die Reise bereits zu Ende gewesen sein hätte können oder zumindest das Fotografieren,denn die Kamera hätte auch im feinen Sand der Wüste liegen können. Dem stürmischen Aufstieg folgte ein sehr unruhiger Ritt. Der Dromedar schüttelte mich gut durch. Unsere Beine waren fast waagerecht oder sehr breit nach unten, da das Kamel ja noch mit Gepäck beladen war. Nach ein paar Minuten genußlosen Reitens hatte ich genug und rutschte, als das Kamel stand, von dessen Rücken herunter. Dann schon lieber zu Fuß.

Ahmed vorneweg, Toma, Halif, mein Kamel und dann ich, so ging es durch die Wüste. Ahmed führte die Kamele immer so, dass sie keine großen Steigungen hatten, möglichst festen Sand unter den Hufen, nach dem Prinzip: Der Schlaue geht nicht über den Berg, der Schlaue geht um den Berg. Als ich am Ende des dritten Tages auch eine längere Strecke ritt, war ich ihm dankbar dafür, denn es ist nicht so angenehm für den Reitenden, wenn die Dromedare sich zu stark nach hinten neigen, noch unangenehmer jedoch, wenn man nach vorne fällt, weil das Kamel eine Düne nach unten geht und dann noch im selben Moment beschleunigt, weil das vor ihm laufende Tier am Seil zieht, an dem seine Nase hängt.
Noch waren im Sand viele Quadspuren und das Stadion am Rande der Wüste zu sehen, wenn wir eine Düne erklommen.Wenn wir im Februar in Ägypten keine Pflanzen in der Wüste gesehen hatten, so gab es hier in Tunesien doch noch Büsche und Sträucher, vereinzelte Gewächse, die den rauen Bedingungen zum Trotz, im Sand wuchsen. Es waren bestimmt über 40 °C im Schatten und in der Sonne sicherlich noch einmal 10 Grad mehr. Der Rucksack hatte durch die Fotoausrüstung und zwei große Wasserflaschen auch ein Gewicht von 10 kg, das die Challenge etwas erhöhte. Obwohl wir eigentlich auf eine "Challenge" gar nicht aus waren. Die Wüste in Ägypten hatte mir sehr schöne Fotos ermöglicht, ich wollte die Sterne sehen über der Wüste in der Nacht, die Ruhe spüren, Einsamkeit? Manambolofeeling!

Wir entfernten uns erst einmal von der Oase Douz und das mit einer Geschwindigkeit von gut 5 km/h. Obwohl es auf den ersten Blick eher gemächlich aussah, wie wir durch die Sandberge zogen, Ahmed mit Schlappen vorneweg, die Dromedare an der Leine, machte bereits ein ganz kurzer Fotostopp deutlich, wie schnell wir waren. Nur mit äußerst schnellem Schritt oder kleinen Zwischenspurts, die recht anstrengend im Sand mit hohen Wanderschuhen und Rucksack waren, gelang es mir danach die Karawane wieder einzuholen. Und es waren der kurzen Fotostopps vieler.

Ich hatte mich nicht mit Sonnenschutz eingecremt. Mein Schal musste möglichst alle ungeschützten Hautstellen am Kopf und Hals vor der Sonne schützen. Was blieb war ein Sehschlitz für die Augen. Die richtige Bekleidung in den Ländern Allahs und nicht nur für die Frauen. Warum man diese nützliche Kleiderordnung in das sonnenarme Mittel-und Nordeuropa exportieren muss, wenn man als Muslim dort hin geht und der Körper um Sonne bittet für die Produktion von Vitamin D, ja das bleibt mir verschlossen. Es sind die Notwendigkeiten des Lebens, die bestimmte Regeln in die Religion verankert haben, um das Überleben des Einzelnen und der Gemeinschaft zu sichern. Und es ist einfacher zu sagen, das Allah dies wollte, als bei der Menge der heute verfügbaren Sonnencremes zu erklären, dass man sich mit Stoff vor der Sonne schützen muss. Naja, während der nächsten Pause schmierte ich mich ein, ohne jedoch den Schal abzulegen. Es ist nicht nur sehr heiß in der Wüste, es ist auch sehr hell. Und ohne Sonnenbrille schafft der Schal auch den Augen eine gewisse Erleichterung. Irgendwann hatte auch Toma genug vom Reiten und lief zu Fuß. Mehr als eine Stunde war vergangen, als wir im Schatten eines Busches Pause machten. Unsere Gesichter waren rot vor Hitze und Anstrengung. Mein Rücken war glitsch nass, da der Rucksack die Verdunstung des Schweißes verhinderte.
Wir tranken viel. Zu Beginn war das Wasser noch etwas kühl, doch bald hatte es sich erwärmt, und später war es wärmer als die Körpertemperatur.
Der Schatten des Busches war angenehm. Indem wir ruhten, sank auch unsere Körpertemperatur um einige Grad. Der Motor kühlte ab.

Die Spuren der Quads und Motorräder waren deutlich weniger geworden. Das Stadion schon eine ganze Weile nicht mehr zu sehen. Wir waren in der Wüste angekommen, ohne das sich jedoch ein besonderes Gefühl einstellen wollte. Wir liefen durch Sanddünen, nur das Meer war nicht zu sehen. Die Sonne begann sich dem Horizont zu nähern, langsam, als wir wieder weiter gingen.

Wir überquerten eine Sandpiste, die irgendwohin in die Wüste führte. Als wir hundert Meter entfernt waren, fuhr auch ein Jeep vorbei, wurde langsamer und wir wurden ein Fotomotiv für die Touristen im vollbeladenen Wagen.

Die Sonne schien uns nun schon fast direkt in die Augen, da wir Richtung Westen liefen und sie sich auf ihren Untergang vorbereitete. Das war nach über zwei Stunden Wüstentrekking auch der Zeitpunkt, an dem wir unser Nachtlager aufschlugen. Wir hatten jetzt ein Gebiet mit höheren Sanddünen erreicht. Wind war aufgekommen und ich machte mir schon ein wenig Sorgen, ob denn meine Kamera gut genug abgedichtet war, damit der fein, fast wie Mehlstaub, über den Boden fliegende Wüstensand nicht in das Gehäuse eindrang.
An den Abbruchkanten der Dünen sah man,wie der Wind die Partikel aus der Düne herausfegte, Sieger über die Schwerkraft wurde, sie doch irgendwo wieder ablegen musste, wenn seine Kraft nicht mehr ausreichte, sie in der Luft zu halten.

Spektakulär, wie in Ägypten, oder wie ich es mir erhofft hatte, war der Sonnenuntergang nicht, doch bevor die Sonne dem Mond Platz machte, tauchte sie alles in ein wundervoll weiches schmeichelhaftes, zartes Licht, das 24 Millionen Pixel bei jedem Druck auf den Auslöser gierig aufsogen und das im krassen Kontrast zum lauten, kaum gedämpften Klicken des Spiegels der Kamera stand. Ich denke, dass ein paar Bilder von Toma dabei sind, die es ins Fotobuch schaffen.
 

Ahmed kümmerte sich um die Kamele, das Feuer. Toma half ihm bei der Zubereitung des Dinners. Irgendwann tauche ein Wachmann von einem Touristencamp auf, das hier ganz in der Nähe sein musste. Er aß mit uns Abendbrot. Ahmed buk im Feuer Brot. Dazu rührte er Wasser und Mehl zu einem Teig an, breite die Glut aus zu einer Scheibe, legte den runden Fladen darauf und bedeckte ihn wieder mit Sand Irgendwann war das Brot fertig. Es schmeckte gut und das verwunderlichste war, dass man kein einziges Sandkorn im Mund spürte, obwohl der feuchte Teig im Wüstensand gelegen hatte. Als Ahmed das Brot aus dem Feuer nahm klopfte er es ein wenig ab, das war aber die gesamte Reinigungsaktion.
Auf einem Dreipot kochte ein Topf mit Suppe und darüber befand sich ziemlich passgenau ein einem Topf mit Siebboden, wenn man so will in einem Durchschlag, Kuskus, dass durch das verdampfende Wasser der Suppe gegart wurde. Damit kein Dampf zwischen Durchschlag und Suppentopf entwich, umwickelte Ahmed den Spalt mit einem nassen Tuch aus Leinen. Es wurde ein leckeres Mahl.

Unser Dromedar Halif

Kaum war die Sonne abgetaucht, wurde es schnell dunkel . Die Dänmmerung war recht kurz. Unser Schlaflager, zwei Matratzen und drei Decken bereiteten wir etwas oberhalb des geschützten Feuerplatzes. Die Nacht war klar und man konnte auch schwach die Milchstraße erkennen, zumindest solange bis der Mond noch nicht aufgegangen war oder sich hinter den Wolken befand, die ihn am Horizont verbargen. Vor etwa 2 Tagen war Vollmond, sodass der Mond noch fast eine volle Scheibe war. Als er sich aus den Wolken erhob, tauchte er die Wüste in ein silbriges, mysteriöses Licht, das viele der Sterne am Himmel verschluckte und nur noch die lichtstarken leuchten ließ. Irgendwie kam kein Manambolofeeling auf. Ob es Douz war, dessen Licht-verschmutzung man am nördlichen Horizont noch sehen konnte, das Bellen der Hunde im nahegelegenen Touristenlager oder vielleicht auch die Müdigkeit von der Wüstentour, der Hitze des Tages???
Es hatte sich abgekühlt. Der Wind hatte ebenfalls Erleichterung geschaffen.Mir fielen ganz schnell die Augen zu, wenn ich mich zurücklehnte, nur den Himmel über mir, wo die eine oder andere Sternschnuppe ihr Lebenslicht aushauchte. Wir legten uns schlafen. Die Nacht war kalt. Gegen 1.30 Uhr wachte ich auf, da es mich fröstelte. Wir hatten nur unsere Schlafsackinlets mitgenommen, da Abdallah Nächte mit 25 °C vorausgesagt hatte. Doch trotz Schlafsackinlet, Decke und der Sachen, die wir an uns trugen, hatte es der Wind geschafft, dass wir froren. Wir trugen die Matratzen zurück zum geschützten Feuerplatz, zogen uns noch an, was wir mit hatten, (bei mir war das nur noch eine dünne Regenjacke) und schliefen bis zum Sonnenaufgang wieder ein.

2. Tag

Als wir erwachten, bemerkten wir, dass die Decken feucht und klamm waren. Die Abkühlung in der Nacht hatte das Wasser in der Luft kondensieren lassen und es hatte sich am Boden, an unseren Sachen, an den Decken niedergeschlagen. Für die Wüstenpflanzen die Möglichkeit zu leben. Sonnenaufgang-Fotos. Die Kamele waren weg. Weit weg. Besonders Halif.

Deswegen verbrannte das Brot, das der Wachmann des Camps aus dem Feuer holte, da Ahmed Halif suchte. Obwohl Halif die Beinen zusammengebunden waren bewegte er sich vorwärts, langsam, aber stetig. Die anderen beiden Dromedare rissen nicht aus. Nur männliche Kamele werden als Tragetiere genutzt. Die weiblichen Kamele sind mit oder ohne Nachwuchs in der Wüste, in der Freiheit, unterwegs.

Am heutigen Tag sahen wir zwei freilaufende weibliche Dromedare in reichlicher Entfernung. Aber auch Spuren von Mutter und Dromedarkind sollten wir heute im Wüstensand sehen. Ahmed brachte Halif zurück. Wir aßen Frühstück und brachen zur zweiten Tagesetappe auf. Die Sinne waren noch geschärft und uns fielen die vielen Spuren im Sand auf. Ein Thema für die Kamera. Die meisten Spuren stammten von Mäusen. Da Ahmed ja nur wenig deutsche Worte kannte, wir nur wenig französisch, bin ich mir nicht sicher, ob er gerade bei den Mausspuren, wirklich Mäuse meinte. Denn er zeigte mit den Händen mit etwa 25 cm die Größe einer Maus.
Das ist recht groß für eine Maus.mal sehen, was das Internet dazu sagt. Die zweit-häufigste Spur war die von Schakalen, einer Hundespur sehr ähnlich. Aber auch schön ausgeprägte Abdrücke von Schlangen zeichneten sich im Sand ab.

Wüstenrennmausspur
Die Rennratten, Wüstenrennmäuse, Sandmäuse oder Wüstenmäuse (Meriones)

sind eine zu den „höheren Rennmäusen“ (Rhombomyina) gehörende Gattung der Rennmäuse mit etwa 17 in der südlichen Paläarktis verbreiteten Arten. Die Kopf-Rumpf-Länge der Rennratten beträgt 95 bis 180 Millimeter und die Schwanzlänge 100 bis 193 Millimeter. Das Körpergewicht variiert von unter 30 Gramm bei der Sundevall-Rennmaus bis über 100 Gramm bei der Persischen Rennmaus.

Der Lebensraum der Rennratten sind Lehm- und Sandwüsten, Buschland, Trockensteppen, Tiefebenen, Äcker, Grasland und Gebirgstäler. Sie sind bodenbewohnend und verbringen viel Zeit in ihren in weichen Boden gegrabenen Bauen, deren Umfang sowohl innerartlich als auch zwischen den Arten variiert.

Das heißt, wir hatten uns richtig verstanden, mit wenigen Worten.

Wüstenrennmausbau

Fliege Lande- und Startplatz

Schakal und Dromedar

Schakal

Schakalspur

Wüstenrennmausspur 

Vogel

Vogellandeplatz

Schlange

Schlange

Dromedarlosung

Knochen von einem jungen Dromedar
Schakalbau Schakal trifft/fängt Wüstenrennmaus
Die Konsistenz des Sandes deutete darauf hin, dass es geregnet haben muss oder der Sand irgendwie anders feucht geworden war. Ahmed las die Wüste wie ein Buch; und nicht nur die. Als ich merkte, wie ich durch die Hitze und das Laufen im Sand müde wurde, machte Ahmed eine Pause. Entweder brauchte er immer zum richtigen Zeitpunkt auch eine Erholung oder sah uns an, wann wir eine Pause nötig hatten. Gegen 11.00 Uhr nach etwa 2 Stunden Gehen mit kurzer Rast, machten wir Mittag im Schatten eines größeren Strauches. Mit einer Decke und Plane, die wir im Strauch befestigten, schützten wir uns vor den Sonnenstrahlen, die die Pflanzen noch durchließ. Ahmed buk Brot, Toma schnitt Salat und fertig war das Mittagessen. Zum Frühstück gab es übrigens Fladenbrot mit Butter, Marmelade, Nutella aus kleinen Restaurantdöschen. Und das Leckerste zum Abendbrot waren frische Datteln, TAMAR auf arabisch, ein Genuss. Diese Datteln hatten nur wenig gemeinsam mit den Früchten, die es bei uns zu kaufen gab. Schon die goldige Farbe, ihre weiche faserlose Konsistenz und ihre dezente Süße begeisterten. Nach etwa 3 -stündiger ausgiebiger Rast stapften wir weiter durch die Wüste.

Heiß, hell (für die Hölle war es zu schön), trocken. Mit der Zeit auch anstrengend, denn Ahmed lief wie ein Uhrwerk in gleichmäßiger Geschwindigkeit, obwohl es von der Seite aussah als hutschte er durch den Sand mit seinen Schlappen.
Nachdem wir etwa 1 Kilometer durch höhere Sanddünen gelaufen waren, Toma geritten, ich schöne Motive fand, mit wenig Vegetation und eben nur Sand, gewellt,geformt vom Wind, war unser Tagesziel auch schon erreicht.
Heute waren wir allein. Die Lichter von Douz konnten wir in der Ferne sehen. Laut Ahmed etwa 15 km entfernt. Diese Strecke mussten wir also morgen noch zurücklegen.
Es war mein Glückstag. Toma erklärte sich bereit im Licht der Abendsonne Modell zu sein. Auf dem Display der Kamera können sich die Fotos sehen lassen. Der zweite Sonnenuntergang gefiel mir persönlich schon besser als der erste. Doch das Ereignis in der Wüste zu fotografieren, muss ich noch lernen. Es gibt kein Wasser, das Licht reflektiert. Es gibt kaum Objekte, die sich als Vordergrund eignen (Toma war bereits mit der Zubereitung des Abendmahls beschäftigt. Die Sanddünen werden natürlich in ein fotogenes Licht getaucht und die tiefstehende Sonne wirft auch noch von den kleinsten Erhebungen lange Schatten, der spezielle Aufnahmemodus der Kamera zeichnet alles in orange, cremige Farbtöne. Ich bin gespannt, wie es auf unserem großen Bildschirm aussehen wird. Das Abendbrot war ähnlich dem gestrigen. Zum krönenden Abschluss gab es wieder Datteln mit süßem Pfefferminztee. Wir saßen am Feuer und in der Wüste heulten die Schakale. heute war die Milchstraße deutlicher zu sehen. Auch die Mondscheibe zeigte deutliche Abnutzungserscheinungen. Der Mond hatte eine rötliche Farbe und Ahmed merkte an, dass es deshalb morgen heiß werden würde. Das ist besonders in der Wüste eine Bauernregel, die mit geradezu 100%-iger Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Er sollte Recht haben.

Ahmed hatte uns ein Zelt aufgebaut und der Plan war, unter freiem Himmel einschlafen und später ins Zelt umziehen, wenn es kalt werden sollte.
Der anstrengende Tag, ich glaube auch wenn wir keine 20 km in der Wüste gelaufen wären, wären wir müde durch die Hitze gewesen, ließ uns schnell zur Ruhe kommen. Irgendwann in der Nacht wachten wir auf und schoben unsere Matratzen ins Zelt, also 2 Meter nach hinten, und setzten unsere Nachtruhe fort.
3. Tag

Pünktlich zum Sonnenaufgang wachte ich auf, füllte die Flashkarte mit weiteren GB, die die Welt nicht braucht, bis Toma wach wurde, Halif wieder eingefangen war und wir frühstückten. Ahmed hatte wider frisches Fladenbrot gebacken. (Altes Brot schmeckte nicht.)

Er unterschied sich nicht von den anderen, der heutige Tag.

Nach der ersten und einzigen Pause konnte mich Ahmed doch überreden, auf dem Dromedar zu reiten. Douz war schon in Sichtweite. Das Stadium deutlich zu sehen. Wir ritten zusammen noch eine knappe Stunde bis wir auf dem Platz vor den Tribünen ankamen. Ahmed hatte Abdallah angerufen und sein weiter KIA fuhr durch das Tor der Tribünen auf unsere Karawane zu. Die Reise durch die Wüste war zu Ende. Wir verabschiedeten uns von Ahmed. Wir waren gut durchgeschwitzt, nicht aber erschöpft und lehnten ab, wieder ins Hotel zu gehen, um uns frisch zu machen.
Es war Basar in Douz und mächtig was los. An den Dattelplantagen hielten wir kurz an. Abdallah ersprang uns jeden eine Dattel. In der Stadt brodelte es. Doch schon nach ein zwei Bilder waren die Batterien im Blitz leer. Bei dem ersten Straßenhändler kauften wir 4 Batterien für 1 Dinar = 50 Cent. Doch bereits nach einem Foto war die Kapazität der Zellen erschöpft. In einem "Fachgeschäft" erstanden wir 4 Durozell für 6 Dinar und der Blitz blitze und blitzte und blitzte.
Natürlich traute ich mich nicht wie gewohnt, obwohl es gerade von Menschenmotiven wimmelte. Typen! Typen! Und was für Typen. Leider gab es keine Stelle, von der aus man unbeobachtet fotografierten konnte. Das 500 mm Objektiv gestattete es trotzdem das eine oder andere Gesicht der so vielfältigen Menschen und ich würde auch sagen Völker, vielleicht auch Nationen abzupixeln, ohne dass sie es vorher merkten.
Der eigentliche Markt war von einer Mauer umgeben, doch im Inneren der Mauern befanden sich auch viele Geschäfte für Touristen, sodass der belebtere Teil des Marktes mit mehr Einheimischen oder Menschen, die aus der näheren Umgebung gekommen waren, sich außerhalb der Mauern, in den angrenzenden Gassen befand. Hier wurde Obst, Früchte und andere Waren auch direkt von Pickups oder anderen Wagen verkauft. Der Markt zog jeden Wochentag in eine andere Stadt. In etwa so als würde der Wochenmarkt von Marl-Sinsen und Karstadt Recklinghausen gemeinsam, durch die Gegend ziehen, denn es gab wie gesagt, frische Waren aber auch Haushaltsartikel, Schuhe, Bekleidung...
Douz

ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa 30.000 Einwohnern. Sie liegt 30 Kilometer südlich von Kebili im Nefzaoua-Oasengebiet südlich des Salzsees Chott el Djerid. Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental ist die Stadt als „Tor zur Sahara“ bekannt. Douz mit Umgebung ist das Zentrum des zum Teil immer noch halbnomadischen Mrazig-Stammes, die von den Beni Hilal abstammen sollen. Da die Regierung Programme zur Sesshaftmachung eingeleitet hat, reduziert sich die Zahl der Nomaden von Jahr zu Jahr.

In früherer Zeit war Douz ein wichtiger Haltepunkt der Transsahara-Karawanenrouten. Der Wegfall des Karawanenhandels konnte durch den Ausbau des Tourismus kompensiert werden. Für Touristen gibt es heute geführte Kamel-Touren. Pro Jahr werden in der Region von Douz 320.000 Übernachtungen gezählt. Der Wüstentourismus ist jedoch wegen des erhöhten Wasserverbrauchs und der Austrocknung der Oasen ökologisch bedenklich.

Im modernen Ortszentrum von Douz findet donnerstags der größte Wochenmarkt Südtunesiens statt, zu dem sesshafte und nomadische Käufer und Verkäufer aus der Umgebung, teilweise auch aus Algerien zusammenkommen. Früher zogen sogar Tuareg aus Südalgerien mit ihren Karawanen zum Markt nach Douz.
Toujane - Berberdorf

Nach einer guten Stunde Basarbummel kehrten wir zurück zum Restaurant, wo wir bereits auf der Hinreise Mittag gegessen hatten. Es war nicht gut gefüllt, da es sich kaum ein Einheimischer leisten konnte, etwa 5 Euro für ein Mittagessen (mit Getränk) auszugeben. Aus dem Restaurant heraus,im Dunkeln sitzend, also so gut wie ungesehen, machte ich noch einige Aufnahmen von Marktbesuchern. Mit einem Freund von Abdallah machten wir uns gegen 1.00 Uhr auf den Rückweg nach Zarzis.
Beide würden den selben Weg noch am gleichen Tag zurückfahren. In der Nacht ist es sicherer, zu zweit zurückzufahren. Wir machten wieder einen Zwischenstopp im Bergdorf Toujane, jedoch bei Sonnenschein und blauem Himmel. Von Toujane hat man einen wunderbaren Blick auf das Mittelmeer und Djerba. Das schwindelerregend in den Berg gehauene, alte Dorf ist weitgehend verlassen.

Auf dem Weg nach Zarzis machte ich noch aus dem fahrenden Wagen einige Fotos.
Doch für die beiden Bilder oben hielten wir extra an.
Der Bürgerkrieg in Libyen hatte den Tunesiern eine zusätzliche (halb-legale) Benzinversorgung beschert. Das Benzin in Libyen ist wesentlich billiger als in Tunesien und geschmuggeltes Benzin wird in Tunesien von findigen Tankstellen-betreibern für einige Cent billiger verkauft. Auf den Bildern ist so eine Tankstelle zu sehen.